ART

107) L. Cornelius Cinna, Sohn von Nr. 106, schloss sich noch sehr jung im J. 676 = 78 dem M. Aemilius Lepidus an, der die sullanische Verfassung umzustossen unternahm (Bd. I S. 554f. Nr. 72), und flüchtete nach dessen Untergange mit anderen seiner Anhänger zu Sertorius nach Spanien. Eine von Caesar, seinem Schwager, unterstützte Lex Plautia gestattete ihm, wahrscheinlich 681 = 73, die Rückkehr nach Rom (Suet. Caes. 5). Aber erst im J. 705 = 49 hob Caesar das Gesetz auf, das den Nachkommen der von Sulla Geächteten die Fähigkeit zur Bekleidung von Ämtern genommen hatte (vgl. Mommsen St.-R. I 493), und durch das bisher auch Cinna von solchen ausgeschlossen war. Nun gelangte dieser 710 = 44 zur Praetur. Aber obgleich er mit Caesar verwandt und ihm zu Dank verpflichtet war, erschien er nach dessen Ermordung am 15. März zuerst von allen Magistraten bei den Verschworenen, legte sein Amtsgewand ab, weil es ihm von einem Tyrannen verliehen sei, schmähte von der Rednerbühne aus den Toten, pries seine Mörder und forderte das Volk, freilich vergeblich, auf, sie zu ehren (Val. Max. IX 9, 1. Suet. Caes. 85. Plut. Brut. 18, 4. 20, 4. Appian. bell. civ. II 121). Ungenau ist dagegen die Angabe, er habe zu den Verschworenen gehört und an ihrer That teilgehabt (Plut. Caes. 68, 2. Dio XLIV 50, 4, daraus Zonar. X 12). Am 17. März begab er sich wieder in seiner Amtstracht zu der Senatssitzung in den Tellustempel; unterwegs erkannte ihn die Menge, unter der viele Veteranen Caesars waren, und verfolgte ihn, wütend über sein Verhalten, mit Steinwürfen; er flüchtete in ein Haus und wäre hier verbrannt worden, wenn ihn nicht M. Lepidus geschützt hätte (Appian. II 126, vgl. 137; Plut. Brut. 18, 4 erzählt Ähnliches schon beim 15. März). Aufs höchste stieg dann die Wut des Volkes gegen Cinna bei Caesars Bestattung; es stürzte sich auf den zufällig des Weges kommenden Volkstribunen C. Helvius Cinna, der Caesar ergeben war und von Plut. Brut. 20, 4; Caes. 68, 2 für den Dichter gleichen Namens gehalten wird, und indem es glaubte, den verhassten Cornelius Cinna vor sich zu haben, hörte [1288] es auf keine Erklärung und zerriss den unschuldigen Tribunen in Stücke (Val. Max. IX 9, 1. Suet. Caes. 85. Plut. Brut. 20, 4; Caes. 68, 2. Appian. II 148. Dio XLIV 50, 4 vgl. XLVI 49, 2. Zonar. X 12; vgl. Schwabe Philol. XLVII 169f.). Von dem Praetor Cinna berichtet Nicol. Damasc. v. Caes. 22, 1 (FHG III 442), er habe die Zurückberufung der von Caesar bestraften Volkstribunen L. Caesetius Flavus und L. Epidius Marullus veranlasst, aber er verlegt diesen Antrag noch unter Caesars Regierung, was nicht richtig ist (vgl. Bd. III S. 1310f. Nr. 4). Im December lobte Cicero (Phil. III 26) den Cinna in übertriebener Weise, weil er die ihm von Antonius angebotene Provinz zurückwies. Hula (Arch.-epigr. Mitt. XV 28) findet ihn wieder in einem Arvalen L. Cinna unter Augustus; da aber die Ansetzung des Fragments der Arvalacten, in welchem sich dieser Name findet, auf das J. 733 = 21 Bedenken unterliegt, so bleibt auch die Identification zweifelhaft (vgl. Mommsen und Hülsen Ephem. epigr. VIII p. 304. 316. 318, auch Bormann Festschr. f. O. Benndorf 281. 282, 1). Cinna war vermählt mit Pompeia, einer Tochter des Cn. Pompeius Magnus, denn sein Sohn Nr. 108 wird als dessen Enkel bezeichnet (vgl. Fasti Cap. 758. Sen. de clem. I 9, 3. Dio LV 14, 1).
[Münzer.]

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