ART

Compluvium, die Dachöffnung des Atriums (s. d.), Varro de l. l. V 161. Fest. ep. 108, 14. Nach Vitruv VI 3 (4). 6, soll seine Länge und Breite nicht unter 1/4 und nicht über 1/3 der Länge und Breite des Atriums betragen. In Pompeii, wo die Grösse des C. aus dem ihm im Fussboden entsprechenden Impluvium (s. d.) erkannt wird, pflegt in regelmässig gebauten tuscanischen Atrien das Verhältnis ungefähr 1 : 4 zu sein, so dass die Länge zwischen etwa 2,50 und 3,50 m., die Breite zwischen etwa 1,80 und 2,60 m. variiert. [796] Doch kommen auch viel kleinere C., von etwa 1,50 m. im Quadrat, vor. Das Verhältnis der Länge zur Breite richtet sich ungefähr nach der Form des Atriums. Beim viersäuligen Atrium pflegt das C. beträchtlich grösser zu sein und, wie das Atrium selbst, sich quadratischer Form zu nähern. Im Nebenatrium der Casa del Fauno (10 ✕ 12 m.) misst es 3 ✕ 3,50 m., in der Casa delle nozze d’argento 3,60 ✕ 5,20 m. in einem Atrium von 11,92 ✕ 16,46 m. Noch grösser ist es im korinthischen Atrium, welches durch die um das Impluvium stehenden, das Dach tragenden Säulen fast die Form eines Porticus annimmt: nur so erklärt sich auch der Name, da natürlich eigentliche Atrien in Korinth nicht üblich waren. So hat in der Casa di Castore e Polluce das Atrium 11, das C. 4,50 im Quadrat; im Hause des Epidius Rufus misst das Atrium 11 ✕ 16,80 m., das C. 4 ✕ 7,20 m. In Pompeii pflegt das Dach um das C. mit einem annähernd senkrecht aufstehenden Rande versehen zu sein, etwa 0,30 m. hoch, oben mit einem Gesims abgeschlossen, mit Wasserspeiern in Gestalt von Löwen- oder Hundeköpfen, v. Rohden Terracotten von Pompeii 5. 9ff. Taf. V–VII. Overbeck Pompeii4 260. In einem Falle (Reg. I ins. 2 nr. 28) fand man das C. durch ein Eisengitter geschlossen, zum Schutz gegen Diebe, Fiorelli Descr. di Pompei 48. Bull. d. Inst. 1874, 249. Dass es durch ein Velum geschlossen werden konnte, bezeugen Ovid. met. X 595. Plin. n. h. XIX 24; vgl. Dig. XXXIII 7, 12, 20. An zwei Säulen des viersäuligen Atriums der Casa delle nozze d’argento sind Bronzeringe angebracht, durch die wahrscheinlich die Schnüre gingen, mittels derer man das Velum bewegte. Not. d. scav. 1896, 424.

Das C. spielt eine Rolle in alten sacralen Gebräuchen. Wenn ein Gefesselter das Haus des Flamen dialis betrat, so mussten seine Fesseln gelöst und durch das C. entfernt werden, Fabius Pictor bei Gell. X 15, 8 (vgl. Serv. Aen. II 57), der ungenau impluvium für C. sagt; ebenso Plaut. Amph. 1108; Mil. 159. 287. 340. Umgekehrt Suet. Aug. 92. Litteratur s. unter Atrium.
[Mau.]

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