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Coloniae.
I. Name und Begriff.

Colonia ist das Abstractum wie colonus das Concretum von colo. Wenn also colonus zunächst der ist, der das Land bebaut, qui terram colit, d. i. der Bauer, so ist colonia seinem strengen Wortsinn nach das, was bebaut wird: die Bauernhufe [512] und der dazu gehörige Bauernhof. Es begegnet so z. B. in der veleiatischen Tafel (= fundus) CIL XI 1147 = Bruns Fontes iuris Rom.⁵ 285ff. I 42. 43. II 44. 70. 89. VI 40 u. s. w. und bei den Feldmessern (= ager): lib. Colon. p. 213, 6. 215, 3. 216, 3. 217, 5. 219, 1. Wie aber colonus entsprechend der Entwicklung der römischen Agrarverhältnisse neben dem freien Bauer vor allem den (Klein-) Pächter bezeichnet, so ist auch colonia in die juristische Sprache betreffend Grundpachtverhältnisse, z. B. in dem Terminus technicus colonia partiaria, gekommen; darüber vgl. man den Art. Colonatus.

Viel umfangreicher ist die Verwendung des Wortes neben dieser agrartechnischen Grundbedeutung in der Übertragung auf das politische Gebiet und zwar auch hier in einer scharf umrissenen technischen Bedeutung. Hier bezeichnet nämlich colonia die durch die gemeinschaftliche Ansiedlung einer Anzahl von Bauern von Rom aus geschaffene, der Mutterstadt als Tochtergemeinde nachgebildete und von ihr abhängige Ortschaft. Serv. Aen. I 12: colonia est coetus eorum hominum, qui universi deducti sunt in locum certum aedificiis munitum, quem certo iure obtinerent. Alii: colonia est, quae Graece ἀποικία vocatur; dicta autem est a colendo; est autem pars civium aut sociorum missa, ubi rempublicam habeant ex consensu suae civitatis aut publico eius populi, unde profecta est, consilio. Hae autem coloniae sunt, quae ex consensu publico, non ex secessione sunt conditae. Mommsen hat diese beiden Bedeutungen des Wortes in Verbindung zu bringen gesucht durch die Annahme einer ursprünglichen Samtwirtschaft der von Staatswegen hinausgeführten coloni (St.-R. III 26. 793; vgl. auch 776). Doch ist dieser Versuch rein hypothetisch, da wir von dem Stadium der Samtwirtschaft bei den Italikern gar keine greifbare Kunde haben. Vielmehr sind die Italiker wie die Kelten ursprünglich Einzelhofsiedler, und die ersteren, soweit wir sie geschichtlich verfolgen können, Vertreter der Individualwirtschaft im Gegensatz zu den Griechen und Germanen (darüber A. Meitzen Siedelung und Agrarwesen der Westgermanen und Ostgermanen, der Kelten, Römer u. s. w. Berlin 1895). Es ist daher wohl der Bedeutungswandel von colonia in derselben Weise zu erklären, wie derjenige von vicus. Wie dieses ursprünglich den Einzelhof und erst allmählich mit der dichter werdenden Besiedelung des Landes den so entstehenden Complex von Gehöften oder den Weiler bezeichnet, so bedeutet colonia zunächst in der Zeit der reinen Einzelsiedelung die einzelne Bauernhufe und den einzelnen Bauernhof, welche Bedeutung in der Agrarsprache denn auch erhalten geblieben ist, und erst später auch eine Summe von Bauernhöfen und die Gesamtheit der zusammengesiedelten Bauern, wie sie das aus der Burg (oppidum) zur Stadt (urbs) emporgestiegene Rom zur militärischen Sicherung seines Gebietes begründet hat. Varro de l. l. V 143 sagt, dass ursprünglich die Colonien urbes genannt wurden, weil sie geradeso wie Rom Etrusco ritu intra pomerium gegründet waren. Wenn die Nachricht richtig ist, beweist sie, dass die Übertragung des Ausdrucks colonia auf die Tochtergemeinden erst relativ spät erfolgte, auf alle Fälle erst, als die Latiner bereits in der städtischen Epoche ihrer [513] Geschichte sich befanden. So wenig aber die italische urbs im Gegensatz zur griechischen πόλις von der localen Selbstverwaltung den Ausgang genommen hat, so wenig auch die colonia. Diese ist vielmehr anfangs weiter nichts wie ein Complex von staatlich angelegten Bauernhöfen, der geradeso wie die urbs selbst von einer Mauer und einem Pomerium umschlossen, zunächst nur als eine sacrale Einheit aus dem umgebenden ager, dem Territorium, herausgehoben ist (darüber u. S. 584f.). Mommsen vermutet mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass, solange die Bürgercolonie noch einer eigentlichen respublica entbehrte, die Adsignation, aus der sie hervorging, als viritane gefasst wurde (St.-R. II³ 638, 4). Später unterscheidet sich die Colonie von der viritanen Adsignation dadurch, dass jene aus einer bestimmten zu diesem Zweck ausgewählten Anzahl von Personen besteht, die zu einem geschlossenen Gemeinwesen vereinigt werden, und dass der Staat einen beistimmten wirtschaftlichen oder militärisch-politischen Zweck damit verfolgt. Im Verhältnis zu municipium ist colonia zunächst etwas Geringwertigeres. Mit municipium (s. den Artikel) ist früher der Begriff der Selbstverwaltung und des selbständigen Gemeinwesens verbunden als mit colonia (Mommsen St.-R. III 796). In der republicanischen Zeit bilden die municipia die vornehmste Classe von Städten, da stets aufgezählt werden municipia, coloniae, praefecturae (Cic. Phil. IV 7; pro Sest. 32; in Pison. 51; pro domo 75. Q. Cicero de pet. cons. 30. Lex Iulia munic. Z. 9. 10. 11. 20. 83. Lex Rubria II 2. 26. 53. 58, auch noch in der Lex Iulia vicesimaria des Augustus, Paul. sent. rec. IV 6 § 2). In der Kaiserzeit dagegen stehen die Colonien an der Spitze. Während nämlich die Municipien in der Kaiserzeit, und zwar die provincialen, durch Festhalten an altem Gewohnheitsrecht den Peregrinenstädten sich mehr nähern (Gell. XVI 13, 6, eine Stelle, die von Mommsen [St.-R. III 796, 3] in sehr scharfer Weise verurteilt wird, dagegen von J. Toutain Mélanges d’Archéologie et d’histoire XVI 1896, 315–329 eine neue Beleuchtung erfahren hat, darüber Art. Municipium), haben die Colonien mit fortschreitender Romanisierung, mit dem Wachsen des Glanzes des Römertums und der Mutterstadt und Centralgemeinde Rom als die reinsten Typen der Römerstadt, römisch-städtischer Institutionen und als Pflanzstädte römischen Rechts und römischer Sitte ein moralisches, vielleicht in dem Militärstaate der Kaiserzeit als die Aufnahmeorte der ausgedienten Soldaten, der Stützen des neuen Regimentes, auch ein rechtliches Übergewicht erhalten (Rudorff Feldmesser II 415ff.).
II. Die verschiedenen Arten von Colonien.

Das Institut der Colonie ist altitalisch. Der Kriegsgebrauch nämlich, besiegten Völkern ein Drittel ihres Landes zu nehmen und auf dieses Land eine Ansiedelung hinauszuführen, war nicht den Römern eigentümlich (Dionys. II 16 macht freilich den Romulus zum Erfinder der Colonien), sondern gemeinsame Sitte der Italiker. Die Überlieferung – allerdings eine recht späte und unzuverlässige – spricht von Colonien bei Latinern (Liv. I 3. [Aurel. Vict.] orig. 17), Etruskern (Liv. V 33), Aequern (Liv. IV 49), Samniten (Liv. IV 37), Volskern (Liv. VII 27), Umbrern (Strab. V 10) [514] u. a. Wir können nur bei den Latinern und den Römern selbst wirklich historische Coloniegründungen verfolgen.

A. Die coloniae Latinorum sind offenbar die älteren; denn sie stammen wohl in ihrem Ursprung aus der vorrömischen Epoche der italischen Geschichte. Für die geschichtliche Zeit kann man drei Perioden unterscheiden: a) die des alten latinischen Bundes vor dem J. 261 d. St. = 493 v. Chr.; b) die des Dreivölkerbündnisses (Römer, Latiner und Herniker) bis 365 d. St. = 389 v. Chr.; c) die der römischen Deduction seit 365 = 389, vor allem aber seit 416 = 338 v. Chr.: α) die besser gestellten älteren latinischen Colonien römischer Gründung in Italien bis 481 = 273 v. Chr.; β) die zwölf jüngeren latinischen Colonien schlechteren Rechtes in Italien, beginnend mit Ariminum 486 = 268; γ) die latinischen Titularcolonien im transpadanischen Gallien und in den Provinzen seit 665 = 89 v. Chr.

a) Die Colonien des alten Latinerbundes.

[Cora] im Volskerland. [Suessa Pometia] ebenda, beide aus der Königszeit nach Liv. II 16; sehr unsicher. Unter den dreissig latinischen Colonien im hannibalischen Krieg (Liv. XXVII 9. XXIX 15) nicht einbegriffen, Mommsen CIL X p. 645, vgl. 560.

Signia ebenda, angeblich auch aus der Königszeit, sicher wohl erst im J. 259 = 495 v. Chr. Liv. II 21.
Velitrae ebenda, im J. 260 = 494 v. Chr., Liv. II 30. 31. Dionys. VI 42. 43, verstärkt 262 = 492 v. Chr., Liv. II 34. Dionys. VII 12. 13, und noch einmal 350 = 404 v. Chr., Diod. XIV 34. Aber 361 = 393 v. Chr. oder spätestens 416 = 338 v. Chr. verlor die Stadt ihr latinisches Colonialrecht und wurde römische Bürgergemeinde sine suffragio, Mommsen Röm. Münzw. 312, 67; CIL X p. 651f.

b) Die latinischen Colonien bis 365 = 389.

Norba ebenda, 262 = 492 v. Chr., Liv. II 34. Dionys. VII 13.

[Antium], ebenda. Nach Liv. III 1. Dionys. IX 59. 60 latinische Colonie im J. 287 = 467 v. Chr. und dann 416 = 338 in eine römische Colonie verwandelt (Liv. VIII 14, 8. Plin. n. h. III 57). Die erstere Nachricht wird von Mommsen angezweifelt, St.-R. III 778, 1. CIL X p. 660.

Ardea im Lande der Rutuli, 312 = 442 v. Chr., Liv. IV 11. Diodor. XII 34.

[Vitellia] im eigentlichen Latium, 359 = 395 v. Chr., Liv. V 24, vgl. Suet. Vitell. 1; aber schon 361 = 393 wieder zerstört (Liv. V 29, 3). Mommsen Röm. Münzw. 311, 63.

Circeii im Volskerland, 361 = 393 v. Chr., Diodor. XIV 102; der Legende nach schon unter Tarquinius Superbus (Liv. I 56, vgl. II 39. Dionys. IV 63, vgl. VIII 14).

c) Die latinischen Colonien römischer Deduction seit 365 = 389.

Satricum ebenda, 369 = 385 v. Chr., Liv. VI 16, vgl. VI 8, nicht, wie Livius sagt, römische, sondern latinische Colonie, wie sich aus Dionys. V 61 ergiebt (Mommsen Röm. Gesch. I⁸ 347f. Anm.). Zerstört 373 = 381 v. Chr. (Liv. [515] VI 22), wurde die Stadt wiederhergestellt 406 = 348 v. Chr. (Liv. VII 27). Später hatte sie römisches Recht, wenigstens bei ihrer Auflösung 435 = 319 v. Chr., Mommsen Röm. Münzw. 313, 70
Nepet in Etrurien, 371 = 383 v. Chr., Liv. VI 21, 4, nach Vell. I 14 erst 373 v. Chr.
Sutrium ebenda, 371 = 383 v. Chr., Vell. I 14, vgl. Liv. XXVII 9. XXIX 15.
Setia im Volskerland, 372 = 382 v. Chr., Vell. ebd.; vgl. Liv. VI 21, neue coloni 375 = 379 v. Chr., Liv. VI 30.

Nach 338:

Cales in Campanien, 420 = 334 v. Chr., Liv. VIII 16. Vell. I 14.
Fregellae im Volskerland, 426 = 328 v. Chr., Liv. VIII 22. Zerstört 629 = 125 v. Chr. (Liv. epit. 60. Obsequ. 30. Strab. V 238. Auct. ad Herenn. IV 22), seine Rechtsnachfolgerin als Colonia latina wurde Fabrateria nova (Vell. I 15, 4). Mommsen CIL X p. 546f.
Luceria in Apulien, 440 = 314 v. Chr., Liv. IX 26; nach Diodor. XIX 72 im J. 439 = 315, nach Vell. I 14 431 = 323 v. Chr.
Suessa Aurunca im Aurunkergebiet, 441 = 313 v. Chr., Liv. IX 28. Vell. I 14.
Pontiae (volskische Inseln), 441 = 313 v. Chr., Liv. IX 28, vgl. XXVII 10. Diodor. XIX 105.
Saticula in Samnium, 441 = 313 v. Chr., Fest. 340. Vell. I 14, vgl. Liv. IX 22.
Interamna Lirinas im Volskerland, 442 = 312 v. Chr., Liv. IX 28, vgl. X 36. XXVII 9. Diodor. XIX 105. Vell. I 14.
Sora ebenda, 451 = 303 v. Chr., Liv. X 1. Vell. I 14.
Alba im Marserland 451 = 303 v. Chr., Liv. X 1. Vell. I 14. Appian. Hann. 39. Mommsen CIL IX p. 370.
Narnia in Umbrien, 455 = 299 v. Chr., Liv. X 10, vgl. XXVII 9, 7.
Carsioli im Aequerland, 456 = 298 v. Chr., Liv. X 13.
Venusia in Apulien, 463 = 291 v. Chr., Dionys. Exc. XVI / XVII 5. Vell. I 14; vgl. Hor. sat. II 1, 34. Neue Deduction 554 = 200 v. Chr., Liv. XXXI 49.
Hadria in Picenum, zwischen 464–468 = 290–286 v. Chr., Liv. epit. 11.
Cosa in Etrurien, 481 = 273 v. Chr., Liv. epit. 14. Vell. I 14. Plin. n. h. III 15. Neue Colonisten 558 = 196 v. Chr., Liv. XXXIII 24, 8; vgl. Bormann CIL XI p. 415.
Paestum in Lucanien, 481 = 273 v. Chr., Liv. epit. 14. Vell. I 14.

Seit 486 = 268 v. Chr.

Ariminum in der Aemilia, 486 = 268 v. Chr., Vell. I 14; vgl. Liv. epit. 15. Eutrop. II 16.
Beneventum in Samnium, 486 = 268 v. Chr., Vell. I 14. Liv. epit. 15. Polyb. IV 90, 8. Eutrop. II 16.
Firmum in Picenum, 490 = 264 v.Chr., Vell. I 14.
Aesernia in Samnium, 491 = 263 v. Chr., Liv. epit. 16. Vell. I 14.
Brundisium in Calabrien, 508 = 246 v. Chr. nach Liv. epit. 19, 509 = 245 v. Chr. nach Vell. I 14; vgl. Mommsen CIL IX p. 8.
Spoletium in Umbrien, 513 = 241 v. Chr., Vell. I 14. Liv. epit. 20; vgl. Cic. pro Balbo 48. [516]
Cremona in Gallia cisalpina, 536 = 218 v. Chr., Ascon. in Cic. Pison. p. 2f. K.-S. Polyb. III 40. Liv. epit. 20. Vell. I 14. Tac. hist. III 35. Neue Coloni 564 = 190 v. Chr., Liv. XXXVII 46. 47.
Placentia ebenda, 536 = 218 v. Chr., Asconius a. a. O. (nach diesem die 53. von Rom ausgeführte Colonie, natürlich römische und latinische durcheinander gerechnet, darüber Mommsen Röm. Münzw. 860). Polyb. Liv. aa. OO.; vgl. Liv. XXI 25. XXVII 10. Vell. I 14, 8. Neue Coloni 564 = 190 v. Chr., Liv. XXXVII 47.

Dies sind die dreissig latinischen Colonien (Velitrae [nr. 2] und Satricum [nr. 6] waren schon wieder eingegangen), von denen Liv. XXVII 9 zum J. 545 = 209 spricht.

Copia (Thurii) in Bruttium 561 = 193 v. Chr., Liv. XXXIV 53. XXXV 9. Mommsen CIL X p. 17.
Vibo Valentia ebenda, 562 = 192 v. Chr., Liv. XXXV 40, vgl. XXXIV 53. Nach Vell. I 14, 8 schon gegründet 515 = 239 v. Chr., Mommsen CIL X p. 7.
Bononia in Gallia cisalpina, 565 = 189 v. Chr., Vell. I 15. Liv. XXXVII 57.
Aquileia ebenda, 573 = 181 v. Chr., Liv. XL 34. Vell. I 15. CIL V 873. 538. Neue latinische Coloni 585 = 169 v. Chr., Liv. XLII 17. Mommsen CIL V p. 83.

[Luca] in Etrurien. 577 = 177 nach Bormann CIL XI p. 295, der Luca (Vell. I 15. 21) für die colonia latina hält, die bei Liv. XL 43 erwähnt wird, vgl. dagegen Mommsen CIL I zu nr. 539 und Ruggiero Diz. epigr. II 453.

Carteia in Spanien (Baetica), 583 = 171 v. Chr., Liv. XLIII 3. Hierher fand noch eine wirkliche Deduction statt, indem 4000 Abkömmlinge römischer Soldaten und spanischer Frauen nebst ihren Freigelassenen dahin geführt wurden. Zugleich wurde den früheren Bewohnern dieser Stadt, soweit sie ihren heimischen Wohnort beibehalten wollten, gestattet, sich unter die latinischen Colonisten aufnehmen und bei der neuen Äckerassignation sich Ländereien zuweisen zu lassen. Über die Bezeichnung colonia latina libertinorum vgl. man Mommsen St.-R. III S. XIII Anm. 1. Im übrigen Nitzsch Die Gracchen 168. Mommsen St.-R. III 624.
? Valentia in Hispania Tarraconensis, 616 = 138 v. Chr., Liv. epit. 55 nur oppidum genannt. Sall. hist. II frg. 96. 6 urbs, aber CIL I 601 für den Consul vom J. 694 = 60 wahrscheinlich colonia. Auch aus den Münzen ist nicht ersichtlich, ob Valentia schon von Anfang an Colonie gewesen ist oder nicht. Das erstere ist wahrscheinlicher, weil die Stadt später als römische Colonie den Beinamen Iulia oder Augusta nicht trägt und auf Inschriften erwähnt werden Valentini veterani et veteres (CIL II 3733–3737. 3739. 3741, mit zwei Stadträten, uterque ordo 3745). Für die Colonialqualität der Stadt von Anfang an ist auch Mommsen Röm. Gesch. II⁸ 17; St.-R. III 736, 2. Im übrigen vgl. man Hübner CIL II p. 500f. und d. Verz. d. Bürg. Col. nr. 92. [517]

Welche Rechtsstellung Palma und Pollentia auf den Balearen, die Gründungen des Q. Caecilius Metellus vom J. 631 = 123, einnehmen, ist nicht nachzuweisen. Wir wissen nur, dass 4000 in Spanien ansässige Italiker hier angesiedelt wurden; vgl. Strab. III 167f., der von πόλεις δύο spricht. Bei Plin. III 76 erscheinen sie unter den oppida d. h. den municipia civium Romanorum, dagegen bei Mela II 20 werden sie – offenbar fälschlich – coloniae genannt, Mommsen Röm. Gesch. II⁸ 18. Hübner CIL II p. 494.

Seit 665 = 89 v. Chr.

– 47. Die im J. 665 = 89 durch die Lex Pompeia geschaffenen städtischen Gemeinwesen von Gallia transpadana, Asconius in Pison. p. 2f. K.-S. Caes. bell. civ. III 87. Suet. Caes. 8; wahrscheinlich: (39) Bergomum, (40) Brixia, (41) Comum (zweimal mit coloni ausgestattet, Strab. V 213; über die dritte, die caesarische Deduction von coloni s. das Verzeichnis der Bürgercolonien nach nr. 53), (42) Laus Pompeia, (43) Mantua, (44) Mediolanium, (45) Novaria, (46) Vercellae, (47) Verona, die im J. 705 = 49 in municipia c. R. umgewandelt wurden.

Durch Caesar sind dann wahrscheinlich alle Städte der Gallia Narbonensis, soweit sie nicht Bürgercolonien wurden, coloniae latinae geworden (s. u.). Durch die Münzen oder Inschriften sind als solche bis jetzt bezeugt:

Apta Vulgientium, bei Plin. III 36 diese Stadt wie alle folgenden nur oppidum latinum, auf den Inschriften (CIL XII 695. 1005. 1114. 1116. 1118, vgl. 1120) colonia Iulia Apta. O. Hirschfeld CIL XII p. 137. Herzog Gallia Narb. 88.
Alebece Reiorum Apollinarium, so Plin. a. a. O. Latinische Colonie durch Caesar, CIL XII 360. Herzog a. a. O. 89, durch Augustus römische Bürgercolonie = colonia Iulia Augusta Apollinaris Reiorum (s. u. nr. 193), CIL XII p. 49.
Aquae Sextiae, in der republicanischen Zeit, seit 632 = 122 v. Chr., ein castellum mit römischer Besatzung. Liv. epit. 61 wird es fälschlich colonia genannt. Vell. I 15, 4. Cassiod. chron. a. 632 p. 618 M. Strab. IV 180; vgl. Mommsen Röm. Gesch. II⁸ 164 A. Herzog a. a. O. 50. 58. Das ius Latii von Caesar (Plin. III 36) bekam auch diese Stadt wohl verbunden mit Colonierecht, da sie als Bürgercolonie unter Augustus den Namen colonia Iulia Augusta Aquae Sextiae (s. u. nr. 192) führt. Herzog a. a. O. 86. CIL XII p. 65.
Avennio Cavarum, Plin. III 36. Mela II 75. Colonie bei Ptolem. II 10, 14 und auf der nicht ganz unverdächtigen Inschrift CIL XII 1120. Wahrscheinlich war die Stadt in der Kaiserzeit Bürgercolonie, vgl. u. nr. 195 der Bürgercolonien, CIL XII p. 130f.
Cabellio, Plin. a. a. O. Bei Ptolem. II 10. 14 Colonie. Nach den Münzen zu schliessen vielleicht erst nach Caesar in der Triumviralzeit latinische Colonie. Mommsen Röm. Münzw. 677. Hirschfeld CIL XII p. 136, der sogar die Erhebung zur Colonie erst unter Augustus annimmt.
Carbantorate Meminorum, Plin. a. a. O. Wahrscheinlich = Forum Neronis, im Gebiet der [518] Memini, bei Ptolem. II 10, 16 (nach Ti. Claudius Nero, der unter Caesar in Gallia Narb. Bürgercolonien deducierte, s. u.). Colonia Iulia Meminorum CIL XII 1239, vgl. 1159; ebd. XII p. 147.
Carcaso oder Carcasum, Plin. a. a. O. CIL XII 5371: prait(or) c(ol.) I(ul.) C(arcasonis). CIL XII p. 624.
Dinia, Plin. III 37 nur oppidum, dagegen CIL XII add. 6037 a col. Dinia Lub… (?); möglich auch, dass die Stadt Bürgercolonie war; vgl. O. Hirschfeld im Commentar zu der Inschrift.
Luteva, Plin. n. h. III 37 Lutebani qui et Feroneronienses. CIL XII 4247 c(olonia?) Claudi(a) Luteva, wohl auch genannt nach dem Vater des Kaisers Tiberius.
Nemausus Arecomicorum, im Besitz des ius Latii, Plin. a. a. O. Strab. IV 186 (vgl. über diese Stelle aber CIL XII add. p. 381). Das latinische Colonierecht stammt nach Mommsens Ansicht (Röm. Gesch. III 553, 2) von Caesar, vielleicht aber ist es erst nachcaesarisch; CIL XII 1028 noch ein pr(aitor) Volcar(um), ebenso nach den Münzen, Mommsen Röm. Münzw. 677. Unter Augustus wurde die Stadt römische Bürgercolonie (s. u. nr. 194). Hirschfeld CIL XII p. 381.
Ruscino, Plin. III 32 Ruscino Latinorum. Auf Münzen colonia: De la Saussaye Numismatique de la Gaule Narb. 193 pl. 23. Mommsen Röm. Münzw. 676; Röm. Gesch. III 553, 1, falsch Beloch Bevölkerung der griechisch-römischen Welt 331.
Vienna Allobrogum. Auf Münzen c(olonia) I(ulia) V(iennensium), durch Caesar also latinische Colonie, Herzog Gallia Narb. 90f. Hirschfeld CIL XII p. 217ff.
? Tolosa, Plin. III 37 oppidum latinum, bei Ptolem. II 10, 6 aber Colonie. CIL XII p. 626.
? Valentia, CIL XII 1748; vgl. das Verzeichnis der Bürgercolonien nr. 190.

Dieses Verzeichnis der uns bekannten latinischen Colonien ergiebt, dass im J. 573 = 181 v. Chr. die Gründung latinischer Colonien in Italien mit der Deduction von Aquileia ihren Abschluss fand. Die letzten zwölf dieser italischen von Ariminum ab, d. h. vom J. 486 = 268 ab, waren schon schlechter gestellt als die älteren. Das Recht von Ariminum oder der zwölf jüngsten latinischen Colonien (erwähnt bei Cicero pro Caec. 102) unterscheidet sich von dem früheren, dadurch, dass 1) denselben das Münzrecht, sicher das Recht der Silberprägung, nicht mehr zugestanden wurde (Mommsen Röm. Münzwesen 317ff.); 2) dass sie zwar commercium mit den Römern (Ulp. frg. 19, 4. Mommsen Die Stadtrechte 401, 27), aber nicht mehr conubium hatten (Ulp. frg. 5, 4); 3) dass den Angehörigen dieser Colonien die Erwerbung des römischen Bürgerrechtes wesentlich erschwert wurde, darüber Art. Latium.

Auf ausseritalischem Boden ist zunächst nur in den frühromanisierten Teilen von Spanien zur Gründung von latinischen Colonien geschritten worden, aber auch hier sicher höchstens mit dem minderen Recht von Ariminum, wenn nicht mit noch schlechterem, wie die Bezeichnung von Carteia als colonia libertinorum vermuten lässt. [519]

Einen grossen Einschnitt in dieser Entwicklung bedeutet der italische Bundesgenossenkrieg, infolge dessen 665 = 89 durch die Verleihung des römischen Bürgerrechts an alle Italiker bis zum Po die latinischen Colonien in diesem Gebiete verschwanden, indem römische municipia, nicht coloniae, aus ihnen wurden (Asconius Zweifel [in Cic. Pison. p. 2 K.-S.] an der Benennung Placentias als municipium, durch Cicero ist daher vollkommen unberechtigt). Zugleich aber lebte in demselben Jahr das Institut der latinischen Colonie noch einmal auf, indem bei der Einführung der italischen Stadtverfassung im transpadanischen Gallien die mit dem Stadtrecht begabten Vororte der dortigen Keltenstämme mit dem Titel und dem Recht von latinischen Colonien (natürlich dem Recht von Ariminum) beschenkt wurden, Ascon. a. a. O. Angehörige dieser Colonien liess Caesar schon vor dem J. 705 = 49 in seinen Legionen dienen, Caes. bell. civ. III 87, und auf diese transpadanischen Colonien bezieht sich auch Suet. Caes. 8 (Savigny Vermischte Schriften III 309).

Als dann auch hier durch die Bürgerrechtserteilung Caesars an die Transpadaner im J. 705 = 49 die coloniae latinae verschwanden, war in ganz Italien bis zu den Alpen die Institution beseitigt. Caesar rief sie dann zum letztenmal ins Leben, indem er dieses Colonialrecht in Gallia Narbonensis titular verlieh und diese romanisierte Provinz an Stelle der Transpadana zum Vorland von Italien machte. In der Münzprägung scheint er diese neuen latinischen Colonien zum Teil (sicher Nemausus) sogar besser gestellt zu haben, als die zwölf jüngsten italischen Colonien latinischen Rechts (Mommsen Röm. Münzw. 674ff.). Augustus aber hat offenbar, im Gegensatz zu Caesar, den Namen colonia auf die römischen Bürgercolonien im officiellen Sprachgebrauch zu beschränken gesucht und hat den latinischen Colonien Caesars, soweit sie nicht coloniae civium Romanorum wurden, den Titel colonia, wenn auch nicht genommen (dagegen sprechen die Inschriften), so doch inhaltlos gemacht durch Wegnahme der Rechte einer Colonie dieser Art, sicher des Münzrechtes (Mommsen Röm. Münzw. 677). Zu dieser Annahme werden wir gezwungen dadurch, dass bei Plin. n. h. III 36f., d. h. in der agrippisch-augustischen Reichsstatistik, die hier die Quelle bildet, dieselben Städte, deren Colonietitel, wie wir sahen, anderswoher beglaubigt ist, nur oppida latina heissen, wofür weiterhin die Bezeichnung municipia latina gebräuchlich wurde, z. B. in dem durch Vespasian mit dem ius Latii beschenkten Spanien (vgl. Index zu CIL II). Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass Caesar auch in anderen Provinzen zugleich mit der Verleihung des ius Latii den Titel einer Colonie vergeben hat, vielleicht sind solche in Spanien unter den von Plinius (n. h. III 7. 18. IV 117) sog. oppida Latio antiquitus donata oder oppida Latinorum veterum zu suchen, und in Africa hat wahrscheinlich Utica, welches im J. 718 = 36 durch Octavian römisches Bürgermunicipium wurde, vorher von Caesar latinisches Recht gehabt (Mommsen CIL I p. 98; Röm. Gesch. III 555), vielleicht auch in Gestalt einer colonia latina.

War also mit dem italischen Bundesgenossenkrieg die Kategorie der bestgestellten altlatinischen [520] Colonien (der prisci Latini) geschwunden, so wurde seit Augustus auch die Kategorie der schlechter gestellten jüngeren Colonien dieser Art, wenigstens im officiellen Sprachgehrauch, beseitigt, eine Kategorie, die ausserhalb Italiens fast nur als Titularcolonie ihr Leben gefristet hatte. Den Latinerstädten blieb nur noch die Bezeichnung municipium, die, wie wir sahen, von Augustus ab im Rang hinter colonia kam. Aber ein Überbleibsel der alten Titulatur erhielt sich insofern, als die Bewohner der latinischen Gemeinden im Juristenlatein der Kaiserzeit technisch Latini coloniarii heissen (Gai. I 22. 29. 79. III 56. Ulp. frg. 19, 4. Dositheanisches Fragment de manum. 6 p. 49 ed. Böcking, über diese Stellen vgl. Mommsen St.-R. III 625, 1) zum Unterschied von den Latini Iuniani, d. h. einer gewissen Classe von Freigelassenen, welchen durch die Lex Iulia Norbana vom J. 19 n. Chr. das ius Latii mit besonderen Beschränkungen viritim erteilt wurde (Marquardt St.-V. I 63 mit Anm. 2). Auch dieser letzte Rest der latinischen Colonien wurde beseitigt, als durch Caracalla alle Bewohner des römischen Reiches – oder wenigstens alle die, welche städtisch organisiert waren – das Bürgerrecht erhielten (vgl. Marquardt St.-V. I 63, 12 und den Art. Latium).

B. Das Verzeichnis der coloniae civium Romanorum geben wir zunächst nach folgenden Kategorien: a) die ältesten italischen Bürgercolonien, in der Hauptsache zur Küstensicherung: coloniae maritimae bis 597 = 157 v. Chr.; b) die Versorgungscolonien für bürgerliche und militärische Proletarier, von den Gracchen bis zur Schlacht von Actium 621 = 133 v. Chr. – 723 = 31 v. Chr.; c) die Versorgungscolonien für Veteranen aus der besseren Kaiserzeit und die Titularcolonien der späteren Kaiserzeit, um anschliessend an das Verzeichnis dann diese Einteilung näher zu begründen.

a) Die ältesten Bürgercolonien bis 597 = 157.

Ostia (trib. Voturia und Palatina). Der Überlieferung nach unter Ancus Marcius gegründet, Liv. I 33. XXVII 38. Dionys. III 44. Polyb. VI 2. 9. Cic. de rep. II 18. 33. Schwegler Röm. Gesch. I 600, 5. Mommsen St.-R. III 775ff. Dessau CIL XIV p. 3ff.

[Labici], gegründet 336 = 418 v. Chr., soll nach Livius (IV 47, 6) die zweite römische Bürgercolonie gewesen sein, aber Diodor (XIII 6) hat nichts davon, Cicero (pro Planc. 23) nennt die Stadt direct sogar municipium. Vor allem aber ist ausschlaggebend, dass die Stadt nicht an der Küste lag. Mommsen Röm. Gesch. I⁸ 349. Dessau CIL XIV p. 275.

Antium (Quirina) im Volskerland. 416 = 338 v. Chr., Liv. VII 14, 8. XXVII 38. XXXVI 3. Plin. n. h. III 57. Lib. colon. p. 229. Seit 437 = 317 v. Chr. mit eigenen Beamten, vorher wie Ostia verwaltet von Rom aus, Liv. IX 20, 10. Mommsen St.-R. III 778; CIL X p. 660.
Tarracina (Oufentina) ebenda, 425 = 329 v. Chr., Liv. VIII 21. XXVII 38. XXXVI 3. Vell. I 14 (427 = 327 v. Chr.), vgl. Hygin. de limit. const. p. 179. Lib. colon. p. 238. Mommsen CIL X p. 624. [521]
Minturnae (Teretina) im Aurunkerland, 458 = 296 v. Chr., Liv. X 21. XXVII 38. XXXVI 3. Vell. I 14; vgl. Cic. pro Planc. 26. Dionys. I 9. Plin. n. h. III 59. Ptolem. III 1, 63. Mommsen CIL X p. 595.
Sinuessa (Teretina?) ebenda, 458 = 296 v. Chr., Liv. X 21; vgl. XXII 14, 3. Vell. I 14. Mommsen CIL X p. 463f.
Castrum novum, unbestimmt ob das in Picenum oder das in Etrurien (nach Liv. XXXVI 3, 6 scheint das letztere gemeint zu sein), zwischen 464/8 = 290/86 v. Chr., Liv. epit. 11, vgl. Liv. XXXVI 3, 6. Nach Vell. I 14 allerdings erst um 490 = 264 v. Chr. gegründet; vgl. Mommsen CIL IX p. 491. Bormann CIL XI p. 530.
Sena Gallica in Umbrien, 471 = 283 v. Chr., Polyb. II 19, 12. Liv. epit. 11.
Aesis oder Aesium (Pollia) ebenda, 507 = 247 v. Chr., falls dies dieselbe Stadt ist, die Vell. I 14, 8 Aesulum nennt, Mommsen Röm. Münzw. 332, 113; noch in der Kaiserzeit war die Stadt Colonie, CIL IX 5831. 5832. Mommsen Herm. XVIII 197, 1.
Alsium in Etrurien, 507 = 247 v. Chr., Vell. I 14, 8; vgl. Liv. XXVII 38. Bormann CIL XI p. 547.
Fregenae ebenda, 509 = 245 v. Chr., Vell. I 14, 8. Liv. epit. 19, vgl. XXXVI 3, 6. CIL XI 3727. Bormann CIL XI p. 549.
Pyrgi ebenda, vor dem J. 563 = 191 v. Chr., Liv. XXXVI 3, 6.
Volturnum in Campanien, 560 = 194 v. Chr., Liv. XXXII 29. XXXIV 45. Varro de l. l. V 29. Mommsen CIL X p. 357.
Liternum ebenda, 560 = 194 v. Chr., Liv. a. a. O. CIL X p. 356.
Puteoli (Palatina) ebenda, 560 = 194 v. Chr., Liv. a. a. O. vgl. XLII 5. Vell. I 15. Strab. V 245. CIL X 1781. Mommsen CIL X p. 182.
Salernum ebenda, 560 = 194 v. Chr., Liv. a. a. O. Vell. I 15.
Buxentum (Pomptina) in Lucanien, 560 = 194 v. Chr., Liv. Vell. aa. OO. Mommsen CIL X p. 51.
Sipontum in Apulien, 560 = 194 v. Chr., Liv. XXXIV 45. Eine Verstärkung der Colonie 568 = 186 v. Chr., Liv. XXXIX 23. Mommsen CIL IX p. 65.
Tempsa in Bruttium, 560 = 194 v. Chr., Liv. XXXIV 45.
Croton (Cornelia) ebenda, 560 = 194 v. Chr., Liv. a. a. O., vgl. Dionys. I 26.
Potentia (Velina) in Picenum, 570 = 184 v. Chr., Liv. XXXIX 44. Vell. I 15.
Pisaurum (Camilia) in Umbrien, 570 = 184 v. Chr., Liv. Vell. aa. OO. Hieron. ad Ol. 160, 2.
Mutina (Pollia) in der Aemilia, 571 = 183 v. Chr., Liv. XXXIX 55 (im Binnenland).
Parma (Pollia) ebenda, 571 = 183 v. Chr., Liv. a. a. O. Bormann CIL XI p. 188 (im Binnenland).
Saturnia (Sabatina) in Etrurien, 571 = 183 v. Chr., Liv. a. a. O. Bormann CIL XI p. 419 (im Binnenland).
Graviscae (Stellatina) ebenda, 573 = 181 v. [522] Chr., Liv. XL 29. Vell. I 15. CIL I² p. 200 elog. XXXII. Bormann CIL XI p. 511.
Luna (Galeria) ebenda, 577 = 177 v. Chr., Liv. XLI 13. Vell. I 15, wo aber statt Luca Luna zu lesen ist, vgl. o. nach nr. 36 der latinischen Colonien. Wie die Liviusstelle XL 43 zu erklären ist, bleibt unklar. Auch hier mit Mommsen Luna einzusetzen, ist zu gewaltsam. Anders Bormann CIL XI p. 259.
Auximum (Velina) in Picenum, 597 = 157 v. Chr., Vell. I 15, 3. Mommsen CIL IX 559 (im Binnenland).

b) Die Versorgungscolonien von den Gracchen bis zur Schlacht bei Actium.

α) Ältere Colonien dieser Art:

[Fabrateria nova] (Tromentina) im Volskerland, 630 = 124, Colonie nach Vell. I 15, 4. Nach Mommsen CIL X p. 547 (vgl. Herm. XVIII 163, 2) war die Stadt als Rechtsnachfolgerin von Fregellae nicht Bürger-, sondern latinische Colonie und tritt später als municipium auf.

Tarentum = colonia Neptunia (Claudia?), 632 = 122 v. Chr., Vell. I 15, 4. Strab. VI 281. Plin. n. h. III 99. Mommsen CIL X p. 21; Berichte der sächsischen Gesellsch. 1849, 49ff.
Scolacium = colonia Minervia in Bruttium, 632 = 122 v. Chr., Vell. I 15, 4. Der Hafenort von Scolacium = castra d. i. castra Hannibalis wurde nach Livius XXXII 7 schon im J. 555 = 199 v. Chr. durch 300 Ansiedler colonisiert, wurde damals aber nicht städtische Gemeinde, vielmehr jetzt erst zusammen mit Scolacium.

[Carthago = colonia Iunonia], in Africa, die erste ausseritalische Colonie, 632 = 122 v. Chr., Plut. C. Gracch. 10. 11. 14. Appian. b. c. I 24; Pun. 136. Vell. I 15. II 7. Liv. epit. 60, wurde schon im nächsten Jahre durch ein Gesetz des Volkstribunen Minucius Rufus wieder aufgehoben, Appian. Pun. 136; b. c. I 24. Oros. V 11. Flor. II 3.

Dertona (Pomptina) in Ligurien. Vell. I 15, der schon selbst über das Gründungsjahr im Zweifel war. Mommsen CIL V p. 831.
Narbo Martius in Gallia Narbonensis, 636 = 118 v. Chr., Vell. I 15. II 7. Eutrop. IV 3. Gründer der Colonie L. Licinius Crassus, Cic. Brut. 160; pro Cluent. 140; de orat. II 223; pro Font. 13.
Eporedia in Gallia transpadana, 654 = 100 v. Chr., Vell. I 15, 5.
Colonia Mariana in Corsica. Plin. n. h. III 80. Senec. cons. ad Helv. VII 9. Solin. III 3. Mela II 19. Zumpt Comm. epigr. I 228. Mommsen CIL X p. 838. 997.

β) Colonien Sullas (alphabetisch geordnet, vgl. Mommsen Herm. XVIII 163ff.).

? Abella (Galeria) in Campanien. CIL X 1210. Mommsen CIL X p. 136; Herm. XVIII 164.
Abellinum (Galeria) in Samnium, CIL X 1117 (Beiname Veneria). Mommsen CIL X p. 127; Herm. XVIII 164. 185.
? Allifae (Teretina) ebenda, Mommsen CIL IX p. 214; Hermes XVIII 164. 175.
? Ardea im Lande der Rutuli (vgl. nr. 4 der latinischen Colonien), CIL X 6766. VIII 7044. X 6764. Mommsen Herm. XVIII 165.
Arretium (Pomptina) in Etrurien, Cic. ad Att. [523] I 19, 4; pro Murena 49; de domo 79; pro Caec. 97. Plin. n. h. III 52. CIL XI 1849 erwähnt neben Arretini Fidentiores und Arretini Iulienses noch Arretini veteres; es scheint eine Besonderheit der sullanischen Colonien gewesen zu sein, dass neben den neuen coloni die Altbürger in geschmälertem Rechtszustand verblieben (vgl. nr. 44 und 46). Mommsen Herm. XVIII 165f. Bormann CIL XI p. 336.
Faesulae (Scaptia) in Etrurien. Cic. in Catil. III 14; vgl. II 20; pro Mur. 49. Sallust. Catil. 24. 27. 28. 30. Granius Licinian. p. 42–44. Mommsen Herm. XVIII 166. Bormann CIL XI p. 298.
? Florentia (Scaptia) ebenda, Not. d. scavi 1890, 109. CIL XI 1617. Tac. ann. I 79 (im J. 15 n. Chr.). Die Stadt fehlt im Verzeichnis des Plinius, ist also nicht triumvirale oder augustische Colonie; der Lib. Colon, p. 213, 6 teilt sie allerdings den Triumvirn zu, sie kann aber sehr wohl schon sullanisch sein, so gut wie Faesulae. Nimmt man das nicht an, so muss man die Gründung der Colonie in die letzten Jahre des Augustus setzen, nachdem des Plinius Vorlage, die Reichsstatistik, schon geschrieben war, so Cuntz De Augusto 22f. Bormann CIL XI p. 306.
? Grumentum (Pomptina) in Lucanien, CIL X 228, vgl. X 221 (älter als Augustus) mit praetores duumviri. Mommsen CIL X p. 27; Hermes XVIII 166.
? Hadria (vgl. nr. 22 der latinischen Colonien), Plin. III 110. CIL IX 5020. Kann auch triumvirale oder augustische Colonie sein, wegen der Erwähnung bei Plinius. Mommsen CIL IX p. 480; Herm. XVIII 194.
? Interamnia Praetuttiorum (Velina) in Picenum. Nach CIL IX 5074 in augustischer Zeit municipium und colonia. Dies entspricht der sullanischen Gepflogenheit. Mommsen CIL IX p. 485; Herm. XVIII 166.
Nola (Falerna) in Campanien. Beiname Felix CIL X 1244, veteres Nolani ebd. 1273, limites Sullani Lib. colon. p. 236, 3. Mommsen CIL X p. 142; Herm. XVIII 185.
? Paestum (s. nr. 24 der latinischen Colonien), Mommsen CIL X p. 52f.; Herm. XVIII 166.
Pompeii (Menenia) in Campanien, Cic. pro Sulla 21. 60. Beiname Veneria Cornelia. Mommsen CIL X p. 89f.; Herm. XVIII 167.
Praeneste (Menenia) in Latium, Cic. in Cat. I 8; vgl. de lege agr. II 78. Auch auf Inschriften als Colonie. Unter Tiberius wurde die Stadt aus einer Colonie ein Municipium (Gell. XVI 13, 5). Dessau CIL XIV p. 289f. Mommsen Herm. XVIII 167.
? Telesia (Falerna) in Samnium. Beiname Herculanea inschriftlich bezeugt, an der Spitze Praetores duoviri CIL IX 2235 (aus der republicanischen Zeit). Mommsen CIL IX p. 205; Herm. XVIII 167f.
Urbana in Campanien, colonia Sullana nuper Capuae contributa bei Plin. n. h. XIV 62. Mommsen CIL X p. 460; Herm. XVIII 168.
Aleria in Corsica, Plin. n. h. III 80. Senec. cons. ad Helv. 7, 9. Solin. III 3. Mela II 19. Ptolem. III 2, 5. Zumpt Comm. epigr. I 255. Mommsen CIL X p. 839. [524]

γ) Colonien Caesars und der Triumvirn.

αα) In Italien.

1) Caesars:

Capua (Falerna), 695 = 59 v. Chr., Caes. bell. civ. I 14 Suet. Caes. 1. Lib. colon. 231, 7. Titel colonia Iulia Felix. Nach dem Tode Caesars wurde nach Capua und ebenso nach Calatia eine neue Colonie von Antonius geführt auf Grund der acta Caesaris (Cic. Philipp. II 40). Mommsen CIL X p. 368; Herm. XVIII 168f. Vgl. Art. Capua.
Calatia, 695 = 59 v. Chr.
Casilinum in demselben Jahr. Beide Colonien wurden zusammen mit Capua deduciert (Cic. Phil. II 102; ad Att. XVI 8, 1. Vell. II 61. App. b. c. III 40; vgl. Liv. ep. 117), später aber wie Urbana Capua attribuiert.

[Novum Comum] in der Transpadana, hat Mommsen(CIL V p. 565; Herm. XVIII 169, 1) fälschlich als Bürgercolonie Caesars erklärt. Caesar hat nur in die latinische Colonie Comum (s. nr. 41 der lat. Col.) nach der rogatio Vatinia weitere 5000 Coloni, darunter als die vornehmsten 500 Griechen (einer von diesen wird erwähnt Cic. epist. XIII 35, 1), deduciert, die er allerdings – widerrechtlich – mit dem römischen Bürgerrecht ausgestattet hat (Strab. V 213. Suet. Caes. 28). Aber trotzdem blieb die Stadt eine latinische Colonie (Cic. ad Att. V 11, 2 und App. b. c. II 26. Plut. Caes. 29, 1 nach Asinius Pollio). Das Richtige steht bei Zumpt Comm. epigr. I 308ff.

2) Der Triumvirn:

Ancona (Lemonia) in Picenum, App. b. c. V 23. Mommsen CIL IX p. 572. 690; Herm. XVIII 170.
? Aquinum (Oufentina) im Volskerland, Lib. colon. p. 229, 13. Plin. III 73. Tac. hist. I 88. II 63. Mommsen CIL X p. 530; Herm. XVIII 175 und 193.
Ariminum (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nr. 25), App. b. c. IV 3. Mommsen Herm. XVIII 170. Bormann CIL XI p. 76.
Ateste (Romilia) in der Transpadana, Plin. n. h. III 130, verstärkt oder vielleicht gar erst gegründet nach der Schlacht bei Actium, CIL V 2501. Cuntz De Augusto 26. Mommsen CIL V p. 240; Herm. XVIII 172.
Beneventum (vgl. nr. 26 der lat. Col.), App. b. c. IV 3. Lib. col. p. 231, 7. Plin. n. h. III 105. CIL X 6087: agros divisit (L. Munatius Plancus) in Italia Beneventi (darüber E. Jullien Histoire de L. Munatius Plancus 137ff.). Mommsen CIL IX p. 136; Herm. XVIII 170.
? Bovianum vetus (Voltinia) in Samnium, Plin. n. h. III 107. Lib. colon. p. 231, 8. Mommsen CIL IX p. 257; Herm. XVIII 176. 193.
? Bovianum Undecimanorum. Noch zu Caesars Zeit municipium, CIL IX 2563, später Colonie: Plin. a. a. O. CIL IX 2564. 2565. Eine zweite Deduction hierher unter Vespasian, s. Cuntz De Augusto 22.

vgl. nr. 51. Capua im J. 718 = 36 v. Chr. verstärkt, App. b. c. IV 3. Cass. Dio XLIX 14. Mommsen CIL X p. 368; Herm. XVIII 170.

? Castrum novum in Etrurien (vgl. nr. 6), colonia Iulia, CIL XI 3576–3578, seltsamerweise [525] fehlend bei Plinius. Der Erklärungsversuch von Cuntz De Augusto 22 ist wenig befriedigend, eher ist anzunehmen, dass die Colonie vielleicht schon eine caesarische Gründung war; vgl. Bormann CIL XI p. 530f., welcher auch darauf aufmerksam macht, dass die Colonie nicht immer den Beinamen Iulia trägt, CIL XI 3583. 3586 b; vgl. 3580. 3581. Ruggiero Dizion. epigr. II 453.
Concordia (Claudia) in der Transpadana. Colonia Iulia: CIL V 1884. 1901. Plin. n. h. III 126, vgl. Ptolem. III 1, 29. Front. ad amic. II 7. Mommsen CIL V p. 178; Herm. XVIII 181.
Cremona (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nr. 31), Probus zu Verg. Ecl. p. 6 Keil. Plin. n. h. III 130. Tac. hist. III 19. 32. Ptolem. III 1, 31. Frontin. de limit. p. 30. 19. Hyg. de limit. const p. 70, 19. Mommsen CIL V p. 413f.; Herm. XVIII 170.

[Cumae] (Claudia?) in Campanien. CIL X 3703 ist wohl kaum c(olonia) I(ulia) zu ergänzen. Im Anfang der Kaiserzeit war die Stadt noch municipium, CIL X 3711. Mommsen CIL X p. 351; Herm. XVIII 181. Cuntz De Augusto 22.
vgl. nr. 30. Dertona colonia Iulia, CIL VI 1636. Plin. n. h. III 49. Mommsen CIL V p. 831; Herm. XVIII 182. 196.

Fanum Fortunae (Pollia) in Umbrien, colonia Iulia, Orelli 83. Vitruv. V 1, 6. Plin. n. h. III 113. Mommsen Herm. XVIII 182. Bormann CIL XI p. 924.
Firmum in Picenum (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nr. 27), Plin. n. h. III 111 (über diese Stelle Mommsen Herm. XVIII 192, 1). Lib. colon. p. 226, 2. CIL IX 5426. Mommsen CIL IX p. 508; Herm. XVIII 170f.
Hispellum (Lemonia) in Umbrien, colonia Iulia, Orelli 3885. Plin. n. h. III 113. Bormann CIL XI p. 766. Mommsen Herm. XVIII 182.
? Luca in Etrurien (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nach nr. 36), Plin. n. h. III 50. Wegen CIL VI 1460 entweder gegründet nach der philippischen oder nach der aktischen Schlacht. Der ersteren Annahme folgt Mommsen St.-R. II³ 737, 4; Herm. XVIII 717; vgl. Bormann CIL XI p. 295.
Luceria in Apulien (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nr. 12), App. b. c. IV 3 (hier Luceria zu lesen, nicht Nuceria; so richtig Beloch Der italische Bund 7 und Cuntz De Augusto 23). Plin. III 104. Auf Inschriften des 3. Jhdts. colonia. Mommsen CIL IX p. 74; Herm. XVIII 194 (falsch).
Lucus Feroniae (Voltinia) in Etrurien, colonia Iulia Felix, CIL XI 3938. Plin. n. h. III 51; vgl Ptolem. III 1. 43 (48). Mommsen Herm. XVIII 182. Bormann CIL XI p. 570.
? Parentium (Lemonia) in Istrien, colonia Iulia, CIL V 335; bei Plin. n. h. III 129 nur oppidum civium Romanorum, Cuntz De Augusto 22 sucht deshalb auch diese Stadt wie Castrum novum (nr. 61) als Colonie aus den letzten Jahren des Augustus oder aus der Zeit des Tiberius zu erweisen. Mommsen CIL V p. 35; Herm. XVIII 182. 198. [526]
Pisae (Galeria) in Etrurien, colonia Obsequens Iulia, CIL XI 1420, 36. Plin. n. h. III 50; vgl. Ptolem. III 1, 43 (48). Mommsen Herm. XVIII 182. Bormann CIL XI p. 273.

vgl. nr. 21 Pisaurum, Plut. Ant. 60; colonia Iulia Felix, Orelli 81. Mommsen Herm. XVIII 171.

Pola (Camilia ?) in Istrien, gegründet wahrscheinlich 721 = 33 v. Chr., colonia Pietas Iulia bei Plin. n. h. III 129, colonia Iulia Pollentia Herculanea, CIL V 50. 1016. 8139. Mommsen CIL V p. 3. 1016; Herm. XVIII 182.
? Saena (Oufentina) in Etrurien, colonia Sena Iulia auf der Tab. Peut. IV 3; vgl. Tac. hist. IV 45. Mommsen Herm. XVIII 182. Bormann CIL XI p. 332.
? Sora im Volskerland (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nr. 17), CIL X 5713. 5711. Mommsen CIL X p. 560; Herm. XVIII 171. 182. v. Domaszewski Neue Heidelb. Jahrb. IV 183.
Suessa im Aurunkerland (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nr. 13), colonia Iulia Felix classica Suessa, CIL X 4832. Plin. n. h. III 63. Mommsen Herm. XVIII 182; CIL X p. 415.
Sutrium in Etrurien (vgl. das Verzeichnis der lat. Col. nr. 8), col. Coniuncta Iulia Sutrina, CIL XI 3254. Plin. n. h. III 51. Lib. colon. p. 217, 17. Mommsen Herm. XVIII 182. Bormann XI p. 489f.
Tergeste (Popinia) in Istrien. 721 = 33 v. Chr., Plin. n. h. III 127. Ptol. III 1. 27. Nach den Inschriften geleitet von duoviri. Das Gründungsjahr ergiebt sich aus CIL V 525. Mommsen CIL V p. 53; Herm. XVIII 172.
Tuder (Clustumina) in Umbrien, Plin. n. h. III 113, colonia Iulia Fida CIL XI 4646, vgl. 4650. 4654. Lib. colon. p. 214, 3. Mommsen Herm. XVIII 182f. Bormann CIL XI p. 678. v. Domaszewski Neue Heidelb. Jahrb. IV 187f.
Venusia in Apulien (vgl. d. Verz. d. lat. Col. nr. 21), 711 = 43 v. Chr., App. b. c. IV 3. Hor. ep. II 2, 50. Plin. n. h. III 104. Lib. colon. p. 210, 7. Mommsen CIL IX p. 44; Herm. XVIII 172.

ββ) Ausserhalb Italiens (geordnet nach Provinzen):

1) Sicilien:

Tauromenium, wahrscheinlich 718 = 36 v. Chr., Diodor. XVI 7. Plin. III 88. Ptolem. III 4, 9. Gegen Mommsen CIL X p. 780 richtig J. Beloch Bevölkerung der griech.-röm. Welt 337 mit A. 1 und O. Cuntz De Augusto 35.

2) Sardinien:

Turris Libisonis, Plin. n. h. III 85 (colonia ad Turrim Libisonis). Ptolem. III 7. 85. Geogr. Rav. V 26 p. 411 = col. Iulia. Vor 727 = 27 v. Chr. gegründet, weil Sardinien im Mon. Ancyr. nicht unter den Provinzen aufgezählt wird, in denen Augustus Colonien anlegte, Zumpt Comm. epigr. I 364. Mommsen CIL X p. 826. O. Cuntz Jahrb. f. Phil. Suppl. XVII 518.

3) Spanien (vgl. Hübner CIL II Suppl. p. XCI).

a) Provinz Baetica: [527]

Corduba = colonia Patricia. 708/9 = 46/5 v. Chr., Plin. n. h. III 11. Mela II 88. Strab. III 141f. CIL II 3272. 3278. Die Stadt trägt nicht den Beinamen Iulia, weshalb sie weder von Caesar noch von Octavian vor dem J. 727 = 27 deduciert sein kann. Andererseits heisst sie bei Strab. a. a. O. die älteste Colonie der Römer in diesen Gegenden. Ihre Gründung muss daher vor 709 = 45 v. Chr. fallen, in welchem Jahr die caesarischen Colonien der Baetica deduciert wurden, andererseits nach 706 = 48, da noch in diesem Jahre von einem conventus Cordubensis die Rede ist (bell. Alex. c. 57–59, auch Caes. bell. civ. II 19, 3. 21; vgl. Art. Conventus). Wahrscheinlich ist die Stadt, welche der Sitz der caesarfeindlichen Partei war, Colonie geworden durch den jüngeren Pompeius (708/9 = 46/5), hernach aber von Caesar bestätigt worden, ebenso von Octavian, der nach den Münzen Veteranen der caesarischen Legionen V und X hier ansiedelte. Zumpt Comm. epigr. I 365, darnach Kubitschek De trib. orig. 138 (falsch); besser Hübner CIL II p. 306f.; Suppl. p. 887 (ohne Entscheidung).
Hispalis, col. Iulia Romula oder Romulensis 709 = 45 v. Chr., Plin. n. h. III 11. Strab. III 141 (verderbte Stelle). Cass. Dio XLIII 39, 5. Isid. orig. XV 1, 71; verstärkt von Otho, Tac. hist. I 78. Nach Mommsens Ansicht ursprünglich eine Doppelcolonie; neben dem zur Colonie erhobenen Bürgerverband (conventus civium Romanorum) noch eine Vetoranencolonie, wogegen sich Hübner erklärt. Für Mommsen spricht die doppelte Tribus der Stadt (Sergia und Galeria) und CIL II 1180 (scapharii Hispalenses) verglichen mit CIL II 1183 (scapharii Romul(ae) consistentes), was auf eine Schiffergilde von Hispalis hinweist, die in der colonia Iulia Romula eine Filiale hatte (vgl. oben S. 414). Zumpt Comm. epigr. I 310f. Hübner CIL II p. 152f.; Suppl. p. 841.
Urso = col. Genetiva Iulia Urbanorum, 710 = 44 v. Chr. nach Caesars Tod. Plin. III 12 (statt Genua aber Gen[eti]va zu emendieren). Strab. III 141. CIL II Suppl. 5439 lex Ursonensis. 5438 = 1404. 5441. Beiname Urbanorum, weil die Coloni aus dem städtischen Proletariat genommen waren (Suet. Caes. 42). Daher gehörte Urso auch zu denjenigen caesarischen Colonien, wo zuerst Freigelassene in den ordo decurionum und zu den Ehrenstellen gelangten. Zumpt a. a. O. 365f. Hübner CIL II p. 191; Suppl. p. 851.
Ucubi = colonia Claritas Iulia, Plin. III 12. CIL II 1553. 1559. 1572. 656. Zumpt a. a. O. 311. Hübner CIL II p. 210: Suppl. p. 871.
Itucci = colonia Virtus Iulia, Plin. III 12. Münzen bei Eckhel I 24. Zumpt 311. CIL II p. 213. 703f. 871.
? Hasta Regia, Plin. III 11. Mela III 4. Zumpt 365f. Kubitschek De trib. orig. 140 (falsch). CIL II p. 175. 699; Suppl. p. 843.

b) Provinz Tarraconensis:

Tarraco = colonia Iulia Victrix Triumphalis Tarraco, 709 = 45 v. Chr., Cass. Dio XLIII [528] 39 (ohne Veteranendeduction). Plin. n. h. III 21. CIL II 4274. 4071. 4536ff. Die Colonienamen abgekürzt = C. I. V. T. T. Zumpt 312f. Hübner Herm. I 97ff.; Röm. Herrschaft in Westeuropa 186ff.; CIL II p. 538f.
Carthago nova = colonia Iulia Victrix Nova Carthago, 709 = 45 v. Chr., Plin. n. h. III 19. Eckhel I 41. Zumpt 311f. Hübner CIL II p. 500f.
Celsa = col. Iulia Victrix Celsa, 709 = 45 v. Chr., Plin. III 24. Strab. III 161. Eckhel 144. Zumpt 313. Hübner CIL II p. 409; Suppl. p. 940.
Acci Gemella = col. Iulia Gemella Acci oder Accitana, Plin. n. h. III 25. Eckhel I 34. CIL II 3391. 3393. 3394. Der Beiname Gemella deutet auf die Ansiedlung zweier Legionen; daher vielleicht gegründet durch Octavian in der Triumviralzeit, Zumpt 313. CIL II p. 458
Valentia (s. das Verzeichn. d. lat. Col. nr. 38), Plin. III 20. CIL I 601 für Afranius, den Consul vom J. 694 = 60 v. Chr. ist o. S. 516 auf die ältere latinische Colonie bezogen worden. Anders Kubitschek De trib. orig. 181. Es ist nicht unmöglich, dass auch schon die römische Colonie Valentia gemeint ist, und dass also diese Colonie in ihrer ersten Entstehung wie Corduba vorcaesarisch ist, worauf auch das Fehlen des Beinamens Iulia hinweist. Es müssen auf alle Fälle zu irgend welcher Zeit vor Augustus Ende zu einer älteren Gemeinde Veteranen hinzugekommen sein, welche mit der alten Einwohnerschaft eine Doppelgemeinde (Valentini veterani et veteres, CIL 3733–3737. 3739. 3741) mit zwei Stadträten (uterque ordo Valentinorum 3745) von römischer Colonialqualität bildeten. Zumpt 312. Hübner CIL II p. 500f.

4) Gallien

a) Narbonensis:

vgl. nr. 31. Narbo Martius = colonia Iulia Paterna N. M. Herbst 709 = 45 v. Chr., Plin. n. h. III 32 (Decumanorum colonia). Mela II 57 (Atacinorum Decimanorumque col.). Der volle Titel mehrfach auf den Inschriften, z. B. CIL XII 4333. dazu später noch der Name Claudia, z. B. 4390. 4391. 4397. 4398. 4402. 4406. 4414. Henzen 5232. Die Bewohner: Decumani Narbonenses 4344–4346. 4349. Doppelcolonie? vgl. Mela a. a. O. Zumpt 313ff. O. Hirschfeld CIL XII p. 521f.; Westd. Ztschr. VIII (1889) 130ff. (beide haben als Gründungsjahr 708 = 46), dagegen J. Kromayer Herm. XXXI (1896) 1–19.

Arelate (Teretina) = colonia Iulia Paterna Arelate oder Arelatensium Sextanorum. 709 = 45 v. Chr., Suet. Tib. 4. Plin. n. h. III 36. Mela II 75. Ptolem. II 10, 15. CIL XII 689. 694. 700. 702 u. s. w. Die Bewohner Sextani Arelatenses, CIL VI 1006. Eine Colonie mit sehr grossem Territorium, die Erbin Massilias. Zumpt 315f. O. Hirschfeld CIL XII p. 83f.; Westd. Ztschr. VIII (1889) 128f. Kromayer a. a. O.
Baeterrae = colonia V(ictrix?) Iulia Septimanorum B., gegründet zwischen 718 = 36 und 727 = 27 v. Chr., wahrscheinlich 718 = 36 v. Chr. Plin. n. h. III 36. Mela II 75 [529] und 80. CIL XII 4227. 4230. 4255. 985. Brambach CIRh 1057, vgl. 1153. Zumpt 316. CIL XII p. 511. Kromayer a. a. O.
Arausio = col. Firma Iulia Secundanorum Arausio, gegründet zwischen 719 = 35 und 721 = 33 v. Chr., Plin. n. h. III 36. CIL XII 1242. Herzog Gallia Narb. nr. 183. Zumpt 316. O. Hirschfeld CIL XII p. 152. Kromayer a. a. O.
Forum Iulii (Aniensis) = colonia Octavanorum Pacensis (oder Pacata) Classica Forum Iulii, gegründet 724 = 30 v. Chr., Plin. III 35. Mela II 77. Tac. ann. II 63; hist. II 14. III 43; Agric. 4. Herzog nr. 183. CIL XII 3203. Zumpt 315. O. Hirschfeld CIL XII p. 38f. Kromayer a. a. O.

b) Tres Galliae:

Lugudunum = colonia Copia Claudia Augusta Lugudunum = C. C. C. Aug. Lug., gegründet 711 = 43 v. Chr., nicht lange vor der Schlacht von Mutina, von L. Munatius Plancus und M. Aemilius Lepidus (Cass. Dio XLVI 50. CIL X 6087. Senec. ep. 91, 14), von Kaiser Claudius verstärkt, Plin. n. h. IV 107. Paul. Dig. L 15, 8. CIL XII 1782. 1898. 3203. XIII 1752–1754. 1916. 1920. 1924. 1925. 1927. 1935. 1943. 1945. 1952. 1957. 1958. 1966. 1967. 1973. 1974. Die Colonie hatte ein sehr kleines Territorium, besass aber in der Narbonensis Land im Gebiet der Valentini, vielleicht attribuiert von Claudius: Zumpt 325. 371. Boissieu Inscr. d. Lyon p. 126ff. O. Hirschfeld Lyon in der Römerzeit, Wien 1878; CIL XIII p. 248ff. E. Jullien Le fondateur de Lyon. Histoire de L. Munatius Plancus, Paris 1892, 93ff.
Col. Raurica, später Augusta Rauracorum, von denselben gegründet im J. 711 = 43 v. Chr. (CIL X 6087), Plin. IV 106. Ptolem. II 9, 18. Zumpt 371. Marquardt St.-V. I² 267, 5.
Noviodunum = colonia Iulia Equestris, wohl auch in der Triumviralzeit gegründet, Plin. IV 106. CIL XII 2606. 2614. III Suppl. 11895. Falsch ist die Bemerkung von Mommsen Röm. Gesch. V³ 79, 1: ,Da die Gemeinde später als civitas Equestrium auftritt (Inscr. Helv. 115), so scheint sie unter die Gaue eingereiht zu sein, was von Lugudunum nicht gilt‘. Civitas bezeichnet vom Ende des 2. Jhdts. an auch jede Stadtgemeinde. Zumpt 371. Marquardt St.-V. I² 267, 4.

5) Pannonien:

Emona (Claudia) = col. Iulia Emona, gegründet 720 = 34 v. Chr., Plin. III 147. Orelli 71. CIL III 3890. Mommsen CIL III p. 489. Cuntz Jahrb. Suppl. XVII 517.

[Siscia] hält Cuntz auch für eine octavianische Colonie aus demselben Jahr wegen der Erwähnung bei Plin. a. a. O. Es ist aber anzunehmen, dass Plinius hier einen Nachtrag zur agrippisch-augustischen Statistik aus seiner Zeit gemacht hat, da die Colonie Siscia auf Inschriften nur den Beinamen Flavia trägt; s. u. nr. 219.

6) Dalmatien:

Salonae = col. Martia Iulia Salonae, gegründet 721 = 33 v. Chr.? Plin. n. h. III [530] 141. Ptolem. II 16, 4. CIL III 1933, mit vollem Namen, häufiger nur col. Salonitana oder Salonensis, CIL III 10156. Im J. 720 = 34 von Augustus im dalmatinischen Krieg niedergebrannt (Strab. VII 315); nach Beendigung desselben wurde wohl die Colonie deduciert. Als oberste Magistrate begegnen IV viri und IIviri; es ist anzunehmen, dass im 1. Jhdt. IV viri und im zweiten IIviri an der Spitze standen. Möglich ist aber auch, dass die beiden Beamtenkategorien nebeneinander existierten, da ein Zusammenschweissen zweier Gemeinden (Salonae und Issa) stattgefunden hat. Zumpt 372f. Mommsen CIL III p. 304.
Iader, gegründet wohl in demselben Jahr, Plin. n. h. III 140. Ptolem. II 16, 3. CIL III 2907, wo Octavian als parens coloniae bezeichnet wird, der der Stadt murum et turres dedit. Zumpt 372. CIL III p. 374.
Narona, gegründet wohl auch gleichzeitig mit Salonae (CIL III 1769), Plin. n. h. III 142. Ptolem. II 10, 12; vgl. VIII 7, 7; hier Veteranen der Legio VII g. p. f. (CIL III 1813. 1814. 1818). Geleitet wurde die Colonie von IV viri. Zumpt 374. CIL III p. 291.
Epidaurus, nur erwähnt bei Plin. n. h. III 143.

7) Makedonien:

Philippi = col. Iulia Philippensis, 712 = 42 v. Chr., Plin. n. h. IV 42. Acta Apostol. 16, 12. Paul. Dig. L 15, 8, 8. CIL III 386. Eckhel II 76, nach der Schlacht bei Philippi, Strab. VII 331 frg. 42, verstärkt durch coloni und zwar italische Bürger nach der Schlacht von Actium im J. 724 = 30 v. Chr., Cass. Dio LI 4. Hierüber, sowie über die übrigen coloniae Iuliae Augustae in Makedonien wird weiter unten nr. 241ff. gehandelt.

8) Achaia mit Epirus:

Corinthus = colonia Laus Iulia Corinthus, gegründet 710/11 = 44/3 v. Chr., Plin. n. h. IV 11. Mela II 48. Fest. ep. p. 60. CIL III 538. Eckhel II 241ff. Mionnet II 167. Über die Gründungszeit Cass. Dio XLIII 50. Diodor XXXIII 1. Strab. VIII 381. vgl. XVII 833. Paus. II 1. 2. 2, 2. 3, 1. V 1, 2. Appian. Pun. 136. Plut. Caes. 57. Hierher wurden meist Libertini deduciert. Strab. VIII 381. Den Beinamen Flavia bekam die Stadt wahrscheinlich unter Domitian. Zumpt 374. P. Hertzberg Gesch. Griechenlands unter d. Herrschaft d. Römer I 461. CIL III p. 99.
Dyme, gegründet zwischen 710 = 44 und 727 = 27 v. Chr., Imhoof-Blumer Monn. grecques 165 nr. 42. Irrig Paus. VII 17, 3; noch nach dem Tode des Augustus sind Colonialmünzen der Stadt geschlagen worden Plin. n. h. IV 13. Mommsen Röm. Gesch V³ 238, 3. O. Cuntz Jahrb. Suppl. XVII 514, 3.
Buthrotum, Plin. n. h. IV 4. Strab. VII 324. Auf Münzen col. Iulia (Imhoof-Blumer Mon. grecq. 138 nr. 28), aber auch col. Augusta. Caesar hat hier zuerst eine Colonie gegründet (Cic. ad Att. XVI 16ff.), [531] Augustus aber hat sie nach der Schlacht von Actium vollendet. Zumpt 318. 376. Hertzberg a. a. O. I 498. Mommsen Röm. Gesch. V³ 270; CIL III p. 113. O. Cuntz Jahrb. Suppl. XVII 513, 6.
Actium, Plin. n. h. IV 5 colonia Augusti Actium cum civitate libera Nicopolitana. Tac. ann. V 10 spricht fälschlich von der colonia Nicopolitana; offenbar eine Doppelgemeinde, CIL III 7334. Mit Unrecht bezweifeln Bursian (Geogr. von Griechenl. I 32. 114ff.) und Mommsen (Röm. Gesch. V³ 271, 1) die Existenz einer Stadt Actium. Das Richtige bei O. Cuntz a. a. O. 513; . vgl. auch Zumpt 376.

9) Asia:

Parium = colonia Iulia Pariana, Plin. n. h. V 141 und IV 48. Paul. Dig. L 15, 8. CIL III 386. 727. Le Bas-Waddington 1731. Eckhel II 461. Neugründung durch Hadrian, CIL III 374, seitdem auf den Münzen auch mit dem Beinamen Hadriana. Zumpt 378.

10) Bithynia und Pontus

Sinope = colonia Iulia (Caesarea) Felix Sinope, gegründet 709 = 45 v. Chr. Aera der Stadt von diesem Jahr (Head HN 435), Plin. n. h. VI 6. Strab. XII 546; die neue Colonie wurde neben der alten Griechenstadt errichtet. CIL III 6978 (= 239). CIG 4164. Münzen Eckhel II 391. Head a. a. O. c(ol.) I(ul.) F(elix) Sinope. Mionnet II 403 nr. 100ff.; auf Münzen des 2. Jhdts. zur Zeit des L. Aelius und der jüngeren Faustina auch col. Iul. Augusta Felix S., nicht mehr auf den Inschriften und Münzen für Marc Aurel; vgl. CIL III 6978; falsch O. Cuntz De Augusto 21, s. Zumpt 316f. CIL III Suppl. p. 1259.
Heraclea Pontica, 709 = 45? Strab. XII 543, ebenfalls eine Doppelgemeinde, indem die Griechenstadt (seit Antonius unter der Jurisdiction eines einheimischen Fürsten) neben der caesarischen Veteranencolonie bestehen blieb. Die Colonie ist aber schon vor der Schlacht bei Actium wieder vernichtet und von Augustus nicht wiederhergestellt worden. Zumpt 317.
Apamea = colonia Iulia Concordia (Augusta) Apamea, Plin. n. h. V 149. Plin. ep. X 56. Ulp. Dig. L 15, 1. Strab. XII 563. CIL III 335; Suppl. 6992. Münzen, auf denen nur steht c(ol.) I(ul.) C(oncordia) A(pamea). bei Mionnet II 412 nr. 22ff. Eckhel II 406, ausserdem solche unter Hinzufügung von Augusta aus severischer Zeit Mionnet II 413 nr. 28; falsch Cuntz De Augusto 21. Apamea ist eine Colonie Caesars, nicht des Augustus. Zumpt 378 (falsch), das Richtige bei Marquardt St.-V. I² 357 m. A. 5.

11) Galatien:

Antiochia = colonia Antiochia Caesarea. Plin. n. h. V 94. Strab. XII 577. Paul. Dig. L 15, 8. Eckhel III 18. Mionnet III 491 (nach den Münzen waren hierher deduciert Veteranen der leg. V Gallica Alauda). CIG 2811 b (= Le Bas-Waddington 1620 a). [532] 6810 = 289. 6811. 6817. 6834. 6835. 7283 = 6102. Caesarea ist auf alle Fälle die älteste der pisidischen Colonien; sie allein wird bei Plinius, d. h. in der agrippischen Statistik, genannt. Der Beiname Caesarea deutet auf eine Deduction vor dem J. 727 = 27 v. Chr.; alle übrigen pisidischen Colonien haben den Titel Iulia Augusta. Zumpt 379. Marquardt St.-V. I² 365, 1 und 2. Das Richtige bei Cuntz Jahrb. Suppl. XVII 490 m. A. 1.

12) Syrien:

Berytus (Fabia), ursprünglich = colonia Felix Iulia, so bei Plin. n. h. V 78. Die Colonisation des Augustus vom J. 740 = 14 v. Chr. (darüber s. u. nach nr. 270) ist also nicht die älteste. Die Plinius zu Grunde liegende agrippische Statistik ist für Syrien schon zwischen 31 und 20 v. Chr. angefertigt worden. O. Cuntz a. a. O. 481, 11.

13) Ägypten:

? Pharos, colonia Caesaris dictatoris nach Plin. n. h. V 128, eine Nachricht, die ganz vereinzelt dasteht. Augustus hat die Veteranenansiedlung, wenn überhaupt eine solche bestanden hat, nicht als Colonie anerkannt. Zumpt 316. Beloch Bevölkerung d. griech.-röm. Welt 334. Mommsen Röm. Gesch. V³ 563, 1. Cuntz a. a. O. 521, 5.

14) Africa:

Carthago = colonia Iulia Carthago oder Karthago (nicht Beiname Veneria), gegründet 709 = 45 (s. u. S. 534f.). Über die ephemere Colonie Iunonia des C. Gracchus s. o. nach nr. 29. Die Colonie war wohl als solche wieder aufgehoben worden, aber die den coloni bestimmten Äcker wurden doch viritim assigniert und damit ca. 6000 römische Bürger in Africa angesiedelt. Plin. n. h. V 24. Mela I 34. Inschriften CIL VIII zahlreich. Münzen: Eckhel IV 139ff. Über die Gründung der caesarischen Colonie: Strab. XVII 833. Plut. Caes. 57. Paus. II 1, 2. Dio XLIII 50. App. Pun. 136. Neue Colonen (3000) wurden hierhergeführt 725 = 29 v. Chr. durch Augustus, App. a. a. O. Dio LII 43. Als Beamte waren in dieser Colonie zunächst Sufeten, L. Müller Numism. de l’ancienne Afrique II 149 nr. 319. 320; nach 725 aber hatte Karthago die Form der übrigen Colonien des Reiches (IIviri u. s. w.). Zumpt 380. Wilmanns CIL VIII p. 133.
Cirta (Quirina) = colonia Iulia Iuvenalis Honoris et Virtutis Cirta, Plin. n. h. V 22. Mela I 30. Ptolem. IV 3. 28. Über die Gründung App. b. c. IV 54: eine Colonie, in der die Scharen des P. Sittius Nucerinus angesiedelt wurden, daher bei Plinius cognomine Sittianorum, mit einem sehr grossen Territorium, welches nach pagi (einheimischen Gaugemeinden) gegliedert war, Tac. ann. III 74. Grosse Territorien sind überhaupt eine Eigentümlichkeit der caesarischen Colonien; vgl. Arelate (nr. 93 und dazu Kromayer Herm. XXXI 12. 7). Im übrigen vgl. über Cirta unten nr. 340ff. Zumpt 380. Mommsen Herm. I 47–68. CIL VIII p. 618f.; Suppl. p. 1847ff. [533]

Coloniae Iuliae des Augustus (vgl. nr. 120) wohl vom J. 29 (vgl. nr. 117), sind:

Thuburbo maius = colonia Iulia (Aurelia Commoda) Thuburbo maius, Plin. n. h. V 29. CIL VIII 848. 12366; vgl. ebd. p. 106; Suppl. p. 1272.
Veneria Sicca (Quirina) = colonia Iulia Veneria Cirta nova Sicca, Plin. n. h. V 22. Ptolem. IV 3, 30. CIL VIII 1632. 1648. 15868. 16258. 16367. Gauckler Bull. Antiqu. de France 1898, 114: Divo Augusto conditori, Siccenses. Zumpt 380. CIL VIII p. 197; Suppl. p. 1523.
Maxula, Plin. n. h. V 24. CIL VIII Suppl. 12253. CIL VIII p. 131f.; Suppl. p. 1284.
Uthina, Plin. V 29. CIL VIII Suppl. 12400. CIL VIII p. 112; Suppl. p. 1275.

Dazu kommen noch 5 coloniae Iuliae auf Inschriften, deren Colonialqualität aber mit den Angaben des Plinius, d. h. der agrippischen Reichsstatistik, welche für Africa abgefasst ist nach 729 = 25 v. Chr. und vor dem J. 742 = 13 v. Chr. (Cuntz De Augusto 45f.; Jahrb. Suppl. XVII 524f.) in Widerspruch steht.

? Assuras bei Plin. n. h. V 29, d. h. bei Agrippa, municipium civ. Rom, dagegen CIL VIII 1798 aus severischer Zeit colonia Iulia. Hier ist vielleicht die Erklärung zulässig, dass Caesar oder Octavian die Stadt nur zum municipium Iulium machte und dass, als später die Stadt Colonie wurde, sie die Erinnerung daran festhielt, indem sie den Beinamen Iulia auch in ihrem Colonietitel führte. Dasselbe ist der Fall bei Uselis in Sardinien (nr. 171) und etwas Ähnliches kehrt wieder bei Uchi maius (s. nr. 324), wo der Beiname Mariana eine Erinnerung ist an die viritane Assignation des C. Marius an dieser Stelle (Aurel. Vict. de vir. ill. c. 73). So Cuntz De Augusto 43. Oder aber es ist dieselbe Erklärung anzunehmen, wie bei den folgenden Städten:
? Hippo Diarrhytus. Bei Plin. n. h. V 23 Peregrinenstadt. Auf Münzen des Augustus und Tiberius, dann auch des Clodius Albinus civitas libera (Head HN 742), colonia bei Plin. epist. IX 33, 2. 5, colonia Iulia CIL VIII 1206 = Suppl. 14333; vgl. ebd. p. 152; Suppl. p. 1391. O. Cuntz De Augusto 44.
? Curubis, bei Plin. n. h. V 24 civitas libera. CIL VIII Suppl. nr. 12452 (aus dem J. 155 n. Chr.) und 980 (aus dem 3. Jhdt.) colonia Iulia, CIL VIII p. 127; Suppl. p. 1282. Cuntz a. a. O. 45.
? Neapolis. Bei Plin. a. a. O. civitas libera. Bei Ptolem. IV 3, 8 Colonie, CIL VIII 968 (aus dem J. 282/3 n. Chr.) colonia Iulia. CIL VIII p. 125; Suppl. p. 1282. Cuntz a. a. O. 45.
? Carpis (Karpis). Bei Plin. n. h. V 24 civitas ohne nähere Angabe. CIL VIII 1206 = Suppl. 14333 colonia Iulia. CIL VIII p. 130. Cuntz a. a. O. 45.

Dazu vielleicht noch [Clupea]. Bei Plin. a. a. O. civ. libera, CIL X 6104 (aus den Jahren 712/4 = 42/0 v. Chr.) ein IIvir Clupiae bis.

Diese Städte befinden sich offenbar in der gleichen Lage. Zunächst ist es klar, dass ihnen, [534] wenngleich sie bei Plinius nur im Periplus genannt werden, in der agrippischen Statistik die Qualität von Colonien nicht zuerkannt worden ist, Hippo Diarrhytus und Carpis vielmehr die Qualität von Peregrinenstädten, Curubis und Neapolis (Clupea) von civitates liberae; doch hat nach den Münzen auch Hippo Diarrhytus noch unter Augustus die Rangstellung von Curubis, Neapolis und Clupea erlangt, vielleicht auch Carpis. Colonie wird am frühesten Hippo genannt (von Plinius dem Jüngeren), dann Neapolis (von Ptolem.) und Curubis (155 n. Chr.), die übrigen erst im 3. Jhdt. n. Chr., aber alle coloniae Iuliae. Den Schlüssel zur Lösung des Problems bieten einige Inschriften von Curubis: CIL VIII add. 10 525 aus frühcaesarischer Zeit. CIL VIII 979, besser Comptes rendus 1895, 31 (Cagnat Rev. Arch. XXVII 1895, 137 nr. 69) und bei Mommsen Herm. XXX (1895) 456ff., aus der Zeit 706/8 = 48/6 v. Chr., CIL VIII 977 aus dem J. 709 = 45 v. Chr., 978 aus dem J. 734 = 20 v. Chr. Die erste ist eine Patronatstafel für einen C. Pomponius, wonach die Stadt noch unter Sufeten mit punischen Namen stand, ausserdem die Rede ist von sinatus (sic) populusque Curubitanus, also aus der Zeit vor dem caesarischen Bürgerkrieg. Nach der zweiten wurde Curubis von den Pompeianern durch einen praefectus mit einer Mauer, Türmen und einem Graben umgeben, nach der dritten ist dann unter Caesar 709 = 45 durch einen Freigelassenen mit griechischem Beinamen, der sich nennt duovir V, die Mauer der Stadt (oppidi) ex saxo quadrato gebaut worden, nach der letzten endlich führen ein IIvir quinquennalis und zwei Aedilen, wieder Freigelassene, mit griechischen Beinamen, mehrere öffentliche Arbeiten aus. Dass Freigelassene an der Spitze der Gemeinde stehen, deutet auf eine caesarische Colonie; denn solches kommt nur in der Colonia Genetiva vor (vgl. oben nr. 84); ein weiteres Beispiel zeigt die Inschrift CIL X 6104, nach der M. Caelius M. l. Phileros IIvir Clupiae bis war (s. o.). Zugleich ergiebt diese Inschrift zusammen mit CIL VIII 977. 978, dass offenbar nur ein duovir an der Spitze dieser Gemeinden stand. Dieser einzelne Zweimann, im Grunde gerade so unsinnig wie ein consul sine collega, war offenbar der Nachfolger des erwähnten praefectus. Die Gemeinde aber war unter dem duovir rechtlich ein oppidum oder ein castellum, d. h. eine befestigte Ortschaft ohne Selbstverwaltung. Solcher castella scheint es in Africa in der unmittelbaren Folgezeit viele gegeben zu haben; die erwähnte Inschrift CIL X 6104 spricht von 83 solcher castella, über die der genannte Freigelassene Phileros, ein accensus T. Sexti imperatoris in Africa und zugleich Carthagine aedilis, gesetzt war als praefectus iure dicundo vectigalibus quinquennalibus locandis, d. h. als höchster richterlicher und censorischer Beamter. Daraus folgt: nach der Deduction der Colonie Karthago, wahrscheinlich 709 = 45 (da in diesem Jahr Curubis schon einen IIvir an der Spitze hat), ist die Verwaltung dieser castella in weitem Umfang an diejenige von Karthago angeschlossen worden. Mit andern Worten: nicht nur die Colonie Cirta in Numidien, sondern auch Karthago im eigentlichen Africa ist von Caesar [535] mit einem gewaltigen Territorium und einer ganzen Anzahl einheimischer Gemeinden als Dependenzen ausgestattet worden. Von Tunes, Neapolis, Clupea sagt Strabon (XVII 834) deutlich, dass sie mit Karthago vereinigt wurden (συγκατεσπάσθησαν δὲ τῇ Καρχηδονίᾳ ὑπὸ Ῥωμαίων αἱ πόλεις αὗται). Bei diesen Dependenzen aber ist Caesar zum Teil soweit gegangen, ihnen an Stelle von castellum den Titel einer colonia zu verleihen und ihnen statt eines praefectus die Leitung durch einen duovir und zwei Aedilen zuzugestehen. Diese IIviri scheinen aber von Karthago aus bestellt worden zu sein. Phileros, der aedilis von Karthago, ist nicht nur praefectus der 83 castella, sondern auch zweimal IIvir von Clupea: nur so erklärt sich auch der IIvir V auf der Inschrift CIL VIII 977 von Curubis schon im J. 709 = 45, welches höchstens das erste Jahr des Bestehens der ‚Colonie‘ war: er braucht nicht zum fünftenmal duovir in Curubis zu sein, sondern war es vorher auch schon in andern von Karthago abhängigen ,Colonien‘. In dieser colonialen Samtgemeinde haben wir vielleicht das Vorbild der späteren Gestaltung von Cirta (s. nr. 340ff.). Die Samtgemeinde Karthago ist dann aufgelöst worden von Augustus, vielleicht bei der neuen Deduction von Veteranen nach Karthago 725 = 29, und bei dieser Gelegenheit sind die abhängigen iulischen Titularcolonien teilweise als selbständige Peregrinengemeinden (Hippo Diarrhytus, Curubis, Carpis, Neapolis) teilweise als Bürgermunicipium (Assuras) und auch als wirkliche Bürgercolonien (Thuburbo maius, Sicca Veneria, Maxula, Uthina) constituiert worden. Alle die Gemeinden, welche nicht vgl. gleich c. civium Romanorum wurden, haben dann aber im Laufe des ersten nachchristlichen Jahrhunderts wieder die Qualität von c. Iuliae, offenbar nur titular, erhalten oder diesen Titel inofficiell weitergeführt.

c) Die Veteranencolonien der besseren und die Titularcolonien der späteren Kaiserzeit von der Schlacht von Actium bezw. vom J. 727 = 27 v. Chr. ab, zunächst diejenigen Italiens, dann die des übrigen Reiches, geordnet nach Provinzen:

1) Italien:

α) Colonien des Augustus:

vgl. nr. 35. ? Abellinum = colonia Veneria Livia [?] Augusta Alexandriana Abellinatium, CIL X 1117. Aus dem Beinamen Augusta kann man auf eine nochmalige Deduction durch Augustus schliessen; viel wahrscheinlicher aber ist, da die Stadt bei Plinius nicht colonia genannt wird, dass Augusta zu Alexandriana gehört und sich auf Alexander Severus bezieht, Mommsen Herm. XVIII 185. Cuntz De Augusto 23.

? Aquileia (Verz. d. lat. Col. nr. 36), Plin. 135 n. h. III 126. Auf Inschriften der besseren Kaiserzeit (CIL V 903. 968) municipium. Mommsen Herm. XVIII 195 verwirft die Angabe des Plinius. Wer das nicht thut, muss entweder mit O. Hirschfeld die besagten Inschriften unter Augustus und die Colonieerhebung etwa in die Zeit des grossen pannonischen Aufstandes setzen (S.-Ber. Akad. Wien CIII 1883, 322) oder mit O. Cuntz (De Augusto 24) annehmen, dass die Stadt nach Augustus nochmals Municipium geworden [536] sei, um später wieder Colonie zu werden. Mommsen CIL V p. 83. 1185; Herm. XVIII 195f.

vgl. nr. 56. Ariminum = colonia Augusta Ariminum, CIL XI 408. Plin. n. h. III 115. Mommsen Herm. XVIII 170. Bormann CIL XI p. 76.

? Asculum Picenum, Plin. n. h. III 112. Frontin. de contr. p. 18, 11. Zahlreiche Inschriften, aber keine mit Beinamen; daher nicht sicher, ob nicht schon aus der Triumviralzeit. Mommsen Herm. XVIII 193; CIL IX p. 494.

vgl. nr. 57 über Ateste, welches vielleicht erst nach der Schlacht bei Actium überhaupt gegründet worden ist.

Augusta Praetoria (Sergia), gegründet 729 = 25 v. Chr. Deduction von 3000 praetoriani hierher, Strab. IV 205. Dio Cass. LIII 25. Plin. n. h. III 123. Ptolem. III 1, 34. Zugleich wurden auch Eingeborene in die Colonie aufgenommen, Not. degli scavi 1894, 369 = Cagnat Rev. Arch. XXVI (1895) 276 nr. 22 vom J. 731/2 = 23/2 v. Chr., gesetzt von Salassi, qui initio se in colon(iam) con[t(ulerunt)], Mommsen Herm. XVIII 172; CIL V p. 757.
Augusta Taurinorum (Stellatina), gegründet etwas vor 727 = 27 v. Chr. (Iulia Augusta) = col. Iulia Augusta Taurinorum, CIL V 7002. 7003. 7007. Orelli 2179. Plin. n. h. III 123. Tac. hist. II 66. Mommsen Herm. XVIII 181. 185; CIL V p. 779.

vgl. nr. 58. Beneventum = colonia Iulia Concordia Augusta Felix, CIL IX 2165. Plin. n. h. III 105. Mommsen Herm. XVIII 181. 185; CIL IX p. 136.

Bononia (Verz. der lat. Col. nr. 35), Plin. n. h. III 119. Vielleicht schon eine Colonie der Triumvirn hierher, Cass. Dio L 6. Die augustische Colonie wird bewiesen durch CIL XI 720 und Plin. n. h. XXXIII 83. Mommsen Herm. XVIII 172f. Bormann CIL XI p. 133.
? Brixellum (Arnensis), Plin. III 115. Wahrscheinlich nach 727 = 27 v. Chr., aber nicht sicher, Mommsen Herm. XVIII 194. Bormann CIL XI p. 183.
Brixia (Fabia), Plin. III 130; colonia civica Augusta B. auf den Inschriften; vgl. z. B. CIL V 4212. Mommsen CIL V p. 439; Herm. XVIII 185.

vgl. nr. 51 und nach nr. 60. Capua. Die Colonie hat den Beinamen Augusta auf der Inschrift CIL X 3832; vgl. 3867; dann bei Plin. n. h. III 63.

? Falerio in Picenum, nicht bei Plinius, der offenbar Falerii in Etrurien damit verwechselt und als Colonie bezeichnet hat (n. h. III 51). Von Mommsen (Herm. XVIII 173; CIL IX p. 517) als augustische Colonie in Anspruch genommen wegen CIL IX 5420. Anders O. Cuntz De Augusto 23f.

vgl. nr. 40. ? Florentia.
vgl. nr. 42. ? Hadria.
vgl. nr. 4. Minturnae (Teretina), Plin. n. h. III 59. Hyg. de limit. const. p. 177 Lachm.; vgl. Siculus Flaccus de condic. agr. p. 160, [537] 25. Mommsen Herm. XVIII 173; CIL X p. 595.
vgl. nr. 22. ? Mutina, Plin. n. h. III 115, vielleicht auch schon aus der Triumviralzeit.
vgl. nr. 44. Nola, Plin. n. h. III 63. CIL X 1244 colonia Felix Augusta Nola. Mommsen Herm. XVIII 185; CIL X p. 142.

? Nuceria Constantia. Nicht bei Plinius, daher wohl aus den letzten Jahren des Augustus, Lib. colon. p. 235, 20 colonia deducta iussu imp. Augusti. CIL X 1090. Seneca quaest. nat. VI 1, 2. Ptolem. III 1, 69. Tac. ann. XIII 31. XIV 17. Mommsen CIL X p. 124; Herm. XVIII 171. 179.

vgl. nr. 23. Parma, Plin. n. h. III 115; colonia Iulia Augusta CIL XI 1059; vgl. Geogr. Rav. IV. 33. Mommsen Herm. XVIII 182. 185. 196.

? Placentia (Verz. d. lat. Col. nr. 32), Plin. n. h. III 115. Tac. hist. II 19. CIL XI 1217 ein Mann, der IIIIvir IIvir war, was Bormann auf die Zeit des Übergangs von dem Municipium zur Colonie bezieht. Fraglich, ob augustisch oder triumviral. Mommsen Herm. XVIII 194. Bormann CIL XI p. 242.

vgl. nr. 14. Puteoli, Plin. n. h. III 61. CIL VIII 7959. Lib. col. p. 236, 11.

? Rusellae in Etrurien, Plin. n. h. III 51. CIL XI 2618. Zweifelhaft, ob triumviral oder augustisch. Mommsen Herm. XVIII 195. Bormann CIL XI p. 414.
? Teanum Sidicinum, Plin. n. h. III 63. Lib. colon. p. 238, 6. Dagegen CIL X 4781 und 4799 col. Claudia Firma Teanum, von diesem Kaiser also eine zweite Deduction, Cuntz De Augusto 22, falsch Mommsen CIL X p. 471; Herm. XVIII 195
Venafrum (Teretina), Plin. n. h. III 63; colonia Augusta Iulia oder einfach Iulia, CIL X 4894. 4875. Lib. colon. 239, 7. Mommsen Herm. XVIII 174, 1. 183. 185; CIL X p. 477.

β) Colonien des Claudius:

Iulium Carnicum, gegründet als Forum von Caesar oder Octavian vor 727 = 27 v. Chr. vici loco. Colonie vor dem Tode des Claudius, wahrscheinlich durch diesen selbst, CIL V 1838. 1842. Mommsen CIL V p. 172.
? Opitergium (Papiria), colonia CIL V 333; coloni Opitergini schon bei Lucan IV 462. Da die Stadt bei Plinius nicht als Colonie genannt wird, so bleibt nur Claudius oder Nero als Begründer, wahrscheinlicher Claudius, CIL V p. 186.

vgl. nr. 139. Teanum Sidicinum.

? Misenum, CIL X 3674. 3678. Erste Erwähnung einer Communalverwaltung hier auf einer Inschrift des J. 143/4 n. Chr., CIL VI 2379 a II 20. Claudische Colonie vielleicht wegen der Tribus Claudia, Mommsen CIL X p. 317.

γ) Colonien des Nero: Darüber vgl. A. Sogliano Colonie Neroniane, Rendiconti della R. Acc. dei Lincei S. V vol. VI (1897) 388ff.

vgl. nr. 51, nach 60 und noch 134. Capua. Verstärkung durch neue Deduction von Veteranen im J. 57 n. Chr., Tac. ann. XIII 31. [538]
vgl. nr. 136. Nuceria, neue Colonie in demselben Jahre, Tac. ann. XIII 31; vgl. XIV 17.
vgl. nr. 2. Antium. Neue Deduction hierher im J. 61 n. Chr., Tac. ann. XIV 27. Suet. Nero 9. CIL X 6672. Mommsen CIL X p. 660.
vgl. nr. 14 und nach 137. Puteoli in demselben Jahr, Tac. ann. a. a. O. vetus oppidum Puteoli ius coloniae et cognomentum a Nerone apiscuntur, d. h. das neben der alten römischen Colonie vom J. 194 v. Chr. bestehende municipium, so dass jetzt eine coloniale Gemeinde an Stelle der seitherigen Doppelgemeinde trat = colonia Claudia Neronemis Puteolana, CIL IV 2152, oder colonia Neronensis Claudia Augusta, X 5369, kürzer IGI 830 Z. 40, nach der damnatio memoriae des Nero colonia Flavia Augusta, CIL XIII 1960. CIL X p. 182.
vgl. nr. 28. Tarentum. Neue Veteranen hieher in demselben Jahr, Tac. ann. a. a. O. CIL IX p. 21.
vgl. Nr. 46. Pompeii, im J. 62 oder 63 n. Chr., Not. d. scavi 1897, 198, 4. Sogliano a. a. O. 392f.

Tegeanum in Campanien (darüber Sogliano a. a. O. 393ff.), = ad Teglanum der Tab. Peut. und respublica Tegianensium CIL X 3704. Not. a. a. O. Sogliano 393ff.

vgl. u. nr. 153. Verona.

δ) Flavische Colonien:

vgl. nr. 60. Bovianum Undecimanorum, Hyg. p. 131 Lachm. CIL IX 2564. Mommsen Herm. XVIII 193f.; CIL IX p. 239. Cuntz De Augusto 22.
vgl. nr. 5 Sinuessa = colonia Flavia CIL X 4735. Mommsen CIL X p. 463f.

ε) Colonie des Nerva:

vgl. nr. 29 Scolacium, colonia Minervia Augusta CIL X 103. CIL X p. 12.

ζ) Colonien des Hadrian:

Formiae (Aemilia) im Volskerland = colonia Aelia Hadriana Augusta Formiae CIL X 6079. CIL X p. 603.
Aeclanum in Samnium = col.] Aelia [Augusta Ae]cla[n]um, CIL IX 1111. CIX IX p. 99.

η) Colonien des Antoninus Pius und Marc Aurel:

Canusium (Oufentina) in Apulien, unter Antoninus Pius, wie CIL IX 344 zeigt, col]onia Aurelia [Au]g. Pia, CIL IX p. 35.
? Mediolanium. Auf einigen Inschriften C. A. A.; wohl = col. Aelia Augusta oder Aurelia Aug. oder Antoniniana Aug. oder Aurelia Antoniniana. CIL XI 1230 kommt dazu noch F., vielleicht F(elix?). CIL V 5869 heisst sie col. Gallieniana Augusta Felix, CIL V p. 634.

θ) Colonie des Pertinax und Septimius Severus:

Ricina (Velina) in Picenum, im J. 205 n. Chr. = colonia Helvia CIL IX 5747 für Sept. Severus, der conditor genannt wird. Colonia Helvia Pertinax ebd. 5745, CIL IX p. 547.

ι) Colonie des Caracalla:

Neapolis (Maecia) = colonia Aurelia Augusta Antoniniana Felix, Eph. epigr. VIII 871 für Alexander Severus. De Petra Napoli colonia romana, Atti della r. Acc. di Napoli XVI 57ff. [539]

κ) Colonie des Severus Alexander.

vgl. nr. 35 und vor nr. 128. Abellinum = colonia Veneria Livia(?) Augusta Alexandriana, CIL X 1117 aus dem J. 240 n. Chr.

λ) Colonie des Vibius Trebonianus Gallus:

Perusia (Tromentina) = colonia Vibia Augusta CIL XI 1926ff. Bormann CIL XI p. 352.

μ) Colonien des Gallien:

(vgl. nr. 135). Falerii in Etrurien, CIL XI 3089. 3081–3094. Bormann CIL XI p. 465.

vgl. nr. 148. Mediolanium.

Verona (Poblilia), Plin. n. h. III 130 municipium; dagegen schon bei Tac. hist. III 8 colonia. Tacitus ist aber in terminologischen Dingen sehr wenig zuverlässig. Inschriftlich begegnet uns die Stadt erst als colonia im J. 265 n. Chr., CIL V 3329 = colonia Augusta nova Gallieniana. CIL V p. 327.

ν) Colonie des Diocletian:

vgl. nr. 51 und nach 60, 134, 143. Capua = colonia Concordia Iulia Valeria Felix, CIL X 3867 aus diocletianischer Zeit.

ξ) Colonien der Kaiserzeit unbestimmter Herkunft: aus dem 1. Jhdt.?:

Cumae (s. o. nach nr. 63), Mommsen CIL p. 351; Herm. XVIII 181. O. Cuntz De Augusto 22;

aus dem 2. Jhdt. ?:

Regium Lepidum (Pollia) in der Aemilia, Ptolem. III 1, 46. Bormann CIL XI p. 173.
Tridentum (Papiria). Unter Claudius noch municipium, CIL V 5050 Z. 28; aber CIL V 5036 (nicht älter als Marc Aurel) colonia. CIL V p. 531.
Aece in Apulien = colonia Au]gusta Apu[la], CIL IX 950 für Sept. Severus, CIL IX p. 85;

aus dem 3. Jhdt. ?:

Cales (Verz. der lat. Col. nr. 10), CIL VI 1419. CIL X p. 451.
Carsioli (Verz. der lat. Col. nr. 20). CIL IX 4067; ebd. p. 382.

Ganz unbestimmbar sind:

Libarna (Maecia) in Ligurien, CIL V 7428.
Lupiae (Camilia) in Calabrien, CIL X 1795; ebd. IX p. 5.
Ocriculum (Arnensis) in Umbrien, CIL XIV 2941.
Septempeda (Velina) in Picenum, CIL IX 5630; ebd. p. 533.
Teate (Arnensis) bei den Marrucini, CIL IX 3022; ebd. p. 282.

2) Sicilien.

α) Augustus:

Syracusae, im J. 733 = 21 v. Chr., Cass. Dio LIV 7. Strab. VI 270. Plin. n. h. III 89. Ptolem. III 4, 9. CIL X 7131. 7132. Zumpt Comm. epigr. I 363. Mommsen CIL X p. 730. O. Cuntz De Augusto 36.
Catina, in demselben Jahr, Cass. Dio a. a. O. Strab. VI 268. Plin. n. h. III 89. Ptolem. III 4, 9. Zumpt a. a. O. CIL X p. 720f. Cuntz a. a. O.
Tyndaris, desgleichen, Appian. b. c. V 116. Plin. n. h. III 90. CIL X 7474–7476. 7478. 7480. Zumpt 364. CIL X p. 771. Cuntz a. a. O.
Thermae Himeraeae, wahrscheinlich auch 733 = 21, Plin. n. h. III 90, der allerdings fälschlich Thermae Selinuntiae nennt. CIL [540] X 7345. Zumpt 363f. Mommsen CIL X p. 761. Cuntz a. a. O.
Panormus, aus den letzten Jahren des Augustus, bei Plin. n. h. III 90 noch unter den oppida; bei Strabon VI 272 aber Colonie. Ebenso CIL X 7286. 7279, allerdings beide erst aus dem 3. Jhdt., aber 7279 hat col. Aug(usta) Panhormus. Zumpt 364. 409 und Beloch Bevölkerung der gr.-röm. Welt 325 falsch; das Richtige Mommsen CIL X p. 751f. Marquardt Staatsverw. I² 246 m. Anm. 8 und O. Cuntz De Augusto 38f. auf Grund von Münzen.

β) Pertinax oder Septimius Severus:

Lilybaeum. Am Ende der Regierung des Augustus municipium Augustum mit dem Münzrecht, CIL X 7223. Colonia Helvia Augusta Lilybitanorum, CIL X 7205. 7228, abgekürzt col. Augusta L., 7222. 7229. 7236. 7239. Zumpt 409 und Marquardt 246, 8 falsch Beloch 325f. (ungenau); das Richtige CIL X p. 742. O. Cuntz De Augusto 38.

3) Sardinien:

Uselis, Ptolem. III 2, 2. CIL X 7845 (v. J. 158) = colonia Iulia Augusta Uselis. Trotzdem keine Colonie des Augustus. Plinius n. h. III 85 sagt ausdrücklich, dass nur eine einzige Colonie in Sardinien bestand (Turris Libisonis s. o. nr. 81), und das Mon. Ancyr. V 35. 36 nennt Sardinien nicht unter den Provinzen, wohin Augustus Colonien führte. Die Stadt wurde wohl durch Augustus ein municipium Iulium Augustum und erhielt das Colonialrecht von einem späteren Kaiser (etwa Hadrian?, nicht Tiberius, wie Cuntz De Augusto 21 und Jahrb. Suppl. XVII 518 meint) unter Beibehaltung der alten Beinamen, Zumpt 410. CIL X p. 810f.
? Cornus, erhielt vielleicht im 3. Jhdt. den Titel einer Colonie, falls CIL X 7915 richtig ergänzt ist, CIL X p. 823.

4) Spanien (vgl. Hübner CIL II Suppl. p. XCI):

a) Baetica.

α) Augustus:

Astigi (Papiria) = colonia Augusta Firma Plin. n. h. III 12. CIL II 1475. 1479. 1630. Zumpt 365f. Hübner CIL II p. 201.
Tucci (Sergia) = colonia Augusta Gemella, Plin. n. h. III 12. CIL II 1674. 1676. 1680. 1686. 3278. Zumpt 366. Kubitschek De trib. orig. 151. CIL II p. 221 und Suppl. p. 872.
? Asido Caesarina, vielleicht schon caesarische Colonie, Plin. n. h. III 7. Mit Unrecht als Colonie bestritten von Hübner wegen CIL II 1315; municipes werden auch die Einwohner einer Colonie genannt. In CIL II Suppl. 5407 C. G. A. A. steckt wahrscheinlich der Name derselben, etwa c(ol.) [C(aesarina)] A(ug.) A(sido) oder c(oloni) [c(oloniae)] A(ugustae) A(sidonis). Weder Munda, noch Carteia, noch Baelo, welche man für diese Stadt als Colonie hat einsetzen wollen, haben Colonierecht gehabt. CIL II p. 176. Cuntz De Augusto 7, 4.

ß) Hadrian:

Italica (Sergia), Gell. XVI 13, 4. CIL XII 1856 = colonia Aelia Augusta Italica. CIL [541] II 1135 colonia V(ictrix?) Italicensis, auch CIL XI 2699 (aus Volsinii). Zumpt 411. CIL II p. 146; Suppl. p. 838.

b) Lusitanien.

α) Augustus:

Augusta Emerita, 729 = 25 v. Chr., Plin. n. h. IV 117. Strab. III 151. 166. Isid. orig. XV 1, 69. CIL II 492. Dig. L 15, 8. Colonie der veterani quintani und decimani bei Eckhel I 12. Über die Gründung nach Beendigung des cantabrischen Krieges Cass. Dio LIII 26, 1. Frontin. de contr. agr. II 51. Hyg. de limit. const. p. 171 Lachm. Später wurden noch öfter coloni hiehergeführt, Tac. hist. I 78 und CIL II 489. Das Territorium der Colonie hatte eine grosse Ausdehnung. Entstanden sind diese und die folgenden lusitanischen Colonien an der Seite militärischer Lager (aus canabae?); sie sind, wenn auch mit Colonierecht begabt, doch auch fernerhin mehr wie militärische Standlager organisiert gewesen. Augustus hat diese Colonien offenbar ganz wie die altrepublicanischen benützt zur Sicherung des neuunterworfenen Landes, Zumpt 369. Hübner CIL II p. 52. 81. Auch die folgenden Colonien verdanken ihre Entstehung als solche dem Augustus, während sie als castra von Iulius Caesar, abgesehen vielleicht von dem noch älteren Metellinum (genannt wohl nach Q. Metellus Pius cos. 674 = 80, der über Spanien triumphierte 683 = 71 v. Chr.), begründet wurden und daher teilweise den Beinamen Iulia oder Iulium führen.
Metellinum, Plin. n. h. IV 117. Ptolem. II 5, 8. Zumpt 369f. Hübner S.-Ber. Akad. Berlin 1861, 405; CIL II p. 72f. Kubitschek De trib. orig. 159.
Scallabis = colonia Praesidium Iulium, Plin. n. h. IV 117. Ptolem. II 5, 7. CIL II 35. Zumpt 313. CIL II p. 35. Kubitschek a. a. O. 161.
Pax Iulia oder Augusta, Plin. a. a. O. Paul. Dig. L 15, 8. CIL II 47. Strab. III 151, = Pax Augusta, Zumpt 369f. CIL II p. 81.
Norba = colonia Caesarina, Plin. a. a. O. Ptolem. II 3. 8. CIL II 694. Zumpt 370. CIL II p. 81.

c) Tarraconensis.

α) Augustus:

Ilici = colonia Iulia Augusta, Plin. n. h. III 19. Mela II 93. Ptolem. II 6, 15. 62. Paul. Dig. L 15, 8. Eckhel I 51ff. Zumpt 366. CIL II p. 479f.; Suppl. p. 957.
Barcino (Galeria) = colonia Faventia Iulia Augusta Pia, Plin. n. h. III 22. Mela II 90. Paul. Dig. a. a. O. CIL II 4536. 4537. 4538. 4539 u. s. w. Zumpt 366. Kubitschek a. a. O. 166. CIL II p. 599.
Salduba oder Caesaraugusta (Aniensis), Plin. n. h. III 24. Strab. III 151. Eckhel I 36. CIL II 4249. Zumpt 367. Kubitschek a. a. O. 168. CIL II p. 406; Suppl. p. 937 (gegen Kubitschek).
Libisosa (Galeria) = colonia Libisosa Forum Augustum. Plin. n. h. III 25. Paul. Dig. a. a. O. CIL II 3234. Zumpt 367. Kubitschek a. a. O. 175. CIL II p. 434.
Salaria (Sergia), Plin. n. h. III 25. CIL II 3329, vgl. 3327. 5093. Zumpt 367. Kubitschek a. a. O. 178. CIL II p. 448. 710. [542]
Dertosa (Galeria). Bei Plin. n. h. III 23 oppidum civ. Rom. (von Caesar her), bei Strabon III 159 Colonie, dasselbe Verhältnis wie bei Panormus. In den letzten Regierungsjahren des Augustus ist die Colonie hierhergeführt worden = colonia Iulia Augusta D. auf Münzen, CIL II 4058, vgl. 5128. Zumpt 368 (falsch). CIL II p. 535. Weder Bilbilis Augusta (Detlefsen Philol. LII 616. Beloch Bevölkerung 330. Kubitschek 167. O. Cuntz De Augusto 121f.; gegen diese vgl. Hübner CIL II Suppl. p. 941) noch Clunia (Zumpt 367f. CIL II p. 383) sind augustische Colonien gewesen.

β) Vespasian und später:

Amanum Portus = Flaviobriga, Plin. n. h. IV 110. Ptolem. II 6, 7. Zumpt 395f. CIL II Suppl. p. 934.
Clunia Sulpicia (Galeria), wird wegen des Beinamens auf Galba bezogen, O. Cuntz De Augusto 12f.; aber dem steht das Schweigen des Plinius gegenüber. Colonie bei Ptolem. II 6, 56 und CIL II 2780, vielleicht durch Hadrian. Zumpt 367f. CIL II p. 383. Kubitschek a. a. O. 170.

5) Gallien:

a) Narbonensis.

α) Augustus:

Valentia zwischen 738–741 = 16–13 v. Chr., Plin. n. h. III 36. Ptolem. II 10, 13; vgl. Cass. Dio LIV 23. Mon. Ancyr. V 36. Zumpt und Herzog halten die Stadt für eine augustische, O. Hirschfeld dagegen (wegen CIL XII 1748, darüber Verz. d. lat. Col. nr. 61) vorher vielleicht für eine caesarische Colonie, Zumpt 370. Herzog Gallia Narb. 95. Beloch Bevölkerung 337f. O. Hirschfeld CIL XII p. 207.
Vienna (Voltinia), um dieselbe Zeit = colonia Iulia Augusta Florentia Vienna, Plin. n. h. III 36. CIL XII 2327 (darüber Mommsen Herm. XVIII 180, 1). Das Alter der Colonie betont Tac. hist. I 66, Oratio Claudii pro iure hon. II 9 (longo tempore); vgl. auch CIL XII add. 6034. Verfehlt ist Mommsens Versuch (CIL XII a. a. O. und R. G. V³ 79), wegen Oratio Claudii II 15ff. die Coloniegründung erst unter Gaius zu setzen. An dieser Stelle liegt der Ton auf solidum, woraus zu schliessen ist, dass die Bürgerrechtserteilung an Vienna und die Erhebung zur colonia civ. Rom. mit gewissen Einschränkungen erfolgt war, die erst durch Gaius bei dessen Anwesenheit in Gallien 39 und 40 aufgehoben wurden. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass die Erteilung des ius Italicum an die Colonie gemeint ist. Dig. L 15, 8. Vienna war keine Militärcolonie des Augustus, sondern der mit dem Rang einer römischen Bürgercolonie ausgestattete Vorort der civitas Allobrogum; vgl. Tac. hist. I 65. Cass. Dio XLVI 50. Zumpt 370. Herzog 90f. Cuntz De Augusto 14. 5. Beloch 336, 3. 337 (ohne Entscheidung). O. Hirschfeld CIL XII p. 217ff. und zu add. nr. 6034 c folgt Mommsen.
Aquae Sextiae (Voltinia) = colonia Iulia Augusta Aquae Sextiae. Noch bei Plinius III 36 latinische Stadt. Colonie bei Ptolem. [543] II 10, 15. CIL XII 705. 982. 523; add. p. 814 nr. 4414. 4424. 3212. 4528. Unter Augustus wurde die Stadt Colonie (Tribus Voltinia!). O. Hirschfeld CIL XII p. 65. Beloch 331.
Apollinaris Reiorum (Voltinia) = colonia Iulia Augusta Apollinaris Reiorum. Bei Plinius a. a. O. noch latinische Stadt. Colonie CIL XII 358. 367. 411. 983. 3200. 3291. 4082. Geleitet von IVviri, CIL XII 367. Herzog Gallia Narb. nr. 357. CIL XII p. 49.
Nemausus (Voltinia) = colonia Augusta. Bei Plinius III 37 latinische Stadt. Nach CIL XII 3151 gab Augustus der (latin.?) Colonie im J. 738 = 16 v. Chr. Thore und Mauern. CIL XII Addit. p. 883 zu p. 381.

[Ruscino] (Verz. der lat. Col. nr. 58) scheint nicht Bürgercolonie gewesen zu sein. Nach Plinius war es Latinerstadt oder -colonie. Auf Münzen der Stadt (Eckhel I 70) erscheint die legio VI; aber damit ist noch nicht bewiesen, dass die Stadt Bürgercolonie war trotz Mommsens (Mon. Ancyr.² 119), Marquardts (Staatsverw. I² 266, 1) und Belochs (Bevölkerung 331) gegenteiliger Meinung.

β) Hadrian?

? Avennio (Voltinia), ursprünglich latinische Colonie. Wenn die verdächtige Inschrift von Apta CIL XII 1120 richtig ist, so hatte Avennio später den Titel colonia Iulia Hadriana Avennio. Als Colonie erscheint die Stadt auch bei Ptolem. II 10, 14. O. Hirschfeld CIL XII p. 130f.; vgl. unten nr. 208.

b) Tres Galliae und Germaniae.

α) Claudius:

vgl. nr. 97. Lugudunum.

Ara Agrippinensium = colonia Claudia Augusta Ara Agrippinensium, gegründet im J. 51 n. Chr., Tac. ann. XII 27. Plin. n. h. IV 106. Ptolem. VI 9, 8. Zahlreiche Inschriften z. B. CIL IX 1584. XIV 208. Index von CIL XIII. Dig. L 15, 8, 2. Ganz verfehlt ist es, wenn Mommsen (Herm. XIX 69ff.) diese, sowie eine Anzahl anderer Bürgercolonien als latinische Colonie hat erweisen wollen, weil von hier Leute zu peregrinen oder latinischen Truppenkörpern gestellt wurden. Dagegen O. Hirschfeld S.-Ber. Akad. Wien CIII (1883) 319ff. (Excurs) und E. Kornemann Zur Stadtentstehung in den ehemals keltischen und germanischen Gebieten des Römerreichs, Giessen 1898, 29. 58ff. Neben der Colonia Agrippinensis bestand noch ein Teil des alten Ubiergebietes, vielleicht attribuiert der neuen Stadtgemeinde, fort; vgl. auch H. Nissen Zur Geschichte des römischen Köln. Bonn. Jahrb 98 (1895) 150.

Alle übrigen im Gebiete der Tres Galliae und der Germaniae genannten Colonien sind keine wirklichen Städte, sondern die im Rahmen der gallischen Volksgemeinden (civitates) verbleibenden Vororte (capita civitatium), die nur titular Colonien wurden, ohne deshalb aus dem Verbande der Volkschaft auszuscheiden. Über diese gallischen Titularcolonien, die meistens den Namen der Gesamt-civitas tragen, vgl. E. Kornemann a. a. O. 37ff. Colonien derart stammen: [544]

von Claudius?

colonia Vellavorum, CIL XIII 1577, innerhalb der civitas libera Vellavorum (noch im 3. Jhdt., vgl. CIL XIII 1614, auch 1576), O. Hirschfeld CIL XIII p. 212f.
colonia Augusta Treverorum, Tac. hist. IV 62. 72. CIL III 4153. Brambach CIRh 1936 (aus dem J. 121). 1937 (aus dem J. 139); daneben die civitas Treverorum, CIL III 5215 (frühestens unter Kaiser Marcus). Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. VII (1888) 50 aus dem J. 197 n. Chr. (dazu Zangemeister).

β) Wahrscheinlich von Galba:

colonia Sequanorum, CIL V 6887. Die Samtgemeinde – civitas – wird erwähnt CIL XIII 1674. 1695.

γ) Wahrscheinlich von Otho:

colonia Lingonum, Tac. hist. I 78. CIL XIII 5685. 5693. 5694.

δ) Von Vespasian:

colonia Pia Flavia Constans Emerita Helvetiorum foederata = Aventicum, im J. 74 n. Chr., Inscr. Helv. 175. 179, abgekürzt colonia Helvetiorum ebd. 164. 181; auch colonia Aventicensium ebd. 149. Über das Gründungsjahr Chronik des sog. Fredegar vom J. 613 n. Chr. II 36. Aventicum und Trier hat Mommsen (Herm. XVI 472. XIX 70ff.) auch als latinische Colonien in Anspruch nehmen wollen. Auch hier haben das Gegenteil erwiesen O. Hirschfeld (a. a. O. vgl. nr. 196, anders S.-Ber. Akad. Berl. 1897, 1099, 1. 1100, 5) und E. Kornemann Zur Stadtentstehung 43ff.
Forum Segusiavorum = col. Fl(avia) F[orum S.], ein Meilenstein aus Traians Zeit, CIL XIII p. 221. Die civitas CIL XIII 1629(?). 1632. 1645. 1646; vgl. CIL XIII p. 221f.
colonia Flavia Nemetum = Noviomagus, das heutige Speier. Brambach CIRh 1948. 1950. 1951.

ε) Vielleicht auch aus flavischer Zeit:

colonia Morinorum, Henzen 5211; die civitas CIL XI 391.

ζ) Von Traian:

colonia Ulpia Traiana, Bonn. Jahrb. 80, 150ff., vgl. Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. V 11f. CIL VI 3296, in der civitas der Cugerni, wohl = civitas Traianensis CIL VII 924, die Bürger, derselben = cives Traianenses. Orelli 2003. CIL XIII 1976, attribuiert wohl die Traianenses Baetasii, Zangemeister N. Heidelb. Jahrb. V (1895) 50; anders Mommsen Westd. Ztschr. V (1886) 125f. und A. Riese ebd. XIV 1895, 157.

η) Von Alexander Severus?

colonia Elusatium in Aquitanien, CIL XIII 546 (nicht vor dem Ende des 2. Jhdts.), vgl. 544. 545; O. Hirschfeld ebd. p. 72.
? colonia Senonum. Die Inschrift CIL XIII 1684 erwähnt einen praefectus coloniae, der vielleicht auf die Senonen zu beziehen ist. Die civitas Senonum kommt auf der Inschrift CIL XIII 2949 vor (aus dem J. 250). O. Hirschfeld CIL XIII p. 443.

Eine ebensolche Titularcolonie in der Narbonensis war vielleicht in der civitas Vocontiorum [545]

Colonia Dea Augusta Vocontiorum, CIL XII 690.

[Lugudunum Convenarum] endlich wird bei Ptolem. II 7, 13 Colonie genannt, aber offenbar infolge einer Verwechselung mit Lyon, O. Hirschfeld CIL XIII p. 5f. 29f.

6) Britannien. Claudius:

Camulodunum oder Camalodunum, aus dem J. 51 n. Chr. = colonia Victricensis, Tac. ann. XII 32. Ptolem. II 13, 17. Geogr. Rav. V 31. CIL XIV 3955 Im J. 62 verwüstet, Tac. ebd. XIV 31, vgl. Agricola 14. Zumpt 389. Hübner CIL VII p. 33–35.

Unbestimmter Herkunft:

Glevum (Gloucester), CIL VII 54. Geogr. Rav. V 31 p. 427, 12. Viele Münzen schon von Claudius; vielleicht also wohl schon von diesem gegründet, aber später, wie es scheint, gänzlich verlassen, Hübner CIL VII p. 29f.
Eburacum (York), CIL VII 248. Hübner ebd. VII p. 61.
Lindum, Geogr. Rav. V 31 p. 303; vgl. CIL VII 189, ebd p. 50f.

[Keine Colonie war Londinium, obwohl es in spätrömischer Zeit sehr bedeutend war und den Beinamen Augusta führte (Ammian. Marc. XXVII 18)].

7) Dalmatien: Claudius?

Col. Claudia Aequum, Ptolem. II 16, 11. CIL III 1323. 1108. 1596 4376. 2026 (col. Aequitatis!). 8721. 9767. 9758. 9771. 9783. Trotz des Beinamens Claudia ist es nicht ganz sicher, ob die Colonie von Claudius stammt; denn Plinius, der doch von einer Veteranenansiedlung des Claudius in Siculi spricht (n. h. III 14; darüber Beloch Bevölkerung 332. 335. O. Cuntz De Augusto 29), erwähnt sie nicht. CIL III p. 360; Suppl. p. 1613.

8) Raetien und Noricum:

[Augusta Vindelicorum] war niemals Colonie, Tac. Germ. 41 ist falsch. Zumpt 403. CIL III p. 708.

Marcus Aurelius:

Ovilava (Wels) = col. Aurelia Antoniniana Ovilava, CIL III 5606. 5630, vorher ein municipium Aelium.

Unbestimmt:

Virunum (Mariasaal nördlich von Klagenfurt). CIL VI 3304. III 4778; ebd. III p. 597.
? Flavia Solva (Seckau bei Leibnitz), offenbar ursprünglich ein flavisches municipium; dagegen Aelia Solva CIL VI 2385 col. 5 v. 16; sodass die Stadt im 2. Jhdt. (vielleicht durch Hadrian) eine Rangerhöhung erfahren zu haben scheint. CIL III Suppl. p. 1834.
?? Cetium. ursprünglich municipium Aelium. Colonie auf der wenig zuverlässigen Inschrift. CIL III 5652; ebd. III p. 684.

9) Pannonien.

a) Pannonia superior.

α) Claudius:

Savaria (Claudia) (Stein am Anger) = col. Claudia. Plin. n. h. III 146. Auf Inschriften C. C. S. CIL III 4070. 4153. 4154. 4156. 4183. 4191. 4194. 4152. 4178. 11223. Westd. Ztschr. XI (1892) 277f. Nicht aus canabae entstanden, CIL III p. 525. [546]

β) Vespasian:

Siscia (Sziszek), vgl. o. nach nr. 100 = col. Flavia S. oder col. Septimia Siscia (Augusta), Plin. n. h. III 148. Bei Verlegung des Standlagers nach der Donau erhielten offenbar die Canabae von Siscia durch Vespasian Colonialrecht. Noch einmal muss sich der Stadt angenommen haben Septimius Severus, CIL III 3951. 4471. 4193. 3973. 3976. 10836. 3936. 3961. 3974. 6011. 10857. Zumpt 374. 396f. CIL III p. 501.

γ) Traian:

Poetovio (Papiria) (Unter-Haidin bei Pettau) = col. Ulpia Traiana. P. (aus canabae Tac. hist. III 1. CIL III 4025); CIL III 753. 5427. 260. Öfter abgekürzt C. V. T. P. ebd. 4022. 4038. 4050. 4057. 4067–4068. 4101 u. s. w. Die Coloniegründung war mit einer Veteranendeduction verbunden, CIL III 4057, vgl. Hygin. grom. p. 121 Lachm. Zumpt 406. CIL III p. 510.

δ) Ende des 2. oder im 3. Jhdt.

vgl. nr. 219 Siscia.

Carnuntum oder Karnuntum (Petronell), aus den canabae zunächst ein municipium Aelium, wahrscheinlich durch Hadrian, CIL III 4554. Orelli 2675; noch im J. 178 n. Chr. (CIL III 4495). Colonie auf Inschriften des 3. Jhdts. CIL III 4236. 4539. 4567. 11139. 11255, vermutlich durch Septimius Severus, der hier zum Imperator ausgerufen wurde (Hist. Aug. Sept. Sev. 5). Zumpt 428. CIL III p. 550.
Brigetio (Ó-Szöny), aus den canabae zunächst ein municipium Antoninianum, CIL III 11007, dann, frühestens im 3. Jhdt., eine Colonie CIL III 4335; ebd. III p. 539.

b) Pannonia inferior,

α) Flavisch:

Sirmium (Mitrovic) = colonia Flavia S. Bei Plin. n. h. III 148 noch als civitas. Colonie: CIL III 753. 3230. 3243. 3685. 6441. 3242. 6438 = 10220. Zumpt 430 (falsch). CIL III p. 418.

β) Hadrian:

Mursa (Sergia) (Eszeg) = colonia Aelia M., Ptolem. II 15. 8. CIL III 3288. 3560. 10305. 3291 = 10267. Κτίσμα Ἁδριανοῦ bei Steph. Byz. s. v. CIL III 3279 gesetzt von den Mursenses Hadriano conditori suo, 3280 (aus dem J. 133, vielleicht dem Gründungsjahr?). Zumpt 417. CIL III p. 423.

γ) Septimius Severus:

Aquincum (Sergia) (Alt-Ofen), aus den canabae zunächst ein municipium Aelium durch Hadrian, wahrscheinlicher (CIL III 10336) Antoninus Pius (CIL III 3347 aus dem J. 172. 10398 aus dem J. 193. 10305). Inschriften mit colonia sehr viele, die älteste CIL III 10429 aus dem J. 210. Die Verleihung des Colonierechtes also zwischen 193 und 210 n. Chr., Zumpt 430. CIL III p. 439; Suppl. p. 1691 und zu nr. 10336.
Colonia Bassiana (nahe bei Dobrince zwischen Donau und Sau), Colonie nur auf Inschriften des 3. Jhdts., die älteste für Caracalla und Iulia Domna, CIL III 10197 = 6470. 4. vgl. 10203. 10204. 10205, auch 10206. CIL III Suppl. p. 1670. [547]

δ) 3. Jhdt.:

Colonia Prap... oder vielleicht Prad... (Titel an der Theiss, etwas nördlich von der Mündung in die Donau), CIL III 3255 aus dem J. 254/5.

10) Moesien:

a) Moesia superior.

α) Flavier (Vespasian?):

Scupi (Quirina) (Zlokučan bei Uesküb) = colonia Flavia und colonia Aelia Scupi; colonia Flavia, CIL VI 3205; eine wirklich deducierte Veteranencolonie der Flavier (CIL III 8195–8197. 8199. 8200). CIL VI 553 Aelia Scupi, offenbar durch Hadrian oder Antoninus Pius verstärkt. Einfach colonia Scupi oder Scuporum, CIL III 8189. 8194. 8197. 8203. 8204. 8206. 8272; vgl. 8271. CIL III Suppl. p. 1460.

β) Traian:

Ratiaria (Papiria) (Arčer) = colonia Ulpia Ratiaria, CIL III 753 (zwischen 161–168) 6294. 6295 = 8089. 1641 p. 1020. CIL III p. 263. 1020. v. Domaszewski Neue Heidelb. Jahrb. I (1891) 198.

γ) 3. Jhdt.:

Viminacium (Kostolac), zunächst municipium Aelium, CIL III 1654 u. s. w. Colonia auf Münzen zwischen 240 und 255 n. Chr. geschlagen und auf den Inschriften CIL III 1474. 8109; ebd. III p. 264.
Singidunum (Belgrad), municipium erst nach Hadrian, noch unter Septimius Severus, CIL III 10495. Colonie vielleicht erst durch Gordian III. (vgl. CIL III 8154), colonia genannt CIL III 1660 = 8151 aus dem J. 287 n. Chr., CIL III p. 265 und Suppl. p. 1454. v. Domaszewski a. a. O.

b) Moesia inferior. Traian:

Oescus (Gičen oder Gigen) = colonia Ulpia Oescus, CIL III 753 (aus den J. 161–168). 6127 = 7426. 7430. 7431. Rev. Arch. XXIX (1896) 259 nr. II = Cagnat ebd. 404 nr. 117. CIL III p. 141; add. p. 992. v. Domaszewski a. a. O.

11) Dacien.

α) Traian:

Sarmizegetusa (Papiria) (Varhély oder Gredistje), gegründet 110 n. Chr. = colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa, im 3. Jhdt. dazu noch metropolis, CIL III 1445. 1452; metropolis zuerst 1456 (aus dem J. 238). abgekürzt col. S. oder col. Dacica (so offenbar in der traianischen Zeit), die älteste Inschrift vom J. 110 n. Chr. nr. 1443 (Gründungsinschrift). Eine Masse von Inschriften von dieser Colonie CIL III p. 238f. 1016.

β) Marc Aurel:

Apulum (Papiria?) (Karlsburg) = colonia Aurelia Apulum. An der Seite des Standlagers entstand hier ein Municipium und eine Colonie nicht nacheinander, wie sonst, sondern zu gleicher Zeit durch Marcus Aurelius; municipium Aurelium CIL III 986. 1132, später Septimium ebd. 976. 985. 1051. 1082. 1083, es bestand noch unter Gordian III. ebd. 1433. Colonia Aurelia Apulum CIL III 7773, vgl. 7804 (aus der Zeit des Septimius). 1139 (aus dem J. 235). 1176 (aus dem J. 250). Ulp. Dig. L 15, 1, 9. CIL III 975 erwähnt einen decurio municipii Apulensis, der zugleich [548] patronus collegii fabrum coloniae Apul. war, 7739 einen gewesenen IIvir col. Apul. und sacerdos municipii. Die zwei Gemeinden waren ganz selbständig. Das Municipium stand (aber erst seit Sept. Severus CIL III 1083; vgl. 1132) unter IVviri, die Colonie unter IIviri. Zu erklären ist die Doppelgemeinde dadurch, dass vielleicht hier die canabae des Standlagers mit dem einheimischen vicus, in dessen Nähe das Lager gebaut war und von dem es seinen Namen hatte (bei jedem Standlager [castra], zwei Siedlungen: canabae [canabenses] und vicus [vicani]; vgl. Tac. hist. IV 20 vom Bonner Lager, darüber E. Kornemann Zur Stadtentstehung 50, 2), nicht örtlich zusammenlagen, und dass der Eingeborenen-vicus zum Rang eines Municipium gelangte, während die canabae Colonierecht erhielten. Unter Decius hiess die Colonie colonia nova Apulensis, CIL III 1176, vielleicht infolge der Vereinigung des Municipium mit der Colonie zu einer Gemeinde. Zumpt 405 (falsch). CIL III p. 182f.; Suppl. zu 7773.
Napoca (Klausenburg) = colonia Aurelia Napoca. Zunächst municipium Aelium, CIL VIII 3021. III 860 (zwischen 139–61). 1100. Colonie: Ptolem. III 8, 7. Tab. Peut. Ulp. Dig. L 15, 1, 8. 9. CIL III 7726 = 963. VI 269 (aus dem J. 213). III 865. 1141. 854 = 7657. 858 u. s. w. Von Beamten begegnen nie IIviri oder IVviri, sondern auch noch in der Zeit, da die Stadt Colonie war, nur aediles (III 7633 = 827. 858. 867) oder praefecti (858). Die Napocenser hatten offenbar nicht das Recht sich höhere Beamte zu wählen, ähnlich wie anfangs das municipium Aurelium Apulum. Zumpt 406. CIL III p. 169; Suppl. p. 1380.
Drobeta (Turnu Severinu). Zunächst municipium, CIL III 1581 = 8017 (add. p. 1018) aus dem J. 145. Colonia CIL III 1209. 2679. 1570. 1580. 8019. Gründungszeit unsicher, 2679 kann frühestens Ende des 2. Jhdts. geschrieben sein, diese Colonie daher auch frühestens von Marc Aurel. CIL III p. 251; add. p. 1018.

γ) Septimius Severus:

Potaissa oder Patavissa (Thorda). Ulp. Dig. L 15. 1. 9: hiernach aus einem vicus (von Napoca: CIL III 1627; vgl. X 2600) durch Septimius Severus zu einer Colonie erhoben. Aber nach den Inschriften zunächst municipium durch diesen Kaiser. CIL III Suppl. 7689. 7804. Colonia ebd. 1030. 7709. Zumpt 430. CIL III p. 172f.: Suppl. p. 1382.
Zerna, Ulp. Dig. L 15, 1. 8 (Dierna: Ptolem. III 8, 11; eine statio Tiernensium CIL III 1568f.). Marquardt St.-V. I² 311.

δ) Unbestimmt:

colonia Malu ... (Malvensis), CIL III p. 893 Dipl. LI vom 7. Januar 230.
colonia Romula (Rečka). Municipium CIL III 8033. 7429. Colonia ebd. 8023 = 1588. 8031 (hier bezeichnet Philippus Arabs die Stadt als colonia sua; vielleicht war er der Verleiher des Colonierechts). CIL III Suppl. p. 1421. [549]

12) Makedonien:

α) Augustus:

Dyrrachium (Aemilia) (Durazzo), gegründet nach 724 = 30 v. Chr., Cass. Dio LI 4. Plin. n. h. III 145. Paul. Dig. L 16, 8, 8. CIL III 611. 607. 709. Die alte griechische Stadt Epidamnos blieb daneben bestehen, vgl. CIL III 611 und die doppelte Tribus (Aemilia und Quirina). Zumpt 376. CIL III p. 117. Cuntz Jahrb. f. Philol. Suppl. XVII 511.

vgl. nr. 105. Philippi (Voltinia), verstärkt in derselben Zeit = colonia Augusta Iulia Philippi auf Münzen: Eckhel II 76. Cass. Dio a. a. O. Plin. n. h. IV 42. Paul. Dig. L 15, 8, 8; vgl. CIL III 661. 7340. Zumpt 377f. CIL III p. 120.

Derselben Zeit gehören wohl an folgende coloniae Iuliae Augustae, da Cass. Dio a. a. O. sagt, dass ausser Dyrrachium und Philippi damals noch andere Städte Makedoniens mit italischen Bürgern besiedelt wurden:

Dium (Malathria) = colonia Iulia Augusta Dium, Plin. IV 35. CIL III 548; Suppl. 7281. 591. Zumpt 377. CIL III p. 115. Cuntz a. a. O. 507.
Pella = colonia Iulia Augusta Pella, Plin. n. h. IV 34. Imhoof-Blumer Monn. grecqu. 86 nr. 98. 99. Eckhel II 74. CIG 1997. Zumpt 377. CIL III p. 116. Cuntz a. a. O.
Cassandrea (Papiria) = colonia Iulia Augusta Cassandrea, Plin. n. h. IV 36. Paul. Dig. L 15, 8, 8. Imhoof-Blumer Monn. grecqu. 67ff. CIL III Suppl. 7333. Zumpt 377. Cuntz a. a. O. 511.
Byllis, Plin. n. h. IV 35. CIL III 600. Zumpt 377. Cuntz a. a. O. 507.

β) 3. Jhdt.:

Stobi. Durch Augustus municipium, Plin. n. h. III 34, bis auf Elagabal (Eckhel II 77. CIL III 629); colonia Dig. L 15, 8, 8. Zumpt 434. 481. 489.

γ) Valerian:

Thessalonike, Eckhel II 80. CIG 1969. Duchesne et Bayet Mission au Mont Athos nr. 3. Colonietitel offenbar wegen des Widerstandes gegenüber den Skythen im J. 253 (Zosim. I 29). Zumpt 437.

13) Achaia mit Epirus.

α) Augustus:

vgl. nr. 108 Buthrotum auch = colonia Augusta.
vgl. nr. 109 Actium.

Patrae (Quirina) (Patras), gegründet 738 = 16 v. Chr. = colonia Augusta Aroe Patrae, Euseb. chron. Plin. n. h. V 11. Strab. VIII 387, hierher Veteranen der legio X und XII fulm. (Eckhel II 257 und Inschriften). Die griechische Gemeinde blieb bestehen, ja bekam die libertas, Paus. VII 18, 5. Nebeneinander gab es also Achaei Patrenses und Romani Patrenses (Strab. X 460: οἱ ἐν Πάτραις Ῥωμαῖοι), d. h. Patrae war eine Doppelgemeinde, vgl. W. Henze De civitatibus liberis, Berliner Diss. 1892, 13f. Die Colonie Patrae bekam ein sehr grosses Territorium, dazu gehörte Rhypae, Paus. VII 18, 7, dann Dyme (vgl. nr. 107), Paus. VII 17, 5, wenn auch erst nach Augustus, endlich die ozolischen Lokrer mit Ausnahme der Amphissaeer, [550] Paus. X 38, 9. Zumpt 375f. Hertzberg Gesch. Griechenl. I 495ff. CIL III p. 95.

14) Thrakien,

α) Claudius:

Apri = colonia Claudia Aprensis, Plin. n. h. IV 47f. Ptolem. III 11, 17. CIL III 386 (III 727 bezieht sich wohl auf Parium). Zumpt 386. CIL III p. 134.

β) Flavier:

Develtus = colonia Flavia Pacensis Develtus oder Deultus, Plin. n. h. IV 45. Ptolem. III 11, 11. Eckhel II 32. Vaillant I 148. II 155. Zumpt 397.
Flaviopolis, Plin. n. h. IV 47. Solin. 10. Zumpt a. a. O.
? Αὐλαίου τεῖχος (Oleiticus), CIL III Dipl. XIV p. 857, Militärdiplom des Domitian vom J. 86; darin: Cololetic, nach Henzen = col(onia) Ole[i]tic[o]. Marquardt I² 315, 9.

γ) Philippus:

Philippopolis, 248 n. Chr., Euseb. chron. zum J. 248 n. Chr. (ungenau). Eckhel II 44. Aber schon 251 wurde die Stadt von den Gothen zerstört, Ammian. XXXI 5, 17. Zumpt 435.

15) Asien (prov.). Augustus:

Alexandria Troas (Aniensis), gegründet zwischen 727 = 27 und 742 = 12 v. Chr. (alle augustischen Colonien nämlich, soweit sie bei Plinius vorkommen, gehen auf den agrippischen Teil der Reichsstatistik zurück und müssen daher vor 742 = 12 [Todesjahr des Agrippa] gegründet sein. O. Cuntz Jahrb. Suppl. XVII 522ff.). Plin. n. h. V 124. Paul. Dig. L 15, 8, 9. Strab. XIII 593. Eckhel II 479. CIL III 7282 heisst Hadrian restitutor coloniae; auf den Münzen des Caracalla steht der Zusatz Aurelia Antoniniana, Eckhel II 482; vgl. CIL III 391 = Suppl. 7073. 7282. 384. 389. Le Bas-Waddington 1734. 1740 c. Zumpt 378. 433.

Nach [Tralles] wurden von Augustus nach einem furchtbaren Erdbeben coloni gesandt (CIG 2927. 2930; Name der Stadt seitdem Caesarea oder Caesarea Tralles: Eckhel III 125. CIG 2929. Waddington zu nr. 600 a), aber die Stadt wurde nicht colonia; falsch Agathias hist. II 17. Marquardt I² 347.

16) Bithynia und Pontus. Diocletian.

Nicomedia = col. Nicomedensium, CIL III 326 aus dem J. 294.

17) Galatien (prov.).

α) Augustus: Alle augustischen Colonien hier ausser Antiochia (vgl. nr. 114) haben den Beinamen Iulia Augusta, Lystra sogar nur Iulia. Vor dem J. 727 = 27 v. Chr. kann aber keine von ihnen deduciert sein, da sie alle bei Plinius, d. h. bei Agrippa, fehlen. Sie gehören also in die zweite Hälfte der augustischen Regierung, auf alle Fälle nach dem J. 742 = 12 v. Chr. (vgl. nr. 254); vgl. auch Mon. Ancyr. V 35f. Vielleicht waren sie schon alle zur Zeit, als Antiochia deduciert wurde, projectiert (nach caesarischem Plan?), kamen aber erst später zur Ausführung.

Germe in Pisidien = colonia Iulia Augusta Felix Germe, Ptolem. V 47. Not. episc. [551] Γερμοκολωνία. Eckhel III 178. Mionnet IV 390. CIL III 284 (für Hadrian). 285. Zumpt 419. CIL III p. 53.
Cremna oder Kremne, ebd. (Girme) = colonia Iulia Augusta Felix Cremna, Strab. XII 569. Eckhel III 20. Mionnet III 507. VII 114. CIL III Suppl. 6873 (für Nerva). 6874 = 304 (für Hadrian). Le Bas-Waddington 1200. Zumpt 419. CIL III Suppl. p. 1248. Beloch Bevölkerung 334.
Olbasa ebenda (Belenli) = colonia Iulia Augusta Olbasenorum, Ptolem. V 5, 8. Eckhel III 20. CIL III 6889 (aus dem J. 42/3). 6891. 6892. 6888 (bilinguis). Zumpt 438, 1. CIL III Suppl. p. 1250.
Comama ebenda (nahe bei Ürgüdlü) = colonia Iulia Augusta Prima Fida Comama, Ptolem. V 5, 8. Mionnet II 350, 109 = VII 710, 305. 711, 308 etc. CIL III 6886 ἡ πρώτη καὶ πιστὴ Κομαμεμῶν κολωνία. 6887. Bull. hell. XVI (1892) 419 nr. 43 = Cagnat Rev. arch. XXI (1893) 255f. nr. 13. Zumpt 432. CIL III Suppl. p. 1250.
Lystra in Lycaonien (Khatün Serai) = colonia Ιulia Felix Gemina Lustra, CIL IΙΙ 6786 für den Divus Augustus. Waddington Rev. numism. 1883, 57. Imhoof-Blumer Monn. grecqu. p. 347. CIL III Suppl. p. 1239.
Parlais ebenda = colonia Iulia Augusta Parlais, Eckhel III 34. Zumpt 418f. Marquardt St.-V. I² 364, 12. Beloch Bevölkerung 334.
Ninica = colonia Iulia Augusta Felix Ninica Claudiopolis, Cohen² Trajan nr. 715; Ztschr. f. Numism. VI (1879) 12. XVII 239. Kenner Numism. Ztschr. XV (1883) 3; Rev. franç. 1898, 196 nr. 4732; vgl. Ramsay ebd. 1894, 164–173. Das Richtige bei Kubitschek Rundschau über ein Quinquennium (1890–1894) der antiken Numismatik, Wien 1896, 42–44. Über den Beinamen Claudiopolis vgl. Ammian. Marc. XIV 8, 2, der die Stadt fälschlich zu einer Colonie des Claudius macht.

β) Claudius:

Iconium = colonia Claudia Iconium, Eckhel III 31. 33. CIG 3991. 3993. Aber auch colonia Aelia Iconiensis: Mionnet III 535 nr. 13, so auch Comptes Rend. 1890, 442 = Cagnat Rev. Arch. XVII (1891) 414 nr. 90 colonia Aelia Hadriana Augusta Iconiensium. Wahrscheinlich neue Colonisation durch Hadrian, Zumpt 418. Perrot Galatie 144.

18) Kappadokien.

α) Claudius:

Archelais, Plin. n. h. VI 8. Itin. Ant. p. 144. Ptolem. V 6, 14. Zumpt 386. Marquardt St.-V. I² 373, 5.

β) Anfang des 2. Jhdts.?:

Sinis in Kleinarmenien, Ptol. V 7, 5.

γ) Marcus Aurelius.

? Faustinopolis; aus dem vicus Halalae colonia nach Hist. Aug. Marc Aurel. c. 26. Ob aber hier nicht colonia im weiteren Sinn gebraucht ist? Zumpt 429. Marquardt a. a. O. 373, 7. [552]

δ) Caracalla:

Tyana = Antoniniana col. Tyana, Eckhel III 195. Mionnet Suppl. VII 715. Zumpt 433.

19) Kilikien.

α) Hadrian?:

Selinus = Traianopolis, Dig. L 15, 1, 11. Cass. Dio LXVIII 33. Tab. Peut. Zumpt 419.

β) 3. Jhdt.:

Olba, Mionnet Suppl. VII 238. III 509. Marquardt St.-V. I² 389, 9.
Mallus, Borrell Numism. Chron. VIII 4. Mionnet Suppl. VII 226.

20) Syrien mit Palaestina.

α) Augustus:

vgl. nr. 115. Berytus (Fabia), Beirut, seit dem J. 740 = 14 v. Chr. colonia Iulia Augusta Felix Berytus, Paul. Dig. L 15, 8 colonia Augustana. Joseph. bell. Iud. VII 39. Gründungsjahr bei Euseb. chron. 143 Schoene. Strab. XVI 576. Ansiedlung zweier Veteranenlegionen: leg. V Mac. und VIII Aug. Eckhel III 356. CIL III 161. 165. 166. 167. 6041. 6671. 6672. 6687 (aus dem J. 749–750 = 5–4 v.Chr.). Zumpt 379. Mommsen Res gestae divi Aug.² p. 43. O. Cuntz Jahrb. Suppl. XVII 481, 11. 482.

Heliopolis (Fabia), Baalbek. Auf alle Fälle nach 742 = 12 v. Chr., vgl. nr. 254, = colonia Iulia Augusta Felix Heliopolis, Eckhel III 334. Mionnet V 299; Suppl. VIII 210. CIL III 202; Suppl. 6665. Dig. L 15, 1, 2. Zumpt 418. Beloch Bevölkerung 334, 337. Marquardt a. a. O. 428, 3.

β) Claudius:

Ptolemais, vor dem J. 47 n. Chr. (nach den Münzen), Plin. n. h. V 75. Hierher wurden geführt die Legionen VI Ferrata, IX, X Fretensis und XI Claudia Pia: Mionnet V 475. Zumpt 386. Beloch 335.

γ) Vespasian:

Caesarea, früher Turris Stratonis = colonia Prima Flavia Augusta Caesarea, Plin. n. h. V 69. Eckhel III 430. Am. Journ. of Philol. 1890. 334 = Cagnat Rev. Arch. XVII (1891), 257 nr. 1. Paul. Dig. L 15, 8, 7. Ulp. ebd. 1 § 6. Zumpt 397f. Marquardt 428, 5.

[Emmaus = Nicopolis] war niemals Colonie, obwohl Vespasian 800 Veteranen hierherführte; Joseph. bell. Iud. VII 217. Aera der Stadt vom J. 71 n. Chr., Eckhel III 454.

δ) Hadrian:

Aelia Capitolina (Jerusalem), Cass. Dio LXIX 12. Euseb. hist. eccl. IV 6. Malal. XI p. 299 Bonn. Ulp. Dig. L 15, 1 § 6; vgl. L 15, 8 § 8. Eckhel III 441–443. Seit Commodus mit dem Beinamen Commodiana, Eckhel III 441. CIL III Suppl. 6649. Le Bas-Waddington 1895. Zumpt 417. Marquardt 412, 13. 428, 7.

ε) Septimius Severus:

Laodicea = colonia Septimia Laodicea metropolis, Malalas Chronogr. XII p. 293 Bonn. Ulp. Dig. L 15. 1 § 3. Eckhel III 319. Zumpt 431. Marquardt 428. 429, 1.
Tyrus = colonia Septimia Tyrus metropolis, Ulp. Dig. a. a. O. Eckhel III 387. Auf [553] Münzen auch der Name der leg. III Gall. Von Elagabal wurde der Stadt vorübergehend das Colonierecht entzogen, von Alexander Severus aber wieder zurückgegeben. Zumpt 431f.
Sebaste, früher Samaria = colonia L. Septimia Sebaste, Ulp. a. a. O. § 7. Eckhel III 440. Auch hierher wie es scheint coloni. Zumpt 432.
Palmyra, Colonie auf Inschriften des 3. Jhdts. De Vogüé Syrie centrale, inscript. sémit. nr. 15 (aus dem J. 242). CIG 4485 (etwas vor 265). 4496. 4497. 4498 (μητροκολωνεία = metropolis colonia); vgl. Waddington 2606 a. 2607. 2601. Münze des Caracalla mit colonia Palmyra. Nach Ulp. Dig. L 15, 1 § 5 mit ius Italicum ausgestattet, aber ohne dass sie Colonie genannt wird. Zumpt 418. CIG zu nr. 4485. Marquardt 415. 429.

ζ) Caracalla:

Antiochia in Syrien, Paul. Dig. L 15, 8 § 5. Eckhel III 302. Mionnet V 204ff.; Suppl. VIII 145. Zumpt 433.
Hemesa, Dig. L 15, 1 § 4. 8. Eckhel III 310. Mionnet V 228ff. Zumpt 434. Mommsen Ztschr. für Rechtsgesch. IX (1870) 112 Anm.
Caesarea ad Libanum (Arca), Mionnet Suppl. VIII 256. Eckhel III 360ff. Mionnet V 358. Zumpt 433.

η) Elagabal:

Sidon = colonia Aurelia Pia Metropolis Sidon, Eckhel III 371. 387. Mionnet V 384ff.; legio III Parthica. Zumpt 434.

θ) Alexander Severus:

Damascus = colonia Damascus Metropolis, Mionnet V 292, 61. Eckhel III 331 falsch, ebenso Zumpt 435f. Marquardt St.-V. I² 429, 6.

ι) Philippus:

Neapolis in Samaria, Beiname Flavia, weil Vespasian hierher schon Veteranen geführt hatte, Eckhel III 435. Münzen mit colonia seit Philippus, Eckhel III 437. Mionnet V 506.

κ) Unbestimmt:

Ascalon. Papyrus, Wilcken Herm. XIX 416ff. aus dem J. 359 n. Chr.: κολωνία Ἀσκάλων ἡ πιστὴ καὶ ἐλευθέρα. ebd. S. 418, 2f.
Gaza, Waddington 1904.

[Gadara] CIL III 181, darüber add. p. 972.

Eakkaia, bei Ptolemaios Sakkaia, in der Batanea. Zuerst eine κώμη (Waddington 2136), aber mit einer Garnison (ebd. 2144). Aus den canabae dann eine Colonie (Waddington 2139) mit einer Aera, wahrscheinlich aus dem Ende des 1. Jhdts. (ebd. 2159).

21) Arabien.

α) Alexander Severus:

Bostra = Nova Traiana Alexandriana colonia Bostra erhielt von Septimius Severus Stadtrecht (Phot. bibl. p. 347 Bekker), dagegen wohl erst von Alexander Severus Colonierecht. Eckhel III 500. Mionnet Suppl. VIII 384f. Zumpt 431. Marquardt St.-V. I² 432, 1. Paul Meyer Jahrb. f. Philol. 1897, 595. 54. [554]

β) Philippus Arabs:

Philippopolis, ursprünglich κώμη (Waddington 2071). Von Philippus zur Stadt erhoben (Aurel. Vict. de Caes. 28), bald darauf auch Colonie, Waddington 2072. v. Domaszewski Rh. Mus. LIV (1899) 159.

22) Mesopotamien.

[Ninus (Ninive)] niemals Colonie, vgl. Kubitschek Rundschau über ein Quinqu. ant. Numism. 42–44. Falsch Marquardt St.-V. I² 435, 6. 437, 9.
[Maiozamalcha] vorübergehend unter Traian Colonie, Mionnet Suppl. VIII 414. Marquardt 437, 9.

α) Marc Aurel:

Carrhae = colonia Metropolis Antoniniana Aurelia später auch Alexandriana, Eckhel III 508. Mionnet V 594ff.; Suppl. VIII 392ff. Zumpt 428.
Singara, Eckhel III 519. Zumpt 429.
Edessa, Colonie sicher von Caracalla bis Decius, Eckhel III 510; aber auch schon eine Münze von Commodus mit col. m(etrop.) Edessa, Mionnet Suppl. VIII 399, 1. Zumpt 433. Marquardt 437, 12.

β) Septimius Severus:

Nisibis = Septimia colonia Nisibis, Cass. Dio LXXV 3. Eckhel III 517. Zumpt 431.
Rhesaena, Eckhel III 515. Mionnet V 630. Zumpt a. a. O.
Zaytha, Mionnet Suppl. VIII 418. Marquardt 437, 15.

23) Cyrenaica.

? Cyrene, Colonie nur auf der Tab. Peut.
? Tauchira (Arsinoe), ebenso, Zumpt 426 Marquardt 463, 7.

24) Africa (prov. proc.), vgl. J. Toutain Les cités Rom. de la Tunisie, Paris 1895, besonders Appendix I 381–398.

α) Augustus:

vgl. nr. 117. Carthago, auch Colonie des Augustus.
vgl. nr. 119–122. Thuburbo maius, Veneria Sicca, Maxula und Uthina desgleichen.

Simitthus oder Simittus (Quirina) (Hr. Schemtû) = colonia Iulia Augusta Numidica Simitthus. Bei Plin. n. h. V 29 noch oppidum civ. Rom. Colonie: CIL VIII Suppl. 14559. 14611. 14612 = 1261. 14683; vgl. CIL VIII p. 158; Suppl. p. 1416.

β) Flavier:

Ammaedara (Quirina). (Heidra) = colonia Flavia Augusta Emerita Ammaedara, Hygin. de limit. const. p. 180 Lachm. CIL VIII 308. 309 = 11532. 302. CIL VIII p. 50; Suppl. p. 1198.

γ) Traian:

Hadrumetum (Papiria) (Susa) = colonia Concordia Ulpia Traiana Augusta Frugifera Hadrumetum, später Iustinianopolis, CIL VIII 62 = 10477, 2. 11138. 2968. Ptolem. IV 3, 9. CIL VIII p. 14. 913.
Thelepte (Papiria). (Medinet Kedima), Tab. Peut, CIL VIII 211. 216. 12216. 2094, ebd. VIII p. 30. Kubitschek De trib. orig. 200. Toutain Les cités 316f.
Cillium (Papiria) = colonia Cillitana, CIL VIII 210 = Suppl. 11299 (darüber W. Henze De civitatibus liberis, Berlin 1892, 80f.); ursprünglich [555] eine Ortschaft von Thelepte; eine Ansiedlung flavischer Veteranen hierher: Flavium Cillium. CIL VIII p. 33; Suppl. p. 1178. Toutain 318.
Leptis Magna (Lebda) = colonia Ulpia Traiana Leptis (Magna), CIL VIII 10. 11. ebd. VIII p. 2f. 913; Suppl. p. 1144.
Oea (Tarablus oder Tripoli) = colonia Oea, Tab. Peut. Itin. Ant. CIL VIII 24. Colonie vielleicht gleichzeitig mit Leptis; CIL VIII p. 5.

δ) Hadrian:

Utica (Quirina). (Hr. bu Schater) = colonia Iulia Aelia Hadriana Augusta Utica. Beiname Iulia, weil sie vorher municipium Iulium war. Colonie: Gell. XVI 13, 4. CIL VIII 1181. 1182 = 14312. 1183; ebd. VIII p. 149; Suppl. p. 1388.
Zama regia = colonia Aelia Hadriana Augusta Zama regia, CIL VI 1686. VIII 1218; ebd. p. 1240.

ε) Antoninus Pius (oder auch noch Hadrian):

Lares (Hr. Lorbus) = colonia Aelia Augusta Lares, CIL VIII 1779 für den Divus Antoninus. Tab. Peut. Itin. Ant. 26. CIL VIII p. 209; Suppl. p. 1559.
Thaenae (Hr. Tîne) = colonia Aelia Augusta Mercurialis Thaenitanorum, CIL VI 1635; ebd. VIII p. 10.
Madaura (Quirina). (Mdaurusch). Vor 160 n. Chr. Apul. apol. 24; vgl. CIL VIII 4672. 4681; ebd. VIII p. 472; Suppl. p. 1609.

ζ) Marc Aurel:

Sufes (Hr. Sbíba) = colonia Aurelia (?) Sufetana, CIL VIII 258 = 11421. 262 = 11430; ebd. VIII p. 44; Suppl. p. 1190.
Mactaris (Hr. Makter oder Gašr Bu Fätha) = colonia Aelia Aurelia Augusta Mactaris. Colonie in den letzten Jahren des Marc Aurel. CIL VIII Suppl. 11801. 11804. 11809. 11813. Bull. arch. du Comité des travaux hist. 1891, 515 nr. 45. R. Cagnat Rev. Arch. XIX (1892) 298 nr. 18. CIL VIII p. 79; Suppl. p. 1279.

η) Commodus:

vgl. nr. 119. Thuburbo maius, mit vollem Namen: colonia Iulia Aurelia Commoda Thuburbo maius, Bull. arch. du Comité 1893, 222 nr. 48.

θ) 2. Jhdt.:

Thabraca (Tabarka), Ptolem. IV 3, 5. CIL VIII 17333. Bull. arch. du Comité 1892, 204 nr. 22. 23. p. 207 nr. 33. Papier Compt. Rend. Acad. Hippone 1897, 55. CIL VIII p. 513; Suppl. p. 1646.
Thuburnica (Sidi Alî bel-Kassem), Ptolem. IV 3, 29. CIL VIII Suppl. 14687. 14690. 14703; ebd. VIII Suppl. p. 1428.
Thigiba, Ptolem. IV 3, 29. CIL VIII p. 174.
Aphrodisium, Ptolem. IV 3, 5.
Thunudromum, Ptolem. IV 3, 29.
Culcua (Name richtig)?, Ptolem. a. a. O.

[Thubba], CIL VIII Suppl. 14295; ebd. p. 1387.

Zama minor, nach Hadrian: CIL VIII Suppl. 12018. Toutain Les cités 396.
Thysdrus (Galeria). (El Djem), CIL VIII 51. 2343. 2406; add. 10500. [556]
Theveste (Papiria), (Tebessa), spätestens unter Commodus (CIL VIII Suppl. 16530), wahrscheinlich aber noch früher, etwa unter Traian (Papiria). CIL VIII Suppl. 16558. CIL VIII p. 215. 860. 865. 575; Suppl. p. 1576.
Thibiuca (Hr. Zuitina und Hr. Kessa), municipium CIL VIII Suppl. 14293; colonia ebd. 14291 für einen Mann, der Consul suffectus war im J. 167. CIL VIII Suppl. p. 1386.
Sufetula (Quirina). (Sbîtla), Ende des 2. Jhdts. CIL VIII Suppl. 11340. 11343.

ι) Septimius Severus:

vgl. nr. 117 und nach nr. 297. Carthago bekam das ius Italicum von Septimius Severus und seinem Sohn, Ulp. Dig. L 15, 8, 11, vgl. Blanchet Rev. Num. 1898, 20ff.; seitdem colonia Iulia Aur(elia) Ant(oniniana) Karthago.
vgl. nr. 303. Leptis magna, ebenso, Dig. a. a. O.
vgl. nr. 305. Utica, ebenso, Dig. a. a. O.

Vaga (Fabia und Arnensis). (Bedja), gegründet 209 n. Chr. = colonia Septimia Vaga, CIL VIII 1212 = 14395: Triumphbogen colonia deducta. 1222. 14394. CIL VIII p. 154.

κ) Alexander Severus:

Uchi maius = colonia Mariana Augusta Alexandriana Uchi maius, CIL VIII Suppl. 15447. 15450. 15454. 15455. 15451. 15452. Marius hatte hier schon Veteranen viritim angesiedelt (Aur. Vict. de vir. ill. 73). CIL VIII Suppl. p. 1487.

λ) Gallien:

Thugga (Dougga) = colonia Licinia Septimia Aurelia Alexandriana Gallieniana Augusta Thugga, CIL VIII 1487 (für Gallien aus dem J. 261 n. Chr.); Suppl. 15516. CIL VIII p. 174.
Thubursicum Bure = colonia Licinia Septimia Aurelia Alexandriana Gallieniana Augusta Thubursicum Bure, CIL VIII 1430 (für Gallien). 1437. 1432 = 15267. 15258. Bull. arch. du Comité 1898, 155. CIL VIII p. 174.

μ) 3. Jhdt:

Thubursicum Numidarum, zunächst municipium, colonia vor dem J. 270 n. Chr., CIL VIII 4876 (aus dem J. 270). 4877. CIL VIII p. 489; Suppl. p. 1630.
Calama (Papiria). (Gelma), unter Caracalla noch municipium, colonia sicher unter Carinus, CIL VIII 5332 aus dem J. 283; vgl. 5340. 17518. 5356. CIL VIII p. 521; Suppl. p. 1658f.
Vallis (Papiria). (Hr. Sidi Mediân), zuerst municipium, colonia: CIL VIII 1274. 1275. 1285 (?). 1279. Wäre 1275 nicht verdächtig, so müsste man die Erhebung zur Colonie schon dem Caracalla zuschreiben; vgl. Wilmanns z. d. Inschr. u. p. 937. CIL VIII p. 160; Suppl. p. 1437.
Capsa (Gafsa), municipium zur Zeit Hadrians, CIL VIII 98; colonia auf der Tab. Peut. und beim Geogr. Rav. III 5. CIL VIII p. 22; Suppl. p. 1172.
Tacapae (Gabes), Tab. Peut. Geogr. Rav. V 5. CIL VIII p. 8; Suppl. p. 1150. [557]

ν) Ende des 3. oder im 4. Jhdt.:

Bisica Lucana (Hr. Bischka), municipium wahrscheinlich seit Hadrian; colonia CIL VIII 1357 (316/317 n. Chr.). CIL VIII p. 169. 938; Suppl. p. 1265.
Uppenna (Hr. Schigarnia oder Fragha), CIL VIII Suppl. 11157 (für Constantin I.); ebd. VIII p. 1163.
Pudput oder Pupput, Bulletin de la Soc. des Antiqu. de France 1893, 220f. = R. Cagnat Rev. Arch. XXV (1894) 389 nr. 115 (aus dem Anfang des 4. Jhdts.).
Thunusuda (Sidi Aceni), municipium im Beginn der Kaiserzeit, colonia im 4. Jhdt.: Mélanges d’arch. et d’histoire 1893, 446 nr. 56 =Cagnat Rev. Arch. XXIV (1894) 420 nr. 81 (für Magnentius).

ξ) Ganz unbestimmt:

Uzalis (El Alia), colonia Uzalitana, CIL VIII Suppl. 14331 = 1204. Aug. de civ. dei XXII 8 colonia Uticae vicina. CIL VIII p. 1390.
Hippo Regius (bei Bona), Itin. Ant p. 20. CIL VIII 5237 = 17403 eine colonica; ebd. VIII p. 516; Suppl. p. 1650.
Sabrata, Itin. Ant. Der Name der Stadt steht auch CIL VIII 2568 Z. 71.
Colonie an der Stelle von Hr. Sidi Amara und Hr. el Khima, municipium noch unter Alexander Severus 232, CIL VIII 714; dagegen col. Suppl. 12145 (Buchstaben der spätesten Zeit). CIL VIII p. 89; Suppl. p. 1250.

[Auf eine Colonie an der Stelle von Hr. el Oust darf man nicht aus CIL VIII Suppl. 16417 (aus dem J. 188), wo die Errichtung einer Marsyasstatue auf dem Forum der Stadt berichtet wird, schliessen. Eine solche Statue befand sich auch in Verecunda (in Numidien), das doch nur municipium war, CIL VIII 4219, dazu Wilmanns p. 423, vgl. auch J. Toutain Mélanges d’Archéologie et d’Histoire XVIII (1898) 148, 1 und unten S. 580. CIL VIII Suppl. p. 1568, vgl. zu 17841. Unsicher sind die Ergänzungen von CIL VIII 14436 (vgl. p. 1409) und von 14452 (vgl. nr. 1407)].

25) Numidia. Hier zwei Teile: die caesarische Colonie Cirta mit ihrem grossen Territorium und südlich davon das Territorium der legio III Augusta.

vgl. nr. 118. Cirta. An Stelle dieser Colonie treten spätestens

α) unter Traian (CIL VIII 7069), vielleicht schon früher

IV coloniae Cirtenses, z. B. so genannt CIL VIII 7080. 8318. 8319, oder kürzer coloniae Cirtenses 6942, oder quattuor coloniae 7963. 7983. 18912. Es sind dies ausser Cirta Colonia Veneria Rusicade (Philippeville) 7960. 7969. 6710. 6711. 7124. colonia Sarnensis Milev (7013) und colonia Minervia Chullu 6710. 6711. Diese vier Colonien bilden bis zu einem Grade eine Samtgemeinde, indem sie gemeinsame Beamte haben, an der Spitze III viri IIII coloniarum, bezw. an ihrer Stelle praefecti i. d. pro III viris. Von diesen Praefecti sind wohl zu unterscheiden die Leiter der drei contribuierten c., welche auch praefecti i. d. heissen und den III viri coloniarum [558] unterstehen, mit anderen Worten die mit Cirta contribuierten drei Gemeinden sind praefecturae, die aber, wie die Hauptgemeinde, wenn auch nur titular, c. heissen. Über die ganze Organisation vgl. Mommsen Herm. I 47–68. CIL VIII p. 618f. und Suppl. p. 1847ff. An diese vier verbundenen Colonien ist dann im Anfang oder in der Mitte des 2. Jhdts. (sicher vor dem J. 160 n. Chr., CIL VIII Suppl. 20144) noch eine fünfte Colonie angeschlossen worden:
Cuicul = colonia Cuiculitana (Djemîla), CIL VIII Suppl. 20144. 8318. 8319. 8326. 8329 in der Weise, dass z. B. in 8318 ein flamen perpetuus IIII coloniarum Cirtensium et Cuiculi erwähnt wird, von dem gesagt wird: omnibus honoribus in V coloniis functus. CIL VIII p. 708. 968; Suppl. p. 1896.

β) 3. Jhdt. Die Contributio der Colonien um Cirta blieb bis in das 3. Jhdt., sicher bis unter Alexander Severus (CIL VIII 7013 verglichen mit 7988. 7989). Für Milev spricht 8210 deutlich von der gelösten contributio mit Cirta, wodurch derjenige, dem die Inschrift dediciert ist, in patria sua primus triumvir wurde. Wir haben demnach im dritten Jahr fünf einzelne Colonien:

colonia Cirta, im 4. Jhdt. colonia Constantina. CIL VIII 7012. 7013. 7034. Vielleicht gehört hierher auch IGI 278.
colonia Sarnensis Milev (Mila), CIL VIII 8210. 7013 (zwisch. 340/50); ebd. VIII p. 701; Suppl. p. 1887.
colonia Minervia Chullu oder colonia Chullitana, CIL VIII p. 700; Suppl. p. 1883.
colonia Veneria Rusicade (Philippeville), CIL VIII 7959. 7960 (wegen sacra urbs aus dem 3. Jhdt.). Der curator reipublicae aus dem J. 303 bei August. adv. Crescon. III 30 ist kein Gegenbeweis gegen die Colonialqualität des Ortes. CIL VIII p. 684; Suppl. p. 1878f.
Colonia Cuiculitana, CIL VIII 8323 = 20139 aus dem J. 248. 20155 aus dem J. 256. 8326. 8328 (p. 968). 8329. Dazu kommen noch zwei Colonien späterer Zeit aus dieser Gegend, deren Namen aber nicht genau bekannt sind:
colonia Tutcensium (Villefosse: Tuccensium), CIL VIII 8270 (aus Ain Aziz ben Tellin).
colonia Cast..., CIL VIII 10419. 10421 (für Alexander Severus). Was für eine Colonie CIL VIII 18752 gemeint ist, lässt sich nicht bestimmen.

[Mascula] ist keine Colonie, wie Wilmanns CIL VIII p. 248 annimmt. Noch im 3. Jhdt. hat die Stadt Municipalrecht, CIL VIII Suppl. 17680.

Im südlichen Teil von Numidien kennen wir zwei Colonien:

α) unter Traian:

Thamugadi (Papiria). (Timgâd), gegründet 100 n. Chr. = colonia Ulpia Marciana Traiana Thamugadi. Die Gründungsinschrift CIL VIII 3255 = 17842; vgl. 17843, ferner 17841. 17844 (= 2357). 17845. u. s. w. (sehr viele Inschriften), ebd. VIII p. 259. 951; Suppl. p. 1693.

β) Gordian III.?

Lambaesis. Aus den canabae zunächst ein [559] municipium. Dieses scheint bei der Verlegung der Legion unter Gordian III. mit Colonierecht ausgestattet worden zu sein. Cyprian. epist. 59, 10 ed. Hartel. CIL VIII 2720. 2721. 18240. 18260. 18262. 18332. 10228. 10229. 10256. 10258. 10259; ebd. VIII p. 285.

26) Mauretaniae.

a) Mauretania Tingitana,

α) Augustus (vgl. Mon. Ancyr. V 35f.):

Zilis = colonia Augusta Iulia Constantia Zulil, regum dicioni exempta et iura in Baeticam petere iussa, Plin. n. h. V 3. Itin. Ant. p. 8.
Babba = colonia Iulia Campestris Babba, Augusti colonia, Plin. n. h. V 5.
Banasa = colonia Valentia Banasa, Plin. V 5; später auch mit dem Beinamen Aurelia, CIL VIII 9992; ebd. VIII p. 855.

β) Claudius:

Tingi (Tanger), municipium schon seit Augustus, Cass. Dio XLVIII 45, nach Plin. n. h. V 2 als Colonie genannt Traducta Iulia. Das ist aber falsch; so hiess eine Stadt in Baetica; Strab. III 140. CIL II p. 241. Colonie heisst Tingi auch im Itin. Ant. p. 24 und beim Geogr. Rav. CIL VIII add. 10985; ebd. VIII p. 854.
Lixus (El Araisch), Plin. n. h. V 3. Itin. Ant. p. 7 CIL VIII p. 855.

γ) Unbestimmt:

Rusadder, Itin. Ant. p. 11.
Volubilis, Itin. Ant. p. 23 zuerst municipium, CIL VIII 9994; ebd. VIII p. 855.
? Sala, Itin. Ant. p. 7 ist vielleicht zu lesen Sala colonia statt des überlieferten Salacona oder Salaconia. Sala erwähnt bei Mela II 107. Ptolem. IV 1, 2. CIL VIII p. 983.

b) Mauretania Caesariensis.

α) Augustus

Cartenna (Tenes), Plin. n. h. V 20. Ptolem. IV 2, 4. CIL VIII 9663. Colonie von Veteranen der leg. II, CIL VIII p. 824.
Gunugu. Plin. a. a. O. Hierher Deduction einer cohors praetoria.
Igilgili (Djidjelli). Plin. a. a. O. 21. Itin. Ant. p. 8. CIL VIII p. 715.
Rusguniae (Cap Matifu), Plin. a. a. O. CIL VIII 9045. 9047. Itin. Ant. p. 16. CIL VIII p. 792.
Rusazus. Plin. a. a. O. Offenbar aber später municipium, Tab. Peut. Geogr. Rav. V 4 Itin. Ant. CIL VIII p. 765.
Saldae (Arnensis). (Brugie) = colonia Iulia Augusta Saldae Septimanorum immunis. Plin. a. a. O. Ptolem. IV 1. 9. Itin. Ant. p. 17. Tab. Peut. CIL VIII 9328 = 8931. 8933; vgl. 8934. 8937.
Tupusuctu (Arnensis). (Tiklat) = colonia Iulia Augusta legionis VII Tupusuctu. Plin. n. h. V 21. Ptolem. IV 2, 31. CIL VIII 8837; ebd VIII p. 754.
Zuccabar (Afreville), Plin. a. a. O. = colonia Augusta, CIL VIII 10450; ebd. VIII p. 822.

β) Claudius

Iol = Caesarea (Scherschel) = colonia Claudia Caesariensis, abgekürzt C. C. C. Plin. n. h. V 20 (Solin. 25. 16). CIL VIII [560] 9400. 9401. Comptes Rendus 1893, 401 = Cagnat Rev. Arch. XXIV (1894) 284 nr. 26. CIL VIII p. 800.
Oppidum Novum (Ain Khadra, franz. Duperré). Plin. n. h. V 20. Ptolem. IV 2, 25. Itin. Ant. p. 38. CIL VIII p. 823.

γ) Nerva:

Sitifis (Papiria). (Setif) = colonia Nerviana Augusta Martialis Veteranorum Sitifiensium, CIL VIII 8473. 10337. 10338. 10353. 10362. 8441. 8465. 8467. 8468. Ptolem. IV 2, 34. CIL VIII p. 722f.

δ) 2. Jhdt, (Ptolemaios).

Aquae Calidae (Hammâna-Righa), Ptolem. IV 2, 26. CIL VIII p. 819.
? Quiza (Pont du Cheliff), Ptolem. IV 2, 3, aber nach dem Itin. Ant. p. 14 municipium. CIL VIII 9699 nur respublica Quizensium. CIL VIII p. 828. E. Cat Mauretanie César. 146f.
Arsennaria, Ptolem. IV 2, 3. E. Cat a. a. O. 146.
Bida, Ptol. IV 2, 28.
Siga, Ptolem. IV 2, 2.

ε) Wahrscheinlich auch noch aus dem 2. Jhdt.

Tipasa (Quirina). (Teffesad oder Tipaza), CIL VIII 9290 (eher dem 2. als dem 3. Jhdt. angehörig). Itin. Ant. p. 15. CIL VIII p. 797. St. Gsell Tipasa, Mélanges d’archéol. et d’hist. 1894, 291ff.

ζ) Septimius Severus und Caracalla:

Auzia (Aumale) = colonia Septimia Aurelia Auziensium, CIL VIII 9062 (aus dem J. 230). 9014 (aus dem J. 224). 9020. 9023. 9044. 9045. 9047. 9048. 9066. 9068. 9069. CIL VIII p. 769.

η) 3. Jhdt.

Equizetium (Bordj. Medjana), colonia CIL VIII 9045 (vom J. 255); dagegen CIL VIII 10430 (aus diocletianischer Zeit) municipium. CIL VIII p. 751.

θ) Colonien des Itinerars:

Gilva, Itin. Ant, p. 13. CIL VIII p. 838.
Icosium (Alger). Itin. Ant. p. 15. CIL VIII p. 794.
Rusuccuru, municipium noch im Anfang des 3. Jhdts., CIL VIII 8995. colonia Itin. Ant. p. 16. 38. CIL VIII p. 766.
col. Th... (Ain es Sultân), CIL VIII 8781.

[Usinaz = Saneg], CIL VIII 9228 vom J. 205 wird man besser mit Mommsen burgu]m, als mit Renier colonia]m ergänzen. CIL VIII p. 790.

Dieses Verzeichnis der Bürgercolonien bestätigt den Satz: Die Geschichte der römischen Colonisation ist die Geschichte des römischen Staates. Sie führt uns zuerst in die Zeit der grossartigen Ausbreitung des Römertums über Italien mit Hülfe des nationalen Bürgerheeres, dessen Kern die stark sich vermehrende heimische Bauernschaft war. Die älteste römische Colonisation ist ein Teil der altrömischen Occupationspolitik, die ältesten c., weil zuerst nur am Meere angelegt = coloniae maritimae (Liv. XXXVI 3. Sic. Flaccus de cond. agr. p. 135, 23. Dionys. III 44), sind detachierte Teile des bäuerlichen exercitus centuriatus Quiritium. Die vom Stamm abgezweigten, [561] draussen angesiedelten Quiriten sollten in erster Linie den Acker des neu occupierten Landes bebauen, sollten coloni, ihre Gesamtheit eine colonia sein, aber zugleich auch sollten sie Soldaten, oder besser, Bürger im Soldatenkleide in Permanenz sein, hinausgestellt auf die Aussenposten und Bollwerke der römischen Herrschaft (propugnacula imperii, Cic. de leg. agr. II 73); sie dienen also nicht nur einem wirtschaftlichen, sondern auch einem eminent politisch-militärischen Zweck (Siculus Flaccus de cond. agr. p. 135, 20. Dionys. II 35. 36. III 49. V 43. 60. VI 32. 34. VII 13. Liv. I 56, 3. II 34, 6. IV 11, 3. X 1. 10. 21. Cic. de leg. agr. II 73; pro Fonteio 3. Phil. V 10. Appian. bell. civ. I 7. Dig. L 15, 1, 5 u. s. w.). Dass die c. zugleich stehende militärische Besatzungen (praesidia) waren, zeigt sich vor allem darin, dass dieser Besatzungs- oder Festungsdienst die coloni vom Felddienst befreite (über diese vacatio militiae der coloni vgl. Liv. XXVII 38. XXXVI 3. Mommsen St.-R. III 243. 775), wogegen aber irgend eine Art von Domicilzwang für sie vorhanden war (Liv. XXVII 38, 5). Man erreichte also damit ein Zwiefaches: man sorgte für die militärische Sicherung und zugleich für die Bebauung des neueroberten Landes. Dieses letztere gehörte nach römischem Kriegsrecht dem siegenden Volke, wurde Domäne oder ager publicus populi Romani, wie die Angehörigen des besiegten Volkes Sclaven. In praxi nahm man aber nur einen Teil des eroberten Landes, in der Regel ein Drittel weg (Dionys. II 35. 50. 53. Liv. X 1), und dieses wurde, wenn es nicht als ager publicus bestehen blieb und censorisch verpachtet oder wenn es nicht veräussert wurde (Liv. II 31. Cic. in Verr. III 13. Siculus Flaccus p. 136 Lachm.), von staatswegen an coloni überwiesen, entweder viritim oder an eine Gesamtheit, so dass dann in dem letzteren Fall eine colonia entstand. Die Anlage einer Colonie erfolgte aber immer – und das ist ein zweites wichtiges Characteristicum der altrömischen Colonisation – auf Antrag eines Consuls (Liv. VII 16. IX 26. 28) oder eines Tribunen (Liv. XXXII 29. XXXIV 53) und auf Grund eines Senatusconsultum durch einen Volksbeschlusx (lex, lex colonica, Liv. XXXII 29. XXXIV 53. XXXV 40. Cic. Phil. XIII 31), durch den die Zahl der coloni, das Gebiet der Landanweisung, die Commission von Magistraten für die Ausführung des Beschlusses (gewöhnlich triumviri coloniae deducendae agroque dividundo, über dies alles vgl. genauer u. S. 568ff.) festgesetzt wurde. Das Volk hatte hierin in der besseren republicanischen Zeit eines seiner wichtigsten Souveränitätsrechte, es propagierte sich gewissermassen selbst. Als dann Italien insgesamt der römischen Herrschaft unterworfen war, da stand von der ersten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts ab diese, ebenso wie die schon betrachtete, ganz denselben Zwecken dienende latinische Colonisation still. War wohl in dem cisalpinischen Gallien noch die Coloniegründung, d. h. die Assignation von Grund und Boden zu vollem quiritarischem Eigentum zugelassen worden, so sträubte sich der regierende Senat der nun herrschenden römischen Oligarchie gegen die praktische Anwendung dieses Princips zunächst auf Sicilien und weiter die übrigen als überseeisch [562] betrachteten Gebiete des imperium Romanum. ,Theoretisch willkürlich wie diese Procedur ist, offenbart sie um so deutlicher den politischen Zweck, der Bildung römischer Colonien ausserhalb Italiens und damit der Denationalisierung des herrschenden Volkes einen Riegel vorzuschieben‘ (Mommsen St.-R. III 733ff.). Die Periode des Stillstandes in der römischen Colonisation ist so recht der Ausdruck des engherzigen oligarchischen Regimentes im Römerstaate.

Die von den Gracchen gegen dieses Regiment eingeleitete Bewegung ist, wie für die gesamte römische Entwicklung, so auch insonderheit für die Geschichte der römischen Colonisation epochemachend. Sie haben das Institut der Colonie wiederaufleben lassen, aber zu rein socialen Zwecken, zur Versorgung zunächst des bürgerlichen Proletariats der Hauptstadt. Waren die Colonien der ersten Epoche so recht ein Abbild von dem überschüssigen Material an Bauernschaft, so sind die von den Gracchen und ihren Nachfolgern in der Revolutionsepoche ausgesandten im Gegenteil ein Zeichen vom Verfall des agrarischen Mittelstandes, der gerade durch diese Coloniegründungen aus den Reihen der hauptstädtischen Proletarier wieder künstlich geschaffen werden sollte. Aber bei der Versorgung des civilen Proletariats ist man nicht stehen geblieben, es galt auch bald das durch die marianischen Reformen im Heerwesen geschaffene ausgediente militärische Proletariat, die nichtbesitzenden Veteranen, zu versorgen, und damit hat Marius mit der lex Appuleia vom J. 654 = 100 v. Chr. selbst begonnen, weshalb Velleius (I 15. 5) von hier den zweiten Hauptabschnitt in der römischen Colonisation datiert (von hier ab nach ihm die coloniae militares, ein recht unglücklich gewählter Ausdruck, darüber Mommsen St.-R. II³ 737, 2). Wenn die Notwendigkeit der gracchischen Versorgungscolonien für das bürgerliche Proletariat die gewaltigen wirtschaftlichen Umwälzungen im römischen Staatswesen in der Richtung einer mächtigen Capitalansammlung bei den Angehörigen der herrschenden Familien und einer ebenso furchtbaren Pauperisierung der Massen offenbart, so sind die marianischen Versorgungscolonien für die Veteranen der Ausdruck der grossen Umwälzungen auf militärischem Gebiete. Hatten im altrömisch-republicanischen Staate Wehrrecht und Bürgerrecht sich gedeckt, indem nur die Besitzenden wehrberechtigt und damit auch politisch berechtigt waren, so entstand seit Marius durch Einstellung der capite censi, der Nichtbesitzenden und politisch Unberechtigten, in die Legionen neben dem bürgerlichen Element der Besitzenden ein eigener Berufssoldatenstand, gebildet aus den Nichtbesitzenden, die nach vollendeter Dienstzeit, sollten sie das vorhandene Proletariat nicht noch vermehren, eine Civilversorgung erhalten mussten. So besteht der erste Unterschied der von den Gracchen beginnenden Versorgungscolonien in der Qualität der auszuführenden Colonisten; ein zweiter ist in der Beschaffung des zu verteilenden Landes zu suchen. War dieses früher von selbst durch die stetigen Eroberungen von italischem Grund und Boden gegeben, so musste es jetzt erst beschafft werden; so sind die neuen Coloniegründungsprojekte stets verbunden mit der Beantragung [563] von leges agrariae, d. h. mit Anträgen zur Beschaffung von Ackerland, und zwar bewegen sich diese in dreierlei Richtung: 1. gegen die Possessionen der Reichen, d. h. die durch occupatio nur in den Besitz, nicht in das Eigentum der Betreffenden übergegangenen Teile des ager publicus, d. h. Landgewinnung ohne Belastung der Staatskasse (leges Semproniae, lex Flavia vom J. 60 v. Chr.), 2. auf Ankauf von Ländereien von staatswegen, also mit Inanspruchnahme des öffentlichen Credits (lex Appuleia vom J. 100, lex Titia vom J. 99, leges Liviae vom J. 91, lex Servilia des Rullus vom J. 63, teilweise auch die lex Iulia des Caesar vom J. 59), 3. auf Aufteilung des noch in Italien vorhandenen ager publicus, d. h. des ager Campanus (lex Iulia vom J. 59); oder aber es tritt die Gewalt an Stelle des Rechts, und man gewinnt das Land vermittelst Proscriptionen und Güterconfiscationen, wie es Sulla und die Triumvirn gethan haben (vgl. Art. Leges agrariae). Da also die Landgewinnung in Italien, wenn man nicht einfach das Recht brechen wollte, mit Schwierigkeiten verbunden war, richtete sich der Blick der demokratischen Parteiführer entgegen der Doctrin der Oligarchie auch auf den ausseritalischen Boden. Aber solange die Republik bestand, ist die Gründung überseeischer Colonien im wesentlichen mit Erfolg verhindert worden. Erst Caesar ist wie in so vielen, so auch in dieser Beziehung der Vollstrecker der hinterlassenen Entwürfe des C. Gracchus, und gerade in seiner Thätigkeit auf dem colonisatorischen Gebiet zeigt es sich deutlich, dass er nicht nur der erste Kaiser von Rom, sondern auch der letzte und der grösste Führer der Demokratenpartei war. Wie er der letzte und grösste Vorkämpfer und Versorger des civilen Proletariats war (Suet. Caes. 42), so hat er als Herrscher, unter Verzichtleistung auf die Coloniegründung in Italien, die römische Colonisation erst wirklich in die Provinzen hinausgetragen und hat nach der Romanisierung Italiens durch die Republik die Romanisierung des orbis Romanus, das Werk der Kaiserzeit, in glänzender Weise vorbereitet. Endlich unterscheidet sich diese zweite Epoche der römischen Coloniegründung von der ersten in den rechtlichen Formen, wie der Beschluss und die Ausführung der Deduction von coloni zu stande kam. Die Coloniegründungen vollziehen sich mit der allmählichen Umgestaltung des römischen Gemeinwesens von der Republik zur Monarchie in dieser Revolutionsepoche nicht mehr kraft eines Specialgesetzes, sondern kraft desjenigen, auf dem überhaupt die Gewalt des oder der betreffenden Machthaber beruht, und nicht mehr durch besonders zu diesem Zweck gewählte Magistrate, sondern dem Rechte nach durch den Machthaber selbst (so z. B. durch Marius nach der lex Appuleia), thatsächlich durch beliebige, von ihm ausgewählte Personen ohne magistratischen Amtscharakter (genauer hierüber u. S. 570f.). In dieser Beziehung haben schon Marius und Sulla die Volksrechte lahm gelegt und Caesar und die Triumvirn sind ihnen darin gefolgt; von diesen sind die zuletzt Genannten, gerade so wie Sulla, so weit gegangen, sich mit der gesetzgebenden Gewalt auch die Möglichkeit gegeben zu erachten, Privatland im Wege der Confiscation in Gemeindeland zu verwandeln und dann als solches [564] zur Assignation zu bringen. Unter diesem Gesichtspunkte ist auch die schon erwähnte Einteilung des Velleius (I 15, 5) annehmbarer: die von ihm als coloniae militares bezeichneten sind die von Marius und Sulla ab kraft der souveränen Gewalt der Machthaber begründeten Colonien. In jeder Beziehung ist also diese zweite Periode der römischen Colonisation eine Übergangsepoche zu den Veteranencolonien der Kaiserzeit, den Versorgungscolonien ausschliesslich für das militärische Proletariat, vor allem ausserhalb Italiens: es werden sowohl bürgerliche wie militärische Proletarier als Colonisten deduciert; es werden zunächst vornehmlich innerhalb, dann auch ausserhalb Italiens Colonien begründet; es werden sowohl nach dem alten Verfahren auf Grund eines Volksbeschlusses, wie nach dem neuen auf Anordnung der Machthaber, sowohl durch Magistrate, als auch durch einfache Mandatare Colonien ausgesandt; vor allem Caesar steht auf der Schwelle von der alten zur neuen Zeit. Er zuerst geht auch so weit, an Peregrinenstädte der Provinzen nur den Titel, wie einer latinischen (darüber o. S. 535), so auch einer römischen Colonie zu verleihen, womit er den Anstoss giebt zu den zahlreichen Titularcolonien der Kaiserzeit, vor allem der späteren, die schliesslich nur noch diese fictive Coloniegründung kennt. Auch in der Namengebung der Colonien zeichnet sich diese Übergangsepoche deutlich ab: die Colonien tragen jetzt zum ersten Male besondere Beinamen, zunächst von Göttern entnommen: Iunonia (Carthago; nach nr. 29), Martia (nr. 31. 101), Neptunia (nr. 28), Veneria (nr. 46. 120), Genetiva (nr. 84) u. s. w., weiter – vor allem die caesarischen – solche ganz abstracter Art in substantivischer Form: Pietas (nr. 72), Claritas (nr. 85), Virtus (nr. 86), Copia (nr. 97), Laus (nr. 106), Concordia (nr. 113), oder adjectivisch unter Anspielung auf den Gründer, die Art der Zusammensetzung, den Anlass der Gründung oder rein ehrender Natur: Patricia (nr. 82), Romula (nr. 83), Victrix (nr. 88. 89. 90 u. s. w.), Triumphalis (nr. 88), Gemella (nr. 91), Paterna (Narbo, nr. 93), Firma (nr. 95), Pacensis oder Pacata (nr. 96), Equestris (nr. 99), Felix (nr. 111. 115) oder beides zusammen: Cirta (nr. 118: col. Iucenalis Honoris et Virtutis), endlich auch die Geschlechts- oder Beinamen der Gewalthaber, welche die Urheber der Deductionen waren; die marianischen: Mariana, die sullanischen: Cornelia oder Felix, die caesarischen und die der Triumvirn bezw. des Octavian vor 727 = 27 v. Chr.: Iulia oder Caesarea (es ist wahrscheinlich, dass es auch Colonien mit dem Beinamen Antonia gegeben hat, vgl. Appian. bell. civ. V 31, dass aber Augustus nach seinem Siege über den Rivalen alle triumviralen Colonien Iuliae genannt hat, Mommsen Herm. XVIII 188), und diese Sitte ist dann in der Kaiserzeit stehend geworden; ebenso eine andere: da nämlich gewöhnlich die Veteranen der einzelnen Legionen geschlossen an einen Punkt geführt wurden (Tac. ann. XIV 25. Hygin. p. 176 Lachm. CIL III p. 95), so gab man schliesslich auch noch als Beinamen der betreffenden Colonie die Nummer der betr. Legion in der Bildung auf -anus im Gen. Plur. in dieser Übergangszeit sowohl wie in der ersten Kaiserzeit: nr. 60 colonia Undecimanorum, Narbo unter Caesar (nach nr. 92) colonia [565] Decumanorum, nr. 93 colonia Sextanorum, nr. 95 Secundanorum, nr. 96 Octavanorum, nr. 365 colonia legionis VII (Septimanorum), vgl. dazu nr. 84 Urbanorum.

Dieser Periode der Übergangszeit von 130–30 v. Chr. gegenüber charakterisiert die dritte Epoche, d. h. die Kaiserzeit, wieder eine gewisse Einheitlichkeit sowohl was die Form, wie was den Inhalt der Colonisation angeht. In der Hauptsache werden nur noch Colonien zur Versorgung ausgedienter Soldaten deduciert, die ausseritalischen überwiegen – abgesehen von der augustischen Zeit – bei weitem die italischen an Zahl, die Coloniegründung geschieht nur noch nach kaiserlichem Willen: ,Die Adsignation wie die Colonisation tritt durchaus auf als kaiserlicher Immediatact‘, ,offenbar wegen des engen Zusammenhangs der Landvergebung mit dem Militärwesen‘ (Mommsen St.-R. II³ 889. 995f.; allein eine Ausnahme macht hierin Nerva, der constitutionellste aller Kaiser, der vorübergehend noch einmal zu den republicanischen Formen zurückgekehrt ist, Dig. XLVII 21, 3, 1. Cass. Dio LXVIII 2. Plin. ep. VII 31, 4. CIL VI 1548). Auch jetzt dient das Institut der Colonie vor allem socialen Zwecken, aber nicht mehr der Versorgung des städtischen Proletariats – dies wird in der Kaiserzeit durch die grossartige Ausgestaltung der hauptstädtischen Getreideversorgung und den Bau von Spielstätten mit panis et circenses abgefunden – sondern nur noch der Versorgung der Angehörigen des von nun ab stehenden Heeres; wir befinden uns in dem Militärstaat der Kaiserzeit, der mit der Schaffung des stehenden Heeres von Berufssoldaten auch die Civilversorgung der Veteranen auf sich genommen hat. Augustus speciell, der bekanntlich altrömische Bräuche gerne wiederaufleben liess, scheint aber auch bei seinen Coloniegründungen in den Provinzen (darüber Mon. Ancyr. V 35f.) ebenso wie in der Republik militärisch-politische Zwecke verfolgt zu haben, d. h. die Sicherung neu unterworfener, noch nicht vollkommen befriedeter oder überhaupt noch nicht dem Staatsverband einverleibter Gebiete, wie seine starke Colonisation gerade in Dalmatien, Lusitanien, Mauretanien und Pisidien beweist. Hier waren die Colonien noch einmal auch praesidia et propugnacula imperii. Augustus hat weiter als Kaiser im Gegensatz zu den Gepflogenheiten der furchtbaren Triumviralzeit mit ihren massenhaften Confiscationen in der Frage der Entschädigung der ihr Land für Coloniegründungen hergebenden Eigentümer wieder geordnete Zustände geschaffen. Vor allem bei den zweimaligen Deductionen von Militärcolonien in grösserer Zahl, von denen er im Monumentum Ancyranum (III 22ff.) berichtet, im J. 724 = 30 und 740 = 14 v. Chr., hat er, soweit es wenigstens Italiker (besonders bei der Colonisation von 724 = 30) betraf, die früheren Eigentümer entweder durch Ansiedlung in den Provinzen (Cass. Dio LI 4) oder durch Geldzahlung für die abgetretenen Ländereien entschädigt (Mon. Ancyr. a. a. O.). Damit hat sich das Princip des Ankaufs des Landes für die Coloniegründung von Seiten des Staates, welches dem republicanisch-römischen Empfinden so sehr widersprach (Cic. de lege agr. II 73) und um das bei den leges agrariae der Übergangszeit besonders heiss gekämpft [566] worden war (Cic. a. a. O.), durchgerungen. Auch bei der zweiten grossen Colonisation des Augustus (vom J. 740 = 14), die sich namentlich auf die spanischen Provinzen, Gallia Narbonensis (Cass. Dio LIV 23), teilweise auch den Osten (vgl. nr. 248 und nach nr. 270) bezog, geschah die Erwerbung der zu assignierenden Länder durch Ankauf. Bei den späteren Coloniegründungen des Augustus in den Provinzen (Mon. Ancyr. V 35f.) ist dieses Verfahren nicht zur Anwendung gekommen, weil offenbar Domänenländereien zur Verfügung standen oder auch, wie Mommsen (Res gestae Divi Aug.² 65) vermutet, weil man vom J. 741 = 13 v. Chr. ab anfing, die praemia veteranorum in Geld zu zahlen. Die Abfindung der Veteranen mit Geld ist dann in der Kaiserzeit immer mehr an Stelle der Landanweisung getreten. Zunächst wurde die Deduction der Veteranen einer oder mehrerer Legionen in eine Colonie (was wir bei den augustischen Colonien zumeist noch nach den Münzen bestimmen können, vgl. die Zusammenstellung bei Mommsen Res gestae² 119) aufgegeben und seit Nero aus allen möglichen Legionen zusammengewürfelt deduciert, Tac. ann. XIV 27, bis dann endlich seit Hadrian, offenbar zusammenhängend mit der von diesem eingeführten localen Conscription (darüber Mommsen Herm. XIX 21), die Ansiedlung von Veteranen in Verbindung mit einer Coloniegründung aufhörte und neben der Geldzahlung höchstens noch die viritane Assignation an Ort und Stelle entsprechend der örtlichen Aushebung stattfand. Von den späteren Kaisern hat vielleicht nur noch einmal Septimius Severus auf die Deduction von Veteranen zurückgegriffen, vgl. o. nr. 276. 277. 323. Im übrigen sind alle nachhadrianischen Coloniegründungen rein fictiver Natur. Es handelt sich hier nur um Verleihung des Colonienamens und -Rechtes als der höchsten Art von Stadtrecht vor allem an Municipien, aber auch an Peregrinenstädte und nichtstädtische Gemeinden (Dig. L 15, 1, 3, Ulpian von Ptolemais in Phoinike: nihil praeter nomen coloniae habet). In dieser Beziehung hat schon Caesar, wie oben bemerkt, den Weg gezeigt. Augustus, wenigstens als princeps überhaupt ängstlicher in der Ausbreitung des römischen und lateinischen Rechts, hat offenbar nur wirkliche Veteranencolonien deduciert (Mon. Ancyr. V 35f.). Wie in so vielem, ist auch hierin Claudius der eifrige Nachtreter des grossen Dictators; er hat sogar mit den Titularcolonien in den gallischen Civitates den Anfang gemacht; dann hat Nero das Municipium Puteoli mit dem Colonierecht begabt (Tac. ann. XIV 27; s. o. S. 538, 7ff.). In den Provinzen war die Verleihung dieses Titels gewöhnlich der erste Schritt zur Immunität und zu italischem Recht, in Italien dagegen eine Ehrung ohne jeden positiven Wert, worüber Tacitus spottet (annal. XIV 27). Auch Hadrian selbst (bei Gellius XVI 13, 3) findet die Bitte seiner Vaterstadt Italica um den Colonietitel seltsam. Die o. S. 513 schon behandelte Gelliusstelle ist gerade für den unter Hadrian stattfindenden Umschwung in der Wertschätzung der verschiedenen Stadtarten von grösster Bedeutung. Kaiser Hadrian stellt sich noch auf den älteren Standpunkt, dass das municipium das selbständigere und daher vornehmere Gemeinwesen, dagegen die Colonie gewissermassen nur [567] ein Ableger von Rom, also weniger selbständig sei. Er denkt also an wirklich deducierte Colonien, nicht an die durch Fiction nur gewordenen, gegen deren Vermehrung er sich offenbar gesträubt hat. Aber er hat sowohl den Bewohnern seiner Vaterstadt wie den Uticensern (nr. 305) und anderen Städten ihren Wunsch erfüllt, andererseits jedoch das Stadtrecht, wo er es an nichtstädtische Gemeinden verlieh, offenbar mehr in der municipalen Form vergeben (vgl. die vielen municipia Aelia in den Donauländern CIL III Index und Art. Municipium). Im 2. und vor allem im 3. Jhdt. ist auf diese Weise noch gar manche Stadt, wenn auch nicht Colonie, so doch coloniae loco et iure geworden. Ja noch über Constantin hinaus scheint das gedauert zu haben. Mit Unrecht schliesst Marquardt (St.-V. I² 126) mit diesem Kaiser die Geschichte des römischen Coloniewesens ab, weil er nicht seiner Gründung Constantinopel den Titel einer Colonie verliehen habe, wie Diocletian seiner Residenz Nicomedia (vgl. nr. 255). Aber Constantinopel hat in Wirklichkeit wohl das Recht einer Colonie und zwar bester Art, iuris Italici, erhalten (Cod. Theod. XIV 13. Cod. Iust. XI 21), nur nicht den Titel, offenbar weil es Hauptstadt werden sollte (Rudorff Feldmesser II 417f.), also aus demselben Grund, weshalb die Schrulle des Commodus, Rom eine colonia Commodiana zu nennen (Hist. Aug. Comm. 8, 6. Cass. Dio LXXII 15, 2; Münzen mit col. L. Ant. Com. bei Eckhel VII 122. Cohen 469 und 470), nicht Bestand gehabt hat. Noch nach Constantin im 4. Jhdt. kommen Verleihungen des Colonietitels vor (vgl. das Verzeichnis).

Die Quellen unserer Kenntnis der römischen Colonisationsarbeit in der ersten Periode bilden die annalistischen Aufzeichnungen, die in die Geschichtswerke der augustischen Zeit, vor allem in Livius, übergegangen sind. Wir haben dadurch eine relativ vollständige Liste der älteren latinischen und Bürgercolonien. Für die zweite Epoche, die Zeit der Revolutionen, ist die litterarische Überlieferung, namentlich was die grossen Colonisationen des Sulla und der Triumvirn betrifft, viel mangelhafter, da sich hier schon die arcana imperii geltend machen. Während für die ausseritalischen Gebiete die Auszüge des Plinius in seiner Naturgeschichte aus der agrippisch-augustischen Reichsstatistik sehr gute Dienste leisten, ist dessen Heranziehung zur Feststellung der italischen Colonien erst für diejenigen des Octavian möglich, da hier schon die Quelle keine republicanische und caesarische Colonie vermerkt hatte. Den für Italien daneben als Quelle in Betracht kommenden Liber coloniarum hat Mommsen (Herm. XVIII 173ff., vgl. denselben bei Rudorff Röm. Feldmesser II 143–220) als durch und durch zerrüttet und interpoliert erwiesen. Derselbe hat auch die Zuverlässigkeit des Plinius in Zweifel gezogen (Herm. XVIII 189ff.), aber ihm gegenüber hat nach dem Vorgang von D. Detlefsen (Comment. Mommsen. 23ff.) vor allem O. Cuntz in den zwei schon vielfach citierten, sehr beachtenswerten Arbeiten De Augusto Plinii geogr. auctore. Diss. Bonn. 1888 und in Jahrb. für Phil. Suppl. XVII 473–520 die allmähliche Entstehung, den Umfang und die Kennzeichen der dem Plinius zu Grunde liegenden, von Agrippa [568] begonnenen und von Augustus vollendeten Reichsstatistik erwiesen und von der Ausnutzung dieser erstclassigen Quelle durch Plinius eine bessere Anschauung zur Geltung gebracht. Auch der Liber coloniarum hat neuerdings gegenüber Mommsen, was speciell die Flurkarten einer Anzahl von Colonien im sog. liber diazographus betrifft, einen Verteidiger in A. Schulten (Römische Flurkarten, Herm. XXIII 1898, 534–565) gefunden. Für die Colonien der Kaiserzeit kommen neben den geographischen Schriftstellern (neben Plinius vor allem Strabon, Ptolemaios) und den Itinerarien die Inschriften als Quellen in Betracht, welche die unvollständigen oder verwirrten Angaben der Schriftsteller und Karten in glücklicher Weise ergänzen und durch fernere Funde noch weiter ergänzen werden.

C. Neben den betrachteten coloniae Latinorum und coloniae civium Romanorum hat man weiter erweisen zu können geglaubt coloniae peregrinorum, d. h. von den Römern als Colonien begründete Gemeinwesen, in welche Leute peregriner Rechtsstellung geführt wurden; so Mommsen St.-R. III 793, 4, der u. a. als Beispiel anführt Agrigent in Sicilien, wohin die Römer im J. 547 = 207 v. Chr. drei Jahre nach der teilweisen Vernichtung der früheren Stadtbevölkerung (Liv. XXVI 40, 13), Colonisten aus den übrigen sicilischen Städten führten, so dass seitdem zwei Bevölkerungselemente in der Stadt sich befanden (Cic. in Verr. II 2, 123). Aber Peregrinenstädte dieser Art hiessen bei den Römern niemals technisch c. Diese Bezeichnung ist auf Städte latinischen oder römischen Rechts beschränkt geblieben (Asconius zu Cic. in Pison. p. 3 K.-S., vgl. Madvig zu Cic. de fin. II 25), und daher sollten die Neueren auch nicht von coloniae peregrinorum reden. Nichts damit zu thun hat es, dass oft die Schriftsteller das Wort im weitesten Umfang, aber nicht technisch, anwenden, z. B. Caes. bell. Gall. VI 24 von den Galliern: fuit antea tempus, cum Galli ... trans Rhenum colonias mitterent oder Tacitus (Germ. 41) von Augusta Vindelicorum (s. o. nach nr. 213) oder Livius (Epitome 61) von Aquae Sextiae in der republicanischen Zeit (s. o. nr. 50 im Verzeichnis der lat. Col.).
III. Beschreibung der Coloniegründung.

Das Recht der Coloniegründung lag in der Königszeit wahrscheinlich beim Könige, in der republicanischen Zeit bei der Volksversammlung, in der Kaiserzeit beim Kaiser.

In der republicanischen Zeit ging, wie schon erwähnt, jeder Deduction einer Colonie eine Lex voraus, welche beschlossen wurde auf Antrag eines Consuls (Liv. VIII 16, 14. IX 26. 28 u. s. w.) oder eines Volkstribunen (ebd. X 21, 8. XXXII 29, 5 u. s. w.) und bis auf die Gracchen in der Regel (eine Ausnahme macht das flaminische Ackergesetz von 532 = 222 v. Chr., Polyb. II 21. Mommsen St.-R. II³ 626, 3) nach einem vorherigen Senatus consultum. Aus der öfteren alleinigen Erwähnung des letzteren bei den Schriftstellern (iussu senatus, Vell. I 14. vgl. Liv. VIII 16. 14. IX 28, 8. XXXVII 46. 10. XLIII 17, 1) darf man nicht schliessen, dass auch dieses allein hinreichend gewesen wäre (falsch Rudorff Feldmesser II 331; das Richtige bei Mommsen St.-R. II³ 626). Die lex bezeichnete [569] die Örtlichkeit der Colonie, die Zahl der Colonisten und die Zusammensetzung der Commission, welche die Deduction vornehmen sollte. In der Revolutionsepoche bedurfte es in den Zeiten, da Gewalthaber an der Spitze des Staates standen, nicht eines Specialgesetzes für jede Coloniegründung, vielmehr haben diese gestützt auf die lex, die ihnen die höchste Gewalt im Staate übertrug, aus eigener Machtvollkommenheit (CIL II 5349. I 4. 31. III 5. 31 Urso: colonia iussu C. Caesaris dict(atoris) ded(ucta)) Coloniegründungen beschlossen, so Sulla auf Grund der lex Valeria vom J. 672 = 82 v. Chr. (Cic. de lege agr. III 5. Appian. bell. civ. I 98. 99. Plut. Sull. 33), Caesar auf Grund des Gesetzes vom J. 706 = 48 (Caes. bell. civ. II 21. Cass. Dio XLI 36. Cic. ad Att. IX 15. Appian. bell. civ. II 46) die Triumvirn auf Grund der lex Titia vom J. 711 = 43 v. Chr. (Appian. bell. civ. IV 7; vgl. Cass. Dio XLVII 2). In der Kaiserzeit war die Begründung der Colonien Reservatrecht der Kaiser, wie wir schon sahen, und nur Nerva hat sich dieses Rechtes begeben (s. o. S. 565). Im Mon. Ancyr. V 35f. sagt Augustus mit wünschenswerter Deutlichkeit colonias militum deduxi, und auf den Inschriften begegnet mancher Kaiser als conditor coloniae: Augustus in Veneria Sicca (nr. 120), Traian in Thamugadi (CIL VIII 17841. 17842; vgl. Sarmizegetusa colonia condita ex auctoritate Traiani CIL III 1443), Hadrian in Parium (CIL III 374), Mursa (CIL III 3279), Pertinax und Septimius Severus in Ricina (CIL IX 5747), oder als parens coloniae: Augustus in Iader (CIL III 2907), in Bononia (CIL XI 720); vgl. Hadrian als restitutor coloniae (Alexandria Troas) auf der athenischen Inschrift CIL III 7282. Die Beilegung der kaiserlichen Geschlechtsnamen an die Colonien von Caesar ab ist der rechte Ausdruck der stattgefundenen Wandlung in der Urheberschaft in der Coloniegründung.

Wie die beschliessenden haben sich auch die ausführenden Gewalten bei der Coloniegründung geändert. Mommsen vermutet (St.-R. II³ 627), dass in der älteren Republik die Gemeinde die Ausführung ihres Beschlusses regelmässig den zur Zeit fungierenden Oberbeamten übertragen habe. ,Es entspricht diese Annahme nicht blos dem allgemeinen Gang der republicanischen Entwicklung und der allmählich fortschreitenden Beschränkung der Beamtengewalt, sondern sie empfiehlt sich vor allem dadurch, dass Magistrate mit blos ausserstädtischer Competenz, wie die späteren Adsignatoren und Deducenten, dem älteren republicanischen Staatsrecht fremd sind.‘ Erst vom 5. Jhdt. der Stadt ab, glaubt er, dass die Landanweisungen und Coloniegründungen besonders dazu erwählten Specialbeamten übertragen worden seien. Anders Ruggiero (Dizion. epigr. I 108f. II 429), der auch für die ältere Zeit Specialbeamte annimmt. Ursprünglich waren es drei Personen, die vom Volk zur Ausführung der Colonie, gleich wie zur viritanen Assignation von Ackerland (jede Coloniegründung schliesst die Assignation ein) gewählt wurden und zwar bei römischen wie latinischen Colonien: triumviri coloniae deducendae, Liv. III 1, 6 (Antium). IV 11, 5 (Ardea). V 24, 4 (Vitellia). VI 21, 4 (Nepet). IX 28, 8 (Interamna). CIL V 873 [570] (IIIvir Aquileiae coloniae deducendae). Lex agraria vom J. 643 = 111 (CIL I 200. Bruns Fontes⁵ p. 72ff.) Z. 43, oder breiter triumviri coloniae deducendae agroque dividundo, Liv. VIII 16, 14 (Cales); vgl. im übrigen die Zusammenstellung bei Ruggiero Dizion. epigr. II 429f.; zuweilen aber auch mehr: quinqueviri agris dandis adsignandis (CIL I² elog. XXX p. 199. CIL VI 3826 für einen Consul des J. 693 = 61 v. Chr.; vgl. bei Liv. VI 21, 4 quinqueviri agro Pomptino dividundo aus dem J. 371 = 383 v. Chr. oder septemviri 710 = 44 (Cic. Phil. V 21. 33. VI 14. VIII 26), decemviri (zuerst 553 = 201 v. Chr., Liv. XXXIV 4, 1ff.; vgl. XXXI 49, 5, dann 581 = 173 v. Chr., Liv. XIII 4, 4. 691 = 63 v. Chr., Cic. de lege agr. II 38, auch CIL I² elog XXVII p. 198); vgl. Cic. de lege agr. II 17 toties legibus agrariis curatores constituti sunt triumviri, quinqueviri, decemviri. Endlich quindecimviri agris dandis werden erwähnt von Plin. n. h. VII 139, vigintiviri agris dividundis 695 = 59 v. Chr. (Varro r. r. I 2, 10. Cic. ad Att. II 6, 2. 7, 3. IX 2 a, 1. Vell. II 45, 2 u. s. w.). Nicht technisch heissen diese Commissare auch triumviri agrarii (Liv. XXVII 21, 10) oder curatores (Lex Iulia agraria vom J. 695 = 59 v. Chr. Bruns Fontes⁵ p. 95; vgl. Cic. de lege agr. II 17). Weniger als drei begegnen im allgemeinen nicht, nur einmal, in der Lex agraria vom J. 643 = 111 v. Chr., CIL I 200 Z. 57ff., werden duoviri erwähnt.

Neben dieser Ausführung durch solche Commissionen von 3, 5, 7, 10, 15 oder 20 Männern kommt in der Übergangszeit von der Republik zur Monarchie ein zweites Verfahren auf, dass nämlich der Gewalthaber, der der Urheber einer Coloniegründung ist, entweder selbst die Deduction vornimmt oder durch seine Mandatare vornehmen lässt, welch’ letztere aber nicht Magistrate sind, sondern legati, die das persönliche Vertrauen des Machthabers geniessen. Für das erstere Verfahren ist ein Beispiel die Beauftragung des Marius mit der Deduction seiner Colonien durch die lex Appuleia vom J. 654 = 100, Cic. pro Balbo 21. Liv. epit. 69; vgl. Appian. bell. civ. I 29. Etwas Ähnliches ist es, wenn im J. 711 = 43 v. Chr. der Senat die Consuln beauftragt, Assignationen in Italien vorzunehmen (Cic. Phil. V 53. Cass. Dio XLVI 29) und den zwei Proconsuln von Gallien aufgiebt, die Colonie Lugudunum zu gründen (Cass. Dio XLVI 50. Senec. epist. 91, 14. CIL X 6087; vgl. nr. 97 im Verzeichnis der Bürgercol.). Das zweite Verfahren lässt sich schon durch ein Beispiel aus Sullas Regierung belegen, der seinen Bruderssohn Publius beauftragte, die Colonie Pompeii zu gründen (Cic. pro Sulla 62). Ebenso waren Private oder Officiere die Delegierten des Caesar bei seinen Coloniegründungen. Suet. Tib. 4. Imhoof-Blumer Monn. grecques 253. Wiener Numism. Ztschr. 1884, 295. Auf die Zeit der Triumvirn bezieht sich der praefectus legionis XXVI et VII Lucae ad agros dividundos (CIL VI 1460). Das ist dann schliesslich das Verfahren, dessen sich die Kaiser immer bedienten (Hyg. de cond. agr. p. 121 Lachm.), und auch hier ist nur Nerva durch Verwendung quasimagistratischer senatorischer Commissarien in die Gewohnheiten der republicanischen [571] Zeit vorübergehend zurückgefallen (Cass. Dio LXVIII 2. Plin. ep. VII 31, 4. CIL VI 1548); vgl. im übrigen Mommsen St.-R. II³ 737ff. 995ff.

Die Wahl der Commissare der republicanischen Zeit geschah meist in den Tributcomitien (Cic. de lege agr. II 17), welche bis zur Gracchenzeit praesidiert wurden von Consuln oder dem städtischen Praetor, nachher von Volkstribunen (Cic. ebd. II 16. 20). Die Gewählten – angesehene Männer, meist Consulare – empfingen dann durch eine lex curiata de imperio die Amtsgewalt für die ganze Dauer des Geschäfts, auf drei oder fünf Jahre oder auch auf kürzere Zeit (Liv. XXXII 29. XXXIV 53. Cic. de lege agr. II 13). So lange ihr imperium dauerte, hatten sie die höchste Gewalt, entschieden die Streitigkeiten, die wichtigeren selbst, die minderwichtigen durch Bestellung von iudices oder recuperatores (Lex Mamilia K. L. V, Bruns Fontes iuris⁵ 95), stellten die Grenzen von ager privatus und ager publicus fest (Lex agraria vom J. 643 = 111 v. Chr. Z. 22–24, Bruns Fontes⁵ S. 76f.), constituierten das neue Gemeinwesen und ernannten die ersten Beamten und ersten Decurionen (Lex colon. Iul. Genet. CIL II 5439 c. 66. 125. Cic. de lege agr. II 196). Oft waren ihnen noch Specialcompetenzen ausdrücklich gegeben, wie z. B. denen, die die Colonien nach Potentia und Pisaurum ausführten, die Vollmacht, das römische Bürgerrecht an einzelne Einheimische, die sie zu Colonen machten, zu verleihen (Cic. Brut. 79), oder wie Marius durch die lex Appuleia vom J. 654 = 100 v. Chr. das Recht, in jeder Colonie, die er begründete, drei Fremde als römische coloni aufnehmen zu dürfen (Cic. pro Balb. 48). Zu ihrer Unterstützung erhielten die Commissare eine Ausrüstung an Geld, Kleidung, Unterhalt, Transportmitteln und ein zahlreiches Gefolge von pullarii, apparitores, scribae, librarii, praecones, architecti und finitores, auch agrimensores, mensores, metitores, metatores oder limitatores genannt (Cic. de lege agr. II 35). Waren diese Vorbereitungen alle vollendet – es konnte darüber eine ziemliche Zeit hingehen, z. B. bei Puteoli, Volturnum, Litemum war der Beschluss schon 557 = 197 v. Chr. (Liv. XXXII 29) gefasst, kam aber erst 560 = 194 v. Chr. (Liv. XXXIV 45) zur Ausführung –, so schritten die Commissare zur Wahl der Colonen und nahmen zuerst die freiwillig sich Meldenden (nomen dare) an (Liv. I 11, 4. III 1, 7. X 21. Cic. de domo 78; pro Caec. 98. Senec. consol. ad Helv. 7, 8), indem sie dieselben in eine Liste eintrugen (Fest. ep. p. 14 s. adscripti). Reichte diese Zahl nicht aus, so wurde förmlich ausgehoben und zwar, wie zum Kriegsdienst, losweise und nach der Reihe der Tribus (Dionys. VII 13. 28. Plut. Coriol. 13. Liv. XXXVII 46. Cic. de lege agr. II 29), getrennt in equites und pedites (Ascon. in Pison. p. 3 K.-S.). Die ursprünglich regelmässig wiederkehrende Zahl war 300 (Dionys. II 35. 53. Liv. VIII 21. XXXII 29. XXXIV 45). Diese Zahl wurde sehr vermehrt, als die Colonien in entfernte Gegenden geschickt wurden. Es kommen 1500 coloni vor, Liv. IV 47, weiter 2000: Liv. VI 16. XXXIX 55. XL 13; 2500: Liv. IX 26; 3000: Liv. V 24. XL 34; 4000: Liv. IX 28. X 3; 6000: Ascon. in Pison. p. 3 K.-S., C. Gracchus wollte sogar 60 000 [572] coloni nach Carthago führen, Appian. bell. civ. I 24. In der Regel hohe Zahlen zeigen die Deduktionen latinischer Colonien, 20 000 z. B. die von Venusia (Dionys. Exc. XVI / XVII 5). Bei römischen Colonien war zur Aufnahme unter die coloni in erster Linie erforderlich der Besitz des römischen Bürgerrechts und zwar in der besseren Zeit der Republik die Zugehörigkeit zum exercitus centuriatus, was sowohl die capite censi wie die libertini ursprünglich von der Teilnahme an der Coloniegründung ausschloss; über Ausnahmen Mommsen Herm. XVII 467ff. Im Gegensatz dazu sind die Versorgungscolonien von den Gracchen ab gerade für die capite censi bestimmt und ebenso die mit den marianischen Umwälzungen im Heerwesen beginnenden Veteranencolonien, und libertini sind von Caesar in Masse in die Colonien aufgenommen worden, vor allem in die Colonie Korinth (Strab. VIII 381; vgl. Suet. Caes. 42); in der colonia Iulia Genetiva konnten sogar Freigelassene Decurionen werden (CIL II 5439 c. 55), in den iulischen Titularcolonien in Africa begegnen sie als Beamte (CIL VIII 977. X 6104). Neben römischen Bürgern konnten in coloniae civium Romanorum höchstens noch zugelassen werden italische socii (Serv. Aen. I 12) und zwar vor allem socii Latini, aber öfters mit geringerem Landanteil. Bei der Adsignation des ager Ligustinus und ager Gallicus im J. 581 = 173 v. Chr. heisst es z. B. bei Liv. XLII 4, 4, dass eine Commission von zehn Männern verteilte: dena iugera in singulos (cives Romanos), sociis nominis Latini terna; in der Lex agraria vom J. 643 = 111 v. Chr. (CIL I 200 Z. 55. 59. 60. 66. 68; vgl. Z. 45) ist die Rede von Landverteilung colono (i. e. civi Romano) sive quei in coloni numero scriptus est. Aber allein durch die Einschreibung unter die coloni einer römischen Colonie wurden die betreffenden socii (Latini) noch nicht römische Bürger (Liv. XXXIV 42, 5), die gleichzeitige Verleihung des römischen Bürgerrechts musste im Grundgesetz über die betreffende Coloniegründung vorgesehen sein (s. o. S. 571). In den c. Latinorum bestand naturgemäss die Mehrheit der coloni aus Latini und sonstigen socii Italici. Doch konnten auch römische Bürger in latinische Colonien deduciert werden; sie verloren aber dann das römische Bürgerrecht und gewannen das latinische (Gai. I 31. III 56; vgl. Cic. de domo 78: pro Caec. 98. Boethius in Cic. Topic. p. 302 Or.). Für die späteren Versorgungscolonien hatten die Ausführenden keine Not mit der Gewinnung der erforderlichen coloni. Hier war vielmehr eine Auswahl aus der Masse der vorhandenen Bewerber zu treffen. Die Veteranencolonien wurden zunächst legionsweise deduciert, später die Soldaten aus allen möglichen Truppenkörpern gemischt (Tac. ann. XIV 27. Hyg. p. 176 Lachm. CIL III p. 95).

Der eigentliche Act des Hinausführens in die Colonie (technisch: deducere in coloniam, CIL V 2501. IX 4684. X 867 = CIL III Dipl. IX p. 1959. X 3903) verlief so, dass die Colonen in militärischer Ordnung mit dem vexillum voraus dorthin marschierten (Cic. Phil. II 102; de lege agr. II 86. Plut. C. Gracch. 11). An Ort und Stelle angekommen, wurden Auspicien angestellt, wodurch das neue Gebiet der Colonie die religiöse [573] Weihe erhielt (Hygin. p. 153 Lachm. Appian. bell. civ. I 24. Cic. de lege agr. II 31; Phil. II 102; de div. I 35. Plut. a. a. O.). Dann zog der mit der Coloniegründung beauftragte Commissar, angethan mit dem cinetus Gabinus, das Haupt bedeckt mit der Toga, mit einem Pflug, der rechts mit einem Stier und links mit einer Kuh, beide von weisser Farbe, bespannt war, eine Furche, so wie es nach altetruskischem Ritus bei der Gründung aller Städte zu geschehen pflegte; die entstandene Furche (primigenius sulcus) war der Anfang des Stadtgrabens, die Schollen, welche nach innen fallen mussten, des Stadtwalls; an den Stellen, wo die Stadtthore angelegt werden sollten, wurde der Pflug gehoben; eine genaue Beschreibung dieses Ritus bei Varro de l. l. V 143. Serv. Aen. V 755. Plut. quaest. Rom. 24; Romulus 11; C. Gracch. 11. Ovid. fast. IV 825. Fest. p. 237 s. primigenius, p. 302 s. sulci. Isid. orig. XV 2, 3; vgl. Rudorff Feldmesser II 294ff. H. Nissen Das Templum 55ff. Der militärische Einzug (Hygin. p. 176 Lachm. Tac. ann. IV 27. Appian. bell. civ. II 120. III 81. Eckhel IV 490ff.) und der alte Ritus der Gründung (auf Colonialmünzen bei Eckhel IV 489) dauerte auch noch unter den Kaisern fort.

Schon vor der Ankunft der Colonisten war das für dieselben bestimmte Territorium durch Agrimensoren, in der Kaiserzeit unterstützt von Centurionen und Soldaten, nach denjenigen Grundsätzen vermessen worden, welche bei der Augurallehre in Anwendung kamen. Zwei Linien, die eine von Süden nach Norden (cardo maximus), die andere von Osten nach Westen (decumanus maximus), durch den Mittelpunkt des Territoriums gelegt, teilten dasselbe in vier Teile, welche bezeichnet wurden durch dextra, sinistra decumanum, citra und ultra cardinem (Frontin. de limit. p. 27. 28. Hygin. de limit. p. 108. Sicul. Flacc. de cond. agror. p. 153. Hygin. p. 166. 167. 111). Zu den beiden sich schneidenden Hauptlinien wurden parallel weitere Linien gezogen, welche ebenfalls cardines und decumani oder mit einem gemeinsamen Namen limites hiessen. So wurde das ganze Territorium, das mit Häusern zu bebauende wie das Ackerland, in rechtwinklige gleichseitige Vierecke = centuriae zerlegt (s. den Art. Centuria Nr. 5). Die Schnittpunkte der limites, also die Ecken der Centurien, wurden durch Grenzsteine oder Grenzpfähle bezeichnet (Hygin. de limit. const. p. 172; de gen. contr. p. 126. 127), auf welchen die Zahl des cardo und decumanus vom Mittelpunkt an vermerkt wurde, so dass darnach die Centurie genau zu bezeichnen war (Frontin. de contr. agr. p. 14. Hygin. de limit. p. 111). Jeder fünfte limes (die beiden Hauptlinien nicht mitgezählt) bildete eine Hauptabteilung und hiess actuarius oder quintarius, die dazwischenliegenden kleineren limites linearii oder in Italien subruncivi. Alle diese limites, welche eine bestimmte Breite erhielten, dienten zugleich als Wege in dem Gebiete der Colonie (Frontin. de contr. agr. p. 24. 41. 58; vgl. Artikel Ager). Der Schnittpunkt des cardo maximus und decumanus maximus hätte der Theorie nach zugleich der Mittelpunkt der Colonie sein müssen, wie das bei der Absteckung des Lagers, welche im ganzen nach denselben [574] Grundsätzen geschah, der Fall war, und bei neuen Stadtanlagen pflegte dies beobachtet zu werden (Hygin. de limit. const. p. 180, das hier erwähnte Beispiel ist Ammaedara in Africa, vgl. o. nr. 299). Allein, da bei Colonieanlagen in der Regel die Stadt schon vorhanden war, so nahm man dazu einen willkürlichen Punkt, gewöhnlich ausserhalb derselben (Hygin. ebd. p. 178). Dasselbe war nötig, wenn die Stadt, wie gewöhnlich, auf hohen, zuweilen auf festen Felsen gegründet wurde, welche als unfruchtbares Land von der Limitation ganz ausgeschlossen waren (ebd. p. 179). Die Centurien enthielten im allgemeinen 100 Doppeliugera oder 200 iugera, aber auch mehr (Sicul. Flacc. de cond. agr. p. 159. Hygin. de limit. const. p. 170). Sie hiessen, weil sie innerhalb des durch die limites gebildeten Netzes lagen, agri intra clusi und umfassten nur urbares Land (Frontin. de contr. agr. p. 51. Hygin. p. 112. 199. 201). Im Gegensatz dazu hiessen die ausserhalb der Limitation befindlichen, nicht urbaren Stücke loca relicta et extra clusa (Frontin. de contr. agr. p. 55. Hygin. de limit. const. p. 198); dagegen die Stücke urbaren Landes, welche zu klein, eine eigene Centurie zu bilden, zwischen der unregelmässigen Grenze des Territoriums und dem äussersten limes lagen oder innerhalb der Limitation durch nicht vermessbare Stücke zwischen den limites entstanden, hiessen Schnitzel, subseciva (von subsecare: Hygin. de gen. contr. p. 132f. Frontin. de agr. qual. p. 6. 7. Agennius Urb. de contr. agr. p. 81. Hygin. de limit. p. 110). Vgl. Rudorff Feldmesser II 335ff. und (kürzer) Marquardt St.-V. I² 127ff. Über die Reste der römischen Centuriation, die man vor allem in der Poebene, auf dem Ager Campanus und im Gebiet von Karthago noch verfolgen kann, hat gehandelt A. Schulten Die römische Flurteilung und ihre Reste, Abhandlungen der Gött. Ges. der Wiss. Phil. hist. Cl. N. F. II nr. 7 (1898), früher schon für ein beschränkteres Gebiet A. Rubbiani L’agro dei Galli Boii diviso ed assegnato ai coloni romani (Anni 565/71 di Roma), Atti e Mem. della R. Dep. di st. patria per la Rom. 3 S. II 65–120.

Auf die Vermessung (divisio) folgte die Anweisung des Landes, technisch = datio assignatio, woher der angewiesene Teil des limitierten Landes genannt wurde ager divisus et assignatus. Zu diesem Zweck wurden die centuriae eingeteilt in sortes, auch acceptae genannt, deren Grösse bei den verschiedenen Colonien verschieden war. Ursprünglich betrug der Ackeranteil für 100 Mann 100 Doppeliugera, also eine Centurie, das ergiebt pro Mann 2 iugera, Fest. ep. p. 53 M. (centuriatus ager, in ducena iugera distributus, quia Romulus centenis civibus ducena iugera tribuit, vgl. Varro de l. l. V 35. Iuv. XIV 163. Plin. n. h. XVIII 7. Sic. Flacc. de cond. agr. p. 153, 26. Hyg. de limit. p. 110, 4). Das ist das alte heredium des römischen Bürgers (Varro r. r. I 10, 2. Plin. n. h. XIX 50, nach letzterer Stelle ist nach dem Sprachgebrauch der zwölf Tafeln hortus das Bauernhaus und heredium das dazu gehörige Gartenland). Mommsen (St.-R. III 23f. 776) glaubt daher, dass die 200 iugera der Centurie ursprünglich das für das Gartenland von 100 Mann erforderliche Mass an Grund und Boden sei, während das eigentliche Ackerland sich im Samtbesitz [575] (des Geschlechts) befunden und dieser Samtbesitz gerade in Bezug auf die Colonien sich besonders lange behauptet habe. Diese Erklärung des ältesten Bodenanteils von zwei iugera hat etwas für sich, aber sie bedingt nicht die Annahme von dem Samtbesitz der coloni, die eine Hypothese ohne genügendes Fundament ist. Die Anweisung von zwei iugera an die coloni wird erwähnt für die Colonia Tarracina vom J. 425 = 329 v. Chr. bei Liv. VIII 21, 11 (vgl. IV 47, 6. VI 16, 6, darüber Mommsen St.-R. III 24, 1) und von Ruggiero (Diz. epigr. II 437) auch vermutet für Ostia und Antium. Von 2½ iugera spricht Liv. VI 16, 3. VIII 11, von fast 4 Liv. V 24, 4; von 4 ganzen iugera Diodor XIV 102; von 5 Liv. XL 29, 1 (Graviscae). XXXIX 55 (Mutina); von 6 Liv. XXXIX 44, 10 (Potentia und Pisaurum); von 8 Liv. XXXIX 55 (Parma); von 10 und 12 iugera (verschieden für pedites und equites) ist die Rede in der Lex agraria des Rullus, ebenso in der Lex Iulia des Caesar von 695 = 59 v. Chr. (Cic. de leg. agr. II 28. 29; ad Att. II 16. 1); von 20 und 40 Liv. XXXV 9; von 15 und 30 Liv. XXXV 40; von 50 und 70 Liv. XXXVII 57, 8 (latinische Colonie Bononia); von 50 (für die pedites), 100 (die Centurionen) und 140 (für die equites) Liv. XL 34 (latinische Colonie Aquileia). Noch grössere Zahlen begegnen in der Revolutionszeit (Marius: Auct. de vir. ill. 73; Antonius: Cic. Phil. II 84. 101. Serv. Ecl. IX 36). Die Zahl der Morgen pro Los richtete sich in normalen Zeiten offenbar nach der Güte des Bodens, der Entfernung von Rom, dem Umfang des zu teilenden Landes (Liv. XXXV 9), der Zahl der coloni, und zwar wurden in den latinischen Colonien immer grössere Landanteile gegeben als in den römischen. Der Stand der coloni wurde anfangs nur insofern berücksichtigt, als die als Reiter dienenden Leute mehr bekamen, als die pedites. Zum erstenmal in Aquileia (s. o.) wurden die als Centurionen gedienten Leute mit einem höheren Lose bedacht. Das wurde in den Veteranencolonien der Kaiserzeit ständig. Hier richtete sich die Grösse des Loses in erster Linie nach dem militärischen Grad des Veteranen, secundum gradum militiae (Sicul. Flacc. p. 156, 10ff. Hyg. p. 176, 13: die Unterofflciere und Officiere erhielten um die Hälfte oder das Doppelte mehr als die Gemeinen, wie der Centurio auch doppelte Löhnung empfing), und zweitens nach dem Wert und der Fruchtbarkeit des Landes, secundum bonitatem agrorum (Sicul. Flacc. p. 156, 15. Hyg. p. 169, 10. Lib. colon. p. 222, 13. 224, 12). Der Dienst in der Garde und der Linie machte keine weiteren Unterschiede, als dass den Praetorianern anfangs ihre Ländereien in Italien (Augusta Praetoria: Cass. Dio LIII 25. Strab. IV 206; Antium: Suet. Nero 9), den Legionaren die ihrigen auch in den Provinzen angewiesen wurden. Rudorff Feldmesser II 362ff. Die Verteilung des Landes geschah, wie der Name sors für den Anteil schon zeigt, durch Verlosung, um den Beschwerden einzelner über schlechtes Land vorzubeugen (Hyg. de limit. p. 113, 15; vgl. p. 199f.). Schon die Lex agraria vom J. 643 = 111 v. Chr. kennt dieses Verfahren, ebenso die ciceronianische Zeit (Cic. ad fam. XI 20). Den Verlauf dieser Verlosung, die in drei Stadien sich vollzog, 1) die Einteilung [576] der Empfänger des Landes einer centuria in decuriae oder conternationes, 2) die Losung, um die Ordnung der Ziehung festzustellen, und 3) die eigentliche sortitio centuriarum, beschreibt ausführlich Hyg. de lim. p. 113. 199f. Über das Ganze wurde ein Protokoll aufgenommen, worin die Zahl der Centurien, die Namen der Empfänger und die Grösse ihrer Anteile angemerkt wurde. Die Assignation ging von aussen nach innen, d. h. man begann auf den vier Seiten der vermessenen Fläche = pertica (circa extremitatem). Dadurch sicherte man die Mitte vor den Angriffen der Nachbarn oder der vertriebenen Eigentümer. Die angewiesenen Centurien wurden wie die Lagerplätze mit signa (iusti domini) bezeichnet, woher die Übergabe assignatio, das angewiesene Land ager assignatus genannt zu sein scheint, Rudorff II 367ff. Von aller Verteilung ausgeschlossen waren die fundi excepti und concessi (Cic. de leg. agr. II 11. 12. Sicul. Flacc. de cond. agr. 157, 7. 8), von denen die letzteren in der Kaiserzeit unter der Jurisdiction der Colonie standen, die ersteren dagegen davon eximiert waren (Hyg. p. 197, 10). Die Concession beruhte auf persönlicher Begünstigung von veteres possessores (Grom. p. 155, 6. 203, 11–14, ein Beispiel ist Vergil, der die Rückgabe seines Gutes der Gunst des Octavian zu verdanken hatte), deren Güter aber, falls sie zerstreut lagen, bei dieser Gelegenheit meist zusammengelegt wurden (Grom. p. 155, 19. 20), Rudorff II 387ff. Blieb nach stattgehabter Aufteilung noch urbares Land übrig, so gehörte dies dem auctor divisionis, d. h. es war in der republicanischen Zeit ager publicus, in der kaiserlichen Domäne des Princeps. Dieser konnte es zu einer zweiten Assignation verwenden (Grom. p. 111, 3–5. 295, 9–12) oder der Gemeinde, aus deren Mark die Pertica herausgeschnitten war, bezw. der Colonie schenken (concessa reipublicae p. 117, 24–118, 4. 163, 5, concessa coloniae 117, 21) oder an die Gemeinden bezw. an Private verkaufen oder endlich dem Staat vorbehalten. Im letzteren Falle konnte der Staat das Land jederzeit als sein Eigentum von den Besitzern einziehen, wie z. B. Vespasian und Titus thaten (Grom. p. 52, 4–10. 211, 6–9), oder auch den Occupanten zu vollem Eigentum nachträglich schenken (so Domitian, Suet. Dom. 9). Wenn die überflüssigen Flächen in brauchbarem Land bestanden, so pflegten sie auch als gemeiner Anger und Weide liegen zu bleiben (pascua, ager compascuus coloniae), Rudorff II 395ff. Die Wasserstrassen und ebenso die Landwege in den Colonien wurden nicht selten von der Assignation ausgeschlossen, darüber Rudorff II 399ff.

Wenn in der Kaiserzeit das Gebiet, welches zunächst für die Ansiedlung der coloni bestimmt war, selbst mit Einschluss der Weiden, Waldungen, Wege und Flüsse für die Assignation nicht ausreichte, so kaufte oder confiscierte man in den Gebieten der Nachbarstädte, was zur Versorgung der noch unbefriedigten Veteranen erforderlich war. Diese zugekauften oder eingezogenen Güter gingen entweder ohne Limitation und Ausscheidung aus ihrem bisherigen Gemeindeverbande in das Eigentum der Colonisten über (Grom. p. 119, 20–24), oder sie schieden aus dem Territorium, welchem sie angehört hatten, aus, ohne jedoch [577] der Colonie völlig einverleibt zu werden, vielmehr erhielten sie eine besondere Limitation und bildeten mit dieser ihrer Feldmark eine abhängige, der Jurisdiction der Colonie unterworfene Gemeinde, d. h. eine praefectura (Grom. p. 160, 4. 171, 4–13, s. den Artikel), Rudorff II 402–404.

Die vollendete Limitation und Assignation wurde durch eine zwiefache Beurkundung, durch Monumente an Ort und Stelle und durch Documente, fixiert, welche als Beglaubigung eines Staatsactes öffentlichen Glauben hatten. Die örtlichen Grenzmonumente bestanden in steinernen viereckigen oder auf den Biegungen dreieckigen Altären von bedeutender Grösse, welche auf der Grenze der Pertica wie der Praefecturen errichtet wurden (Grom. p. 199, 2–10, Fig. 192. 193). Von den Documenten war das wichtigste die Karte, welche die ganze Colonie samt ihrem Landgebiet womöglich mit Angabe der Länge und Breite der Assignationen in jeder Centurie zur Übersicht über die noch vorhandenen subseciva (Grom. p. 121, 17–24) im kleinen wiedergab (Fig. 196 b. 197 a) und daher forma (publica), pertica, centuriatio, metatio, limitatio, cancellatio, typus, scarifus (σκάριφος) genannt wurde. Das Hauptexemplar dieses Risses wurde in Erz gegraben und gleich dem Statut, der lex der Colonie, auf dem Markt der Colonie oder in dem Tabularium öffentlich angeschlagen. Dieser Act (aes fixum) bezeichnete in Verbindung mit der machina (groma) sublata (Grom. p. 295, 11) die Vollendung der Colonie. Das Duplicatoriginal auf Leinwand (mappa, linteum Grom. p. 244, 13) kam in das stadtrömische Archiv, wo sämtliche Urkunden über Colonien und Landverteilungen aufbewahrt wurden, und gab in Zweifelsfällen den Ausschlag. An die Karte schlossen sich erläuternd und ergänzend an: 1) die libri aeris, divisiones, commentarii (Grom. p. 154, 26. 202, 15), d. h. Verzeichnisse mit den Namen der Landempfänger und der Lose (p. 201, 3–6); 2) der liber subsecivorum, ein Verzeichnis der nicht assignierten Stücke (p. 202, 5); 3) der liber beneficiorum, d. h. die Aufzählung der verschenkten oder der Colonie überlassenen subseciva oder extraclusa (p. 202, 18. 295, 12), Rudorff II 404ff.

Zu dem Geschäft der Landanweisung trat dann für die staatliche Commission oder den einzelnen Mandatar dasjenige der Constituierung der neuen Ortschaft hinzu. Dieses schloss in sich, der Colonie ihr Grundgesetz zu geben (legem dare), den ersten Census festzustellen, die ersten Magistrate und die ersten Priester zu ernennen (Lex col. Genet. c. 125. 66. Cic. de leg. agr. II 196), sowie den ersten Gemeinderat zusammenzusetzen (Cic. a. a. O.). Die Mitglieder der constituierenden Commission und ihre Nachkommen blieben dann für alle Zukunft in einem Naheverhältnis (patronatus) zu der von ihnen geschaffenen Colonie (Lex col. Genet. c. 97). Der Gründungsact selbst folgte dem Muster des römischen Lustrum. ,Wie in diesem die Gemeinde Rom jedesmal neu gegründet wird, so ist der Abschluss des den tresviri coloniae deducendae übertragenen Geschäfts für die Colonie das, was das servianische Lustrum für Rom ist, die erste dieser lustralen Gründungen. Das Datum der Coloniegründung (Liv. XXXVII 57, 7. Ascon. in Pison. p. 3 K.-S.) entspricht der [578] Datierung des Lustrum.' Mommsen St.-R. II³ 638, 5.

Die Ergänzung einer Colonie durch Nachsendung neuer Ansiedler (adscriptio novorum colonorum Liv. XXXV 9; vgl. Tac. hist. I 78) konnte geschehen durch die mit der Assignation beauftragte Commission. Eine solche fand statt, wenn bei der Assignation ganze Centurien oder Teile davon offen (vacuae Grom. p. 163, 6) gelassen waren, wie z. B. in Augusta Emerita in Lusitanien (Tac. hist. I 78. Grom. p. 52, 1–5), oder wenn durch das Aussterben der zuerst angesiedelten coloni Lücken entstanden waren (Grom. p. 162, 9–19). Bei einer solchen Ergänzung konnte entweder im Rahmen der alten Limitation partiell neu assigniert werden (so in Minturnae, Hyg. p. 178, 4–9) oder zugleich eine neue Limitation vorgenommen werden, wie in Nola (Grom. p. 236, 3–6), wo dieselbe in spitzen und stumpfen Winkeln auf die alte stiess und zwei decumani, ein dexterior und ein sinisterior, unterschieden wurden (Grom. p. 162, 3–8. Rudorff II 411). Einzelne coloni konnten in der späteren Kaiserzeit durch den ordo der Colonie, aber offenbar in sehr beschränktem Masse, adlegiert werden; vgl. CIL XIII 1998 adlectus in numer(um) colonor(um) (Lugudunum) und Mommsen St.-R. III 136, 1. 788, 1. 803.

Die vollkommene Erneuerung einer Colonie setzt im Gegensatz zu der Ergänzung den Verfall des früher gegründeten Gemeinwesens voraus (Cic. Philipp. II 102). Die Erneuerung ist Zerstörung (intercisio) und Begründung (conditio) zugleich. Daher erfolgt sie, gemäss dem Satze: omnia, quae iure contrahuntur, contrario iure pereunt, durch den Pflug und die Fahne: die alte Limitation wird durch den Pflug zerstört (Grom. p. 178, 2. 3), die neue Pertica mit dem Pflug umzogen, das frühere Vexillum weggenommen und das neue aufgepflanzt.
IV. Das Bodenrecht und überhaupt die Rechtsstellung der Colonien.

a) Der römischen Colonien.

Die den coloni in Italien assignierten Ländereien wurden vollkommenes Privateigentum derselben. Der bisherige ager publicus populi Romani wurde durch die mit der assignatio verbundene datio, durch welche das Land vom Staat auf den einzelnen überging (Cic. Phil. II 101), ager privatus ex iure Quiritium. Derselbe war ager limitatus, nicht wie der ager publicus arcifinius (Frontin. de agr. qual. p. 2, 1. 19. 5, 5. 22. Agenn. Urb. p. 72, 14. Hyg. de limit. p. 199, 10; vgl. Mommsen St.-R. II 638. III 827). Die Qualität des italischen ager colonicus als ager optimo iure privato (Cic. de lege agr. III 7; vgl. de harusp. resp. 14) offenbarte sich in der Möglichkeit einer erblichen oder testamentarischen successio (Varro de r. r. I 10, 2. Lex agr. vom J. 643 = 111 Z. 28, vgl. Z. 23. Cic. de lege agr. III 7. 8), der Verkäuflichkeit (Lex agr. vom J. 643 =111 v. Chr. Z. 15. 16. 23; Ausnahmen statuierten die lex Sempronia des Ti. Gracchus vom J. 621 = 133 v. Chr., die jedoch nur auf Viritanassignationen sich bezieht, Appian. bell. civ. I 10, die lex Cornelia vom J. 673 = 81 v. Chr., Cic. de lege agr. II 78, und die lex Iulia vom J. 695 = 59 v. Chr., die letztere wenigstens für die ersten zwanzig [579] Jahre, Appian. bell. civ. III 2), der Verpfändbarkeit, der Bestellung als dos und der Freiheit von jeglicher Abgabe (Cic. Phil. II 101). Aber die Grundstücke mussten im Census angegeben werden (censui censendo sunt: Lex agr. vom J. 643 = 111 v. Chr. Z. 8. 27. 28. Fest. ep. 28. Cic. pro Flacc. 79). Die Assignation von Grund und Boden in dieser Weise zu vollem quiritarischem Eigentum blieb in der Republik auf Italien, allerdings das cisalpinische Gallien eingeschlossen, beschränkt (Mommsen St.-R. III 734; vgl. II³ 997). Denn da der provinciale Boden nur ein Quasieigentum des Besitzers neben dem Obereigentum des Staates ermöglichte, waren Assignationen hier in der obigen Form eigentlich ausgeschlossen. Zum erstenmal practisch wurde die Sache im J. 636 = 118 v. Chr. bei der Gründung der ersten überseeischen Colonie Narbo Martius. Die oligarchische Partei hat dieselbe wohl bestehen lassen, aber nach ihrer Ansicht gewährte die Assignation wohl nur denjenigen Erbbesitz, ,welche den römischen Rechtslehrern mit dem fortbestehenden Bodeneigentum des Staates verträglich erschien' (Mommsen St.-R. III 736, vgl. 806). Bei der ephemeren Colonie Karthago des C. Gracchus dagegen wissen wir, dass die Colonisten ihre Landanweisung als ager privatus ex iure Quiritium erhielten (CIL I p. 96. 97. Marquardt St.-V. I² 92), aber gerade mit aus diesem Grunde ist die Colonie wohl nicht bestehen geblieben.

Damit sind die zwei Hauptkategorien von Colonien in den Provinzen der Kaiserzeit mit Rücksicht auf das Bodenrecht vorgezeichnet, je nachdem das Territorium derselben quiritarischen Eigentums fähig war oder als ehemaliges Provincialland dem Bodenzins unterlag. Die Regel war, dass auch die römischen Bürger in den Colonien der Provinzen den Abgaben, die dem provincialen Boden auferlegt waren, unterlagen, in den Senatsprovinzen dem stipendium, in den kaiserlichen dem tributum. Aber von dieser Regel sind schon seit Caesar in zwiefacher Weise Ausnahmen gemacht worden 1) in der Form der Verleihung der Immunität, 2) häufiger, vor allem in den kaiserlichen Provinzen, in der Form der Erteilung des ius Italicum.

Dass die Immunität der Provincialcolonie nicht zusammenfällt mit dem ius Italicum, lehrt die mit Lachmann wohl auf Frontin zurückzuführende, arg zerrüttete Erörterung des Agennius Urbicus bei den Grom. p. 35, 13f. (vgl. p. 62, 19). Bei den c. immunes handelt es sich nur um die Freiheit von Abgaben, und zwar in der Regel sowohl vom Bodenzins, wie vom tributum capitis, Paul. Dig. L 15, 8, 7: Divus Vespasianus Caesarienses colonos fecit non adiecto ut et iuris Italici essent, sed tributum his remisit capitis; sed divus Titus etiam solum immune factum interpretatus est, vgl. Dig. ebd. § 5: divus Antoninus Antiochenses colonos fecit salvis tributis (Mommsen St.-R. III 807, 3), dagegen bei den coloniae iuris Italici um volle Gleichstellung mit den römischen Colonien Italiens, d. h. um das volle römische Privateigentum der Colonisten an Grund und Boden ex iure Quiritium, wie es ursprünglich nur an italischem Boden zu erwerben war. So schloss naturgemäss dieses Recht die Immunität in sich: Gaius II 27, vgl. I 120. E. Beaudouin Étude sur le ius Italicum, Nouvelle Revue [580] historique de droit français et étranger V 1881, 147ff. 592ff. VI 1882, 684ff. Wenn aber die Aufstellung der Bildsäule eines nackten Silen mit dem Schlauch auf der Schulter, genannt Marsyas, wie er auf dem Forum von Rom stand, (zuerst von Eckhel IV 493ff.) als Abzeichen dieses privilegierten Colonierechts in den Provinzen zu erweisen gesucht worden ist, so wird diese Ansicht widerlegt dadurch, dass sowohl Municipien (Coela in Thrakien, Eckhel II 50; Verecunda in Numidien, CIL VIII 4219f. 16417) als auch Colonien, die nachweislich nicht das ius Italicum hatten, im Besitz von Marsyasstatuen waren: so richtig J. Toutain Mélanges d’archéol. et d’histoire XVIII (1898) 146, 2, auch schon J. Kubitschek Arch. ep. Mitt. XX (1897) 151. Eine Vermutung Mommsens (St.-R. III 810) ist es, dass bezüglich des Vorrechtes der in Italien ortsangehörigen Bürger, zu den Reichsämtern und dadurch zu dem Reichssenat zu gelangen, von Anfang an die provincialen Colonien italischen Rechts den italischen Gemeinden gleichgestanden haben. Aber diese Zurücksetzung der übrigen provincialen Bürger hat für Gallien schon Kaiser Claudius beseitigt, und anderswo ist bald das Gleiche geschehen. Das folgende Verzeichnis der coloniae immunes lehrt, dass die Verleihung der Immunität sich fast nur auf die caesarisch-augustische Zeit beschränkt und local auf Spanien und die damals dazugehörige Küste von Mauretanien:

a) Hispania Tarraconensis:

Barcino (nr. 183), Dig. L 15, 8 pr., dessen Immunität später vielleicht in ius Italicum umgewandelt wurde (Mommsen St.-R. III 807, 4).
Caesaraugusta (nr. 184), Plin. n. h. III 24.
Ilici (nr. 182), Plin. n. h. III 19; ius Italicum aber nach Dig. L 15, 8 pr.

b) Hispania Baetica:

Urso = col. Genetiva (nr. 84), Plin. n. h. III 12. CIL II 1663.
Itucci (nr. 86), Plin. n. h. III 12. CIL II 1663.
Ucubi (nr. 85), Plin. a. a. O. CIL ebd.
Tucci (nr. 174), ebd.

c) Mauretania Caesariensis:

Saldae (nr. 364). CIL VIII 8931. 8933.

d) Syria:

Caesarea in Palaestina (nr. 273), durch die Flavier, Paul. Dig. L 15, 8, 7 (s. o. S. 579): vgl. Ulp. Dig. 15, 1, 6.
Antiochia (nr. 279) durch Caracalla. Dig. I. 15, 8, 5.

Dagegen kennen wir folgende coloniae iuris Italici (ein Verzeichnis Dig. L 15 de censibus; vgl. Mommsen St.-R. III 807. 5. Ruggiero Diz. epigr. II 443f.).

a) Hispania Tarraconensis:

Acci (nr. 91), Plin. n. h. III 25.
Ilici (nr. 182; vgl. nr. 3 der col. immunes). Dig. L 15, 8 pr.
Libisosa (nr. 185), Plin. n. h. III 25.
Valentia (nr. 92), Dig. L 15. 8 pr.

b) Hispania Lusitania:

Augusta Emerita (nr. 177). Dig. ebd.
Pax (nr. 180), Dig. ebd.

c) Gallia Narbonensis:

Vienna (nr. 191), Dig. L 15, 8, 1.

d) Tres Galliae und Germaniae:

Lugudunum (nr. 96), Dig. ebd. [581]
Colonia Agrippinensis (nr. 196), Dig. ebd. § 2.

e) Dacia:

Apulum (nr. 234), Dig. L 15, 1, 8. 9.
Napoca (nr. 235), Dig ebd.
Potaissa (nr. 237), Dig. ebd.
Sarmizegetusa (nr. 233), Dig. ebd.
Zeme (nr. 238), Dig. ebd.

f) Macedonia:

Cassandrea (nr. 244), Dig. L 15, 8, 8.
Dium (nr. 242), Dig. L 15, 7, 8.
Dyrrachium (nr. 241), Dig. ebd.
Philippi (nr. 105), Dig. L 15, 6, 8, 8.

g) Thracia:

[Constantinopolis], war wohl mit allen Rechten einer colonia iuris Italici ausgestattet, aber ohne den Namen einer solchen, Cod. Theod. XIV 13. Cod. Iust. XI 21; darüber oben S. 567.

h) Asia:

Alexandria Troas (nr. 254), Dig. L 15, 7, 8. 9; auf den Münzen eine Marsyasstatue, Eckhel II 482.
Parium (nr. 110), Dig. L 15, 8, 9. Marsyasstatue. Mionnet Suppl. V 407 nr. 782. 411 nr. 808.

i) Galatia:

Antiochia in Pisidien (nr. 114), Dig. L 15, 8, 10. Marsyasstatue, Mionnet III 493 nr. 8.

k) Syria:

Berytus (nr. 115), Dig. L 15, 7, 8. 3. Marsyasstatue, Eckhel III 355.
Capitolias (nr. 274), Dig. L 15, 8, 7.
Heliupolis (nr. 271), Dig. L 15, 1, 2.
Hemesa (nr. 280), Dig. L 15, 4, 8. 6.
Laodicea (nr. 275), Dig. L 15, 8, 3. Marsyasstatue, Eckhel III 321.
Tyrus (nr. 276), Dig. L 15, 1, 2. 8, 4. Marsyasstatue, Eckhel III 391.

l) Africa:

Carthago (nr. 117) durch Septimius Severus, Dig. L 15, 8, 11.
Leptis Magna (nr. 303) durch Septimius Severus, Dig. L 15, 8, 11.
Utica (nr. 305) durch Septimius Severus, Dig. L 15, 8, 11.

Colonien mit Marsyasstatuen, von denen eine oder die andere möglicherweise auch noch ius Italicum gehabt hat (s. o. S. 580), sind folgende:

In Achaia Patrae (Cohen II² 240 nr. 1571); in Thrakien Deultus (Eckhel II 32); in Galatien Cremna (W. Kubitschek Arch.-epigr. Mitt. XX 1897, 151ff.; Benndorf-Festschr. 198–200), Olbasa (CIL III 6888. Kubitschek Benndorf-Festschr. 200). Ninica (nach Mitteilung von Kubitschek); in Syrien Damascus (Eckhel III 332), Neapolis (ebd. III 348). Palmyra (De Saulcy Mél. num. 1877 II 335. Kubitschek Arch.-epigr. Mitt. XX 152), Sidon (Eckhel III 371); in Arabien Bostra (ebd. 501); in Africa Thamugadi (CIL VIII 17841).

Endlich hat man neben den c. immunes und c. iuris Italici noch eine dritte Kategorie von bessergestellten provincialen Colonien finden wollen, nämlich die c. liberae. Marquardt St.-Verw. I² 89. Mommsen hat dem Widerspruch, der in dieser Bezeichnung liegt, entgehen wollen und hat die c. liberae nicht als römische Bürgercolonien, sondern als c. peregrinorum erklärt (St.-R. III 793, 4). So ist man von einer falschen Fährte auf die andere gekommen. Mit der Zurückweisung der c. peregrinorum (s. o. S. 568) fallen auch die c. liberae peregrinorum. Marquardt (a. a. O.) beruft sich zunächst auf Patrae in Achaia (nr. 248), [582] welches nach Plinius (n. h. IV 11) und Strabon (VIII 387) durch Augustus römische Bürgercolonie geworden sei, nach Pausanias dagegen (VII 18, 5) die Freiheit erhalten habe. Die Erklärung dieses Widerspruchs hat W. Henze (De civitatibus liberis, Berl. Diss. 1892, 12ff.) gegeben: Pausanias spricht ausdrücklich von den Achaei, d. h den eingeborenen Griechen von Patrae, denen die libertas verliehen wurde, so dass wir eine Doppelgemeinde, eine civitas libera der Achaei Patrenses (vgl. Paus. X 38, 9 ὑπ’ Ἀχαιῶν Πατρέων) und eine römische Bürgercolonie, οἱ ἐν Πάτραις Ῥωμαῖοι, wie Strabon X 460 sagt, = Romani Patrenses, annehmen müssen, ähnlich wie in Heraclea Pontica (Strab. XII 542f., oben nr. 112). Weiter zieht Marquardt die Marsyasmünzen und -Inschriften zum Erweise der libertas der betreffenden Colonien heran, und dasselbe thut neuerdings J. Toutain Études sur l’organisation municipale du Haut-Empire II, Mélanges d’archéologie et d’Hist. XVIII 1898, 141ff. Dessen Ansicht aber unterscheidet sich wesentlich von derjenigen Marquardts, indem er (S. 152ff.) alle provincialen Colonien im Besitze einer gewissen libertas oder besser gesagt eines höheren Masses administrativer Autonomie, als die anderen Städte des Reiches hatten, erweist und zugleich die Existenz besonders herausgehobener c. liberae mit Recht leugnet. Es ist ihm gelungen, zu zeigen, dass der Hinweis des Plinius (epist. X 47 Keil) auf die Colonie Apamea in seiner Provinz Bithynien, welche von der Verpflichtung, dem Statthalter die städtischen Rechnungen vorzulegen, entbunden war, nicht eine vereinzelte Ausnahme etwa auf besonderem Privilegium beruhend, war, wie Mommsen (St.-R. III 810f.) meint, sondern dass die Bürgercolonien der Kaiserzeit als treue Abbilder von Rom, was selbst in vielen Äusserlichkeiten wie z. B. der Aufstellung der Marsyasstatue auf ihrem Forum sich documentierte, in der Kaiserzeit das höchste Mass von Selbstverwaltung, die in dem Reichsorganismus möglich war, besassen. Damit waren diese ursprünglich ganz unselbständigen, von Rom aus verwalteten Tochtergemeinden gerade in das Gegenteil umgeschlagen, aber andererseits passt diese innere Umwandlung sehr gut zu dem etwa mit Augustus, wie wir sahen (S. 513 und 560), beginnenden Emporsteigen der Colonien zur höchsten Rangstufe unter den städtischen Gemeinden der Kaiserzeit. Augustus Eintreten zu Gunsten dieses Instituts erkennen wir auch bei den 28 italischen Colonien, die er selbst gegründet hat; diesen allein gab er das Recht, für die Magistratswahl in Rom an ihrem Wohnort ihre Stimmen abzugeben und vor dem Abstimmungstag versiegelt an den Vorsitzenden Beamten in Rom einzusenden, der sie dann zu den persönlich abgegebenen in die Stimmkasten zu befördern hatte (Suet. Aug. 46), ein Recht, das allerdings durch die Abschaffung der Volkswahlen bald illusorisch wurde, das aber dem Princip des antiken Stadtstaates vollkommen widersprechend eine ganz eigenartige Bevorzugung der betreffenden Coloniebürger bedeutete. Wenn also nicht schon in Caesar, so müssen wir in Augustus den Mann erkennen, der die Colonien zwar nicht zu civitates liberae im alten Sinne gemacht hat, wie man aus Serv. Aen. III 20. IV 58 fälschlich hat schliessen [583] wollen, sondern sie zu dem Höchstmass von städtischer Selbstverwaltung gebracht hat, damit sie wahre Abbilder – quasi effigies parvae simulacraque quaedam – von Rom seien. Aber das berechtigt in keiner Weise, von c. liberae zu reden. Das ist ein Begriff, der niemals existiert hat.

b) Der latinischen Colonien.

In den latinischen Colonien schuf die Assignation ein Privateigentum der coloni, aber nicht ex iure Quiritium, sondern ex iure Latinorum. Das Territorium, welches an coloni Latini assigniert wurde, wurde mit dem Moment von dem römischen ager publicus separiert. Ebenso verloren die Bürger der neuen Gemeinde ihr bisheriges römisches oder sonstiges Bürgerrecht, indem sie das neue erwarben. Wie für die Bürgercolonien die Gründung von Ostia, so war für die latinischen die an Alba geknüpfte Entstehung der latinischen Bundesgemeinden vorbildlich (Mommsen St.-R. II³ 638). Im Gegensatz zu den anfangs ganz unselbständigen Bürgercolonien waren die latinischen stets souveräne Gemeinden; sie traten auch nach dem J. 416 = 338 v. Chr. in dasselbe Rechtsverhältnis ein, in welchem sich die ursprünglichen latinischen Bundesstädte erhalten hatten. Mit diesen bildeten sie zusammen das nomen Latinum oder die socii nominis Latini, und als solche waren sie die bedeutendste und bestgestellte Classe der mit Rom foederierten Staaten. Als souveräne Gemeinden waren sie frei von dem tributum ex censu und irgend welcher anderen Geldauflage von Rom aus, besassen anfangs das Münzrecht, aber ihre Angehörigen waren nicht römische Bürger, sondern peregrinorum numero (Gaius I 79. Liv. XLIII 16) und dienten daher nicht in den Legionen, sondern wie die übrigen Bundesgenossen in alae und cohortes. Ihr Recht war nicht das römische, und jedes römische Gesetz wurde nur durch specielle Reception für die latinische Colonie gültig (Cic. pro Balbo 21. Gellius IV 4). ,Die latinischen Colonien waren also dem Rechte nach vollständig autonome Staaten, und die Bezeichnung derselben als Colonien drückt mehr das Factum der von Rom aus geschehenen Gründung, als ein besonderes Rechtsverhältnis aus‘ (Mommsen Röm. Münzw. 310). Während, wie eben gezeigt, die rechtliche Stellung der Bürgercolonien sich stetig gebessert hat, ist diejenige der latinischen gesunken. Das geringere Recht der 12 jüngsten italischen Latinercolonien oder das Recht von Ariminum (darüber schon oben S. 518) hat ihnen neben anderen Rechten vor allem das Recht der Münzprägung genommen. Im J. 550 = 204 wurde zwölf latinischen Colonien, welche die Stellung ihrer Contingente verweigerten, zum erstenmale eine Jahressteuer von eins vom Tausend auferlegt (Liv. XXIX 15, 9). Doch war dies eine Ausnahmemassregel, ,eine Strafverfügung, die schwerlich bis zum Bundesgenossenkrieg in Kraft geblieben ist‘ (Mommsen St.-R. III 682, 1). In der Kaiserzeit dagegen sind die latinischen Colonien, wie überhaupt die latinischen Städte, die es ja nur noch in den Provinzen gab, der Besteuerung unterworfen gewesen, Mommsen St.-R. a. a. O. 684f. und im übrigen der Art. Latium.
V. Die inneren Verhältnisse der Colonien.

Die römischen Colonien, diese effigies parvae simulacraque populi Romani (Gell. XVI 13), [584] copierten auch im inneren Aufbau ihrer Gemeinwesen die Mutterstadt Rom. Ursprünglich waren es 300 coloni, die hinausgeführt wurden, entsprechend den 300 gentes und vielleicht nur aus ihnen entnommen, solange sie den populus Romanus bildeten. Wurden diese an einen nicht oder nicht mehr bewohnten Ort geführt, so entstand eine vollständig neue Commune (Ostia, Liv. I 33; Signia, Dionys. IV 63; Karthago, Korinth und eine Anzahl der augustischen Colonien in den Provinzen). Bei Hinausführung der coloni an einen schon bewohnten Ort trat ursprünglich zunächst gewöhnlich folgende Gestaltung ein: die 300 coloni bildeten in dem Ort den bevorzugten Stand, wie die Patricier in Rom, und besassen den dritten Teil des Stadtgebiets, den die alten Bewohner einbüssten (Dionys. II 16. 35. 50. 53. VI 32. Liv. II 31). Aus diesen coloni wurde analog wie in Rom ein Senat erwählt, der zuerst aus 30 Mitgliedern, decuriones genannt, bestehen mochte. Auf sie, die sich auch nach der Ansiedlung im Besitz der unverminderten civitas cum iure suffragii et honorum befanden (Ansicht von Madvig Opuscula 244ff.), bezog sich ursprünglich der Begriff der Colonie, der die unterworfenen Einwohner nicht mitumfasste (Dionys. VIII 14). Die Lage der letzteren war vielmehr ursprünglich eine sehr ungünstige (Dionys. II 54. Liv. IX 23. Diod. XIV 102. Liv. X 1, 7); sie bildeten, vielleicht im Besitz der civitas sine suffragio (Madvig a. a. O. 232ff. unter Berufung auf Dionys II 35. 50. III 49. Liv. VIII 14, vgl. VI 17. IX 16), den coloni gegenüber in keiner Beziehung ein eigenes Gemeinwesen, sondern waren deren Behörden und Gesetzen unterworfen. Mit der Zeit aber trat eine Verschmelzung der beiden Teile ein. In den Militärcolonien der Kaiserzeit kamen in der Regel zwei Möglichkeiten in Betracht: erstens die alte Einwohnerschaft der schon bestehenden Ortschaft wurde von der Coloniegründung in Mitleidenschaft gezogen, und zwar wurde sie entweder in ihrem peregrinen Rechtszustand belassen und allen Anteils an der Communalverwaltung beraubt, wie z. B. in Camulodunum (Tac. ann. XIV 31), oder unter bestimmten Bedingungen zur Mitverwaltuug der Colonie zugelassen, indem ihr zugleich mit der Veteranenansiedlung ganz oder teilweise das ius c. verliehen wurde, wie z. B. in Ateste (nr. 57. Mommsen CIL V p. 240), in Augusta Praetoria (nr. 130); zweitens: es blieb die alte Gemeinde bestehen und durch die Veteranendeduction entstanden an Stelle der einen alten zwei Gemeinden nebeneinander, und zwar die alte Gemeinde entweder als Peregrinenstadt, wie z. B. in den alten Culturländern des Ostens (so bei der ephemeren Colonie Heraclea Pontica, nr. 112; in Patrae nr. 248, vgl auch oben S. 582). im Westen Valentia in Spanien (nr. 92. CIL II 3733. 3734ff. 3745 uterque ordo), oder als römisches municipium, so in Italien Puteoli (s. o. im Verzeichnis unter den neronischen Colonien S. 538), und vor allem bei vielen sullanischen Gründungen, z. B. Arretium (nr. 38), Interamnia Praetuttiorum (nr. 43), wahrscheinlich auch Pompeii (Cic. pro Sulla 60, vgl. o. nr. 46), in Dacien Apulum (nr. 234).

Die Verwaltung der ältesten Bürgercolonien geschah von Rom aus. Ostia ward nur ein selbständiges Gemeinwesen in sacraler Beziehung gewährt: [585] praetores und aediles sacris Volkani faciundis (CIL XIV 306, vgl. Ephem. epigr. III p. 326). Ebenso wurde die zweite Bürgercolonie Antium zunächst ohne Sondergemeinwesen und -Magistratur geschaffen (Liv. VIII 14, 8, vgl. CIL X p. 660); aber sie erhielt im J. 437 = 317 v. Chr. eigene Gesetze und eigene Beamte (Liv. IX 20, 10). Vermutlich sind die später gegründeten Bürgercolonien sämtlich nach diesem Muster eingerichtet worden (Mommsen St.-R. III 776ff.). Das ältere Schema erforderte die Verwaltung von Rom aus durch praefecti, das jüngere ist das allgemein municipale, dass nämlich aus der Gemeinde gewählte Magistrate an der Spitze stehen, worüber im Zusammenhang im Artikel Municipium gehandelt wird. Hier sei nur kurz hervorgehoben, was von dem allgemeinen Schema der römischen Stadt- oder Municipalverfassung Abweichendes bei Colonien sich findet. Als Einteilung der Bürgerschaft (populus) für die Ausübung der politischen Thätigkeit sind offenbar in den römischen Colonien die Tribus und infolge dessen comitia tributa das gewöhnliche (Mommsen Ephem. epigr. II p. 221), wenigstens finden sie sich in der colonia Genetiva (Lex col. Genet. c. 91) und in Lilybaeum (Orelli 3718. 3719), welch letzteres (nr. 170) sie aber auch schon als municipium gehabt haben wird. Curien in Colonien begegnen bis jetzt nur in Africa, wo die Curienverfassung der Städte ganz allgemein ist. Was die leitenden Magistrate betrifft, so kommen in den italischen Bürgercolonien und in den latinischen Colonien der republicanischen Zeit stellenweise ganz verschiedene Oberbeamte vor: z. B. ein jähriger Dictator in Sutrium (CIL XI 3257, daneben aber IIviri), zwei den stadtrömischen Consuln entsprechende Praetoren in den latinischen Colonien Signia (CIL I 1146) und Setia (ebd. 1159), den Bürgercolonien Castrum novum (CIL IX 5145) und Auximum (CIL IX 5838–5841. 5843. 5845. 5849), endlich in Gallia Narbonensis in der ersten überseeischen Bürgercolonie Narbo Martius, sowie in fast allen latinischen Colonien hierselbst wie Nemausus, Carcaso, Aquae Sextiae, Avennio, und zwar ursprünglich in der Einzahl, z. B. CIL XII 5371 (falsch Herzog De quibusdam praetorum Galliae Narbonensis municipalium inscriptionibus, Leipzig 1862; Gallia Narbonensis p. 213ff.; das Richtige bei O. Hirschfeld S.-Ber. Akad. Wien CIII [1883] 309 und E. Kornemann Zur Stadtentstehung 26). Übergänge zu der späteren Form zeigen Combinationen wie praetores IIviri (z. B. in Narbo) oder praetores IVviri, wie in Hispellum oder Nemausus. Im letzten vorchristlichen Jahrhundert sind die Differenzen zwischen den alten Stadtverfassungen Italiens zum grossen Teil verschwunden und hat sich ein im wesentlichen gleichartiges Municipalrecht ausgebildet. Die Entstehung desselben müssen wir auf die lex Iulia de civitate vom J. 664 = 90 zurückführen (Reste des Municipalstatuts von Tarent aus dem Fundamentalgesetz für die italischen Städte vom J. 664 = 90 sind neuerdings gefunden und zuerst veröffentlicht von V. Scialoja und G. de Petra Monumenti antichi VI [1896] 401–442). Aber wenn auch Cicero (de lege agr. II 93) es für eine Anmassung erklärt, dass duoviri einer Colonie sich Praetoren nennen, so ist [586] doch selbst zur Zeit, da Caesar Alleinherrscher war, noch nicht vollkommene Uniformierung eingetreten (vgl. Lex Iulia municipalis Z. 83), ja dieser selbst hat bei Neubegründungen von Colonien seiner auch sonst zu beobachtenden Gewohnheit gemäss localen Eigentümlichkeiten Rechnung getragen, wie er z. B. den latinischen Colonien in Gallien noch Praetoren bewilligt, der Bürgercolonie Karthago sogar die punischen Sufeten gelassen hat, was aber der engherzigere Augustus bei der Vergrösserung der Colonie im J. 725 = 29 v. Chr. beseitigte (CIL VIII p. 133). Wahrscheinlich gehen auch die IIIviri locorum publicorum persequendorum von Vienna (nr. 191) ebenso wie die IIIviri von Cirta (nr. 118 und 340) schon auf Caesar zurück, endlich sind wohl auch die undecimviri von Nemausus (CIL XII 3179) eine von ihm bestehen gelassene einheimische Körperschaft. In den ehemals griechischen Gemeinden vor allem des Ostens haben sich die Bezeichnungen ἄρχοντες (Neapel, CIG 5836. 5838. 5843) oder στρατηγοί (Korinth, Liban. I p. 429 R.; Palmyra, Waddington 2597. 2601. 2606 a. 2607) für die höchsten Beamten durch die ganze Kaiserzeit erhalten. Doch sind das nur andere einheimische Namen für die römischen duoviri. Gegenüber den erwähnten Singularitäten hat sich nämlich als die Regel herausgebildet, dass die höchste aus vier Personen, nämlich zwei richterlichen Beamten und zwei Aedilen, bestehende Municipalbehörde, in den Colonien zwei Collegien von Zweimännern, duoviri iure dicundo und duoviri aediles (aedilicia potestate), bildeten, dagegen in den Municipien ein Collegium von Viermännern, von denen zwei quattuorviri iure dicundo und die beiden anderen quattuorviri aediles genannt wurden. Doch zeigt diese Regel so viele Ausnahmen, dass es nicht gestattet ist, etwa aus der Erwähnung von IIviri auf eine Colonie zu schliessen. Wie Municipien mit IIviri, so giebt es auch Colonien mit IIIIviri und zwar abgesehen von allen latinischen, die noch in der Kaiserzeit bestanden, auch viele Bürgercolonien, in Italien allerdings meist solche, die einstmals latinische Colonien waren (Luceria nr. 68, Carsioli nr. 159, aber auch Opitergium nr. 142, überhaupt fast alle transpadanischen Bürgercolonien; vgl. E. Kornemann Zur Stadtentstehung 26f., ausserhalb Italiens z. B. Narona [nr. 103]; im Gegensatz dazu vgl. man Placentia nr. 137, wo nach CIL XI 1217 bei der Umwandlung des Municipium in die Colonie ein Übergang vom Quattuorvirat zum Duovirat stattgefunden zu haben scheint). Es begegnen auch Städte, auf deren Inschriften IVviri und IIviri vorkommen, und zwar nicht nur solche, die zuerst Municipien waren und dann Colonien wurden (z. B. Aeclanum nr. 146, Canusium nr. 147, Teanum nr. 139, Placentia nr. 137), sondern auch solche, und zwar Municipien wie Colonien, in welchen nebeneinander IVviri und IIviri genannt werden; Colonien dieser Art waren Sora (nr. 74, CIL X 5713; IIviri: 5670. 5714), Augusta Taurinorum (nr. 131; IVviri CIL V 7028. 7034. 7037; IIviri 7015), Brixia (nr. 134; IVriri CIL V 4412. 4427; IIviri 4384. 4374. 4462; vgl. 4386. 4373, über Salonae, vgl. nr. 101). In der Kaiserzeit, und zwar offenbar von Augustus zuerst, ist auch wieder auf den ältesten [587] Zustand zurückgegriffen worden, dass die Colonien der Oberbeamten überhaupt entbehrten. So zeigen die augustischen Colonien in Lusitanien (nr. 177–181) einen auffallenden Mangel an höheren Gemeindebeamten, wenigstens im 1. Jhdt. n. Chr., offenbar mit Rücksicht auf den militärischen Zweck, der bei ihrer Anlage verfolgt wurde (darüber vgl. o. unter nr. 177): IIviri begegnen in Metellinum zum erstenmal zu Domitians Zeit (CIL II 610). Aus den gleichen Gründen ist wohl dieselbe Erscheinung in Dacien zu erklären: in Napoca (nr. 235) finden wir weder IIviri noch IVviri, sondern wo man solche erwartet, nur aediles (CIL III 827. 858. 867) oder praefecti (858). In Italien sind eigenartig die Beamtenverhältnisse in den Colonien Ariminum (Bormann CIL XI p. 76f.) und Mediolanium (Mommsen CIL V p. 633ff.). In Ariminum werden neben IIviri auch IIIviri oder IIIviri aediles erwähnt (CIL XI p. 77). In Mediolanium kommen nur IIIIviri aedilicia potestate und curatores aerarii vor, dagegen keine IIIIviri i. d. (vgl. jedoch CIL V 5908), aber einmal ein praefectus i. d. (5478). Die Titularcolonien innerhalb der gallischen Volkschaften (nr. 197–208), welche ihrerseits unter IIviri stehen, haben an ihrer Spitze in den rein keltischen Gebieten, bezw. in den vor den Flaviern mit dem Colonietitel beschenkten Gemeinden, praefecti, in den germanischen Grenzlanden dagegen, bezw. seit Vespasian curatores, vgl. E. Kornemann Zur Stadtentstehung 39ff.

Die Competenzen der höchsten Beamten der Municipien und Colonien sind im allgemeinen gleich. Aber zu den gewöhnlichen Competenzen der obersten Colonialmagistrate tritt in der Colonia Genetiva und wahrscheinlich in allen Colonien, welche auf die Verteidigung gegen äussere Feinde eingerichtet waren, ein militärisches Imperium (Lex col. Genet. c. 103), wovon aber später nicht mehr die Rede ist (Paul. Dig. L 1. 26. Marquardt Staatsverw. I² 155). Andererseits ist die freiwillige Gerichtsbarkeit, d. h. die Vornahme der Manumission, Emancipation und Adoption, wohl in den latinischen Gemeinden und den dazu besonders privilegierten römischen Municipien, nicht aber in den römischen Colonien Sache der duoviri (Dig. I 7, 4. I 16, 3. Cod. Iust. VIII 48, 1). Diese Differenz ist ein merkwürdiges Zeugnis dafür, dass die latinischen Gemeinden wie ein Teil der Municipien noch in späterer Zeit einen Rest ihrer ursprünglichen Selbständigkeit bewahrt hatten, während die römischen Colonien von Anfang an in der römischen Bürgerschaft völlig aufgingen (Mommsen Stadtrechte 436. Marquardt Staatsverw. I² 156).

Über die Rangverhältnisse innerhalb des ordo decurionum sind wir gerade in den Bürgercolonien gut unterrichtet, weil wir sowohl aus der italischen Colonie Canusium ein album ordinis haben (CIL IX 338 aus dem J. 223), als auch ein zweites aus der africanischen Colonie Thamugadi, welches allerdings erst kurz vor 367 n. Chr. abgefasst ist (Mommsen Eph. epigr. III p. 77ff. und CIL VIII 2403 = albus ordinis col(oniae) Tham(u)g(adensis), neue Bruchstücke zweier anderer etwa gleichzeitiger Verzeichnisse ebd. Suppl. 17903; vgl. Joh. Schmidt Rh. Mus. XLVII 114ff.).

Unsere Kenntnis der inneren Verhältnisse der [588] Bürgercolonien überhaupt beruht auf dem uns inschriftlich bekannten Grundgesetz der caesarischen Colonie Urso in Baetica = colonia Iulia Genetiva (nr. 84) = Lex Ursonensis, CIL II 5439. Bruns Fontes iuris⁵ 119–136. Für die latinischen Colonien kommen mit in Betracht die ebenfalls in Spanien gefundenen Stadtrechte der latinischen Gemeinden, allerdings Municipien, Salpensa und Malaca, ebenfalls in der Provinz Baetica, welche redigiert sind unter Kaiser Domitian zwischen den J. 82 und 84: CIL II 1963. 1964. Bruns Fontes⁵ 136–149. Th. Mommsen Die Stadtrechte der latinischen Gemeinden Salpensa und Malaca, Leipzig 1855 (Abhandl. der sächs. Gesellsch. der Wissensch. III 363ff. 489ff.).
VI. Litteratur.

Die ältere Litteratur ist durchgehends vollkommen veraltet. Erwähnenswert ist nur noch J. N. Madvig De coloniarum pop. Rom. iure et condicione 1832 = Opusc. acad. 1834, 208ff. A. W. Zumpt De coloniis Romanorum militaribus, Commentationes epigraphicae (Berlin 1850) I 193–492. In der Ausbeutung der Numismatik auch für diese Materie hat J. Eckhel die Grundlagen gelegt. Von neueren Verarbeitungen des numismatischen Materials sind zu nennen Head HN 1887. Cohen Médailles impériales², und für die griechischen Gebiete des Reiches F. Imhoof-Blumer Monnaies grecques, Amsterdam 1883. Weiter hat Th. Mommsen in seiner Geschichte des röm. Münzwesens (Berlin 1860) 308ff. 331ff. die älteren latinischen und Bürgercolonien behandelt. Neben den numismatischen haben aber vor allem die epigraphischen Studien eine ganz neue Basis geschaffen, vor allem seit Erscheinen des Corpus inscriptionum Latinarum, dessen Herausgeber auf Vorschlag Mommsens die Geschichte und Rechtsentwicklung der Gemeinden, von denen Inschriften vorliegen, kurz skizzieren (vgl. die Indices der einzelnen Bände). Auf Grund des epigraphischen Materials handelt Th. Mommsen Herm. XVIII 161ff. über die italischen Colonien von Sulla bis Vespasian. Über die ausseritalischen Colonien fehlt eine zusammenfassende Monographie, welche die Arbeit von Zumpt ersetzen würde; man vgl. J. Marquardt Staatsverw. I² unter den einzelnen Provinzen und speciell für Africa J. Toutain Les cités Romaines de la Tunisie, Paris 1895. Für die Rechtsverhältnisse der Colonien vgl. A. Rudorff Gromatische Institutionen in Die Schriften der römischen Feldmesser, herausgegeben und erläutert von F. Blume, K. Lachmann und A. Rudorff II 323–418. J. Marquardt Staatsverw. I² 35–40. 48–58. 88–131. 132–215. Th. Mommsen St.-R. II³ 624–639. III 773–823. E. de Ruggiero Diz. epigr. II 415–457, auch separat Le colonie dei Romani, Roma Spoleto 1897.
[Kornemann.]
Nachträge und Berichtigungen

S. 511f. zum Art. Coloniae:

Bewohner einer colonia, d. i. eines Bauernhofes, der, gleich der Mehrzahl der Coloniae der Alimentartafel von Veleia aus der Zeit des Kaisers Traianus, einen Sondernamen hatte, waren die coloni Aperienses und die coloni Crutisiones (s. diese Nachträge). Lothr. Jahrb. 1914, XXVI 464ff.
[Keune.]

Coloniae

S III.
[Hans Gärtner.]

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