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Cohortales. Die cohors als Benennung des einem höheren Verwaltungsbeamten untergeordneten Officiantenkörpers kommt zuerst in einer Constitution Diocletians (Cod. Iust. X 55, 3) vor, wonach die Befreiung von onera und munera personalia, auf welche zwanzigjährige Dienstzeit in der Legion oder Vexillatio Anspruch giebt, dem in der cohors Gedienten nicht zukommt (vgl. Cod. Theod. XII 1, 10 vom J. 325, und ebd. 1. 13. [358] Kuhn I 149f.). Der davon abgeleitete Ausdruck cohortales bezeichnet in der diocletianisch-constantinischen Bureaukratie die officiales der höheren Civiladministrationen überhaupt, die officiales praesidum mit inbegriffen (Cod. Theod. VIII 4, 1 vom J. 315; ebd. 1. 11 = Cod. Iust. XII 57, 3); so noch in Constitutionen des Constantin und Constantius (z. B. Cod. Theod. VIII 7, 4 vom J. 354; vgl. Gothofreds Anm. Kuhn I 151, 1170).

In der späteren Zeit dagegen erscheinen die Benennungen cohors (Cod. Theod. VIII 4, 12 vom J. 372. VIII 4, 30 vom J. 436. XII 1, 79 = Cod. Iust. XII 57, 5 vom J. 375), officium cohortis (Cod. Theod. XII 1, 83 vom J. 380), cohortalis (Cod. Theod. VIII 4, 20 vom J. 407. VIII 5, 66 § 2 vom J. 407. XI 5, 3 vom J. 436), cohortalis apparitor (Cod. Theod. VIII 4, 30 vom J. 436), cohortalis militia (Cod. Theod. XVI 5, 48), cohortalinus (Cod. Theod. VI 35, 14 § 1. VIII 4, 26. 28. XII 1, 184. XVI 5, 61), cohortalinum officium (Cod. Theod. I 10, 5 vom J. 400. VIII 5, 66 § 1), cohortalina militia (Cod. Theod. XVI 5, 48. 65 § 3) und ähnliche (vgl. Dirksen 156. Gothofredus a. a. O.) auf die den Provinzstatthaltern (praesides) gewesenen Officialen (Sozom. hist. eccl. V 4 οἱ ὑπὸ τὸν ἄρχοντα τοῦ ἔθνους στρατιῶται) beschränkt, während die Hülfsorgane der höherstehenden Beamten zumeist apparitores heissen. Synonym mit c. werden Ausdrücke wie provinciale officium, apparitio provincialis, praesidialis apparitor u. ä. (Kuhn I 152, 1172–1176) gebraucht.

Während die officia der Statthalter früher durchweg mit Soldaten besetzt waren, wurden seit der Trennung der Civil- und Militärverwaltung unter Diocletian nur die Officialen der militärischen Commanden den Truppenkörpern entnommen. Dagegen hat die Stellung der den Civilverwaltungen zugeteilten cohortales, die mitunter als militia cohortalis der armata oder legionaria militia gegenübergestellt wird (vgl. Cod. Theod. XVI 5, 65 § 3 cohortalina und castrensis militia. Kuhn I 155, 1218. Bethmann-Hollweg III 135, 13), mit dem Soldatenstande nicht viel mehr als den Namen gemein (Ps.-Ascon. in Verr. I 28 p. 179 Or.), wie auch die angeführte Constitution Diocletians (Cod. Iust. X 55, 3) beweist (Kuhn I 154f.). Näheres über die Organisation der c. sieh unter Officium; hier sollen nur noch ihre besonderen Rechts- und Standesverhältnisse, die der Cod. Theod. VIII 4 und der Cod. Iust. XII 57 in je einem besonderen Titel behandelt, kurz erörtert werden. Ausführliche Details und Quellennachweise bietet Kuhn I 149ff.

Innerhalb der einzelnen Provinzen waren die Namen sämtlicher C. in matriculae (Cod. Theod. VIII 4, 20 vom J. 407; κατάλογος τῶν ὕπὸ τὸν ἄρχοντα τοῦ ἔθνους στρατιωτῶν Sozom. hist. eccl. V 4) eingetragen. Wie in den übrigen officia, hingen auch in der cohors die Ernennungen und Vorrückungen nicht ganz vom Belieben des Praeses, sondern auch vom Kaiser ab (Kuhn I 158). Als niederste Stufe der Beamtenschaft, zu welcher selbst Haeretiker Zutritt hatten (Cod. Theod. XVI 5, 48. 61. 65 § 3), standen die C. in sehr geringem Ansehen (Cod. Theod. VI 35, 14 § 1 [359] cohortalini ... inferioris sortis homines. ebd. XII 1, 134. Sozom. a. a. O.; vgl. Kuhn I 163, 1285) und waren in jeder Hinsicht zurückgesetzt, so z. B. durch das Verbot der Benützung des cursus publicus (Cod. Theod. VIII 5, 66 § 1 vom J. 407). Die C. jeder Provinz bildeten eine Art Zwangscorporation (corpus; vgl. Waltzing II 140f. 264); gleich den Curialen waren sie samt ihrer männlichen Nachkommenschaft an den Stand gebunden (Cod. Theod. I 10, 5. VIII 4, 4 vom J. 349. VIII 4, 28. 30 = Cod. Iust. XII 57, 12. Cod. Iust. XII 22, 7. Serrigny II 379f. Kuhn I 161, 1263. 173f., bes. A. 1367. Karlowa I 879). Insbesondere war es ihnen nicht gestattet ad aliam transire militiam sine adnotatione clementiae principalis (also nur im Gnadenwege; Not. dign. Or. XL 2. XLII 2; Occ. XLI 2. XLIII 2. XLV 2). Nach dem Beispiel der Curialen sollte ein C., welcher dem Verbot zuwider zu einer anderen Beschäftigung überging, zwei Dritteile seines Vermögens an die Söhne abgeben (Cod. Theod. VIII 4, 8 a. E. Kuhn I 174, 1371). Die Befreiung von den Lasten der curia erlangten die C. erst durch die honesta missio nach 25 Dienstjahren (Cod. Theod. VI 35, 14 § 1. VIII 4, 11. Kuhn I 169). Nach Ablauf dieser Zeit konnten verdiente C. zum s. g. pastus primipili (Verteilung der annona unter die Soldaten; Cod. Theod. VIII 4, 16. Cod. Iust. XII 57, 7) oder zu Verwaltern des cursus publicus vorrücken (Kuhn I 171f. Karlowa I 880). Wie bei anderen Corporationen fiel bei unbeerbtem Tode eines C. dessen Nachlass nach einem Privileg vom J. 349 (Cod. Iust. VI 62, 3) nicht an den Fiscus, sondern ad ceteros cohortales eiusdem provinciae (Waltzing II 457 mit A. 3).

Litteratur: Gothofredus zum Cod. Theod. VIII 4 (vgl. zu XVI 5, 48). Dirksen Manuale latinitatis font. iur. civ. 156. Böcking Notitia dign. I p. 514. II p. 124ff. D. Serrigny Droit public et administratif romain I 168–177. II 379f. E. Kuhn Städt. u. bürgerl. Verf. I 148. 149–174. Bethmann-Hollweg Civilprocess III 135. 137. P. Willems Le droit public romain⁴ 558–560. E. Cuq Mémoires présentés par divers savans à l’acad. des inscr. I. Série IX 2 (1884) 472. Madvig Verf. u. Verw. II 143, 2. H. Schiller Gesch. d. röm. K.-Z. II 112. Mommsen Eph. epigr. V p. 625ff. Karlowa Röm. Rechtsgesch. I 875ff., bes. 876f. 879. 881f., 7. 882. J. P. Waltzing Étude hist. sur les corporations II 140f. 264. 457.
[A. v. Premerstein.]

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