Cochlea. 1) Cochlea, κοχλίας oder ἕλιξ, die von Archimedes (s. Bd. I S. 538f.) erfundene, zur Hebung des Wassers dienende Schraube. Aus der Beschreibung bei Vitruv X 6 (11) geht hervor, dass biegsame Holzleisten auf einem cylinderförmig abgerundeten Balken in einer mässig aufsteigenden Schraubenlinie befestigt wurden. Die Dicke des Kernes, um welchen diese Schraube gewunden wurde, betrug 1/16 und der Normalschnitt der Schraube samt dem Kerne 1/8 der Länge des Balkens, welcher den Kern bildete. Nachdem die Schraube und ihr Kern durch Pichen wasserdicht gemacht waren, wurden sie in ein Gehäuse von dünnen Brettern, das die Schraube cylinderförmig umschloss und ebenfalls wasserdicht, ausserdem auch durch eiserne Reifen gefestigt war, eingefügt. Am obern Ende des ein wenig über das Gehäuse hervorragenden Balkens wurden Speichen durchgesteckt, damit die Schraube von Arbeitern gedreht werden konnte. Zuletzt wurde das Gehäuse, nachdem die untere Mündung ins Wasser getaucht war, in einer Neigung von 36° 52’ zum Horizonte auf einem Balkengestelle befestigt oder, wie Vitruv es ausdrückt, es wurde der Wasserschraube [156] dieselbe Sichtung gegeben wie der Hypotenuse des sog. pythagoreischen Dreieckes (s. o. Bd. II S. 1087), dessen Basis 4 und dessen andere am rechten Winkel anliegende Kathete 3 Längeneinheiten beträgt. Bei dieser Lage der Maschine füllte sich mit der ersten Umdrehung der unterste Teil der Schraube mit Wasser; mit der zweiten Umdrehung wurde gleichzeitig dieses Wasservolumen ein Stück weiter gehoben und der unterste Teil der Schraube neu gefüllt, Vorgänge, die mit den weiteren Umdrehungen sich so oft wiederholten, bis alle Schraubengänge gefüllt waren und sodann das Wasser, wie es stetig von unten aufstieg, so auch stetig oben abfloss. Einen Reconstructionsversuch der ganzen Maschinerie bietet nach Newton Stratico zu Vitr. architectura (Utini 1825–29) Bd. IV Taf. XV 1, wo auch ein Tretrad eingefügt ist, auf dessen Anwendung man nach Vitruvs Worten ita cocleae hominibus calcantibus faciunt versationes geschlossen hat. Weiteres über den Lauf der vom unteren Ende des Balkens aufsteigenden Schraubengänge und die übrige Einrichtung der Maschine s. bei Blümner Technologie IV 123ff. Da einerseits die oben berechnete schiefe Lage der Schraube unumgänglich notwendig war, um das Wasser heben zu können, andererseits die Speichen, welche Vitruv ausdrücklich als Mittel zum Drehen erwähnt, eine horizontale Richtung haben mussten, damit zwei oder mehrere Arbeiter durch Drehung derselben auch die Schraube in Bewegung setzen konnten, überdies aber auch die Schraube, um wirksam zu sein, mit einer gewissen Geschwindigkeit umlaufen musste, so ist anzunehmen, dass durch ein Zahnradgetriebe die von den Arbeitern hervorgebrachte Drehung um eine verticale Achse umgesetzt wurde zur Drehung des schiefliegenden Schraubenganges, wobei zugleich durch Einwirkung eines grösseren Triebrades auf ein kleineres eine schnellere Drehung der Schraube erreicht werden konnte.
[Hultsch.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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