ART

82) Ti. Claudius Balbillus, Praefect von Ägypten[WS 1] unter Nero seit dem J. 55 n. Chr., Tac. ann. XIII 22. Plin. n. h. XIX 3. Sen. nat. quaest. IV 2, 13. CIG III 4699. 4957, 28. Die Inschrift CIG III 6668 = IGI 1323, wo die Freigelassene eines Balbillus erwähnt wird, bezieht Kaibel an der letztgenannten Stelle gleichfalls auf C. Seneca a. a. O. citiert ihn als Autor und rühmt seine litterarische Thätigkeit, die auf das Wunderbare gerichtet sei. Zu diesem Lob würde recht wohl das Beiwort σοφός passen, das in der Inschrift Kaibel Epigr. Gr. 991 = CIG III 4730, vgl. Add. p. 1202f. einem Balbillus verliehen ist. Daher hält Franz CIG III p. 311 auch diesen für C., der demnach durch seine Mutter Akme ein wenn auch unehelicher Nachkomme der Seleukiden in Kommagene (oder in Syrien; vgl. Mommsen zu Kaibel a. a. O.) wäre. Vgl. auch Teuffel-Schwabe Litt.-Gesch. II⁵ § 291, 6. Vielleicht identisch mit dem Vorhergehenden.
[Stein.]
Nachträge und Berichtigungen

S. 2679, 27 zum Art. Claudius Nr. 82:

Über Ti. Claudius Balbillus ist neues Material zutage gekommen, aus dem Cumont Mél. d’ Arch. XXXVII 33 und (ohne von Cumont zu wissen) Cichorius Röm. Stud. 390 weittragende Schlüsse gezogen haben; s. auch Cichorius Rh. Mus. LXXVI 102. Es handelt sich erstens um astrologische Texte: eine συγκεφαλαίωσις τῶν Βαρβίλλου πρὸς Ἑρμογένην ἀστρολογουμένων (Hermogenes = o. Bd. VΙΙΙ S. 863, 46?) ist Catal. cod. astrol. VIII 3, 103 und durch Palchos vermittelte Exzerpte ebd. VIII 4, 233 gedruckt. Hier stammt sicher von ihm die μέθοδος περὶ χρόνων ζωῆς ἐκ τοῦ ἀφέτου καὶ ἀναιρέτου, aber wohl noch einiges aus den folgenden Kapiteln; da jedoch die Abgrenzung unsicher ist, so läßt sich das zweimalige Zitat des Dorotheos (S. 242, 25. 243, 15) nicht mit Bestimmtheit auf C. zurückführen, und Cumonts Schluß (S. 235), Dorotheos (s. o. Suppl.-Bd. III S. 412) sei älter als etwa 50 v.Chr., hängt in der Luft. Dazu kommt die Erwähnung in dem Papyrus, den H. J. Bell Jews and Christians in Egypt (London 1924) ediert hat, und eine Inschrift aus Ephesos bei Wiegand Forschungen in Ephesos III 128.

Aus alledem ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit Folgendes. Ti. Claudius Thrasyllos (s. d.) hatte außer einer Tochter, die mit L. Ennius (s. o. Bd. V S. 2588, 54) verheiratet war und eine Tochter, [60] Ennia Thrasylla (s. o. Bd. V S. 2628, 64), hatte, einen Sohn, eben unseren Balbillus (vgl. CIL III 7107). Die Familie stammte aus Alexandria, und nach des Vaters Tode (J. 36) muß C. nach seiner Heimat zurückgekehrt sein; diese sandte ihn im J. 41 als Gesandten zu Claudius, der ihn als seinen hochgeschätzten Freund bezeichnet; vielleicht hat er damals dem Nero seine künftige Herrschaft prophezeit (Tac. ann. VI 22). Die Inschrift nennt außer der Tribus Quirina seine Ämter: aedium divi Aug. et ... et lucorum sacro[rumque omnium qu]ae sunt Alexan[dreae et in tota Aegypt]o, et supra Museum et ab Alexandrina Bybliothece, et archi[erei et ad Herm]en Alexandreon per ... et ad legationes et resp[onsa graeca Ca]esaris Aug. divi Claud. e[t trib. mil. le]g. XX et praef. fabr. divi Cla[udi et d. d. in tri]um[pho a divo] Claudio ... [hasta] pura: er hat also an Claudius’ britannischem Feldzug (s. o. Bd. XII S. 1772) und Triumph teilgenommen und später in Ephesos gelebt; ihm zuliebe gestattete Vespasian den Ephesiern, die Βαλβίλλεια oder Βαρβίλλεια zu feiern (Dio Cass. LXV 9, 2), die etwa seit dem J. 90 bis ins 3. Jhdt. auf Inschriften erscheinen (o. Bd. I S. 861. Prosop. I 288. Syll. or. 509, 23. Friedländer SG I 74).

Aus Kaibel Epigr. 991 ergibt sich, daß C. der Großvater der Iulia Balbilla (s. o. Bd. X S. 923) war; sie teilt dort mit, daß seine Mutter eine kommagenische Prinzesin Aka war (Honigmann Herm. LIX 477). Da ihr Vater Iulius Antiochos war (fehlt o. Bd. X S. 163), Sohn Antiochos’ IV. von Kommagene (s. o. Bd. I S 2490), so muß ihre Mutter eine Tochter des C. gewesen sein (vgl. den Stammbaum).
Ti. Claudius Thrasyllus ⚭ Aka
Tochter ⚭ L. Ennius
| Ti. Claudius Balbillus
|

Ennia Thrasylla Tochter ⚭ Iulius Antiochus

Iulia Balbilla
[W. Kroll.]

82) Ti. Cl. Balbillus, Präfekt von Aegypten ab dem J. 55 n. Chr., Astrologe. S V.
[Hans Gärtner.]
Anmerkungen (Wikisource)

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