4) Ch. (ihr Name in Hss. zuweilen verschrieben: Chersonessus Geogr. Rav. V 21, Cresonesso Tab. Peut., beides infolge Missverständnisses der geschärften Aussprache des σ), Halbinsel (noch jetzt κάβος Χερσόνησος) und Stadt an dem östlichen Teil der Nordküste der Insel Kreta, zwischen Knossos und Olus (Xen. bei Steph. Byz.), einmal (Paus. VI 16. 5) zum Unterschied von den vielen andern Ch. Χ. ἡ Κρητῶν zubenannt, Hafenplatz der Lyttier, jetzt noch Χερσόνησος genannt, an der heute noch κόρφος Μάλεια genannten Bucht. Sie prägte mindestens seit der Mitte des 4. Jhdts. selbständig Münzen, Head HN 388 (Inschr. Χερσονασίων) und gewann in späteren Zeiten (Sitz eines Bischofs) grössere Bedeutung als Lyttos. Bei dieser Stadt Chersonasos befand sich ein Heiligtum der Britomartis (s. d.), deren Idealhaupt auf Münzen der Stadt abgebildet ist. Der Tempel lag nach K. Bursians (Geogr. v. Griechenl. II 571) Vermutung 15 km. östlich, nahe der Küste, auf einem jetzt Ἑλληνικὸν λιβάδι(ον) genannten Platz, auf dem noch eine geebnete Fläche von etwa 95 Fuss (etwa 20 m.) im Geviert, nebst einigen Fundamenten alter Gebäude erhalten ist, Strab. X 478f. Plut. de mulier. virt. 8. Anonym. stad. m. m. § 349f. Ptolem. III 15, 4 M. Steph. Byz. s. Χερρόνησος. Hierocl. 650. Notit. episc. 3, 442. 8, 223. Geogr. Rav. V 21. Tab. Peut. R. Pashley Travels in Crete, Cambridge a. London 1837, I 268ff. T. A. B. Spratt Travels and Researches in Crete, London 1867, I 104ff. Inschriften beim jetzigen Ort Χερσόνησι(ον) und beim Dorf Κουτουλοσφάρι(ον), Museo Ital. III 681.
[Bürchner.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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