ART

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7) Charon (FHG I 32–35. IV 627. 628) von Lampsakos (Strab. XIII 589 ἐκ Λαμψάκου .. Χάρων .. ὁ συγγραφεύς. 583 (aus Demetrios von Skepsis). Plut. de malign. Herod. 20; mul. virt. 18. Athen. X 394 e. XI 475 b. XII 520 d. Schol. Apoll. II 477. Phot. s. Κύβηβος: ὁ Λαμψακηνός), nach Suidas des Pythokles, nach Paus. X 38, 11 des Pytheas Sohn, gab im 5. Jhdt. die Chronik von Lampsakos, in ionischem Dialekt, heraus (?ν δευτέρωι Ὥρων Athen. XII 520 d, ἐν τοῖς Ὥροις XI 475 b, Ὥρους Λαμψακηνῶν ἐν βιβλίοις δ Suid., die Buchzahl ist natürlich jung). Der Stil der Chronik tritt frg. 3 noch sehr drastisch hervor; die Geschichten von Lampsake (frg. 6) und dem Krieg zwischen Kardianern und Bisalten (frg. 9), sowie das Märchen von der Hamadryade (frg. 12) gehören zu den besten Proben des Tons, der in diesen ionischen Stadtgeschichten herrschte. Die Chronik ist jedenfalls veröffentlicht, nachdem Artaxerxes I. Themistokles zum Stadtherren von Lampsakos gemacht hatte (Plut. Them. 27), also nach 465/4, andererseits vor Beginn des 4. Jhdts. Ob Ch. jünger oder älter als Herodot war, ist nicht auszumachen; die conventionelle antike Literaturgeschichte (Dionys. de Thuc. 5. Plut. de Herod. malign. 20. Tertull. de an. 46) setzt ihn nur darum vor Herodot, weil sie alle sog. ,Logographen‘ wegen ihres Stiles und der mangelhaften Ökonomie für vorherodotisch hält, ohne sich darum zu kümmern, dass bei Veröffentlichung von Stadtgeschichten und dem selbständigen Componieren eines epischen Geschichtswerkes immer etwas Verschiedenes herauskommen muss. Doch lässt sich mit einiger Sicherheit behaupten, das Herodot Ch. nicht benutzt hat. Es versteht sich ganz von selbst, dass ,die Chronik von Lampsakos‘ ursprünglich [2180] das einzige Buch war, das Ch.s Namen trug, ebenso aber auch, dass später, vornehmlich wohl infolge der romantischen Vorliebe des Frühhellenismus für diese Litteratur, das Original excerpiert und dem veränderten Geschmack angepasst wurde. So erklären sich die Nebentitel Περὶ Λαμψάκου (β Suid.), Κτίσεις πόλεων (ἐν βιβλίοις β Suid.), Περσικά (Athen. IX 394 e. Suid. ἐν βιβλίοις β) ohne Schwierigkeit; vielleicht gehört auch Ἑλληνικά (ἐν βιβλίοις δ Suid.) hierher, wenn nicht Verwechslung mit Charax vorliegt. Alle anderen Titel im Artikel des Suidas sind dem alten Lampsakener unbedingt abzusprechen, nicht nur Αἰθιοπικά, Λιβυκά, Κρητικὰ ἐν βιβλίοις γ, Περίπλους τῶν ἐκτὸς τῶν Ἡρακλείων στηλῶν, sondern auch der, den Suidas in verdorbener Gestalt überliefert Πρυτάνεις ἢ ἄρχοντας τοὺς τῶν Λακεδαιμονίων· ἔστι δὲ χρονικά. Denn ὧροι sind freilich Chroniken, aber nicht χρονικά im antiken Sinne, und die beliebte Conjectur Λαμψακηνῶν für Λακεδαιμονίων ist so unwahrscheinlich wie nur möglich. Es handelt sich um ein junges Buch mit Königslisten und Magistratstafeln, Genaueres behaupten zu wollen, ist nicht geraten.
[Schwartz.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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