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Inhaltsverzeichnis

A. Census populi
I. Liste der römischen Bürger
II. Feststellung des steuerpflichtigen Vermögens
III. Anfertigung der Heeresrollen
B. Census in den Provinzen
C. Municipalcensus
D. Census als Standesqualification

Census.
A. Census populi (lex Iulia mun. Z. 142 f. Mon. Anc. 2, 2). Es werden drei Amtslocale genannt, in und vor denen er vollzogen wird: zunächst die villa publica auf dem Marsfeld (Liv. IV 22 zum J. 435 ibique primum census populi est actus, s. Varro de r. r. III 2, 4), ferner wahrscheinlich die (wohl ganz nahe) aedes Nympharum auf dem Marsfelde (Cic. pro Mil. 73; vgl. Ephem. epigr. I p. 35) und endlich das atrium Libertatis (Liv. XLIII 16, 13. XLV 15, 5; vgl. Mommsen Herm. XXIII 631); in diesen Gebäuden wurde der umfangreiche Apparat der Censur untergebracht, cui scribarum ministerium custodiaeque et tabularum cura subiceretur (Liv. IV 18). Der census populi erfolgte indes ἁπάντων παρόντων, Dionys. XIX 16, also unter freiem Himmel und in einer contio (Varro VI 87), die recognitio equitum aber auf dem Forum (Mommsen St.-R. III 493).

Auch der für den census populi nötige Beamtenapparat ist umfangreich. Ausser den censorischen Schreibern, den praecones, viatores und nomenclatores (CIL VI 8937. 8938. 8940 u. s.: alle kaiserlich; vgl. auch den nomenclator censorius Orelli 3231, der sich auf den mit der censoria potestas zur Neuordnung der Ritterdecurien bestellten Volusius Saturninus, cos. 12 v. Chr., bezieht), wird der Censor unterstützt durch praetores tribunique plebei, quique in consilium vocati sunt (Varro de l. l. VI 87), unter diesen wohl besonders durch die curatores tribuum (Varro de l. l. VI 86), durch iuratores, die die Censuspflichtigen in Eid nahmen (Liv. XXXIX 44, 2; gestützt durch Plaut. Trin. 878; Poen. pr. 56), und durch Agenten (Liv. XXIX 37, 5), die vielleicht zum Teil wenigstens mit jenen iuratores identisch sind.

Die Ladung erfolgte an omnes Quirites pedites armatos (Varro de l. l. VI 86), omnes cives Romanos equites peditesque (Liv. I 44, 1), d. h. an alle Personen, welche ideell zum exercitus gehörten, gleichgültig zunächst, ob durch körperliche Untauglichkeit oder durch gewöhnlich von der faktischen Einstellung in das Heer befreiende Stellung in geringerem Bürgerrechte (z. B. der Freigelassenen) oder durch andere Umstände der Bürger von dem Heerverband thatsächlich dauernd oder zeitweilig ferngehalten wurde oder nicht; nicht verpflichtet waren vor dem Censor zu erscheinen die waffenfähigen Haussöhne, welche noch in der Gewalt ihres Vaters stehen und für die der Vater die C.-Angaben macht (Liv. XLIII 14; vgl. Gell. V 19, 16. Liv. XXXIX 3, 5. XLI 9, 9). Gegenüber der Praesenzpflicht der Geladenen (Vell. II 7, 7) kann ausser Gebrechlichkeit und Krankheit auch Entfernung in staatlichem Auftrag oder insbesondere im Krieg ausreichende Entschuldigung gewähren (Repetundengesetz Z. 14. 17. 23. Cic. pro Arch. 11); doch übte man oft sehr weitgehende Nachsicht auch gegen andere Entschuldigungsgründe (Liv. XLIII 14). Für jene, deren Wegbleiben vom C. der Censor für entschuldigt hielt, trat dann ein, qui pro altero rationem dare volet (Varro VI 86); die Zahl der ohne jede oder ohne triftige Entschuldigung Ausbleibenden, der incensi, möglichst herabzumindern, war der Zweck [1915] der lex de incensis lata cum vinculorum minis mortisque (Liv. I 44, 1. Dionys. IV 15. V 75. Gai. I 160. Cic. pro Caec. 99). Die spätere Zeit hat diese Strenge wesentlich gemildert; doch war, da der incensus sich seines Einflusses auf die Abschätzung seines Vermögens begab und diese dem blossen Ermessen des Censors anheimstellte, der vermögensrechtliche Schaden gefährlich genug; auch wird die Frist zur Anmeldung, wie aus Cic. ad Att. I 18 hervorzugehen scheint, nach Möglichkeit erstreckt worden sein. Wenn ein grosser Teil der römischen Bevölkerung voraussichtlich an der directen Teilnahme an der Schatzung durch Kriegsdienst zu erscheinen verhindert blieb, war einst der ganze C. in Frage gestellt (Liv. VI 31, 2), und als späterhin dieser Grund eigentlich für die Dauer eine Schatzung hätte ausschliessen müssen, per provincias dimiserunt censores, ut civium Romanorum in exercitibus quantus ubique esset, reperiretur numerus (Liv. XXIX 37, 5).

Analog der hauptstädtischen Schatzung der römischen Bürger ist auch in den übrigen Städten des italischen Staatenbundes und in den römischen Municipien die Schatzung vor den heimischen Municipalbehörden durchgeführt worden. Wie weit das römische Verfahren dabei Vorbild war, oder wieviel der römische C. von der Schatzungsmethode anderer Gemeinden annahm – denn es ginge nicht an, den C. von vorne herein als eine specifisch römische Institution anzusehen –, ist mangels aller Zeugnisse nicht zu sagen (vgl. tabulae censoriae aus Larinum, Cic. pro Cluent. 41). Das erstemal (Liv. XXIX 37, 7), dass die römische Ordnung den Bundesmitgliedern aufgezwungen wurde, geschah bei den zwölf latinischen Colonien, die 209 v. Chr. ihren Bundesverpflichtungen nachzukommen sich geweigert hatten, indem fünf Jahre danach beschlossen wurde, censum in iis coloniis agi ex formula ab Romanis censoribus data, dari autem placere eandem quam populo Romano, deferrique Romam ab iuratis censoribus coloniarum, priusquam magistratus abierint (XXIX 15). Das unausgesetzte Bestreben Roms, alle bundesgenössischen Rechte auszugleichen, herabzumindern und in das römische Staatsinteresse hineinzufügen, hat sicherlich auch diesen Process, ohne dass wir seine Fortschritte im einzelnen feststellen könnten, insbesondere infolge der den Bundesgenossenkrieg abschliessenden Verträge, soweit gefördert, dass es kaum anders als die letzte Formulierung dieser Thatsache gewesen sein wird, wenn im iulischen Municipalgesetz, der Grundlage der Städteordnung der Kaiserzeit, bestimmt wird: quae municipia coloniae praefecturae c(ivium) R. in Italia sunt erunt, quei in eis ... maximum m(agistratum) ... habebit tum cum censor aliusve quis mag(istratus) Romae populi censum aget, is diebus LX proximeis ... omnium municipum ... suorum ... quei c(ives) R. erunt censum agito ... eorumque nomina ... ex formula census, quae Romae ab eo qui tum censum populi acturus erit proposita erit, ab ieis iuratis accipito ... eosque libros per legatos ... ad eos quei Romae censum agent mittito curatoque, ut ei quom amplius dies LX reliquei erunt ante quam diem ei, queicomque Romae censum agent, finem populi censendi faciant, eos adeant librosque eius municipi ... [1916] edant (s. unten B und die nach Städten geordneten Citate aus dem vespasianischen C.-Register der achten Region Italiens bei Phlegon frg. 29 Müller und bei Plin. n. h. VII 162f.).

Die Ordnung, in welcher die Erklärungen vor dem Censor abgegeben werden mussten, war fest. Jeder folgende C. knüpfte an den vorhergehenden an und berichtigte und ergänzte seine Listen; er war eine recensio (Cic. pro Mil. 23; vgl. Liv. XXIX 37, 8. XXXVIII 28, 2. XLIII 16, 1. XLIV 16, 8), und zwar zuerst der Tribus (κατὰ φυλάς Dionys. V 75. Schol. Cic. Verr. act. I 23), dann der ausserhalb dieser stehenden aerarii (Capuani Liv. XXXVIII 28, 4. 36, 5), Freigelassenen (lex Iul. mun. Z. 146; vgl. Manumissio censu), endlich der Ritter, vgl. Liv. XLIII 14f. 16.

Der Schatzungspflicht unterliegen aber auch jene Personen bürgerlichen Rechts, welche nicht verpflichtet sind, der Ladung Folge zu leisten, oder welche von ihr geradezu ausgeschlossen sind, also die bereits wehrpflichtigen Söhne (s. o.), die Frauen (Cic. de off. II 260. Gell. II 40, 3; vgl. XVII 21, 44) und die unmündigen Hauskinder (Fest. ep. 66 s. duicensus), Dionys. IV 15. V 75; ferner auch (nach Plut. Cam. 2; Popl. 12 erst seit Camillus im J. 403) jene Unmündigen, die nicht in väterlicher Gewalt sich befinden, und die unverheirateten oder verheirateten Frauen; pupilli pupillae et viduae Liv. ep. 59 (nach Mommsens Verbesserung), orbi et orbae Liv. III 3, 9. ep. 51, orbi et viduae Cic. de rep. II 36, ferner ihr ganzes Vermögen.

Allgemein schreibt das Gesetz vor ἅπαντας Ρωμαίους ἀπογράφεσθαι καὶ τιμᾶσθαι τὰς οὐσίας πρὸς ἀργύριον, πατέρων δὲ ὧν εἰσι γράφοντας καὶ ἡλικίαν ἣν ἔχουσι δηλοῦντας γυναῖκάς τε καὶ παῖδας ὀνομάζοντας καὶ ἐν τίνι κατοικοῦσιν ἕκαστοι τῆς πόλεως φυλῇ ἢ πάγῳ τῆς χώρας προστιθέντας Dionys. IV 15; vgl. Cic. de leg. III 7 und das iulische Municipalgesetz Z. 145f. omnium municipum ... quei c(ives) R(omanei) erunt censum agito eorum nomina praenomina patres aut patronos tribus cognomina et quot annos quisque eorum habeat et rationem pecuniae ... accipito. Genauer praecisierte, was und wie vor den Censoren declariert werden sollte, ein censorisches Edict (formula census: lex Iulia mun.; vgl. Liv. IV 8. 4. XXIX 15. XLIII 14, 15. Gaius I 160), das auch im Verlaufe der C. durch neue Bestimmungen analog den aus der censorischen Gewalt hervorgehenden sittenpolizeilichen Vorschriften (mündlich: Gell. I 6, schriftlich XV 11, 2 u. s.; Plin. n. h. VIII 209. 223. XXXVI 45 nennt sie incorrect censoriae leges) ergänzt werden konnte. Die Angaben vor dem Censor erfolgen unter Eid (Dionys. IV 15. Gell. IV 20, 3. Liv. XXIX 15. XLIII 14, 5 lex Iulia mun. Z. 148).

Durch den C. wird I. die Liste der römischen Bürger neu constituiert. Doch hat der Censor sich darauf zu beschränken, den rechtlichen Zustand anzuerkennen, nicht aber das Bürgerrecht zu verleihen (census non ius civitatis confirmat ac tantummodo indicat eum qui sit census se iam tum gessisse pro cive Cic. pro Arch. 11) oder es zu cassieren. Aber es steht dem Censor zu, die bürgerlichen Rechte der Individuen abzustufen, den Bürger ganz aus den Tribus auszuschliessen, oder, seit dies nicht mehr statthaft [1917] war (s. Tribus), in eine bessere oder schlechtere Tribus zu versetzen, dem Reiter die Qualifikation für die militia equestris und dem Senator den Platz im Rathause zu nehmen. Da der Censor zu diesem Zwecke ausser Erwägungen rein politischer und administrativer Art auch das gesamte Privatleben des Bürgers bis in seine intimsten Verhältnisse in Rücksicht ziehen darf, durch keine andere Vorschriften als sein Gewissen (Varro de l. l. VI 71 censorium iudicium ad aequum) und die Erinnerung an seinen eigenen Eid (Zonar. VII 19 ὡς οὕτε πρὸς χάριν οὔτε πρὸς ἔχθραν τι ποιοῦσιν, ἀλλ’ ἐξ ὀρθῆς γνώμης τὰ συμφέροντα τῷ κοινῷ καὶ σκοποῦσι καὶ πράττουσι) gebunden, erwächst in der Censur das morum severissimum magisterium, Cic. de prov. cons. 46 (vgl. Zon. a. O. Dionys. XIX 16. Plut, Cat. mai. 16. Cic. de leg. III 7. Liv. IV 8, 2). Das regere mores (Liv. XXIV 18, 2. XL 46, 1. XLI 27, 13. XLII 3, 7. Cic. pro Cluent, 119. 129 u. s.) wird als das charakteristische Merkmal der Censur angesehen, und aus ihm (ὃ μεῖζον πάντων ἦν τῶν τοῖς ὑπάτοις καταλειφθέντων Zon. a. O.) entwickelt sich die hohe Machtstellung der Censur. Die Schmälerung der bürgerlichen Ehrenrechte wird durch eine nota in der Liste angedeutet und mit Angabe der Gründe motiviert (s. Nota).

II. Feststellung des steuerpflichtigen Vermögens als Grundlage für die Auflage des tributum (s. d.), also Ausscheidung der zu geringen Vermögensstände der capite censi und Gliederung der übrigen Vermögen nach den gesetzlichen Stufen. Es ist Aufgabe des Censors, den wahren Stand zu ermitteln. Darüber hinaus führt blos das Recht, die gerügten und minderwertigen Bürger, die sog. aerarii (s. d.), zu einer höheren Steuerpflicht heranzuziehen und hiedurch die censorische Rüge auch als empfindliche Vermögensstrafe wirken zu lassen.

III. Anfertigung der Heeresrollen. Censor exercitum centuriato constituit quinquennalem cum lustrare et in urbem ad vexillum ducere debet Varro de l. l. VI 93. Soweit das Fussvolk in Betracht kam, mussten die Bürgerliste und die Steuerliste das einzige Substrat für die Abfassung dieser Rollen bilden, die nicht so sehr die Dienstpflicht als das Dienstrecht declarieren sollten. Wie dann auf dieser Grundlage die Listen der Heerpflichtigen für jedes einzelne Jahr zusammengestellt wurden, und wie und von wem die Ableistung der vorschriftmässigen Dienstjahre gebucht und Entschuldigungen protocolliert wurden, wird nicht berichtet; es mögen untergeordnete Schreiber zu dieser Aufgabe herangezogen worden sein. Im C. wird lediglich die Masse der Steuerpflichtigen der fünf Classen in zehn Halbclassen (fünf der iuniores, die nicht älter als 46 Jahre sind, und fünf der über dieses Alter hinausgeschrittenen seniores) und jede Halbclasse in die für die betreffende Steuerstufe vorgeschriebene Anzahl von centuriae oder ordines (Aushebungsgruppen, nicht militärische Einheiten) eingeteilt: (censores) pecunias aevitates ordines partiunto Cic. de leg. III 7. Auf die durch diese Listen gegebenen Gesamtsummen der zum Kriegsdienst nach Alter und Vermögen berechtigten, im vollen Besitz ihrer bürgerlichen Ehrenrechte befindlichen römischen Bürger der jüngeren ordines und wahrscheinlich [1918] ohne Rücksicht auf andere Ausschliessungsgründe wie physische Untauglichkeit oder Ableistung der vorgeschriebenen Anzahl von Feldzügen gehen die in der annalistischen Überlieferung erhaltenen C.-Zahlen der capita civium Romanorum zurück (adiecit scriptorum antiquissimus Fabius Pictor eorum qui arma ferre possent eum numerum fuisse Liv. I 44, 2, vgl. Dionys. V 20. 75. VI 63. IX 25. XI 63. Mommsen Herm. XI 59). Einen Teil der Heeresliste bildet das Verzeichnis der zum Dienst zu Pferde berechtigten Personen; aus ihm stellt der Censor nach eigenem Ermessen das Verzeichnis der equites equo publico in 18 Centurien zu je 100 Mann her; s. Equus publicus.

Nach Abschluss aller durch die Aufgaben des C. gebotenen Arbeiten wurde der feierliche religiöse Act der lustratio (s. Lustrum) vorgenommen; is censendo finis factus est, Liv. I 44. Seine Vollziehung ist für die Rechtsgültigkeit aller C.-Acte unbedingte Voraussetzung; wenn die rituell richtige Art seiner Begehung durch einen Zufall wie den bei Dio LIV 28 angedeuteten gestört wird, ἀνάδαστα τὰ πραχθέντα αὐτῷ πάντα γίγνεται, s. Mommsen St.-R. II³ 412.

Seitdem Kaiser Vespasianus in Gemeinschaft mit seinem Sohne Titus das letztemal das Amt eines Censors in der alten republicanischen Form activiert hat, ist wohl nie mehr ein allgemeiner Bürgercensus abgehalten worden. Weder finden sich Erwähnungen von kaiserlichen Beamten noch über diese Zeit hinaus von Dienern, welche mit den C.-Geschäften betraut worden wären, noch war ein Grund vorhanden, die umständliche Arbeit der Censur wieder aufzunehmen, da die Zwecke, denen der C. dienen sollte, die Aufstellung der Liste der Steuer- und Heerpflichtigen sowie der Stimmberechtigten durch die thatsächliche, übrigens schon längst bestehende Befreiung Italiens von der Grundsteuer, durch die Änderungen in dem Aushebungswesen und durch den Verfall der Comitien in Wegfall gekommen waren. Nicht einmal eine Zusammenfassung der Municipal-C., die dies iulische Gesetz in definitiver Weise geregelt hatte, ist seitdem irgendwie nachzuweisen.

B. Census in den Provinzen. In grösserem Umfange und unabhängig von dem hauptstädtischen C. erscheint die Schätzung in den Provinzen erst unter dem Principat, und wird dann, da der C. überhaupt nun (Dio LIII 17, 7) in die Competenz des Kaisers fiel, im kaiserlichen Auftrag und durch kaiserliche Beamte ausgeführt. Gewöhnlich beziehen sich unsere Nachrichten auf die kaiserlichen Provinzen, aber die senatorischen sind keineswegs ausgeschlossen. Den ersten und vielleicht umfangreichsten dieser C. hat Augustus im J. 27 in den drei Gallien eingeleitet: Liv. ep. CXXXIV cum ille conventum Narbone ageret, census a tribus Galliis, quas Caesar pater vicerat, actus, vgl. Dio LIII 22, 5, und an diesem C. ist noch oder neuerdings Drusus thätig (Liv. ep. CXXXVI. CXXXVII tumultus, qui ob censum exortus in Gallia erat. Rede des Kaisers Claudius, Dessau 212, II 36 cum a⟨d⟩ census novo tum opere et inadsueto Gallis ad bellum advocatus esset), dann sehen wir wieder im J. 14 n. Chr. Germanicum agendo Galliarum censui intentum Tac. ann. I 31. 33, missis ad census [1919] Galliarum P. Vitellio et C. Antio im J. 16, ebd. II 6. Im J. 61 census per Gallias a Q. Volusio et Sextio Africano Trebellioque Maximo acti sunt, ebd. XIV 46 und Domitian cum Germanos vellet obprimere ... profectionem suam censu obtexuit Galliarum, Frontin. strat. I 1, 8. Auch für Spanien lässt sich eine schwache Spur eines augusteischen C. nachweisen, Dio LIII 22, 5. Nach Syrien ging auf Augustus’ Befehl 6 n. Chr. P. Sulpicius Quirinus, ἀνὴρ ὑπατικός, ἀποτιμησάμενος τὰ ἐν Συρίᾳ Joseph. ant. XVII 13, 5, δικαιοδότης τοῦ ἔθνους ἀπεσταλμένος καὶ τιμητὴς τῶν οὐσιῶν γενησόμενος; diesen C. bezeugt auch der Evangelist Lucas 2, 2 αὕτη ἀπογραφὴ ἐγένετο πρώτη ἡγεμονεύοντος τῆς Συρίας Κυρηνίου, doch führt er ihn auf ein δόγμα παρὰ Καίσαρος Αὐγούστου zurück, ἀπογράφεσθαι πᾶσαν τὴν οἰκουμένην 2, 1; weitere Zeugnisse für diesen vermeintlichen Reichs-C. fehlen, und die genaueren Details, mit denen späte Schriftsteller seiner gedenken, scheinen in letzter Linie nur Ausgestaltungen der Worte des hl. Lucas zu sein; noch weniger darf ein Reichs-C. auf die dem Kartenexcerpt des Iulius Honorius, der sog. cronica Iulii Caesaris, vorausgesetzte, übrigens arg entstellte und vielleicht auch thöricht concipierte Notiz über eine Reichsvermessung: Iulio Caesare et Marco Antonino (sic) consulibus (d. i. 44 v. Chr.) omnis orbis peragratus est per sapientissimos et electos viros quattuor, Nicodemo orientis, Didymo occidentalis, Theudoto septemtrionalis, Polyclito meridiani gestützt werden.

Nicht sehr viel mehr als aus der litterarischen Überlieferung erfahren wir über den Provincial-C. durch Inschriften:

Hispania citerior: CIL VI 332. II 4121 censit(or) H(isp.) c(it.) leg(atus) Aug(usti) cens(ibus) acc(ipiendis) Hisp. cit. X 680 leg. [... ab imp.] Caesare Aug[usto, missus pro] censore ad Lus[itanos]. VI 1463 at census accipi[en]dos civitatum XXIII[I] Vasconum et Vardulorum. VIII 7070 = 19428 censitor [conve]ntus Cae[saraugusta]n[i].

Gallia Narbonensis: XIV 3602 [leg. a]d cen]s(us) accip(iendos) et dilect(um) et [proco]s. provinciae Narbonensis.

Aquitanica: II 4188 censum egit in provinc. Gallia Aquitanic(a). V 7783 censitor provinciae Aquitaniae. XII 671 electus [ab imp. M.] Aur. [Antonino ad census] accipiendos in pro[v]. Aquitanica. XIV 2925 legato pro pr(aet.) provinciae Aquitani[ae] c[e]nsu[um] accipiendorum. CIG 3751 ἐπίτρ(οπος) τῶν Σεβ(αστῶν) ἐπαρχείας Γαλλίας Ἀκυιτανικῆς ἐπὶ κῆνσον und derselbe Mann Rev. arch. 1883 I 208 ἐπίτροπος Γαλλίας Ἀκουιτανικῆς εἰς κῆνσον.

Belgica: XIV 3593 electus iud(icio) sacro ad [census] accept(andos) per prov. Velgicam. XII 1855 (vgl. 1869) censori civitatis Remor(um) foeder(at).

Lugdunensis: II 4121 censitori prov. Lugd., item Lugdunensium. VI 1333 censitori provinciae Lugdunensis. 8578 dispensator ad census provinciae Lugdunensis. X 6658 leg. Aug. p(ro) p(raet.) ad census provinciae Lugdunensis. XII 408 adiutori ad census provin[c]. Lugudunens. XIV 4250 procurator Aug. ad accipiend[o]s census in provinc. Gallia Lugudunensi et in provincia Thracia. [1920] Mommsen Inscr. Helv. 175 legatus imp. Nervae Traiani – – ad census accipiendos.

Die tres Galliae ehren Boissieu p. 269 = Orelli 6944 einen Procurator als primus umquam eq(ues) R(omanus) a censibus accipiendis; vgl. auch Bull. arch. com. 1893, 84 proc(urator) Aug. ad cens[us] Gallorum, proc. Aug. ad census Brit[t(onum)].

Britannia: vgl. die eben angeführte Inschrift, dann Orelli 6948 = CIL XI 5213 censito[r] Brittonum Anavion[ensium]. CIL XIV 3955 censitor civium Romanorum coloniae Victricensis, quae est in Brittania Camaloduni.

Germania inferior: III 10804 [leg. Aug. pr(o) pr(aet.) ad census] acci[p]iendo[s provinc. Ge]rm. infer. XI 709 censor Germ. inferior(is).

Dacia: recensus CIL III p. 945.

Macedonia: III 1463 cens(or) provinc. Maced. VIII 10500 prov. Aug. ad census accipiendos Macedoniae.

Thracia: V 7784 censitori provinciae Thraciae. XIV 4250 (oben bei Lugdunensis). Archives des missions scient. III sér. 1876 III 144 πρεσβ(ευτὴν) Σεβ(αστοῦ) ἀντιστράτηγον τειμητήν.

Paphlagonia: CIL III 6819 ad census Paphlag.

Syria: CIL III 6687 missu Quirini censum egi Apamenae civitatis homin(um) civium CXVIII (milium).

Africa: CIL III 388 civitates XXXXIIII ex provinc. Africa, quae sub eo censae sunt.

Mauritania Caesariensis: VIII 9730 proc. Auggg. a censibus und praeses Eph. ep. VII 804.

Von nicht bestimmbaren Provinzen VI 1441 = XIV 2927 [leg. Aug. pr. p]r. censor provinc[iae ...]. VI 3842. VIII 2754. 5355 u. a.

Aus diesem dürftigen Material ergiebt sich, dass der C. nach Provinzen gegliedert und über besondere kaiserliche Ermächtigung von den Statthaltern eingeleitet wurde, die diesen Specialauftrag in ihrem cursus honorum zum Ausdruck brachten, ferner dass die Statthalter ritterliche Officiere und Procuratoren für einzelne Gemeinden oder Gerichtsbezirke oder grössere Districte des dem C. unterworfenen Gebietes delegierten. Wenn nun in den Inschriften seit etwa dem Ende des 2. Jhdts. hauptsächlich Procuratoren mit dem C. betraut worden sind (die Inschrift eines Procurators Orelli 6944, der als primus umquam eq. R. a censibus accipiendis bezeichnet wird, gehört eher in die Zeit der Samtherrschaft des Severus und Caracalla, als in die der divi fratres), und so möchte ich auch nicht daraus mit Unger an eine absichtliche Verdrängung der senatorischen Beamten aus dem C.-Geschäft schliessen (die Ausnahme CIL XIV 3593 bereitet Unger genug Schwierigkeit), sondern glaube eher, dass, sobald einmal die grundlegenden Katasterarbeiten und Bonitierungen des Bodens fixiert waren, es gewöhnlich zu genügen schien, statt nach einiger Zeit den ganzen Apparat des C. neuerdings in Bewegung zu setzen, durch Zusätze und durch Nachtragsfassionen das Hauptbuch des C. auf dem Laufenden zu erhalten, und für diese Thätigkeit mochten die Befugnisse eines Procurators ausreichend geschienen haben.

Damit sind wir bei der Frage nach der Erneuerung des Provincial-C. angelangt. Da weder die Zeit der meisten von den oben angeführten [1921] C.-Functionen genau bestimmt werden kann, noch von dem für eine Provinz gewonnenen Datum auf die anderen Provinzen geschlossen werden darf, begnügt man sich mit dem Hinweis auf die Verkaufsurkunde vom 6. Mai 159 n. Chr. aus Alburnum Maius CIL III p. 945, durch die der Verkäufer eines Hauses auch dazu sich verpflichtet, [uti pro ea] domo tributa usque ad recensum dep[e]n[dat], und auf eine Stelle des Edicts des Praefectus Aegypti Ti. Iulius Alexander vom 28. September 68 CIG 4957 Z. 49, wo die Strategen gewarnt werden, bei Ameliorationen sofort mit Steuerverschreibungen vorzugehen und dadurch den Fortschritt zu gefährden, und bestimmt wird εἴ τινα καινῶς τῇ ἔγγιστα πενταετίᾳ τὰ μὴ πρότερον τελούμενα ... [κατ]εκρίθη, ταῦτα εἰς τὴν προτέραν τάξιν ἀποκαταστήσωσιν παρέντες αὐτῶν τὴν ἀπαίτησιν. Aber aus dem Edict eine fünfjährige C.-Periode herauszuklügeln ist fruchtloses Bemühen, und ebensowenig wäre es nötig, eine Wiederholung des C. im grossen Stile in regelmässigen Zwischenräumen aus dem Vertragsinstrument herauszulesen, wenn man annähme, dass zur Zeit seiner Ausfertigung ein kaiserliches Edict die Vornahme eines neuen C. in Dacien bereits angeordnet habe. Wieweit das C.-Verfahren in Ägypten gemeinschaftliche Züge mit dem C. in anderen Provinzen gehabt hat, lässt sich vorläufig nicht feststellen. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass die sorgfältige Vorbereitung der Steueraushebung und der Vermögenscontrolle, wie sie am Nil sich ausgebildet hatte, auch in anderen Provinzen angestrebt worden ist, und es wäre nicht einzusehen, warum sie in Provinzen mit vorgeschrittener Cultur nicht auch vollständig hätte erreicht werden können; auch wüssten wir nicht zu erkennen, wie etwa in Syrien ohne ähnliche Vorarbeiten die regelmässige Einhebung des tributum capitis möglich war, von der Ulpian Dig. L 15, 3 spricht, und überhaupt wäre die directe Besteuerung, die Grundlage der kaiserlichen Steuerpolitik (Mommsen St.-R. II³ 1094f.), ohne sie undenkbar.

Zur Darstellung der Technik des Provincial-C. sei auf das Fragment aus dem dritten Buch Ulpians de censibus Dig. L 15, 4 verwiesen: forma censuali cavetur, ut agri sic in censum referantur: nomen fundi cuiusque, et in qua civitate et in quo pago sit, et quos duos vicinos proximos habeat; et arvum, quod in decem annos proximos satum erit, quot iugerum sit; vinea, quot vites habeat; olivae, quot iugerum et quot arbores habeant; pratum, quod intra decem annos proximos sectum erit, quot iugerum; pascua, quot iugerum esse videantur; item silvae caducas; omnia ipse, qui defert, aestimet; ..in servis deferendis observandum est, ut et nationes eorum et aetates et officia et artificia specialiter deferantur; ...si quis inquilinum vel colonum non fuerit professus, vinculis censualibus tenetur. quae post censum editum nata aut postea quaesita sint, intra finem operis consummati professionibus edi possunt. Die zweite Hauptstelle, Römische Feldmesser p. 205 (Hygin), behandelt soli aestimationem: certa enim pretia agris constituta sunt, ut in Pannonia arvi primi, arvi secundi, prati, silvae glandiferae, silvae vulgaris pascuae; ... horum aestimio ne qua usurpatio [1922] per falsas professiones fiat, adhibenda est mensuris diligentia. Vgl. Mommsen Röm. St.-R. II³ 1091ff. und Humbert bei Daremberg-Saglio I 1006ff. Die den C. leitenden Beamten behandelt Joh. Unger De censibus provinciarum Romanorum, Leipziger Studien X 1887, 1–75. Eine den ganzen Stoff, insbesondere auch die formae der Provinzen (für diese liegen einige Vorarbeiten bei Kubitschek Imp. Rom. trib. discriptum 1889 und bei Cuntz in den beiden Untersuchungen über Agrippa und Augustus 1888 und 1890 vor) umfassende Monographie wäre sehr wünschenswert.

C. Municipalcensus. Oben S. 1906 und 1915 ist bereits bemerkt worden, dass die Römer Form und Normen ihres C., soweit wir sehen, zum erstenmal jenen zwölf latinischen Colonien im J. 204 aufdrangen, die die übergrosse Kriegslast weiter zu tragen sich eben geweigert hatten; auch ist die weitere Beeinflussung der Schatzungsarbeiten in anderen Municipien und Bundesstädten dort betont worden. Endlich ist auch schon auf die Bestimmung des Mustergesetzes für alle Gemeindestatute der Kaiserzeit hingewiesen worden, der Lex Iulia municipalis, die vermutlich in Fortbildung der durch die Lex Iulia vom J. 90 v. Chr. getroffenen Bestimmungen verordnete: quae municipia coloniae praefecturae c(ivium) R(omanorum) in Italia sunt erunt, quei in eis municipieis colonieis praefectureis mag(istratum) maximamve potestatem ibei habebit tum, cum censor aliusve quis mag(istratus) Romae populi censum aget, is diebus LX proxumeis, quibus sciet Romae censum populi agi, omnium municipum colonorum suorum queique eius praefecturae erunt, q(uei) c(ives) R(omanei) erunt, censum agito (Z. 142ff.), und eosque libros per legatos ... ad eos, quei Romae censum agent, mittito (Z. 150f.). Es sei dem noch hinzugefügt, dass, wo keine censores functionierten, die jeweiligen höchsten Beamten in jedem fünften Jahre, für das theoretisch die Wiederkehr des C. damals angeordnet oder vermutet wurde, als quinquennales censoria potestate oder schlechthin als quinquennales (s. d.) die Schatzungsgeschäfte, die lectio senatus und die Ordnung des Gemeindebudgets durchzuführen beauftragt wurden, und dass die übrigen Geschäfte der römischen Censur in die Competenz der ständigen obersten Gemeindemagistratur gelegt erscheinen. Marquardts Annahme, dass, wo censores sich bis in die Kaiserzeit erhielten, ,hier nur der Titel geblieben, die Censur aber mit dem IIviratus verbunden worden sein‘ dürfte (St.-V. I² 160, 13), bedarf sehr der Bestätigung. Die Freiheit der Gemeinde bei Durchführung des C. wurde durch die Ernennung kaiserlicher Specialcommissäre, der correctores (διορθωταί) und curatores (λογισταί), s. d., allmählich eingeengt und endlich vernichtet.

D. Census als Standesqualification in der Kaiserzeit. Noch gegen Ende der republicanischen Zeit ist der Grundsatz, dass für die senatorischen Magistrate und überhaupt für die Senatsmitglieder auch die Feststellung einer Minimalgrenze des Vermögens und die daran sich knüpfende Voraussetzung einer relativen wirtschaftlichen Unabhängigkeit eine unentbehrliche [1923] Qualificationsbedingung sei, nicht aufgestellt worden, wenn auch dieser Forderung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Unabhängigkeit damals bereits deutlich vorgearbeitet wurde, so durch das tribunicische Gesetz des P. Sulpicius Rufus 88 v. Chr., μηδένα συγκλητικὸν ὑπὲρ δισχιλίας δραχμὰς ὀφείλειν, Plut. Sulla 8. Dazu gelangte erst Augustus bei der Neuordnung des Staatswesens. Den Senatoren-C. (curia pauperibus clausa est; dat census honores Ovid. amor. III 8, 55) hat Augustus auf δέκα μυριάδες, nämlich Denare, also 400 000 Sesterzen, fixiert, Dio LIV 17, 3. 26, 3. Diesen C. kennt Sueton nicht; vielmehr sagt er Aug. 41: senatorum censum ampliavit ac pro octingentorum milium summa duodecies sestertio taxavit supplevitque non habentibus; nun ist ja, da der Ausdruck censum ampliavit nur dann correct sein kann, wenn jene 800 000 Sesterzen nicht mehr das erstgewählte Minimum bezeichneten, die Angabe Dios mit der Suetons allenfalls zu vereinigen. Allein der zweite Satz Suetons, 1 200 000 Sesterzen, wird von Dio nicht bestätigt, da er fortfährt ἔπειτα καὶ ἐς πέντε καὶ εἴκοσι μυριάδας, also 1 000 000 Sesterzen, αὐτὸ (τὸ βουλευτικὸν τίμημα) προήγαγε. Zwischen diesen beiden Höchstsätzen zu vermitteln, etwa durch die Annahme, dass Sueton correct erzähle, zu Dios Zeit aber oder eher früher bereits eine Ermässigung des Senatoren-C. eingetreten sei, erscheint unmöglich, da die von Marquardt in Beckers Handbuch II 3, 220 zusammengetragenen Beispiele der Schenkung von einer Million, um den Beschenkten für den Senatorenstand zu qualificieren, zum Teil der nachaugusteischen Zeit angehören, und man gerade nur zu der allzu künstlichen und auch sonst unwahrscheinlichen Annahme greifen müsste, dass um die Wende des 1. Jhdts. eine vorübergehende und von Sueton irrig dem Augustus zugeschriebene Erhöhung des C. auf 1 200 000 Sesterzen erfolgt sei. Eine bestimmte Form der Anlage und Sicherung dieses Capitals wird durch Traian verordnet, der patrimonii tertiam partem conferre iussit in ea quae solo continerentur (also in Grundbesitz), deforme arbitratus, ut erat, honorem petituros urbem Italiamque non pro patria, sed pro hospitio aut stabulo quasi peregrinantes habere (Plin. epist. VI 19), und Marcus Traianique praecepta verecunde consuluit; leges etiam addidit, ... utque senatores peregrini quartam partem in Italia possiderent (Hist. Aug. Marcus 11, 8). Im Übrigen vgl. Mommsen St.-R. I³ 498f. III 898f. Marquardt a. O. 218ff.

Für die Ritter war schon durch den Aufbau der Classenordnung ein C. vorgeschrieben, über den unter Classis und Equites gehandelt werden soll. Hier sei blos für jene Zeit, in der die Classenordnung und die Institution der Rittercenturien fast nur noch eine formelle Existenz führten, erwähnt, dass bereits das Gesetz des Roscius Otho 68 v. Chr. iussit eos, qui quadringentorum sestertiorum habent reditus (vielmehr: Vermögen), in numero equitum esse, Schol. Iuven. III 155. Denselben Satz kennt die Verfügung vom J. 23 n. Chr. bei Plin. n. h. XXXIII 32, kennen Martial IV 67. V 23. 25. 38. Plin. epist. I 19, 2 u. a. Vgl. Mommsen St.-R. III 499. Daher ist für die Mitglieder der aus equites equo [1924] publico zusammengesetzten drei ersten und vornehmeren Geschwornendecurien auch iudex quadringenarius (CIL IX 2600. X 5197. 7507. Mommsen III 536, 4) verwendet worden.

Wie in Rom für die Senatoren, so erschien für die Stadträte der Municipien und Colonien der Vermögensnachweis unbedingt nötig. Für Comum galt zur Zeit des jüngeren Plinius (epist. I 19, 2 esse autem tibi centum milium censum satis indicat, quod apud nos decurio es) die Summe von 100 000 Sesterzen als Minimum. Marquardt St.-V. I² 180, 4 ist der Ansicht, dass die gleiche Summe bei Catull 23, 27 und bei Petron 44 von derselben Sache zu verstehen seien, diese Summe also in grösseren Landstädten üblich gewesen sei. Es ist selbstverständlich, wenn auch Zeugnisse noch fehlen, dass in Städten von verschiedenem Reichtum auch die C.-Forderungen für die Decurionen verschieden abgestuft wurden.
[Kubitschek.]

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