Capisterium, ein in der alten Litteratur nur bei Columella (II 9, 11) vorkommendes Wort, will mit Schneider (z. d. St.) O. Weise (D. griech. Wörter im Latein, 1882, 16; vgl. 47. 74. 207) beibehalten. Nach ihm soll es unter Beeinflussung von capistrum und capis, bezw. capio, durch Volksetymologie aus σκαφιστήριον entstanden sein. Doch scheint sich eine solche Umwandlung oder vielmehr eine Anlehnung an caput erst später vollzogen zu haben, da im Mittelalter (vgl. Ducange) das Wort auch eine hölzerne Wanne bezeichnete, welche mit eben gewaschener Wäsche gefüllt auf dem Kopfe getragen wurde. Die beste Hs. des Columella aus dem 9. Jhdt., der Cod. Sangermanensis, hat caphisterium, jüngere sogar scaphisterium. In den wohl im 8. Jhdt. [1511] verfassten Glossae nominum (Corp. gloss. lat. II 592, 33) lesen wir scabisterium vas in quo triticum mundatur, in den noch älteren Glossae graeco-latinae (ebd. 432, 50) σκαφιστήριον scafisterium und in dem Codex Montepessulanus des 9. Jhdts. (ebd. III 321, 41) σκαφίδιον scafisterium. Heute nennt man bei Siena capisteo und anderswo vassojo eine zum Reinigen des Weizens u. dergl. gebrauchte Wanne, während in der Lombardei dazu ein vall (von vannus; vgl. frz. van) genannter grosser, flacher Korb in Form einer Muschelschale gebraucht wird, in dem der Inhalt geschüttelt und in die Höhe geworfen wird (Stef. Palma Vocabul. metodicoital. I 41). Ausserdem soll capisterio ein auf dem Kopfe zu tragendes Gefäss bezeichnen. Nach Columella sollte man, wenn man infolge reicher Ernte nicht die besseren Ähren auslesen wollte, das Saatgetreide mit Hülfe des erwähnten Gefässes dadurch reinigen, dass die grösseren und schwereren Körner sich unten ansammelten (wie beim Dreschen auf der Tenne, Plin. XVIII 195), also wohl durch Schütteln des Inhalts. Die Gestalt des, wie es scheint, hölzernen Gefässes wird der Benennung entsprechend wohl der eines Nachens ähnlich gewesen sein, während die vannus, die aus Ruten geflochtene (Arnob. II 38; vgl. Varro I 23, 5. Serv. georg. I 166) Schwinge, nur zum Reinigen des Getreides von der Spreu und zwar, wenigstens von Columella (II 20, 5), nur bei windstillem Wetter gebraucht, nach Rich (Illustr. Wörterb. der röm. Altert., übers. v. Müller, 1862, 674) eine flache und rundliche Gestalt gehabt haben soll, was aber fraglich ist, da der in der Lombardei und in Frankreich zum Reinigen gebrauchte Korb, wie erwähnt, die Form einer Muschelschale hat. Vielmehr vermutet Schneider (zu Col. II 20, 5 p. 124) wohl mit Recht, dass c. (oder scaphisterium) dasselbe Gefäss von Holz gewesen sei, wie die aus Ruten geflochtene vannus.
[Olck.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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