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Calliopius, Name eines Grammatikers, der uns nur aus den Subscriptionen der Terenz-Hss. Calliopius recensui, feliciter Calliopio, feliciter Calliopio bono scholastico bekannt ist (O. Jahn Ber. d. sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1851, 362f.) und nach dem man die durch alle Terenz-Hss. mit Ausnahme des alten cod. Bembinus vertretene Überlieferung als die calliopische Recension zu bezeichnen pflegt. Die Hss. dieser Recension zerfallen nach der Reihenfolge der Stücke, der Form der Didaskalien und der Textgestaltung deutlich in zwei Gruppen, von denen die eine (δ) vor allem durch den Victorianus D und den Decurtatus G (ausserdem eine Leipziger und eine Pariser Hs.), die andre (γ), deren Archetypus mit Illustrationen nach alter guter Vorlage geschmückt war, durch Parisinus P, Vaticanus C, Ambrosianus F u. a. vertreten ist; die den Namen des C. enthaltende Subscription findet sich in Hss. beider Gruppen in gleicher Weise (doch steht die Wendung feliciter Calliopio bono scholastico nur in Hss. der Gruppe γ, vgl. F. Leo Rh. Mus. XXXVIII 334), und es ist eine vielfach ventilierte Streitfrage, zu welcher von beiden C. in nächster und unmittelbarster Beziehung steht. F. Umpfenbach (Ausg. d. Terenz p. I. LXVIIIf.), W. Prinzhorn (De libris Terentianis , quae [so] ad recensionem Calliopianam redeunt, Diss. Gotting. 1885) und K. Dziatzko (Ausg. d. Terenz p. XIf.; Commentat. Woelfflin. 1891, 219ff.; vgl. F. Schlee Scholia Terentiana p. 8. 10) halten die Gruppe γ für die eigentliche Repraesentantin der calliopischen Recension und weichen nur in der Bestimmung des Verhältnisses von δ zu ihr von einander ab; diese Gruppe stellt nach den einen eine Modification des calliopischen Textes dar, herbeigeführt durch systematisches Durchcorrigieren entweder nach Donat (so Umpfenbach) oder nach einer Schwester-Hs. des Bembinus (so Prinzhorn), nach Dziatzko dagegen enthält sie eine von C. unabhängige, ältere und bessere Recension (näher verwandt der des Bembinus), in welche erst später, als die Fassung von γ zur Vulgata geworden war, Name und Text des C. eingedrungen seien. Im Gegensatze dazu verficht F. Leo (Rh. Mus. XXXVIII 1883, 317ff.) mit grossem Scharfsinne die umgekehrte Anschauung, wonach in δ die Ausgabe des C., in γ eine spätere Bearbeitung derselben vorliege. Ausführlicher wird auf diese Frage unter Terentius einzugehen sein, hier mag nur hervorgehoben werden, dass Leos Ansicht die sehr viel einfachere und natürlichere Lösung der Frage darstellt und dass das, was von Gegengründen gegen ihn vorgebracht worden ist, nicht viel zu bedeuten hat; dass der Name des Redactors der Recension γ nirgends genannt ist, und dass Donat u. a., welche Hss. der Familie δ benützen, des C. als des Urhebers dieser Überlieferung keine Erwähnung thun, das sind gewiss keine Thatsachen, die zu einem Schlusse ex silentio berechtigten; die Textverwandtschaft von δ mit dem Bembinus aber erklärt sich sehr ungezwungen daraus, dass C. ‚eben die Ausgabe zu Grunde gelegt hat, von der der Bembinus ein Exemplar ist‘ (Leo Plautin. Forschungen 34, 2). Ist Leos Auffassung die [1362] richtige, so rückt C. bis ins 3. oder den Anfang des 4. Jhdts. hinauf (Dziatzko Comment. Woelffl. 225f. weist ihn dem 5. Jhdt. zu), da sowohl der Metriker Arusianus Messius (vgl. H. Schindler Observat. crit. et histor. in Terentium, Diss. Halis 1881, 1ff.) als auch Donat (Leo Rh. Mus. XXXVIII 323ff.) bereits Hss. dieser Familie δ benützten.

Über die Person des C. ist nicht das Geringste zu ermitteln; die mittelalterlichen Randscholien unserer Terenz-Hss. machen ihn zum Prologsprecher und recitator des Terenz (Schlee Scholia Terent. p. 9). Die höchst unglückliche Hypothese Casp. Barths, der C. mit Karls d. Gr. Zeitgenossen Alcuin identificierte, ist neuerdings von Gutjahr (Ber. d. sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1891, 273ff.) wieder aufgenommen, aber von Dziatzko (Rh. Mus. XLVII 1892, 635ff.) mit vollem Rechte zurückgewiesen worden.
[Wissowa.]

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