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Buche, Waldbaum und Nutzholz, Fagus silvatica L. = Rotbuche. Auszuscheiden aus der Erörterung sind: 1) die Hainbuche oder Weissbuche, Carpinus Betulus L.; italienisch carpino, carpine bianco (o commune); 2) die Hopfenbuche, Carpinus Ostrya L.; italienisch carpine nero, ostria, sappino (vgl. Plin. XVI 193). Beide verwendete man zu Werkzeugen und Geräten. Jene hiess ζυγία, da man die Joche der Ochsen daraus fertigt (Vitruv. II 9); auch die Griffe und Stiele ländlicher Werkzeuge bestanden aus Weissbuchenholz (manubrium carpineum Colum. r. r. XI 2, 92. Plin. XVI 230). Diese hiess ὀστρύς oder ὀστρύα, wird von Theophrast beschrieben (h. pl. III 10, 3; vgl. Plin. n. h. XIII 117), lieferte das beste Holz für Ölpressen (Cato agric. 31, 2: carpinus atra), Tischlerarbeiten (Plin. XVI 226) und Bauten, weil es σκληρὸν καὶ ἄρχουν war (Theophr. III 10, 3). Vgl. Blümner Techn. II 294f. Theophr. h. pl. III 3, 1. 6, 1; caus. pl. V 12, 9; ζυγία: h. pl. III 3, 1. 3, 3. 4, 2. 6, 1. 11, 1. V 1, 2. 3, 3. 7. 6.
[972] Namen, die in Betracht kommen, sind: φηγός, fāgus, ὀξύη. Unbeanstandet ist die Gleichung fagus = Rotbuche. Die Gleichung ὀξύη = Rotbuche beanstandet O. Schrader (Sprachvergl. u. Urgesch.² 398), seine Gleichung heisst ὀξύη = Esche. Am schlimmsten steht es mit φηγός, das die einen als Rotbuche (Schrader-Engler bei V. Hehn Kulturpfl.⁶ 389), andere als Kastanie (Buchholz Flora Hom. 1848. Koch Bäume und Sträucher des alt. Griech. 45ff.), die meisten als Speiseeiche (Blümner Techn. II 250. Murr Pflanzenwelt in d. alt. Myth. 4. Leunis Synopsis II 509: ,die Griechen und auch die Römer meinen gar häufig die Speiseeiche‘. Lenz Bot. d. Gr. u. Röm. 399) auffassen. Welche dieser Gleichungen sind richtig? A. Fāgus = Rotbuche. Noch heute heisst sie in Italien faggio. Charakteristische Bilder wie patulae recubans sub tegmine fagi (Verg. Ecl. I 1) oder inter densas, umbrosa cacumina, fagos (Ecl. II 3) passen noch heute auf die Höhen von Norditalien. B. ὀστρύη = Rotbuche. Dafür spricht trotz kleiner Ungenauigkeiten Theophrasts und Plinius’ Beschreibung. Schrader setzt selber hinter seine Gleichung ein Fragezeichen. Stimmt aber auch seine Etymologie, so ist ein Umspringen der Bedeutung (vgl. C) nicht ohne Beispiel; Schrader selbst nennt ein solches quercus = Föhre (394). Auch haben die Griechen für Esche das Wort μελίη. Dass endlich ὀξύη wie sonst μελίη bei Archilochos für Speer steht, beweist nichts, da so auch andere Wörter gebraucht sind, wie ἡ κρανεία (vgl. Cornus). C. φηγός = Speiseeiche, quercus esculus L. Den Nachweis lieferte besonders Murr (Speiseeiche, Kastanie und Verwandtes, Innsbruck 1888). Ein Blick auf Kochs Sätze zeigt die Willkür seiner Behauptungen. So leugnet er die essbaren Eicheln rundweg ab und setzt dafür Kastanien. Schon der Eichelkaffee würde ihn stutzig machen. Schrader-Englers Concession, dass wenigstens an zwei Stellen (Plat. Pol. 372: φηγοὺς σποδιοῦσι πρὸς τὸ πῦρ. Aristoph. Pax 1187: τὴν φηγὸν ἐμπυρεύων) Kastanien gemeint sein dürften, ist auch nicht berechtigt; heimkehrende Soldaten erfreuen sich gegenüber der Kost des Lagerlebens zunächst nicht am Köstlichen, sondern am Gemütlichen des häuslichen Lebens; ihnen sind die gerösteten φηγοί nichts Leckeres (Kastanien), sondern etwas Heimisches (Eicheln). Nicht anders ist es mit den Bürgern der neugegründeten Stadt bei Platon. Ebenso behauptet Schrader-Engler nicht, dass die Etymologie fāgus = φηγός = Buche beweise, dass φηγός bei den Griechen, sondern dass es ,im Urland der Griechen‘ die Rotbuche bezeichnet habe. Der Bedeutungswechsel erklärt sich daraus, dass die südwärts ziehenden Griechen südlich von der ambrakisch-malischen Einschnürung keine Buche mehr fanden (Kiepert Lehrb. d. alt. Geogr. 236. Fraas Synopsis 246). Wenn aber Sophokles in demselben Stück (Trach.) den Baum von Dodona δρῦς (1158) und φηγός (171) nennt, so ist für seine Zeit die Bedeutung von φηγός unzweifelhaft. Für Homer und Hesiod eine andere Bedeutung anzusetzen, ist an sich nicht verwerflich (σχεδία = Schiff, Homer; = Floss spätere), aber in diesem Falle willkürlich. Also scheidet φηγός aus und gehört unter die Eichen.
Beschreibung: Die ὀξύη hat keine Abarten [973] (μονογενές) gleicht der Weisstanne (ἐλάτη), bildet farbiges, festes Holz und glatte, dicke Rinde, trägt ungeteilte, zugespitzte Blätter, wurzelt weder tief noch reich (vgl. III 6, 5), reift eichelartige Früchte in stachligem Gehäuse, liefert endlich treffliches, weisses Holz, falls sie ἐν τῷ ὄρει, nicht ἐν τοῖς πεδίοις wächst (Theophr. h. pl. ΙΙI 10, 1; vgl. V 6, 4. III 11, 5). Man fabelte, in Makedonien trage sie keine Blüten (III 3, 8). Ihr Holz fault nicht im Wasser (V 4, 4). Erstaunliche Exemplare gab es in Latium (V 8, 3). Das Fruchtgehäuse ist dreikantig (triangula), das Blatt ist dünn, glatt, pappelartig, es vergilbt schnell und trägt oft eine grüne, zugespitzte Beere (Lenz Erzeugnis der Buchen-Gallschnake, vgl. Brehms Tierleben, Insekten² 453) u. s. w. (Plin. XVI 18). Benutzt wurde das Holz: 1) als Bauholz bei den Griechen, nicht so bei den Römern, da jene es für wasserfest (Theophr. V 4, 4), diese für leicht faulend (Vitr. II 9, 9. VII 1, 2) hielten; sonst aber galt es auch den Römern für leicht zu bearbeiten, weil zart, aber auch für zerbrechlich (Plin. XVI 229); erklärlich ist, dass es die Griechen auch zu solchen Schiffsteilen benutzten, die im Wasser lagen (Theophrast III 10, 1. V 7, 2. 4, 4. 8, 6). 2) Zu Wagen, κλῖναι, Sesseln, Tischen (Theophr. III 10, 1. V 6, 4. 7, 6. Verg. Georg. I 173. III 172. Mart. II 43, 10). 3) Zu Kästen, Gefässen, Speerschäften, Saiteninstrumenten (Plin. XVI 229. Colum. XII 47, 5. Tib. I 10, 8. Verg. Ecl. 3, 36. Ovid. met. VIII 669; fast. V 522. Eur. Heracl. 727. Hom. Il. VIII 514; Od. XIX 33. Athen. 183 b. u. s. w.). 4) Endlich liefert es biegsame Fourniere (Plin. XVI 36). Vgl. Blümner II 250ff.
[Max C. P. Schmidt.]
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