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Baiae (Βαίαι). 1) Ort am sinus Baianus, ursprünglich vielleicht Hafen von Kyme: der Name soll von Βαῖος, dem Steuermanne des Odysseus, stammen, dessen Grabmal dort gezeigt wurde (Lykophr. Alex. 695. Strab. V 245. Sil. Ital. XII 114. Serv. Aen. VI 107. IX 710). Die Hauptbedeutung aber gaben ihm die heissen Schwefelquellen (vielleicht die aquae Cumanae bei Liv. XLI 16, 3; s. o. S. 299), deren Hitze, wie man glaubte, von dem Unterweltsflusse Pyriphlegethon stammte (Strab. V 244). Schon in der republicanischen Zeit waren Villen an der Küste mit ihrem milden (doch nicht ganz malariafreien: Cic. ad fam. IX 12, 1, an Dolabella 45 v. Chr. geschrieben) Klima und ihrer herrlichen Vegetation zahlreich. Später werden besonders die kaiserlichen Besitzungen in B. erwähnt; in praetorio Baiano ist das Edict des Claudius de civitate Anaunorum vom 15. März 46 (CIL V 5050) datiert. Neros grossartige Bauthätigkeit beschreiben Sueton Nero 31. Tacit. ann. XV 42; vgl. Joseph. ant. Iud. XVIII 249. Hadrian starb am 17. Juli 138 in B. (Hist Aug. Hadr. 25. Chronogr. a. 354 p. 146 Mommsen); Alexander Severus schuf für seine Mutter Mamaea und seine Familie grossartige Anlagen (Hist. Aug. Alex. 26). Jedoch hat B. auch in der Kaiserzeit nie Stadtrecht besessen, sondern ist ein Teil des Gebiets von Cumae geblieben (was namentlich daraus hervorgeht, dass der Priester der Magna Mater von B. durch die Magistrate von Cumae bestellt wird, CIL X 3698). [2775] Der Heilquellen von B. gedenken Lucret. VI 748. Ovid. met. XV 713. Hor. epist. I 15, 6 (Bad ad myrteta). Vitruv. II 6, 2. Strab. V 227. 244. Plin. XXXI 5 (aquae Posidianae und Thermalquellen im Meere selbst). Florus I 16, 4. Celsus II 17. III 21. Stat. silv. III 2, 17 und noch im 6. Jhdt. Cassiod. var. IX 6. Das üppige Leben in B. gab den Moralisten sowohl der republicanischen Epoche (Varro sat. Men. 44 Buech. Cic. pro Caelio 15; ad Att. I 16; ad fam. IX 2) wie der Kaiserzeit (Seneca epist. 51; vgl. die Schilderung bei Propert. I 11. Cass. Dio XLVIII 51. Martial. I 62 u. ö.) Anlass zum Tadel. Genannt wird B. von den Geographen (Mela II 70. Geogr. Rav. IV 32 p. 265. V 2 p. 333 P.) und sonst häufig. Eine Abbildung des Strandes von B. mit den pilae, stagnum Neronis, ostriaria, palatium u. s. w. geben drei von de Rossi (Bull. arch. Nap. N. S. I 133. II 153) und Jordan (Archaeol. Ztg. XXVI 1868, 91) herausgegebene Glasgefässe. Vgl. Beloch Campanien 180-188. Mommsen CIL X p. 351. Kaibel IGI p. 229. Friedländer Sittengeschichte II³ 102-108.
[Hülsen.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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