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5) Eparchius Avitus, weströmischer Kaiser 455–456 (der Name De Rossi Inscr. christ. urb. Rom. I 795; die Münze, welche ihn M. Maecilius Avithus nennt, ist nur durch Banduri beglaubigt und vielleicht nicht echt, Eckhel VIII 193. Cohen VIII² 222), Arverner (Apoll. Sid. carm. VII 149. 248. Greg. Tur. II 11), Nachkomme des Patriciers Philagrius (Apoll. Sid. a. O. 156), aus dessen Geschlecht Consuln und Praefecten hervorgegangen waren (a. a. O. 158), vielleicht Sohn [2396] des Agricola, der 421 Consul war (s. Bd. I S. 892). Verwandter des Theodorus (Apoll. Sid. a. a. O. 218) und des Magnus Felix (Apoll. Sid. epist. II 3, 1), Vater des Agricola (Bd. I S. 892), des Ecdicius (Jord. Get. 45, 240) und der Papianilla, welche mit Apollinaris Sidonius verheiratet war (Greg. Tur. II 21. Apoll. Sid. epist. V 16; carm. XXIII 430). Noch als Jüngling übernahm er nicht lange vor 421 eine Gesandtschaft an den Magister militum Constantius, um für seine Vaterstadt Steuererleichterung zu erbitten (Apoll. Sid. carm. VII 208). Später ging er nach Tolosa zum Gothenkonig Theodorid, von welchem er die Entlassung des vergeisselten Theodorus erlangte (a. a. O. 215). Er blieb dann längere Zeit am Hofe des Königs, unterrichtete dessen Söhne (a. a. O. 495) und gewann über ihn selbst grossen Einfluss (a. a. O. 340. 471. 493). 430 begleitete er Aetius im Kriege gegen die Juthungen und Vindelicer, 435 im Burgunderkriege (a. a. O. 230). 437 war er wieder im Gothenlager und bewog Theodorid, die Belagerung von Narbo aufzuheben (a. a. O. 475). 439 hatte er eben ein hohes militärisches Amt niedergelegt und war in seine Vaterstadt zurückgekehrt, als Litorius mit seinen hunnischen Hülfsscharen des Land plündernd durchzog. Da dem A. ein Diener getötet wurde, überfiel er den Heerzug, erzwang, dass ihm der Mörder zum Zweikampf gestellt wurde, und erschlug ihn (a. a. O. 241). Gleich darauf wurde er zum Praefectus praetorio Galliarum ernannt (a. a. O. 296. 316. Apoll. Sid. epist. I 3, 1); es war dies das vierte Staatsamt, welches er bekleidete (Apoll. Sid. carm. VII 463). Nach der Schlacht bei Tolosa (439) bewog er den Gothenkönig durch einen Brief, mit den Römern Frieden zu schliessen (a. a. O. 308). Nach Niederlegung der Praefectur lebte er auf seinen Gütern, als 451 Attila in Gallien einbrach; wieder vermittelte er zwischen Aetius und den Gothen und veranlasste diese, ihre Macht mit der römischen zu vereinigen (a. a. O. 316). Als nach dem Tode Valentinians III. die Barbaren sich von allen Seiten rührten, ernannte ihn Petronius Maximus zum Magister utriusque militiae (a. a. O. 377). Nachdem er in dreimonatlicher Amtsführung (a. a. O. 391) die Ruhe einigermassen hergestellt hatte, ging er nach Tolosa zu Theodorich, um dessen Unterstützung zu erlangen (a. a. O. 436). Da eben jetzt die Nachricht von der Ermordung des Kaisers eintraf, forderte ihn der Gothenkönig auf, selbst die Regierung zu übernehmen (a. a. O. 508). Begleitet von Theodorich und dessen Brüdern (Mar. Avent. 455) zog er von Tolosa nach Arelate (Hydat. chron. 163). Hier liess er sich, nachdem er vorher in Ugernum den Rat einer Versammlung von gallischen Notabeln eingeholt hatte (Apoll. Sid. carm. VII 572), von den Soldaten am 9. Juli 455 zum Augustus ausrufen (a. a. O. 577. Mommsen Chron. min. I 304. Hydat. a. O. Vict. Tunn. 455, wo XXV die statt LXXV die zu schreiben ist). Mit starker Macht, von der die gothischen Hülfstruppen einen beträchtlichen Teil ausmachten (Joh. Ant. frg. 202. Isid. reg. Goth. 31), zog er am 21. September in Italien ein (Mommsen a. a. O.). Durch eine kurze Reise nach Pannonien erlangte er die Unterwerfung dieser Diöcese (Apoll. Sid. carm. VII 589). An den oströmischen Kaiser [2397] Marcianus hatte er eine Gesandtschaft geschickt, um dessen Anerkennung zu erbitten, und liess später verbreiten, dass er sie auch erhalten habe (Hydat. chron. 166. 169). Thatsächlich aber war dies nicht der Fall; denn in Constantinopel wurden weder die Gesetze mit seinem Namen überschrieben (Cod. Iust. I 3, 25. 4, 13. X 22, 3), noch sein Consulat verkündigt (De Rossi a. a. O.). Dieses trat er am 1. Januar 456 (Apoll. Sid. carm. VII 11. De Rossi 795–797. Hydat. fast. 456) in Rom an, wo ihm sein Schwiegersohn Apollinaris Sidonius im Senat (a. a. O. 8) bei dieser Gelegenheit den Panegyricus hielt. Die Hauptaufgabe des Kaisers war, für die Plünderung Roms an Geiserich Rache zu nehmen und Italien, wo eine furchtbare Hungersnot herrschte (Joh. Ant. frg. 202), seine Kornkammer Africa wiederzugewinnen (Apoll. Sid. carm. VII 588). Denn der Versuch, die Vandalen durch eine Gesandtschaft zur Erneuerung ihres alten Bündnisses zu bewegen, war mit der Verwüstung Siciliens und Süditaliens beantwortet worden (Prisc. frg 24). Auch bei Rechiarius, dem Könige der Sueben, waren die Gesandtschaften, welche A. und Theodorich zugleich an ihn schickten, erfolglos gewesen; er fiel in die Tarraconensis ein. Mit dem Kriege gegen ihn wurde der Gothenkönig beauftragt, welcher ihn am 5. October 456 am Flusse Urbicus schlug, bald darauf fing und im December tötete, zugleich aber ganz Spanien schrecklich verheerte (Hydat. chron. 173-178. Jord. Get. 44, 229ff. Mommsen Chron. min. I 305. Isid. reg. Goth. 31). Unterdessen hatte sich das Schicksal des A. schon entschieden. Ricimer war nach Sicilien geschickt (Prisc. frg. 24) und hatte bei Agrigent (Apoll. Sid. carm. II 367) eine vandalische Flotte von 60 Schiffen vernichtet. Eine zweite war bei Corsica geschlagen worden (Hydat. chron. 176. 177). Trotzdem dauerte die Hungersnot in Rom fort. Um die Mitesser los zu werden, forderte das Volk, dass A. seine aus Gallien mitgebrachten Truppen fortschicke. Er musste sich fügen und war jetzt schutzlos in der Hand des Ricimer, der inzwischen zurückgekehrt war. Um seine gothische Hülfstruppe ablohnen zu können, musste er die Erzstatuen der Stadt einschmelzen und das Metall verkaufen. Dies erregte einen Volksaufstand, welchen Ricimer ausnutzte. Mit Hülfe des Senats (Greg. Tur. II 11) bewog er den Kaiser zur Rückkehr nach Gallien (Joh. Ant. frg. 202. Hydat. a. a. O.). Noch blieb er in Rom anerkannt (De Rossi 796. 797), doch wurde am 17. September 456 sein Patricius Remistus bei Ravenna erschlagen (Mommsen Chron. min. I 304), was er, wie es scheint, als Kriegserklärung von seiten Ricimers betrachtete. Von Arelate aus (Hydat. a. a. O.) zog er, ohne von den Gothen, die noch in Spanien beschäftigt waren, die erwartete Hülfe erhalten zu haben (Hydat. chron. 183), mit Heeresmacht nach Italien. Bei Placentia wurde er am 17. October 456 von Ricimer geschlagen, gefangen und gezwungen, sich zum Bischof weihen zu lassen (Mommsen I 304. 664. II 157. 186. 232. Theoph. 5948. Jord. Get. 45, 240. Greg. Tur. II 11. Joh. Ant. frg. 202). Sein Leben bedroht sehend, wollte er in seine Heimat entfliehen, starb aber unterwegs und wurde im Brivatensis Vicus (Brioude) begraben (Greg. Tur. II 11. Euagr. h. e. II 7. Hydat. a. a. O.).
[Seeck.]
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