1) Das von Ptolemaeus Almag. V 1 (I 284ff. Halma) beschriebene A. ist eine Art Armillarsphäre, insofern es aus einem System teils fester, teils beweglicher kreisrunder, zum Teil mit Gradeinteilung und Absehen versehener Ringe (κύκλοι Ptolem., κρίκοι, Armillen) besteht. Die beiden gleichgrossen, rechtwinklig in einander gefügten Kreise entsprechen hier der Ekliptik und dem Kolur der Solstitien. An letzterem sind an den Polen der Ekliptik innen und aussen Zäpfchen angebracht als Halt für einen äusseren und einen inneren unabhängig von einander drehbaren Kreis. [1799] In den inneren dieser beiden beweglichen Kreise ist ein noch kleinerer gleichfalls beweglicher eingesetzt. Um das Instrument richtig einstellen zu können, ist es an den den Weltpolen entsprechenden Punkten des Kolurringes in zwei äussere Kreise eingelassen, deren grösserer vertikal auf einem Untersatz feststeht. Dies ist das Wesentliche der Beschreibung im Almagest, sowie in des Proklos ὑποτύπωσις τῶν ἀστρονομικῶν ὑποθέσεων (ed. Halma, Paris 1820, zusammen mit Ptolemaeus ὑπόθεσις τῶν πλανωμένων), s. Tannery Recherches sur l’hist. de l’astron. anc. 71f. Ptolemaeus gebrauchte das Instrument zunächst zur Bestimmung des Längenunterschiedes des Mondes von der Sonne. Ebenso aber benützte er es dazu, die Stellung jedes beliebigen anderen Sternes zur Ekliptik, seine Ekliptikkoordinaten Länge und Breite, zu bestimmen, s. bes. Almag. VII 2. 4. IX 2 Ende. Dabei wurde von den beiden am Kolurringe befestigten beweglichen Kreisen der eine auf einen Stern bekannter Länge eingestellt, mit dem anderen nach dem visiert, dessen Längenunterschied von ersterem man suchte. Der innerste Kreis diente zur directen Bestimmung der Breite. Jene beiden zur Längenmessung dienenden Kreise nennt Ptolemaeus V 1 sowie VII 2. 4 die sternnehmenden, ἀστρόλαβοι κύκλοι. Gelegentlich bezeichnet er das ganze Instrument als ἀστρόλαβον ὄργανον (auch im Plural), IX 9. 10. XI 1. 5 (vgl. Geogr. I 2, 2). Gewöhnlich aber steht ὁ ἀστρόλαβος schlechtweg als Substantiv für den ganzen Apparat, so V 3. IX 2. 7. 8. 9. 10. X 4. 8. XI 2. Dass Ptolemaeus dieses A. erfunden habe, sagt er selbst nicht. Vielmehr muss schon Hipparch diese Umgestaltung der älteren Armillen vorgenommen haben, Delambre Hist. de l’astron. anc. II 104. 185ff. 575. Ptolemaeus hat nur sein Instrument nach einem vorhandenen construiert oder anfertigen lassen – vielleicht auch etwas verbessert (aber in der Gradteilung z. B. ist er über Sechstelgrade nicht hinausgegangen, die wie es scheint schon Hipparch hatte, Delambre II 284). Eine freilich ungenaue Abbildung des A. giebt das Titelblatt von Halmas Ptolemaeus Bd. I.
[Kauffmann.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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