Astapus (Ἀστάπους, Gen. Ἀστάπου und Ἀστάποδος Joseph. ant. Iud. II 249. Strab. XVI 771. XVII 786. 822. Diod. I 37, 9. Ptol. IV 7, 20. 22. 24. 31. 34; Astapus Plin. V 53 ; vgl. Dicuil VI 2, 4. Iul. Honor. Cosmogr. 45; Astape Mela I 9; vgl. auch Astragus), Benennung des Nilstroms in seinem Laufe oberhalb der Stelle, wo in ihn von Osten her der Atbara (s. Astaboras) einmündet. Der Name, welcher angeblich ἐκ τοῦ σκότους ὕδωρ, aquam e tenebris profluentem, bedeutet, bezeichnet im engeren Sinne nur denjenigen Abschnitt des Stromlaufes, welcher zwischen dem Zusammenflusse des Baḥr el-abiaḍ mit dem Baḥr el-azraḳ und der Einmündung des Atbara liegt und nach der Anschauung der Alten die Westseite der ‚Insel‘ Meroë umgrenzt. In diesem Abschnitte des Nillaufes aber erblickte man teils eine Fortsetzung des jetzigen Baḥr el-abiaḍ, teils eine Fortsetzung des jetzigen Baḥr el-azraḳ, und übertrug daher den Namen A. bald auf diesen, bald auf jenen als auf den eigentlichen Hauptstrom. So erwähnte Eratosthenes (Strab. XVII 726), nach einigen sei A. nicht ein Zufluss des Nils, sondern heisse so ein Fluss, der aus Seen im Süden entspringe und geradenwegs dann in Gestalt des Nillaufes sich [1776] fortsetze, in diesen, den Hauptstrom, d. h. also in den Baḥr el-abiaḍ, münde von Osten her zunächst der Astasobas, d. h. der Baḥr el-azraḳ, der nicht einerlei mit dem A. sei, und dann der Astaboras (Atbara). Wer dagegen wie Ptolemaios (IV 7, 24) den A. aus dem See Koloë (s. d.) entspringen lässt, für den ist der Baḥr el-azraḳ, der sonst Astaboras heisst, der Hauptstrom, der Oberlauf des eigentlichen Nils. Die Nachricht, dass der Astaboras von Osten herkommt, hat verbunden mit der Ansicht, dass dieser Flusslauf zu denjenigen gehört, von welchen die Insel Meroë eingeschlossen wird, zu einem Missverständnisse geführt, das uns bei Plinius (V 53) entgegentritt. Hiernach fliesst der A.-Nil in zwei Arme geteilt um Meroë herum und heisst der rechts herumgehende Arm Astusapes, d. i. Astasobas, der links herumgehende Astabores.
[Pietschmann.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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