ART

Assyria. 1) Ἀσσυρία bezeichnet bei Herodot das ganze Stufen- und Tiefland zwischen Armenien, Eran und der syrisch-arabischen Wüste (vgl. Stein zu Herodot I 178, 2) und begreift sowohl geographisch als auch ethnographisch auch Babylonien; bei Plinius ward ganz Mesopotamien unter dem Namen verstanden, und Strabon rechnete dazu auch noch das heutige Kurdistan und Syrien. Zur Zeit der assyrischen Grosskönige und auch im Alten Testament (Genesis 2, 14. 10, 11) verstand man unter A. die ca. 165 000 qkm. umfassende, ca. unter dem 35.-37.° nördlicher Breite liegende, etwa 25 Meilen lange und 17 Meilen breite Landschaft am Tigris, hauptsächlich auf dessen linkem Ufer, die den oberen Teil der mesopotamischen Ebene bildet und im Norden durch das armenische und gordyenische, im Osten durch das Zagros- und Choatrosgebirge begrenzt wird; im Südosten bildete der untere Zâb und im Westen streckenweise der Tigris seine natürlichen Grenzen, während A. von dem südlich angrenzenden Babylonien (s. d.) nicht derart geschieden ward.

Der älteste Name der Landschaft und seiner Hauptstadt sowie auch des Schutzgottes A.s, der in die sumero-akkadische Zeit zurückzureichen scheint (s. u. S. 1757), ist A-uschar, das nach Delitzsch (Wo lag das Paradies, 252f.) als ,Wasseraue, bewässerte Ebene‘ zu deuten ist und später von den semitischen Assyrern zu Aschschur mit geschärftem sch umgestaltet worden ist. Für das Hebraeische ist die Aussprache Aschschûr mit Doppelconsonanz und langem u gesichert, die Septuaginta schreiben Ἀσσούρ und Ἀσούρ, die Josephushss. (Ant. I 143) Ἀσσούρας oder Ἀσούρας. Zuerst aus einem Citat des Panyasis (Apollod. bibl. III 14, 4) und aus alexandrinischen Dichtern (Kallimachus, Apollonius Rhodius) wird nach Nöldeke (Zeitschrift f. Assyr. 1886, 269) die Kürze des υ der späteren gemein-griechischen Form Ἀσσυρία ersichtlich. Nöldeke erklärt ,alle bekannten Formen des Namens aus einer angenommenen Grundform *Aththûr, die einerseits hebraeisch (und assyrisch?) als Aschschûr, andrerseits aramaeisch als Âthûr reflectiert‘ wurde. Wenigstens Erwähnung verdient eine von den assyrischen Tafelschreibern angedeutete Volksetymologie des Gottesnamens Aschschur, wonach dieser durch ein Keilschrift-Ideogramm, im Sumero-Akkadischen sar oder schar lautend, als der ,gute‘ oder ,heilbringende‘ Gott bezeichnet wurde.

Als Landstrich war A. von der Natur ausnehmend begünstigt. Im Norden und Osten hat es den Charakter eines Gebirgslandes, während es sonst wesentlich eben und nur von niederen Höhenreihen durchzogen sich gegen Süden zu immer mehr erweitert und durch eine Menge von Flüssen und Canälen im Altertum von reichlicher Wasserzufuhr befruchtet wurde. Dazu war das Klima gemässigt; von strenger Kälte wird nur ausnahmsweise berichtet. In den gebirgigen Teilen [1752] des Landes nährten die Weiden Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen, aber auch Wild aller Art: Wildochsen und Gazellen, Steinböcke, Hirsche und Hasen. Besonders reich waren im Altertum die Rohrpflanzungen an Löwen, deren Jagd als Beschäftigung der assyrischen Herrscher rühmend erwähnt wird. Ausser der Dattelpalme, dem Mandel- und Apfelbaum und allerhand Getreidearten, Hanf und Baumwolle gedieh in dem warmen Tieflande besonders die Weinrebe. Aus Mesopotamien nach Arabien importierten Wein rühmen die vorislamischen Dichter der Araber; vgl. auch 2 Kö. 18, 32; Jes. 36, 17. Auch Granat-, Feigen-, Oliven- und Nussbäume sowie Eichen-, Platanen- und Fichtenwälder zeugen von der ausserordentlichen Fruchtbarkeit des Landes. Über die assyrische Bienenzucht sind wir bis jetzt aus den Denkmälern noch nicht näher unterrichtet. Hingegen lassen die assyrischen Inschriften auf den Vogelfang schliessen. Eine Anzahl von Schlangen- und Heuschreckenarten erwähnen gewisse Omentexte, und die lexikalischen Aufzeichnungen der Assyrer machen uns besonders mit einer Reihe teilweise noch nicht näher zu bestimmender Insecten bekannt. Der Hauptfluss des Landes ist der Tigris (Τίγρης oder Τίγρις, assyrisch Diklat, hebr. Hiddekel, Gen. 2, 14), der das ganze Land an seiner Westgrenze bespült und seinen Wasserreichtum ausser zahlreichen Gebirgsbächen von drei grösseren linken Nebenflüssen erhält: dem auf dem Gebel-el-Maqlûb entspringenden Choser, dem oberen oder grossen und dem das Zagrosgebirge durchbrechenden unteren oder kleinen Zâb, Ζάβατος, oder Ζαβᾶς.

Die älteste Reichshauptstadt und vermutlich die älteste Niederlassung in A. ist das gleichnamige Aschschur, an der Stelle des jetzigen Ruinenhügels Kalʿat Schergat, bei Xen. an. II 4, 28 Καιναί, zwischen dem oberen und unteren Zâb. Als Stadt bestand Aschschur noch 538 v. Chr., wo Babylonien von Kyros erobert ward, als assyrische Residenz aber wurde es schon im 14. Jhdt. v. Chr. von der neuen Reichshauptstadt Niniveh, ἡ Νῖνος, in den Inschriften Ninâ oder Ninua, verdrängt, das heutzutage durch zwei künstliche Erdhügel gegenüber von Mosul am linken Ufer des oberen Tigris bezeichnet wird, von denen der nördliche Kujundschik (türk. ,Lämmchen‘), der südliche Nebi Junus (,Prophet Jonas‘) heisst; beide Ruinenstätten sind vom Choser durchflossen, der sich etwas unterhalb Kujundschik in den Tigris ergiesst. In beiden Hügeln sind assyrische Königspaläste gefunden worden, im Nordpalaste von Kujundschik die Bibliothek Sardanapals (vgl. u. S. 1754). Als eine dritte assyrische Reichshauptstadt ist Kalchu oder Kalach (hebr. Kelach) zu erwähnen, heutzutage Nimrud, bei Xen. an. III 4, 7 Λαρίσσα, in dem vom oberen Zâb und vom Tigris gebildeten Winkel, 20 englische Meilen südöstlich von Kujundschik gelegen, die ca. 1300 v. Chr. erbaut und von Aschschurnaṣirpal neugegründet und zur Residenz erhoben worden ist. Von den übrigen alten Städten A.s, aus denen bis jetzt Fundobjecte ihren Weg nach Europa genommen haben, sind noch die folgenden zu nennen: Tarbiṣu (,Niederlassung‘), jetzt Scherif-Khan, nahe bei Niniveh am linken Ufer des Tigris; Dûr-Scharrukîn (,Sargonsschloss‘), jetzt Chorsabad, vier [1753] Stunden nördlich von Niniveh, mit den Palästen Sargons II.; Imgur-Bîl (,Bel hat sich erbarmt‘), jetzt Balâwâd, 9 englische Meilen nordöstlich von Nimrud, woselbst 1878 die seither berühmt gewordenen Bronzethore Salmanassars II. gefunden wurden. Auch Arbela, τὰ oder (Ptol.) ἡ Ἄρβηλα, altpersisch Arbirâ, assyrisch Arba-ilu ,vier Götter‘, jetzt Erbîl südöstlich von Mosul, wird in den Inschriften als Sitz eines Heiligtums der Göttin Ischtar genannt. Die in der Genesis 10, 11f. erwähnten Städte Rehoboth Ir und Ressen, letzteres ,zwischen Ninive und Calah‘, sind bis jetzt noch nicht identificiert worden.

Ethnographisch betrachtet war Herodots Anschauung richtig, indem die Bewohner von Babylonien und Assyrien ein und demselben Volksstamm angehörten, dieselbe Sprache redeten und dieselbe Schrift, Kultur und Religion hatten. Die babylonisch-assyrische Sprache, wie sie aus den Keilschriftdenkmälern erschlossen ist, gehört zu den semitischen Sprachen, d. h. sie ist eine Schwester des Hebraeischen, Phoinikischen, Aramaeischen (Syrischen etc.), Arabischen und Aethiopischen und zeichnet sich innerhalb dieser Sprachfamilie durch Vocalreichtum und Durchsichtigkeit der Formen aus; zudem ist sie die älteste semitische Sprache, von der wir Litteraturdenkmäler haben. Sie war aber bei weitem nicht die einzige der im Zweistromland des Euphrat und Tigris gesprochenen und in Keilschrift fixierten Sprachen. Ein flüchtiger Blick auf die Entzifferungsgeschichte der babylonisch-assyrischen Keilinschriften veranschaulicht dies. Am 14. September 1802 legte G. Frdr. Grotefend in Hannover der Gesellschaft der Wissenschaft zu Göttingen die gelungene Entzifferung einer Keilinschrift vor, die er durch eine ebenso glückliche wie geniale Combination als in einer Buchstabenschrift und in der ältesten bis jetzt bekannten Entwickelungsphase der persischen Sprache abgefasst erkannt hatte. Diese Entzifferung ergab den Schlüssel zur Lesung und Übersetzung einer Reihe schon im 17. Jhdt. bekannt gewordener Inschriften der persepolitanischen Achaimenidenkönige Kyros, Dareios, Xerxes und Artaxerxes, die denselben Text in drei Columnen in drei verschiedenen Sprachen enthalten. Die linke Columne enthält Altpersisch, das durch Grotefend, Burnouf, Lassen, Rawlinson, Oppert, Spiegel u. A. dem Verständnis eröffnet wurde. Die mittlere Columne enthält eine weder indoeuropäische noch semitische Sprache, hauptsächlich in Silbenschrift geschrieben: das früher fälschlich skythisch oder medisch, jetzt susisch genannte Idiom, dessen Kenntnis wir hauptsächlich Norris, Oppert und Weissbach (s. dessen Buch ,Die Achaemenideninschriften zweiter Art‘, Lpzg. 1890) verdanken. Die rechte Columne machte die Entzifferer zum erstenmal mit der babylonisch-assyrischen Sprache bekannt, abgefasst in einer ungemein complicierten Wort- und zugleich Silbenschrift. Von der Lesung und Erklärung dieser dreisprachigen Achaimenideninschriften nahm die eigentliche Entzifferung des Babylonisch-Assyrischen ihren Ausgang. Schon Rawlinson, Hincks und Oppert fanden nämlich, dass in derselben Sprache und derselben Art der Keilschrift wie die dritte Columne jener Inschriften auch eine ganze Reihe unilinguer Texte [1754] abgefasst sind, die sich auf Thoncylindern und Thonprismen, auf Stein- und Alabasterplatten, auf Löwen- und Stiercolossen u. s. w., die verschiedene Ausgrabungen in Mesopotamien ans Licht gebracht hatten, vorfanden. Dazu kam noch die äusserst wichtige Entdeckung der ca. 22 000 Fragmente zählenden sog. Thontafelbibliothek Sardanapals (Aschschurbanipals) in einem grossen künstlichen Erdhügel zu Kujundschik, am linken Ufer des Tigris gegenüber Mosul, durch Layard (1852), und seither mehrte sich die Anzahl der babylonisch-assyrischen Inschriften durch die Ausgrabungen von Rawlinson, Loftus, Taylor, George Smith, H. Rassam, Budge, Oppert, Place, De Sarzec, Peters, Harper und Hilprecht ganz bedeutend, so dass heutzutage mindestens 160 000 Keilschrifttexte dem Studium zugänglich sind. Die Schrift, in der alle diese Documente abgefasst sind, ist die sog. ,Keilschrift‘. Mit dem Meissel oder mit einer Art Schreibstift, wahrscheinlich von Holz oder Bein, wurde das Schreibmaterial je nach seiner Härte beschrieben in Zeichengruppen, die aus einzelnen die Form eines Keiles, Nagels oder Pfeiles (arrow-headed characters) habenden Strichen durch Neben- und Übereinanderstellung oder durch Wiederholung gebildet sind. Es ist wahrscheinlich, dass ebenso wie die susische auch die altpersische Schrift direct aus der babylonisch-assyrischen abgeleitet wurde. Letztere, die complicierteste von allen, enthält ca. 350 verschiedene Zeichen, die, ähnlich wie die ägyptischen Hieroglyphen, verschiedene Functionen haben können: alle enthalten einen, meist aber mehrere ideogrammatische (Wort-) Werte; fast alle enthalten einen, meist aber mehrere Silbenwerte; einige dienen überdies als Determinativa (vor- oder nachgestellt), um Eigennamen von Göttern und Göttinnen, Männern und Frauen, Ländern, Bergen, Flüssen, Namen von Sternen, Bäumen, Gefässen, Steinen u. s. f. als solche deutlicher hervortreten zu lassen. So dient z. B. ein und dasselbe Zeichen zum Ausdruck der Wortwerte mâtu ,Land‘, schadû ,Berg‘, kaschâdu ,erreichen, erobern‘, napâchu ,aufgehen (von der Sonne)‘; und der Silbenwerte schad, lat, mat, nat, kur; und das gleiche Zeichen wird auch als Determinativ vor Länder- und Gebirgsnamen verwandt. Eine weitere Eigentümlichkeit dieser Schrift sind ebenso wie in der Hieroglyphenschrift die sog. phonetischen Complemente. So wird das eben besprochene Zeichen mit nachgesetztem ti zum Ausdruck von mâti ,Landes‘ mit nachgesetztem i zum Ausdruck von schadî ,Berges‘, mit nachgesetztem ud zum Ausdruck von akschud ,ich eroberte‘ verwandt, wodurch selbstverständlich die Vieldeutigkeit der betreffenden Ideogramme in manchen Fällen gehoben wird. Dual und Plural ideogrammatisch geschriebener Worte werden gleichfalls durch besondere Zeichen ausgedrückt. Der polyphone Charakter dieser Schrift lässt sich nur durch die Annahme erklären, dass sie nicht von einem semitischen Volke erfunden, sondern von einem anderen zu den Semiten gekommen ist. In der That hat schon Rawlinson 1852 (vgl. Hincks Transactions of the Royal Irish Academy XXIII 44) in gewissen Keilinschriften eine weitere, nichtsemitische Sprache entdeckt, die er Akkadisch nannte und für skythisch oder turnanisch [1755] hielt (vgl. dazu Herodot I 104f.), während Oppert, der diese Sprache gleichfalls als solche erkannte, sie zuerst caspo-skythisch, später aber sumerisch nannte. Während heutzutage einige soweit gehen, die Verwandtschaft dieser Sprache mit dem Chinesischen oder mit dem Etruskischen, oder mit dem Baskischen, oder dem Türkischen, oder dem Altägyptischen erweisen zu wollen, wird von Halévy und einigen seiner Anhänger seit fast 20 Jahren die Existenz dieser Sprache überhaupt geleugnet und die betreffenden Inschriften werden als Rebusschrift oder écriture artificielle aufgefasst.

Das Sumero-Akkadische blieb aber als nicht-semitische Sprache in Keilschrift geschrieben – auch abgesehen vom Susischen der Achaimenideninschriften – nicht vereinzelt. Die von Oppert schon 1859 signalisierte Annahme der Existenz einer sog. kassitischen Sprache (vgl. Kassioi) wurde bestätigt durch ein 1882 im British Museum entdecktes kassitisch-assyrisches Glossar (vgl. Frdr. Delitzsch Die Sprache der Kossaer, Lpz. 1884). Die Inschriften der elamitischen und ,anzanischen‘ Könige erwiesen sich in einer Sprache abgefasst, die mit der der Achaimenideninschriften zweiter Art nächstverwandt ist (s. zuletzt Weissbach Abh. Sächs. Ges. d. W. XII nr. 2). Auch die sog. armenischen, d. h. in der Gegend des Wansees entdeckten Keilinschriften enthalten sicher eine nichtsemitische Sprache (s. zuletzt Belck und Lehmann Ztschr. für Ethnol. 1892, 122ff.; Ztschr. f. Assyr. 1892, 255ff.). Endlich hat uns auch der Thontafelfund von Tell el-Amarna (s. u. S. 1758) mit zwei nichtsemitischen Sprachen bekannt gemacht, deren eine die Sprache des Landes Mitani (altägyptisch Maten) ist; beide wurden von H. Winckler entdeckt (s. Ztschr. f. äg. Spr. 1889, 42ff.).

Die Entzifferung der babylonisch-assyrischen Sprache kann heutzutage in einem gewissen Sinne als abgeschlossen bezeichnet werden. Obwohl noch fortwährend neue Verbalformen, aber meistens die erwarteten, die grammatischen Paradigmen bereichern, und die Lautlehre wegen Mangels einer überlieferten Aussprache eine Reihe strittiger Punkte aufweist, die z. B. etwa der Frage gleichkommen, wann und wo im Altertum η i oder e gelesen wurde, so lässt sich doch wahrscheinlich machen, dass man das Babylonisch-Assyrische jetzt sicherer zu interpretieren vermag, als gewisse phoinikische und südarabische Inschriften. Im grossen und ganzen ist das Babylonische und Assyrische als ein und dieselbe Sprache zu betrachten; selbst die dialektischen Unterschiede, die man zwischen beiden aufgestellt hat, werden in den Denkmälern nicht selten verwischt. Der Wortreichtum ist im Verhältnis zu dem bis jetzt durchforschten Material bedeutend. Die Sprache ist zweifellos den nordsemitischen Sprachen näher verwandt als den südsemitischen; indes lässt sich zur Zeit noch nicht mit Bestimmtheit entscheiden, ob sie sich näher an den aramaeischen oder den hebraeisch-kanaanaeischen Zweig der semitischen Sprachen anschliesst.

Unter den Quellen zur babylonisch-assyrischen Geschichte treten heutzutage die monumentalen gegenüber denen der Klassiker weit in den Vordergrund.

[1756] Für die Chronologie sind von besonderer Bedeutung: 1) die Fragmente mehrerer Exemplare des sog. Eponymenkanons, d. h. eines Verzeichnisses der höchsten Würdenträger des Reiches, nach denen während der jeweiligen Regierung eines Königs, wie in Griechenland nach den Archonten und in Rom nach den Consuln, nachweisbar seit dem 14. Jhdt. v. Chr. das Jahr benannt wurde; das betreffende erste Regierungsjahr eines Königs ward nach ihm selbst genannt. Die bis jetzt aufgefundenen Stücke dieser Namensreihe reichen von ca. 890 v. Chr. bis herab zu Aschschurbanipal; 2) die sog. ,Verwaltungsliste‘, eine Erweiterung der Namensreihe dadurch gebildet, dass den einzelnen Eponymen ihre Amtstitel und dazu ganz kurze historische Notizen über die wichtigsten Ereignisse, die in das betreffende Jahr fielen, beigefügt wurden. Eine unter den letzteren erwähnte Mondfinsternis (15. Juni 763 v. Chr.) ermöglichte die Verificierung der assyrischen Canones mit dem des Ptolemaios und bestätigte die volle Coincidenz beider Quellen; 3) die sog. ,synchronistische Geschichte‘, eine Anzahl Thontafelfragmente, die in knappem Chronikenstil über die Beziehungen zwischen Assyrien und Babylonien bis hinauf zum 15. Jhdt. v. Chr. handeln; 4) die sog. ,babylonische Chronik‘, eine 180 Zeilen lange, zur Zeit Dareios I. angefertigte Abschrift einer historiographischen Inschrift, die über die Ereignisse der Zeit von Nabonassar bis Saosduchinos in Babylonien und von Tiglathpilesar III. bis Sardanapal in Assyrien, also ca. von 750–650 v. Chr. berichtet; 5) ein 76zeiliges Bruchstück einer Liste von Namen altbabylonischer Könige und der Zahlen ihrer Regierungsjahre, nebst Namen, Dauer und Regentenanzahl der babylonischen Dynastien; 6) eine kleinere Liste der Namen der Herrscher der sog. beiden ersten babylonischen Dynastien; 7) ein Täfelchen mit den Namen der Könige der Perserzeit und ihren Regierungsjahren in Beziehung zu einem 18jährigen Cyclus (s. zuletzt Strassmaier Ztschr. f. Assyr. 1892, 199ff. 1893, 106ff.); 8) Bruchstück einer Chronik über die letzten Jahre Nabonids und die Eroberung Babyloniens durch die Perser; 9) Bruchstücke einer Chronik ähnlich der sub 2 genannten (ediert von Pinches Journ. of the Roy. As. Soc. 1894, 807ff.). Dazu gesellen sich eine nicht unbedeutende Anzahl chronologischer Angaben in den assyrischen und neubabylonischen Königsinschriften, besonders denen Nabonids, einzelne Daten in Omen- und astrologischen Texten, Briefen und Contracten, und besonders die kurzen Chroniken oder sonstigen chronologischen Bemerkungen, die in jüngster Zeit von Strassmaier in astronomischen Texten entdeckt worden sind (s. z. B. Ztschr. f. Assyr. 1892, 201ff. 226ff.; vgl. Lehmann ebd. S. 354f.).

Für die babylonisch-assyrische Geschichte kommen natürlich in erster Linie die Königsinschriften aller Art in Betracht: die kurzen Legenden der ältesten babylonischen Herrscher auf Thürangelunterlagen, Thonkegeln, Statuetten und vor allem auf Backsteinen, auf die sie mittelst eines Stempels aufgedrückt wurden; ferner die eigentlichen Königsinschriften, die wiederum in zwei Hauptklassen zerfallen: die Annalen, die entweder nach Regierungsjahren oder nach Feld-Zügen chronologisch angeordnet sind, und die [1757] Prunkinschriften, die eine allgemeinere Übersicht über die Grossthaten des betreffenden Königs geben. Diese Inschriften finden sich auf Thonprismen, Thoncylindern oder -Fässchen und Thontafeln, auf Marmor- und Alabasterplatten, auf Löwen- und Stiercolossen und auf Statuen.

Gegenüber diesen monumentalen Quellen, die meist gleichzeitig mit den Ereignissen sind, haben alle anderen nur einen mehr untergeordneten Wert und dienen heutzutage meist nur dazu, die Angaben der Monumente zu bestätigen. Dahin gehören (1) eine Reihe von Angaben der ägyptischen Hieroglypheninschriften, die sich insbesondere in allerjüngster Zeit zur Erklärung der Namen und Berichte in den Thontafeln von Tell el-Amarna sehr ergiebig erwiesen haben; (2) das Alte Testament, und zwar hauptsächlich das zweite Buch der Könige, Jesaia, Nahum, Jeremia und Ezechiel; (3) die klassischen Schriftsteller: Herodot, dessen Ἀσσύριοι λόγοι (I 106) leider schon früh verloren gegangen sind (seine historischen Angaben über den Ausgang des assyrischen und neubabylonischen Reiches und über babylonische Tempelarchitektur sind jedenfalls beachtenswert); Ktesias, der für die heutige Geschichtsforschung so gut wie unbrauchbar ist; einige verstreute Angaben bei anderen Schriftstellern; und die beiden unschätzbaren und wichtigen Quellen: der ptolemaeische Kanon und die Bruchstücke des Geschichtswerkes des chaldaeischen Priesters Berossus. Abydenus, dessen Fragmente bei Eusebios und Moses von Chorene erhalten sind, hat wahrscheinlich Berossus’ Werk stark benützt.

Die Anfänge der babylonisch-assyrischen Geschichte, die jedenfalls im Zusammenhange behandelt zu werden verdient, sind in noch undurchdringliches Dunkel gehüllt. Nur so viel scheint klar zu sein, dass in der ältesten erreichbaren Zeit eine Anzahl Städte zu Kultmittelpunkten erhoben wurden und unter der Verwaltung unabhängiger Herrscher, Könige oder patisi (vielleicht = ,Priesterkönige‘) genannt, standen. Eines der wenigen näher bekannten dieser Kultcentren ist Sirpurla (= Lagasch?), unter dessen patisis einer der bedeutendsten Gudia (oder Gudea) war, von dem eine grosse Reihe von Inschriften, darunter eine Cylinderinschrift von über 2000 Zeilen, erhalten sind. Durch die Vereinigung mehrerer derartiger Centren unter einem Herrscher scheint sich dann allmählich die Staatenbildung in Babylonien vollzogen zu haben. Zu den ältesten hierher zu rechnenden Herrschern gehören Ur-Gur und sein Sohn Dun-gi, Könige des Landes Sumir und Akkad mit der Hauptstadt Ur. Ausserdem sind uns Herrscher der Dynastien von Nisin oder Isin, der sog. ,zweiten‘ Dynastie von Ur und einer Dynastie von Larsam bekannt. Zur Zeit der letztgenannten scheinen die Babylonier mit den Elamiten in Berührung gekommen zu sein. Vereinigt wurde die Herrschaft über alle Staaten Süd- und Nordbabyloniens unter dem Scepter Chammurabis im 22. oder 23. Jhdt. v. Chr. Wie Assyrien entstanden ist, als dessen älteste datierbare Könige Ischmîdagan und sein Sohn Schamschirammân II. (nach den Denkmälern ungefähr um 1800 v. Chr.) anzusetzen sind, ist noch nicht auszumachen; nach neuerer Anschauung ist das Reich aus einem der kleineren nordbabylonischen Staaten hervorgegangen.

[1758] Etwas helleres Licht verbreitet sich über die babylonisch-assyrische Geschichte ca. 1500 v. Chr., zur Zeit, da Babylonien von den sog. kassitischen (früher auch kossaeisch genannten) Königen, entsprechend der sog. ,fünften‘ Dynastie des Berossus, regiert ward. Durch einen merkwürdigen Fund in Oberägypten, bei Tell el-Amarna, halbwegs zwischen Memphis und Theben, sind wir im Besitze von 320 Thontafeln (160 in Berlin, 82 in London, 60 in Gzeh), die fast sämtlich Briefe asiatischer Könige und Vasallen an die Könige von Ägypten Amenophis III. und IV. enthalten. Daraus geht hervor, dass Westasien, d. h. Babylonien, Assyrien, das Land Alaschija, das Land Mitani, Phoinikien und Syrien einschliesslich der Städte Tunip (Tinnab), Byblos, Beyrut, Tyrus, Archo etc. und Palaestina einschliesslich der Städte Chasor, Gezer, Askalon, Jerusalem etc. zur Zeit der XVIII. ägyptischen Dynastie unter der Oberherrschaft der Pharaonen waren, dass Heiraten und Handelsverträge zwischen den vorderasiatischen und dem ägyptischen Hofe abgeschlossen wurden, und dass die babylonisch-assyrische Sprache damals im Dienste der gesamten westasiatischen Diplomatie stand. Ausser den erwähnten kassitischen Fürsten, von denen hauptsächlich Karaindasch, Kurigalzu und Burraburijasch näher bekannt geworden sind, besitzen wir noch von zwei altbabylonischen Herrschern, von Merodachbaladan I. (ca. 1250 v. Chr.) und von Nebukadnezar I. (ca. 1150 v. Chr.), teils Backsteininschriften, teils Grenzsteine, die aus ihrer Regierung datiert sind.

Die ältesten umfangreicheren keilschriftlichen Denkmäler assyrischer Könige heben mit einem Denkmal Rammânnirâris I. (ca. 1400 v. Chr.) an und berichten von da an von der fortwährenden Ausdehnung und wachsenden Macht Assyriens. Rammânnirâris Sohn und Nachfolger Salmanassar I. verlegte die Residenz des Reiches von Assur nach der von ihm erbauten Stadt Kalach und breitete Assyrien nach Nordwesten aus. Dieselbe Politik verfolgte sein Sohn Tukulti-Ninib (die Lesung dieses Gottesnamens, des zweiten Bestandteils des Königsnamens, ist hier und in ähnlichen Fällen nicht gesichert), der zum erstenmale, seit wir vom Bestehen des assyrischen Reichs wissen, in erbitterte Kämpfe mit dem Nachbarstaat Babylonien verwickelt wurde, die schliesslich zum Untergange Assyriens führen sollten. Schon Tukulti-Ninib brachte, wie es scheint vorübergehend, ganz Babylonien unter seine Gewalt. Unter den Nachfolgern Tukulti-Ninibs, von denen besonders Tiglathpilesar I. und seine Sohne Aschschurbîlkala und Schamschirammân III. hervorzuheben sind, dauerten jene Kriege mit Babylonien fort, wodurch dessen Macht auf lange Zeit hinaus erschüttert wurde. Von Tiglathpilesar I. berichtet eine lange, in mehreren Exemplaren vorhandene Inschrift über die Feldzüge während seiner ersten fünf Regierungsjahre: gegen die Moscher (Μόσχοι, Μέσχοι etc.), gegen Kummuch (Κομμαγηνή), gegen die Naïriländer, gegen die Aramaeer und gegen das Land Musri nördlich von Assyrien. Für die auf Schamschirammân folgende Zeit der Geschichte Assyriens sind wir bis jetzt noch ohne Quellen, doch scheint sie eine Periode der Erniedrigung Assyriens zu sein, während damals Babylonien mit fremden, [1759] chaldaeischen Elementen durchsetzt worden zu sein scheint, die später eine so wichtige Rolle in der mesopotamischen Weltherrschaft spielten. Erst unter Aschschurnaṣirpal (884–860 v. Chr.) beginnt der Aufschwung der Macht Assyriens wieder und setzt sich von da ununterbrochen bis zum jähen Zusammensturz dieses Reiches fort. Aschschurnaṣirpal, von dessen Grossthaten wir durch eine fast 400 Zeilen lange Inschrift bis ins einzelste unterrichtet sind, zog unter anderem gegen das Land Suchu und gegen Karkemisch und erweiterte somit ebenso wie Tiglathpilesar I. die assyrische Herrschaft nach Westen hin. Auch verschönerte er die Stadt Kalach und restaurierte einen Tempel in Ninive. Auf ihn folgte sein mächtiger Sohn Salmanassar II. (860–824), von dem uns zahlreiche Berichte hinterlassen sind, darunter zwei von besonderer Bedeutung wegen der sie begleitenden Darstellungen: der sog. schwarze Obelisk, auf dem die Tributgegenstände dargestellt sind, die dem König gebracht wurden, und die zu Balawat gefundenen Bronzeüberzüge zweier Colossalthore, die in trefflich ausgeführten Reliefs eine Reihe von Darstellungen aus dem Kriegs-, dem häuslichen und dem Kultleben der Babylonier-Assyrer enthalten, Belagerung oder Erstürmung von Städten, Pfählung und Verstümmelung der Gefangenen u. s. f. Zu den vornehmsten Unternehmungen Salmanassars gehört seine Einmischung in Thronstreitigkeiten in Babylonien, wodurch es ihm gelang, Babylonien als Provinz von Assyrien abhängig zu machen und Tribut von dort zu erhalten. Seine Hauptpolitik war wiederum gegen den Westen gerichtet, wo Benhadad von Damaskus, der König von Hamath und Ahab von Israel ein Bündnis gegen Assyrien geschlossen hatten. Nur mit Aufwand ungeheurer Streitkräfte gelang es Salmanassar, dieses zu sprengen und die einzelnen Fürsten zur Huldigung zu bewegen. Auch Tyrus, Sidon und Byblos wurden vorübergehend tributpflichtig. Salmanassars Sohn, Schamschirammân IV. (824–811) bestieg während einer Empörung den Thron, den er gegen seinen älteren Bruder behauptete, und machte sich ausser durch einige Kriegszüge gegen den Norden und Osten Assyriens insbesondere auch durch seinen Zug gegen den rebellischen König von Babylonien, Mardukbalâṭṣuʾiqbî, der sich mit den Elamitern, Chaldaeern und südöstlichen Aramaeern verbündet hatte, um das Reich verdient. Sein trefflicher Sohn Rammânnirâri III. (811–782) stellte das Reich Aschschurnaṣirpals, von dem mittlerweile die syrischen und phoinikischen Provinzen wieder abgefallen waren, wieder in seiner vollen Grösse her. Er belagerte Damaskus, das sich ergeben musste, führte den König von Babylonien nach Assyrien ab, liess sich von den Babyloniern huldigen und nahm den Tribut der Chaldaeerfürsten entgegen. Die folgenden Könige, Salmanassar III. (782-772), Aschschurdajan III. (772–754) und Aschschurnirâri (754–745) standen nach dem wenigen, was wir von ihrer Regierung (aus der ,Verwaltungsliste‘, vgl. o. S. 1756) wissen, ihren Vorgängern an Ruhm weit nach. Unter dem letzten von ihnen scheint eine Revolution in Assyrien ausgebrochen zu sein, die damit endete, dass ein Usurpator, der den Namen Tiglathpilesar (III., 745–727) annahm, sich auf den Thron schwang und [1760] durch eine ausserordentlich thatkräftige Regierung das Reich neuem Glanze entgegenführte. Ausser verschiedenen Zügen gegen Armenien (Urartu), Elam und Medien sind von besonderer Bedeutung seine Unternehmungen gegen den Westen, indem es ihm gelang, dort alle Länder bis an die Grenze Ägyptens zu unterwerfen. Das Reich Damaskus vernichtete er auf immer, und von den sämtlichen syrischen und phoinikischen Küstenstädten, von Samarien, von Tyrus, von Hammath, von Byblos und Karkemisch, ja selbst von einer arabischen Königin und mehreren Araberstämmen empfing er Tribut. Ebenso erhielt er während seines Aufenthaltes in Damaskus Geschenke von Ahas von Juda, den er gegen die Angriffe Samariens geschützt hatte, vom Lande Moab, von Askalon, Edom und Gaza. Von ebenso grosser Bedeutung als seine Züge nach dem Westen waren aber seine wiederholten Einmischungen in die Verhältnisse Babyloniens. Tiglathpilesar, der zuerst gegen den dortigen König Nabonassaros und später gegen einen Usurpator Chinziros Front machte, wandte sich ferner gegen Chaldaea, das, wie er richtig sah, Assyrien die Oberherrschaft über Babylonien zu entreissen drohte, und verwüstete die Hauptstaaten der Chaldaeer, tötete die Fürsten und führte die Bewohner weg, um sie an andere unterworfene Stätten zu verpflanzen. Im Nisan 728 liess sich Tiglathpilesar formell als König von Babylonien huldigen und nahm, wie ausdrücklich bezeugt wird, als solcher den (wahrscheinlich seinen ursprünglichen) Namen Pûlu (Phul, Πῶρος) an. Von Tiglathpilesars Nachfolger Salmanassar IV. (727–722), der gleichfalls in einer Person König von Assyrien und (unter dem Namen Ululai) von Babylonien war, haben wir aus den Keilinschriften nur wenig Kunde. Seine jahrelang erfolglos fortgesetzte Blockade der Insel Tyrus und seine Bestrafung König Hoseas für sein Bündnis mit König So (Sibi) von Ägypten, endlich seine Belagerung Samarias sind aus der Bibel bekannt. Mit dem Nachfolger Salmanassars, Sargon II. (Ἀρκέανος), Sargon, Jes. 20, 1; keilinschriftlich Scharrukin, 722–705) wurde wiederum ein Usurpator auf den Thron gehoben und zugleich der Begründer der mächtigen Dynastie der Sorgoniden, unter der das assyrische Reich den Gipfel seiner Macht erreichte, um dann rasch zusammenzustürzen. Wir sind von Sargons Kriegszügen aufs genaueste unterrichtet durch Stiercoloss-, Cylinder- und eine sehr grosse Anzahl von Platteninschriften, die von Botta in seinem Palaste zu Chorsabad, samt wertvollen Reliefs, ausgegraben wurden. Der Hauptcharakter seiner Politik ist die Befestigung des assyrischen Weltreiches in allen seinen Teilen, eine bei seiner grossen Ausdehnung ungeheuer schwierige, ja absolut unmögliche Aufgabe. Im Norden und Osten des Reiches wurden Aufstände in Armenien (Urartu) und Wan (Mannai) gedämpft. Gleich nach der Thronbesteigung des Königs fiel Samarien, seine Bewohner wurden verpflanzt (vgl. 2 Kö. 17, 6. 24. 18, 11) und Israel zur assyrischen Provinz gemacht. Eine Reihe von Aufständen hatte Sargon im Westen des Reichs niederzudrücken, da Ägypten, dem die bis an seine Grenzen wachsende Macht Assyriens gefahrdrohend zu sein schien, den Unfrieden der Bewohner von Hamath und Gaza, von Karkemisch und Asdod zu schüren [1761] und zu erhalten sich angelegen sein liess. Aber alle wurden mit Waffengewalt niedergeworfen. Endlich gaben Sargon auch die Babylonier unter dem Chaldaeer Merodachbaladan II., der sich mit Ummanigasch, König von Elam (748–717), verbündet hatte, viel zu schaffen. Sein erster Zug gegen die Verbündeten war von keinem durchschlagenden Erfolg begleitet; erst nach der Niederwerfung aller anderen Feinde konnte er seine ganze Heeresmacht gegen sie aufbieten, und dies führte zu einem vollständigen und glänzenden Sieg über Merodachbaladan und zur Verwandlung der chaldaeischen Staaten in eine assyrische Provinz. Nachdem der König in Babylon den Tribut der Aramaeer und anderer Stämme entgegengenommen, übernahm er 709 v. Chr. formell die Herrschaft über Babylonien. Im J. 705 scheint er auf einem Feldzuge ermordet worden zu sein.

Sargons Sohn Sanherib (assyrisch Sinachirba, 705–681) hatte wie sein Vater mit dem Chaldaeer Merodachbaladan II., der einen babylonischen König Mardukzakirschum (Ακισης) vertrieben und sich in Babel auf den Thron gesetzt hatte, die heftigsten Kämpfe zu bestehen; Elam und Aram waren wie ehedem im Bund mit den Chaldaeern. Sanherib aber schlug und verjagte Merodachbaladan und plünderte Babylon, Chaldaea und Aram. Die Statthalter, die er daraufhin über diese Länder einsetzte, erwiesen sich als treulos, was einen zweiten, ebenfalls erfolgreichen Feldzug nach dem Süden veranlasste. Sodann setzte Sanherib seinen Sohn Aschschurnadinschum (Ασαραναδιος) zum König von Babylonien ein, welch letzterer sich aber gleichfalls nicht zu behaupten im stande war, da der König von Elam einen Einfall in sein Land machte, ihn gefangen nach Elam abführte und statt seiner Nirgaluschîzib (Ρεγηβηλος) zum König machte. Daraufhin drang das assyrische Heer in Elam ein und erfocht einen glänzenden Sieg über die Elamiter und Babylonier: Nirgaluschîzib wurde gefangen und der elamitische König einige Zeit später von seinen eigenen Leuten ermordet. Ein späterer Feldzug Sanheribs gegen Elam scheint nicht so günstig verlaufen zu sein; hingegen nahm der König damals an Babylonien furchtbare Rache und zerstörte die Stadt Babel von Grund aus. Von den übrigen Feldzügen sind die gegen die Kassiter und Meder und gegen Phoinikien (Sidon, Byblos, Asdod, Ekron, Lachisch u.s. w.) und Juda (Jerusalem, vgl. 2 Kö. 18f. Jes. 36f.) besonders erwähnenswert; keiner davon scheint aber von besonderem und nachhaltigem Erfolge begleitet gewesen zu sein.

Eine weitere Entfaltung der Macht Assyriens trat unter Sanheribs Sohn und Nachfolger Asarhaddon (Aschschurachiddin, 680–669) ein. Asarhaddon, wie es scheint der dritte Sohn Sanheribs, den dieser gegen das Ende seiner Regierung vor seinen beiden älteren Brüdern bevorzugt und zu seinem Nachfolger ausersehen hatte, errang sich den Thron, als sein Vater durch die Hand seiner Brüder (oder eines von beiden) gefallen war, und das Heer dem Mörder anhing, mit blutigem Schwerte. Desto mildere Massnahmen aber scheint er im Verlauf seiner Regierung ergriffen zu haben, wodurch sich vielleicht gerade die bisher nie erreichte Ausdehnung des Reiches unter seinem Scepter erklärt. Seine erste That war, Babylon wieder [1762] aufzubauen, die Tempel dort zu erneuern und den alten Kult Nebos und Merodachs wiederherzustellen. Von den Chaldaeern und Babyloniern scheint er wenig behelligt worden zu sein; mit um so mehr Eifer konnte er sich den Unternehmungen der Küste des Mittelmeers entlang und gegen Ägypten widmen. Die Rebellen Abdimilkut von Sidon und Sandu‘arri liess Asarhaddon hinrichten und wandte sich bald darauf gegen König Thirhaka von Ägypten. Nach mehrjährigen Zügen gelang es ihm auch, sich des Landes zu bemächtigen; die Hauptstadt Memphis wurde zerstört und ausgeplündert und Ägypten zur assyrischen Provinz gemacht. Auch ein anderer Zug gegen die Länder Bazu und Chazu (das biblische Buz und Chuz) war von Erfolg begleitet, und als Asarhaddon seinen Sohn Aschschurbanipal zum Nachfolger ernannte, konnte er stolz auf die Vergrösserung seines Landes und eine Reihe prächtiger Bauten zurückblicken.

Aschschurbanipal (Σαρδαναπαλλος 669–626) berief seinen Bruder Schamaschschumukîn (Σαοσδουχινος) zur Regierung in Babylonien und begann die Reihe seiner zahlreichen Eroberungszüge mit Unternehmungen in Ägypten und Aithiopien, um die von seinem Vater ererbte Machtstellung dort aufrecht zu erhalten. Seine Hauptthätigkeit entfaltete der Könige aber gegen Elam, das sich ihm zunächst allein widersetzte, und später gegen eine Coalition von Elam, Chaldaea, den Aramaeerstämmen und seinem treulos gewordenen Bruder in Babylonien. Aschschurbanipal benützte die günstige Zeit während ausgebrochener Wirren in der elamitischen Königsfamilie, um zunächst den rebellischen Bruder zu demütigen, der, als Babylon sich ausgehungert dem Sieger ausliefern musste, den Tod in den Flammen suchte und fand. Von nun an wandte sich Aschschurbanipal ausschliesslich Elam zu, aber erst nach mehreren Jahren gelang es ihm, die Hauptstadt Susa zu erobern, worauf die dortigen Schätze geplündert und das ganze Land dem Erdboden gleichgemacht wurde. Zwei weitere Feldzüge, die uns von Aschschurbanipal berichtet sind, waren gegen die Araber gerichtet und nach den Inschriften gleichfalls von vollem Erfolg begleitet. Mehr noch aber als durch seine kriegstüchtigen Unternehmungen ist Aschschurbanipal durch seine Pflege der Wissenschaften ausgezeichnet: aus seiner Regierung datiert die Sammlung der unschätzbaren Bibliothek zu Kujundschik, die uns über die Kultur und Civilisation seiner Zeit belehrt (vgl. u. S. 1766f.). Auch mehrere grossartige Bauten sind ihm zuzuschreiben; Reliefs und Inschriften belehren uns, dass er daneben noch Zeit zu waghalsigen Löwenjagden fand. Unter den beiden Nachfolgern Aschschurbanipals, Aschschuritililâni und Sinscharischkun (Σαρακος) beginnt der rasche Zusammenbruch des assyrischen Reiches, wohl hauptsächlich veranlasst durch die Überschwemmung ganz Westasiens mit den vom Norden zuziehenden Skythen und Kimmeriern (vgl. Herod. I 103. Jer. 4ff.) und durch den gleichzeitigen Einfall der Meder. Monumentale Angaben über das wirkliche Ende des Reichs sind bisher nicht bekannt geworden. Der Bericht des Abydenos (bei Eus. I 35), dass Nabopolassar, der Feldherr des Sarakos, Ninive durch Verrat zu Fall gebracht habe, [1763] ist wohl nur teilweise richtig. Jedenfalls steht soviel fest, dass bald nach Aschschurbanipals Tode Nabopolassar (Nabûpaluṣur, 625–605), der Abstammung nach ein Chaldaeer, sich der Herrschaft über Babylonien bemächtigte, Assyrien ihm einverleibte und damit der Begründer des sog. neu-babylonischen Reichs wurde.

Von den Herrschern des neubabylonischen oder chaldaeischen Reichs sind uns keine inschriftlichen Berichte über ihre Kriegszüge erhalten. Nur Bauinschriften über die Verschönerung und den Ausbau Gross-Babels sind bis jetzt gefunden. Nach dem, was wir aus sonstigen Quellen über Nabopolassars Regierung wissen, war das Hauptereignis unter seiner Regierung der Fall Ninives (607 oder 606 v. Chr.) und die Zerstückelung des assyrischen Reichs, das teils an die Meder, teils an die Chaldaeer fiel, ohne dass die Ägypter unter Necho II. vermocht hätten, einen Anteil an der Beute zu gewinnen. Letzteres wurde durch Nabopolassars thatkräftigen Sohn Nebukadnezar II. (Nabûkudurriʾuṣur, 604–561) vereitelt, der noch während der Regierung seines Vaters bei Karkemisch (605) einen glänzenden Sieg über Necho davontrug und damit für immer der Oberherrschaft Ägyptens über Westasien, die 1100 Jahre früher fast unumschränkt anerkannt worden zu sein scheint, ein Ende machte. Über die verschiedenen politischen Unternehmungen Nebukadnezars als Königs von Babylonien sind wir nicht genauer unterrichtet; die Erzählungen des Megasthenes sind mit der grössten Vorsicht aufzunehmen. Sicher ist, dass er Juda, das sich mit Ägypten in Verbindung gesetzt hatte, völlig vernichtete und Jerusalem zerstörte; wahrscheinlich, dass er mehrere in Ägypten selbst ausgebrochene Aufstände mit Erfolg niederdrückte und Grenzstreitigkeiten zwischen den Medern und Lydern beilegte. Desto genauer unterrichtet sind wir aber durch eine stattliche Anzahl von Inschriften über Nebukadnezars grossartige Bauten zur Verschönerung seiner Residenz Babylon, die er mit einer doppelten Mauer umgab und mit prächtigen Wasserwerken schmückte. Eine Reihe neuer Canäle oder die Correctur alter Canalbette und eine Menge Tempelbauten sind gleichfalls sein Werk.

Über die Nachfolger Nebukadnezars, seinen Sohn Evilmerodach (Amil-Marduk, 561–559), dessen Schwager Neriglissar (Nirgalscharuṣur, 559–56) und dessen Sohn Labosoarchad (Lâbaschi-Marduk, 556) sind bis jetzt so gut wie gar keine monumentalen Nachrichten erhalten. Nur von dem mittleren dieser Herrscher berichten zwei Inschriften über seine Tempelbauten und Canalanlagen. Die Geschichte des letzten babylonischen Königs Nabonid (Nabûnâʾid, Λαβυνητος, 555–538) und vom Ende des neubabylonischen Reichs ist teils aus einer Thontafel, die sog. Chronik Nabonids enthaltend (s. o. S. 1756 Nr. 8), teils aus einem fragmentarischen Thoncylinder des Kyros näher bekannt. Kyros aus dem Geschlechte der Achaimeniden, der, zunächst nur Fürst einer Landschaft in der Nähe von Susa, seine Macht über ganz Persien ausgedehnt und dazu auch noch (549) Astyages besiegt, Ekbatana erobert und damit Medien in seine Gewalt gebracht hatte, ward nach den Angaben der klassischen Schriftsteller durch ein Bündnis der Lyder, Ägypter und Babylonier [1764] in den Kampf mit Nabonid verwickelt und gewann Babel, woselbst Belsazar den Oberbefehl führte, durch eine List, worauf sich ihm Nabonid, der in Borsippa verschanzt war, ohne Schwertstreich ergab. Nach den Angaben des Kyroscylinders waren es Nabonids grausame Behandlung der Babylonier, Abschaffung der Kulte Merodachs und Verpflanzung der Localgötter anderer Städte nach Babylon, was dem Perserkönige die Veranlassung zur Einmischung in die babylonischen Verhältnisse gab. Nach der Nabonidchronik gewann Kyros 538 eine Schlacht bei Opis, Sippar wurde erobert und Babylon ohne Kampf besetzt, woselbst Nabonid gefangen genommen wurde. Dass die Hauptstadt ohne Kampf in die Hände der Perser fiel, darin stimmen die Angaben des Kyroscylinders, der Chronik und der klassischen Schriftsteller überein. Damit war das Ende des neubabylonischen Reiches (538) gekommen, und Babylon verlor seine Bedeutung mehr und mehr und war schon zu Plinius’ Zeit eine Ruine.

Viel wichtiger als die wenigen nackten Thatsachen, welche die babylonisch-assyrischen Inschriften ergeben, als alle Städte- und Ländernamen, die dort erwähnt werden, als die Kriegsthaten und Bauten, von denen sie berichten, als die Reihe der Könige, die uns nur allzu oft als Schemen und wesenlose Schatten, nicht als Charaktere und lebendige Menschen entgegentreten, ist das Bild einer grossartigen Kulturepoche, dessen Umrisse die Monumente von Babylon und Ninive zuerst genauer darstellen. Die Euphrat- und Tigrisländer sind die Wiege der westasiatischen Civilisation gewesen, die nach fast allen Richtungen hin in Kunst, Wissenschaft und Industrie, sowie in den meisten staatlichen und wohl auch socialen Einrichtungen nicht nur den ganzen semitischen Osten beherrscht, sondern auch weiterhin auf das medische, persische Reich und die kleinasiatischen Staaten den grössten Einfluss geübt, und deren Macht sich sogar über das aegaeische Meer hinaus bis nach Griechenland und in mancher Beziehung über die ganze alte Welt erstreckt hat. Die Erfindung der diesen Ländern eigentümlichen Bilderschrift verliert sich in das höchste Altertum, die babylonische Tradition schrieb sie dem Oannes zu, einem Wesen mit Fischleib, aber menschlichem Kopf, Stimme und Füssen, welches aus dem persischen Meer hervorstieg, um die Menschen mit allen Wissenschaften zu beglücken (Euseb.). Eine Sculptur eines derartigen Fischmenschen wurde von Layard in Nimrod ausgegraben. Auf jeden Fall ist schon zur Zeit der Abfassung der allerältesten Denkmäler, die auf uns gekommen sind, die Schrifterfindung längst vollzogen gewesen. Ob die Kultur der Babylonier-Assyrer ihren Ausgang von den oben besprochenen Sumero-Akkadern nahm, wofür vieles zu sprechen scheint, und ob sie vom Süden oder vom Norden Mesopotamiens aus ihre Entwicklung begonnen hat, lässt sich noch keineswegs entscheiden. Bemerkenswert ist die strenge Durchbildung der monarchischen Verfassungsform auf theokratischer Grundlage. Die ältesten Herrscher waren Priester und Könige in einer Person. Schon daraus darf man schliessen, dass das Priesterwesen und die Priesterschaft in Mesopotamien und ganz besonders in Babylonien eine Ausbildung [1765] erfahren haben, die ihrer als der eigentlich herrschenden Klasse der Bevölkerung würdig war. Leider sind uns, so zahlreiche Namen für einzelne Priesterklassen auch in den Denkmälern auftreten, die Bedeutung und Functionen dieser Klassen in den meisten Fällen noch nicht näher bekannt. Erschwert wird das Verständnis der betreffenden Texte noch dadurch, dass gewiss in Mesopotamien, wie heutzutage in Indien, neben den eigentlichen rechtmässig anerkannten Priesterklassen eine ganze Reihe von Beschwörern (Schlangenbeschwörern u. s. f.), Zauberern, Gauklern, Hexenmeistern und Hexen durch den Aberglauben des Volkes genährt wurden. Der streng geregelte Beamtenstand, zum Teil mit Erblichkeit der Ämter, und die Sclaverei weisen mit Notwendigkeit auf das Bestehen von Gesetzen hin, von denen neuerdings auch einige Bruchstücke aufgetaucht sind. Dazu stimmt auch die sorgfältig gepflegte Urkundlichkeit der Verträge, von denen schon mehr denn 50 000 in Mesopotamien aufgefunden worden sind. Die Wohnungen der Babylonier-Assyrer waren Häuser aus gebrannten oder an der Sonne getrockneten Ziegeln, die durch Schilf eingebettet und durch Bitumen mit einander verbunden wurden. Über die Nahrung ist man im einzelnen noch wenig unterrichtet; Ackerbau, Viehzucht, Jagd und Fischfang werden häufig erwähnt. Die Hauptbeschäftigung der Assyrer war das Kriegshandwerk, die Ausbildung und Ausrüstung streitbarer Heere; Strategik und Taktik standen auf hoher Stufe. Über Gewerbe, Handel und Schiffahrt sind leider auch jetzt noch keine eingehenderen Studien angestellt worden.

Die Religion der Bewohner der Euphrat- und Tigrisländer war ein polytheistischer Naturgottesdienst; sie war im allgemeinen bei Babyloniern und Assyrern dieselbe. Von einer Entwicklung des Polytheismus zum Monotheismus ist in den Inschriften nirgends die Rede. An der Spitze des Pantheons stand eine Göttertrias: Anu (der Himmelsgott), Bel, der Herr (der Erde?), und Ea, der Gott des Oceans, deren Namen bei Damaskios als Ἄνος, Ἴλλινος und Ἄος erhalten sind; die entsprechenden Gemahlinnen dieser Götter sind Antum, Beltu (Βῆλτις) und Damkina. Ähnlich dieser Trias gab es aber auch noch andere, z. B. Sin (der Mondgott), Schamasch (der Sonnengott) und Rammânu (der Luft- und Wettergott), gleichfalls von ihren Gattinnen begleitet. In neubabylonischen Inschriften erscheinen besonders häufig Nebo und Marduk, die Schutzgottheiten (Borsippas bezw.) Babels angerufen, in anderen hauptsächlich Schamasch, seine geliebte Gemahlin Ai und der Götterbote Bunini; in gewissen Gebeten, von Ceremonien begleitet, werden stets ,Schamasch, der Herr des Gerichts, und Rammân, der Herr des Gesichts (d. h. der Wahrsagerei)‘, angerufen. Und ausserdem spielen eine grosse Menge Localkulte in Assyrien und Babylonien eine Rolle. Aschur wurde als der Nationalgott Assyriens verehrt, Ischtar, die sich in die Ischtar von Ninive und in die Ischtar von Arbela teilte, wie auch andererseits in die Göttin des Morgen- und die des Abendsterns, ward nicht selten als die Göttin κατ’ ἐξοχήν gedacht (vgl. hebr. Aschtoreth, und Ἀστάρτη). So ward Anu in Erech, Bel in Nippur, Ea in Eridu, Sin in Ur, Schamasch in Sippur [1766] verehrt u. s. w. Auch die Planeten wurden als Götter aufgefasst, bezw. bestimmten Göttern geweiht, ebenso viele Naturkräfte und Naturerzeugnisse, wie Pflanzen und Steine. Die Monate und gewisse Tage im Monat waren gleichfalls bestimmten Gottheiten geheiligt. Durch diese verschiedenartigen Beziehungen der einzelnen Götter und Göttinnen zu den Erscheinungen der Aussenwelt scheint ein gewisses Schwanken in der Nomenclatur ihrer Epitheta und Attribute bedingt worden zu sein. Selbst ein so specieller Titel wie z. B. ,der maschmasch (eine Priesterklasse) der Götter‘ wird nicht etwa blos einem bestimmten Gott (dem Feuergott), sondern ebenso auch andern Göttern beigelegt. Schon daraus ist klar, dass wir nie zu einem tieferen Verständnis der babylonisch-assyrischen Götterlehre durchdringen werden, ehe nicht die Rituale, deren es eine bedeutende Menge giebt, herausgegeben und übersetzt sind. Ausser den eigentlichen Göttern gab es eine Anzahl niedrigerer Gottheiten (wozu wahrscheinlich auch die durch Stiercolosse und geflügelte Löwen dargestellten Genien gehören), Geisterwesen, Engel und Teufel. Unter den Geistern spielen die Igigi und Anunaki und unter den Daemonen die sog. ,Sieben‘ eine hervorragende Rolle. Die Macht der Götter wurde in Hymnen besungen, die nicht selten in der Form einer Litanei abgefasst sind, und der Zorn der Göttlichen durch Psalmen besänftigt. Verschiedene Arten von Opfer weisen auf die Ausprägung des Sündenbewusstseins; die religiösen Grundanschauungen von Schuld und Strafe und vom Gebet als Mittel zur Erlangung der göttlichen Gnade scheinen in Mesopotamien von denen in Juda und Israel nicht wesentlich verschieden gewesen zu sein. Wie bei den meisten Kulturvölkern des Altertums, so war auch bei den Babyloniern-Assyrern das ganze Leben mit der Religion aufs innigste verquickt. Bei jedem wichtigeren Unternehmen befragte man die Orakel, und Glück und Unglück im Kampfe ward den Göttern zugeschrieben. Der ausgebildete Aberglaube des Volkes rief ferner eine ganze Anzahl von Beschwörungen und Zaubereien hervor, wodurch Geister gebannt und Krankheiten geheilt werden konnten u. s. f. Eine Reihe dieser Beschwörungen konnte nur mit gewissen Gebeten, den sogenannten ,Gebeten der Händeerhebung‘, abwechselnd recitiert werden. Dies leitet uns über auf die religiöse und mythologische Litteratur der Babylono-Assyrer, die vornehmlich durch die in Kujundschik ausgegrabene Thontafelbibliothek Sardanapals bekannt wurde.

An erster Stelle sind hier zwei Epen zu nennen, die die Aufmerksamkeit im höchsten Grade erregen: das momentan Gilgamisch-, früher Izdubar- oder Nimrodepos genannte grosse Gedicht in zwölf Gesängen, das, wie Rawlinson erkannt hat, den Lauf der Sonne veranschaulicht, und in seinem elften Gesang, der dem Regenmonat und dem Zeichen des Wassermannes entspricht, einen dem biblischen merkwürdig nahestehenden Sintflutbericht enthält; und die sog. Höllenfahrt der Ischtar, eine an die Demeter-Ceres-Sage anklingende Erzählung. Auch eine Reihe von Tierfabeln und die Legenden von Etana, von Adapa und von Irischkigal, und andere Göttersagen hängen mit dem religiösen Kultus und der Mythologie der Babylonier-Assyrer [1767] sichtbar zusammen, ebenso die sog. Weltschöpfungstafeln, die den Kampf Merodachs, d. h. der Frühsonne und zugleich der Frühjahrssonne, mit dem Ungeheuer Tiamat, d. h. dem in Finsternis schwebenden Chaos, und ihrer Helfershelfer verherrlichen. Wie schon hieraus ersichtlich, hängt die babylonisch-assyrische Kosmologie aufs innigste mit astrologisch-astronomischen Anschauungen zusammen, wie denn die Babylonier unstreitig auf dem Wege der Astrologie zur Entwicklung einer bis ins einzelnste ausgebildeten Astronomie gelangt sind. Ein altes, König Sargon von Agade (ca. 3800 v. Chr.) zugeschriebenes astrologisches Werk beschäftigt sich ausser der Ansetzung von Mond- und Sonnenfinsternissen bereits mit der Beobachtung der Planeten und anderer Sterne, und schon aus Sardanapals Bibliothek sind einige rein astronomische Berichterstattungen bekannt, von denen ein paar (nach Eponymen) datiert sind. Nach einer bis jetzt noch unausgefüllten Lücke beginnt dann in der Achaimeniden- und Seleukidenzeit eine Periode, aus der wir sehr zahlreiche astronomische Texte besitzen, welche folgendes über das astronomische Wissen der Babylonier sicher stellen: sie gaben die Daten für Constellationen von Ekliptiksternen; sie bezeichneten die heliakischen Auf- und Untergänge der Planeten; ferner ihre Opposition mit der Sonne; ihre Kehr- oder Stationspunkte; sie besassen ähnlich wie wir gewisse Tierkreissternbilder; sie bestimmten die heliakischen Auf- und Untergänge des Sirius und desgleichen die Anfangstermine der astronomischen Jahreszeiten, vermutlich vom Herbstaequinoctium ausgehend; sie rechneten nach dem sog. Saros-Canon und bedienten sich einer achtzehnjährigen Periode. Eine Reihe dieser astronomischen Texte, die zum Teil auch kurze Chroniken, sowie den jeweiligen Preis des Getreides und den Wasserstand des Euphrat enthalten, sind mit einem Doppeldatum, nach seleukidischer und arsakidischer Zeitrechnung, versehen. Das jüngste bis jetzt bekannte Doppeldatum dieser Art lautet: ,Zu Babylon, Monat Tischri, .... 213. Jahr, welches ist das 277. Jahr von Arsakes dem König der Könige‘, also 213 arsakidisch = 277 seleukidisch = 35 v. Chr.

Neben den astrologischen sind aus Sardanapals Bibliothek eine grosse Menge von Omentexten auf uns gekommen, da die abergläubischen Babylonier-Assyrer aus allerhand Vorbedeutungen, Traum- und anderer Wahrsagerei, Vogelflug, dem Benehmen von gewissen Tieren, wie Schweinen, Eseln, Pferden, Hunden, Schlangen, Scorpionen, Heuschrecken, von Missgeburten aller Art u. s. w. auf die Zukunft Schlüsse zu ziehen suchten. Die Eventualitäten dieser Omina sind ebenso wie die der astrologischen Tafeln ziemlich einförmig: Krieg, Dürre, Tod des Königs, Regierungswechsel, Hungersnot, Zerstörung von Stadt und Land oder von Haus und Hof, Sclaverei, Zwistigkeiten u. s. f.

Während rein mathematische und rein geographische Inschriften verhältnismässig noch in sehr geringer Anzahl bekannt sind, verdienen schliesslich noch die grammatischen und lexikographischen Aufzeichnungen der Babylonier-Assyrer besondere Hervorhebung. Der Umstand, dass ein Teil der religiösen Litteratur in der sumero-akkadischen Sprache abgefasst war, macht es erklärlich, [1768] dass wir eine sehr grosse Anzahl von Zeichen- und Wortlisten finden, sowie eine Reihe grammatischer Paradigmen. Ob die grossen Verzeichnisse von Tier-, Stein- und Pflanzennamen rein sprachlichen oder in erster Linie Opfer- oder anderen (magischen, siderischen?) Zwecken dienten, lässt sich noch nicht entscheiden, so lange nicht in das Chaos von Fragmenten Ordnung gebracht ist.

Die Assyrer selbst, zur Zeit Aschschurbanipals, hielten gewiss die grösste Ordnung in ihrer Bibliothek: wir besitzen Serien- und Tafelkataloge, letztere die Anfänge und die Zeilenzahl jeder einzelnen Tafel einer Serie verzeichnend. Auf diese Weise war es möglich, mit Hülfe eines solchen alten Thonkatalogs über zwei Drittel der Tafeln einer Serie von Omentexten im Britischen Museum wieder zusammenzufinden. Eine grosse Menge dieser Texte sind uns in drei, vier und noch mehr gleichlautenden Exemplaren überkommen, was bei dem fragmentarischen Zustande der einzelnen heutzutage von besonderer Wichtigkeit ist. Auch Schilder von Thon mit den Aufschriften von Seriennamen, die in der Bibliothek offenbar zur leichteren Orientierung angebracht waren, sind gefunden worden.

Von den chronographischen und andern historischen Inschriften ist schon oben die Rede gewesen. Ausserdem befinden sich in Sardanapals Bibliothek eine grosse Menge Briefe, teils privater, teils politischer Natur, teils über Bauunternehmungen Aufschlüsse vermittelnd.

In der babylonisch-assyrischen Kunst, die in ihrer Entwicklung noch ziemlich unübersichtlich ist, finden wir für grössere Bauwerke ein doppeltes System der Unterbauten, nämlich das sog. Terrassen- und das Rampensystem. Die Mauern waren aus Lehmziegeln oder mit gestampfter Erde aufgeschichtet; für Bedachungen ist flache und gewölbte Art bezeugt; anstatt der Fenster scheinen eine Art Gallonen angebracht gewesen zu sein. Die Säule war offenbar kein ursprüngliches Element der babylonisch-assyrischen Architectur, sondern scheint von den Chatti (meist mit den Hittitern identificiert) nach Assyrien importiert worden zu sein. Die Säle der Paläste waren mit Reliefs geschmückt, die in der Zeit zwischen Aschschurnaṣirpal und Aschschurbanipal keine bedeutende Entwicklung der Kunst verfolgen lassen. Besonders lebendig und getreu sind Tiere, Löwen und Pferde auf Jagdscenen u. s. f. wiedergegeben. Das Costüm, namentlich auch das Haar, wurde aufs sorgfältigste dargesellt; ebenso ist die Zeichnung der Musculatur beachtenswert. Ausser den geflügelten Portalfiguren, Löwen- und Stiercolossen, sind auch Götter- und Königsstatuen auf uns gekommen. In der Reliefdarstellung sind die geflügelten Genien hervorzuheben. Über das Princip und die Entwicklung der Kunst auf zahlreichen Elfenbein- und Glasarbeiten aus Nimrod liegen noch keine eingehenderen Studien vor. Die prächtigen, kopflos erhaltenen Statuen im Louvre aus der Zeit Gudias werden neuerdings von manchen für ganz junge Kunsterzeugnisse gehalten, während sie nach den Inschriften bis ins 4. vorchristliche Jahrtausend zurückreichen würden. Auch der Stempelschnitt und die Gravierungen auf Cylindern und Gemmen, die gleichfalls bis ca. 3000 [1769] zurückgehen und Darstellungen aus dem Legendenkreis der babylonisch-assyrischen Mythologie enthalten, sind noch nicht bis ins einzelne untersucht. Stickereien scheinen in Babylonien sehr kunstvoll ausgeführt worden zu sein; für die Kunst der Weberei vgl. Ezech. 27. Jos. 7, 21. Auch die Töpferkunst (Trinkgefässe, Lampen, grosse Thongefässe zum Aufbewahren der Leichname) und die Glasbearbeitung (Flaschen, Schmucksachen) scheint weit entwickelt gewesen zu sein.

Moderne Litteratur. Über den Namen Assyriens s. Nöldeke Ztschr. f. Assyr. 1886, 268ff. Ausgrabungen: Rich Two memoirs on the ruins of Babylon, London 1839. Botta et Flandin Monuments de Ninive, Paris 1846/50. Layard Nineveh and its remains, Lond. 1849; Monuments of Nineveh, Lond. 1849/53; Nineveh and Babylon, Lond. 1853. Oppert Expédition scientifique en Mésopotamie, Paris 1859/63. G. Smith Assyrian Discoveries, Lond. 1875. H. Rassam Transactions of the Soc. of Bibl. Archaeol. Vol. VIII. Peters Proc. Amer. Orient. Society, April 1892; im allgemeinen: Ed. Meyer Deutsche Rundschau 1887, 33ff. Die vollständigste Zeichensammlung der babylonisch-assyrischen Keilgruppen bietet Brünnow A classified List of all simple and compound cuneiform Ideographs, Leiden 1887/89. Grammatiken der babylonisch-assyrischen Sprache von Oppert (Paris 1868). Schrader ZDMG 1872. Lyon (Chicago 1886). Teloni (Florenz 1887) und Delitzsch (Berlin 1889). Zur Entzifferungsgeschichte s. Spiegel Die altpers. Keilinschriften², Lpz. 1881 und Schrader a. a. O. Die babylonischen Achaimenidentexte zuletzt bei Bezold Die Achaem.-Inschr., Lpz. 1882. Zur sumerischen Frage vgl. zuletzt Delitzsch Gramm. § 25 einerseits, Lehmann Šamaššumukîn, Teil I Cap. IV andererseits. Die chronographischen Inschriften sind zuletzt im Zusammenhang bearbeitet, teilweise mit Wiederholung der Originaltexte, von Winckler Untersuchungen zur altorientalischen Geschichte, Lpzg. 1889. Die beste Ausgabe der Eponymencanones und der Verwaltungsliste bietet Delitzsch Assyrische Lesestücke², Lpz. 1878, 87ff. Zur Geschichte im allgemeinen s. die Textausgaben von H. Rawlinson The cuneiform inscriptions of Western Asia, London 1861/91 (im folgenden abgekürzt mit ,R‘) und die Übersetzungen in Schraders Keilinschriftlicher Bibliothek, Berlin 1889/92 (abgekürzt mit ,KB‘), sowie Oppert Histoire des Empires de Chaldée et d’Assyrie, Paris 1865. Schrader Keilinschriften und Geschichtsforschung, Giessen 1878. Ed. Meyer Geschichte des Altertums, Band I, Stuttgart 1884. Tiele Babylonisch-assyrische Geschichte, Gotha 1886/88 und Winckler Geschichte Babyloniens und Assyriens, Lpz. 1892; Altorientalische Forschungen, Lpz. 1893/5. Für exegetische Zwecke vgl. auch Schrader Die Keilinschriften und das Alte Testament², Giessen 1883; englische Ausg. London 1885/89. Für die einzelnen Inschriften mögen hier folgende Angaben dienen. Die Texte von Gudia und anderen Herrschern von Sirpurla sind veröffentlicht von De Sarzec Découvertes en Chaldée, Paris 1884/93; übersetzt von Jensen KB III 1, 2ff; die Inschriften von Königen von Sumir und Akkad übersetzte Winckler ebd. 76ff.; die Inschriften von Chammurabi [1770] Jensen ebd. 106ff. Die altbabylonischen Inschriften von Niffer edierte Hilprecht (Old Babylonian Inscriptions chiefly from Nippur, Philadelphia 1893. Eine Publication der Tell el-Amarna-Texte zu Berlin und Gizeh veranstaltete Winckler Mitteilungen aus den orient. Sammlungen der Kgl. Museen zu Berlin, Heft 1–3, Berlin 1889/90; diejenigen zu London sind herausgegeben von Bezold (mit Einleitung und Inhaltsübersicht von Bezold und Budge) The Tell el-Amarna Tablets in the British Museum, Lond. 1892; dazu Transcription, Wörterverzeichnis und grammatischer Abriss von Bezold Oriental Diplomacy, Lond. 1893. Die Steinplatteninschrift Rammânnirâris I. ist ediert IV R 44f. und zuletzt nach einem americanischen Duplicat verbessert von Jastrow Ztschr. f. Assyr. 1895, 35ff. Eine Gesamtbearbeitung der Inschriften Tiglathpilesars I. bietet Lotz Die Inschriften Tiglathpilesars I., Lpz. 1880; s. auch die Übersetzung Wincklers KB I 14ff. Von den Texten Aschschurnaṣirpals, ediert I R 17ff. etc., giebt eine Übersetzung Peiser KB I 50ff. Die Inschriften Salmanassars II. sind ediert III R 7f. etc. und von Amiaud und Scheil Les inscriptions de Salmanasar II, Paris 1890; zur Übersetzung vgl. auch Winckler und Peiser KB I 128ff. Facsimiles der Bronzethore von Balawat und Erklärung ihrer Legenden finden sich in dem Prachtwerke The Bronce Ornaments of the Palace Gates of Balawat by S. Birch, London 1880/84. Schamschirammâns IV. Text findet sich I R 29ff., bearbeitet von Scheil Inscription assyrienne archaïque de Samši-Rammân IV., Paris 1889 und von Abel KB I 174ff. Eine Gesamtbearbeitung der Inschriften Tiglathpilesars III. giebt P. Rost Die Keilschrifttexte Tiglat-Pilesers III., Lpz. 1893; vgl. auch Schrader KB II 2ff. Die Texte Sargons sind im Zusammenhang publiciert von Lyon Keilschrifttexte Sargons, Lpz. 1883 und Winckler Die Keilschrifttexte Sargons, Lpz. 1889; s. auch Peiser KB II 34ff. Eine Sammlung der Inschriften Sanheribs veranstalteten G. Smith History of Sennacherib, Lond. 1878 und Meissner und Rost Die Bauinschriften Sanheribs, Lpz. 1893: vgl. auch Bezold KB II 80ff. Die Asarhaddontexte publicierte Budge The history of Esarhaddon, Lond. 1880; s. auch Winckler und Abel KB II 120ff. Endlich besitzen wir eine Gesamtausgabe der Texte Aschschurbanipals von G. Smith History of Assurbanipal, Lond. 1871; vgl. dazu Jensen KB II 152ff.; und derer Schamaschschumukîns von Lehmann Šamaššumukîn, Lpz. 1892; s. dazu Jensen KB III 1, 194ff. Inschriften Nabopolassars edierte Winckler Ztschr.f. Assyr. 1887, 69ff. 145ff. und Strassmaier ebd. 1889, 106ff.; vgl, Winckler KB III 2, 2ff. Die hauptsächlichsten Texte Nebukadnezars II. finden sich I R 53ff. und bei Winckler Ztschr. f. Assyr. 1887, 123ff.; vgl. KB III 2, 10ff. Die beiden Inschriften Neriglissars sind ediert I R 67 und von Budge Proc. Soc. Bibl. Archaeol. Vol. X pt. 3 und übersetzt von Bezold KB III 2, 70ff. Die Texte Nabonids sind veröffentlicht I R 68f. V R 63–5 und von Bezold Proc. Soc. Bibl. Arch. Vol. XI pt. 3; vgl. Peiser KB III 2, 80. Die Kyrosinschriften endlich und die sog. Nabonidchronik bearbeitete zuletzt Hagen Beiträge zur Assyriologie [1771] II 1, 1891, 204ff. Es versteht sich, dass im Vorstehenden nur die hauptsächlichsten Texte und deren jeweilig neueste, einigermassen zuverlässige Bearbeitung mitgeteilt sind. Für die Rechtsurkunden vgl. Oppert Documents juridiques, Paris 1887. Strassmaier Babylonische Texte, Heft 1–11, Lpz. 1887/94. Peiser Keilinschriftliche Aktenstücke, Berl. 1889; Babylonische Verträge, Berl. 1890. Kohler und Peiser Aus dem babyl. Rechtsleben, Lpz. 1890/94. Meissner Beiträge zum altbabylonischen Privatrecht, Lpz. 1893. Über die geheiligten Tage des Monats handelt Lotz Quaestionum de historia Sabbati libri duo, Lips. 1883. Eine Sammlung von Busspsalmen ist bearbeitet von Zimmern Babylonische Busspsalmen, Lpz. 1885 und eine solche von alliterierenden Hymnen von demselben, Ztschr. f. Assyr. 1895, 1ff. Eine andere Art von Hymnen edierte Brünnow Ztschr. f. Assyr. 1889, 1ff. 225ff. 1890, 55ff. Eine Reihe Fragmente mit Beschreibungen assyrischer Göttertypen veröffentlichte Bezold Ztschr. f. Assyr. 1894, 114ff. 405ff.; vgl. Puchstein ebd. 410ff. Babylonisch-assyrische Beschwörungsformeln publicierte Tallqvist Die assyrische Beschwörungsserie Maqlû, Lpz. 1895, und eine Sammlung von Gebeten Knudtzon Assyrische Gebete an den Sonnengott, Lpz. 1893. Über den Inhalt der Bibliothek Sardanapals im allgemeinen s. Bezold Catalogue of the cuneiform tablets in the Kouyunjik Collection of the British Museum, Vol. I–III, Lond. 1889/93. Die neueste Bearbeitung des sog. Nimrodepos gab A. Jeremias Izdubar-Nimrod, Lpz. 1891 (der Keilschrifttext bei Haupt Das babylonische Nimrodepos, Lpz. 1884/91), der Sintflut- und Weltschöpfungsberichte und der babylonischen Kosmologie Jensen Die Kosmologie der Babylonier, Strassb. 1890, und Zimmern bei Gunkel Weltschöpfung und Chaos, Gött. 1895, 401ff. Die Höllenfahrt der Istar ist übersetzt von Schrader Die Höll. d. I., Giessen 1874, und von A. Jeremias Die bab. Vorstellungen vom Leben nach dem Tode, Lpz. 1887. Eine Edition von Fabeln veranstaltete E. T. Harper in d. Beitr. z. Assyr. II 2 (1892), 390ff. Über Astronomie vgl. Epping Astronomisches aus Babylon, Freiburg 1889, und Epping und Strassmaier Ztschr. f. Assyr. 1890, 341ff. 1891, 89ff. 217ff. 1892, 220ff. 1893, 149ff. Zur Brieflitteratur vgl. S. A. Smith Assyrian letters from the royal Library at Nineveh, Lpz. 1888, und R. F. Harper Assyrian and Babylonian letters Parts I and II, Lond. 1892/3. Zur Kunst s. Oppert Grundzüge der assyr. Kunst, Basel 1872. Perrot et Chipiez Histoire de l’art dans l’antiquité, t. II, Paris 1884. Reber Ztschr. f. Assyr. 1886, 128ff. 289ff. 1887, 1ff. und Puchstein Jahrb. des archaeol. Inst. 1892, 1ff. Für die babylonisch-assyrische Litteratur im allgemeinen vgl. Bezold Kurzgefasster Überblick über die bab.-assyr. Litt., Lpz. 1886. Von Zeitschriften sind zu erwähnen Oppert et Ledrain Revue d’Assyriologie, Paris 1884ff. und Bezold Ztschr. für Assyriologie, Lpz. 1886ff., und von populären Schriften Kaulen Assyrien und Babylonien⁴, Freiburg 1891 und Mürdter Geschichte Babyloniens und Assyriens², Calw u. Stuttg. 1891.
[Bezold.]

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