3) Artabazos III. (II.?) war als Sohn einer Königstochter (Plut. Alex. 21, 4) angeblich 424 v. Chr. geboren (Arr. anab. III 23, 7. Curt. VI 5, 3, vgl. Droysen Gesch. d. Hell. I 1² 383f. Niese Griech. u. maked. Staaten I 108), wahrscheinlich fällt aber seine Geburt später (388?) und seine Eltern sind Pharnabazos II. und des Artaxerxes II. Tochter Apama (Nöldeke Gött. gel. Anz. 1884, 295). Er erscheint zunächst um 365 als Feldherr des Grosskönigs Artaxerxes II. Mnemon gegen den aufständischen Datames (s. d.), nach dessen Ermordung er die Satrapie von Daskyleion übernahm (um 362, vgl. Judeich Kleinasiat. Studien 1892, 195, 1. 204ff. Krumbholz De Asiae min. satr. Pers. 1883, 73ff.). Kurz darauf empörte sich A. selbst zusammen mit seinem Oheim Orontes (s. d.). Er unterwarf sich rasch wieder (um 360, Dem. XXIII 154–156). Als aber Artaxerxes III. Ochos 358 den Thron bestiegen hatte, fiel er, wahrscheinlich um der vom Grosskönig geplanten Bestrafung für den früheren Aufstand zu entgehen, von neuem ab (um 356). Es gelang ihm, den athenischen Feldherrn Chares (s. d.) und dessen Söldner zu gewinnen, und sich mit deren Hülfe siegreich zu behaupten (Diod. XVI 22, 1. Dem. IV 19. 24 m. Schol. und Schol. z. III 31. Isokr. VIII 42ff. Plut. Arat. 16, 3). Als Chares auf die Drohungen des Grosskönigs hin von seiner Regierung abberufen war, fand A. Unterstützung bei Theben, das ihm 353 Pammenes mit 5000 Mann zu Hülfe schickte (Diod. XVI 34, 1. 2, vgl. Polyaen. V 16, 2. Front, strat. II 3, 3). Aber auch die thebanische Hülfe erwies sich auf die Dauer als unzuverlässig (Polyaen. VII 33, 2), A. erlag wahrscheinlich schon 352 dem Angriff der königlichen Feldherrn und floh zu König Philipp von Makedonien (Diod. XVI 52, 3, vgl. Athen. VI 256 d. e. Judeich a. O. 210ff. 219). Dort ist er geblieben, bis ihm um 345 sein Schwager Mentor von Rhodos die Erlaubnis der Rückkehr erwirkte (Diod. XVI 52, 3. 4). Danach wird A. erst wieder 330 erwähnt als Begleiter des flüchtigen Dareios III. Kodomannos. Die Gefangennahme [1300] des Königs durch Bessos vermochte er nicht zu hindern, doch verliess er mit den Seinen und einer Anzahl griechischer Söldner Bessos (s. d.) und begab sich zu Alexander (Arr. anab. III 21, 4. 23, 7. Curt. V 9, 1. 12f. 17. 10, 10f. 12, 7f. 18. VI 5, 1 ff. 22). Dieser hat ihn zu verschiedenen Diensten verwendet (Arr. anab. III 23, 9. 28, 2. Curt. VII 3, 2) und schliesslich als Satrapen in Baktrien eingesetzt (Arr. III 29, 1. IV 15, 5. 16, 2. Curt. VII 5, 1. 11, 29. VIII 1, 10). Auf seine eigene Bitte wurde aber A., nachdem er noch eine Expedition nach Sogdiana unternommen hatte, 328 dieser Stellung wieder enthoben (Arr. IV 17, 3. Curt. VIII 1, 19). Die Zeit seines Todes ist unbekannt.
A. war u. a. vermählt mit einer Rhodierin, der Schwester des Mentor und Memnon (s. d.). Er hinterliess eine zahlreiche Nachkommenschaft, nach Diodor XVI 52, 4 angeblich von dieser Frau allein 11 Söhne und 10 Töchter, nach Curtius VI 5, 4 besass er (im J. 330) 9 erwachsene Söhne von einer Frau. Bekannt von den Söhnen sind uns Ariobarzanes, Arsames, Kophen, Pharnabazos, von den Töchtern Apama (s. d. Nr. 2), Artakama, Artonis, Barsine.
[Judeich.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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