ART

10) Artabanos V., der letzte Partherkönig. Nach dem Tode des Volagases V. gerieten seine Söhne Volagases VI. und A. V. in Streit um die Herrschaft. Nach Cassius Dio (LXXVII 12) freute sich Caracalla über diesen Streit bereits im J. 212. Indessen hat v. Gutschmid (Gesch. Irans 154) wahrscheinlich gemacht, dass A. V. erst 213 als Prätendent auftrat; denn das J. 216 wird von Mani bei Albiruni (p. 121. 190 der englischen Übersetzung von Sachau) als viertes Jahr dieses Königs gezählt. Wie Gutschmid früher (Kl. Schr. III 154) vermutet hat, wurde der Thronstreit zunächst so ausgetragen, dass Volagases VI. von Ktesiphon aus die unteren, A. V. von Rhagai aus die oberen Satrapien beherrschte. Ein solches Abkommen könnte jedenfalls nur wenige Jahre bestanden haben, denn bereits 216 wurde in der Nähe Ktesiphons nach Jahren A.s V. gerechnet (Mani a. a. O. Gutschmid Gesch. Irans 154). Indessen sind von Volagases VI. bis 222 ohne Unterbrechung Tetradrachmen geprägt worden (Percy Gardner Parth. Coin. 59), während es von A. V. nur Drachmen giebt. Volagases VI. muss also Babylonien behauptet haben. Später muss A. V. seine Herrschaft auch über Babylonien ausgedehnt haben, [1297] da er Rab Abba, ein Schulhaupt der babylonischen Juden, begünstigte (Jost Gesch. d. Judentums II 139).

Von den beiden Vorstössen Caracallas gegen die Parther richtete sich der erste, der einen friedlichen Ausgang nahm, wahrscheinlich gegen Volagases VI. (Longpérier Mém. des rois Arsacid. 135); der zweite führte zu einem Kriege mit A. V., den Herodian IV 10f. und Dio ausführlich erzählen. Herodian, der auch III 9, 11 irrigerweise einen A. als Partherkönig nennt, verdient in allem, worin er von Dio abweicht, keinen Glauben. Nach Dio (LXXVILI 1) erbat Caracalla die Tochter des Partherkönigs zur Frau. Als sie ihm verweigert wurde, erklärte er A. V. den Krieg, drang 216 in Medien (über die Richtung des Marsches vgl. Hist. Aug. Carac. 16. Gutschmid Gesch. Irans 155) vor, zerstörte viele Castelle und plünderte die Gräber von Arbela, die von Dio irrig als Gräber der Partherkönige bezeichnet werden. Während das römische Heer noch in den Winterquartieren verteilt lag, wüteten die Parther 217 in den verschonten Gebieten (Dio a. a. O. LXXVIII 3). Nach Caracallas gewaltsamem Tode bat sein Nachfolger Macrinus um Frieden und erklärte sich bereit, die Gefangenen ohne Lösegeld auszuliefern. A. V. jedoch verlangte volle Sühne für alle Frevel Caracallas, vor allem den Gräberraub. Da Macrinus auf diese Bedingung nicht einging, kam es zum Kampfe, und die Römer wurden bei Nisibis in zwei Schlachten besiegt (Dio Cass. a. a. O. 26, dessen lückenhafter Text durch Xiphilinos teilweise ergänzt wird). Nun musste Macrinus den Frieden von A. V. und seinen παραδυναστεύοντες erkaufen (Dio a. a. O. 27, vgl. Hist. Aug. Macrin. 8; Herod. IV 25 entstellt die Thatsachen, um die Schande der Römer zu verhüllen). Als auch des Macrinus kurze Regierung ein jähes Ende fand, schickte er seinen Sohn zu A. V. in Sicherheit (Dio a. a. O. 39).

Über die Kämpfe, in denen A. V. Reich und Leben verlor, besitzen wir nur einen kurzen Bericht Dios (LXXX 3), den Gutschmid (Gesch. Irans 61f.) mit den ausführlichen Angaben Tabaris [1298] (Geschichte der Sasaniden, übersetzt von Nöldeke 11ff.) in Einklang bringt. Die novellenhaften Erzählungen anderer orientalischer Quellen haben keinen historischen Gehalt. Artaxerxes, der Führer der aufständischen Perser, besiegte die Parther in drei Schlachten; in der dritten wurde A. V. selbst getötet. Artaxerxes eroberte nun das ganze Partherreich und griff auch Armenien an, wurde aber von den Söhnen des toten Königs zurückgeschlagen. Von den beiden Epochejahren der Sasanidendynastie, 224 und 227, bezeichnet das zweite, wie Gutschmid a. a. O. 162 wahrscheinlich macht, den Tod des Partherkönigs. Agath. 122 zählt vom ersten Arsakes bis zum Untergange des Partherreiches 270 Jahre.
[F. Cauer.]

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