Arsenicum (ἀρσενικόν, spätere Form für arrhenicum ἀῤῥενικόν) ist jetzt der Name eines Metalls, von dem die Alten nur die beiden Schwefelverbindungen gekannt zu haben scheinen. Die eine dieser Verbindungen, die gelbe Arsenblende (As2 S3) oder Rauschgelb ist das ἀῤῥενικόν der griechischen Schriftsteller (Theophr. de lap. 40. 51. Dioskorides V 120, auch Plinius XXXIV 178) und gleichbedeutend mit auripigmentum (Cels. [1273] V 5) Vitr. VII 7, 5, woraus sein Name Operment geworden ist. Es ist leicht an seiner vollkommenen Spaltbarkeit, gleich der des Gipses (Plinius XXXIII 79), und seiner hellgelben Farbe zu erkennen. Die andere Verbindung, die rote Arsenblende oder Realgar, ist die sandaraca oder sandaracha der Alten. Dass beide Mineralien gewöhnlich nebeneinander vorkommen (Dioskor. a. a. O.) und ihre Verwandtschaft war bekannt (Plin. a. a. O.). Als Fundorte werden Mysien, Pontos, Kappadokien und Syrien erwähnt. Über ein σανδαρακουργεῖον bei der Stadt Pompeiopolis in Paphlagonien berichtet Strabon XII 562 ausführlich und erwähnt dabei auch die Wirkung der eingeatmeten giftigen Arsenverbindungen, durch welche zeitweilig so viele Arbeiter weggerafft wurden, dass die Arbeit eingestellt werden musste. Auch heute noch bringt Anatolien Auripigment in den Handel. Ihre Hauptverwendung fanden die beiden Minerale als Farben, wozu besonders das Auripigment, das jetzt zu diesem Zweck künstlich dargestellt wird, wegen seiner goldgelben Farbe, die auch den Kaiser Caligula zu einem kostspieligen Versuch, Gold daraus darzustellen, verführt haben mag (Plin. a. a. O.), sehr geeignet ist. Die natürliche Sandaracha wurde auch damals schon durch künstliche ersetzt, welche jedoch andere Zusammensetzung hatte und nichts anderes war, als durch mehr oder weniger andauerndes Erhitzen von Bleiweiss (cerussa) erhaltene Mennige bezw. Bleioxyd oder auch ein Gemenge beider, daher gelb oder rot in verschiedenen Farbentönen. Vitr. VII 12, 2. Plin. XXXIV 176. Ein anderer Name für dieses Product war σάνδυξ, Dioskor. V 103. Plin. XXXV 40. Vgl. Davy in Gilbert Annal. d. Phys. XXII 17. Die Erfindung soll nach Plinius (XXXV 38) bei einem Brand des Piraeus zufällig gemacht worden sein. Im Übrigen wurden das A. und die Sandaracha zu verschiedenen medicinischen Zwecken verwandt und ebenso, wie das heute noch bei den Völkern des Orients geschieht, zum Entfernen der Haare (Rusma = psilotrum), Dioskor. V 120. 121. Plin. XXXIV 178. Blümner Technol. und Termin. IV 477. 488.
[Nies.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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