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2) Das Sternbild des grossen und des kleinen Bären, s. Sternbilder. Mythologisch werden beide Sternbilder verschieden gedeutet. Nach Arat waren es idaeische Nymphen, Helike (von der Kreisdrehung des grossen Bären am Himmel) und Kynosura (Name des Polarsterns), welche das Zeuskind in einer Höhle am kretischen Ida ein Jahr lang verborgen gehalten und genährt hatten und zum Lohne dafür an den Himmel versetzt wurden (Arat. 30ff.; vgl. Aglaosthenes Naxiaca bei Eratosth. Cat. 2. Hyg. astr. II 2. Schol. Germ. Ar. BP 59; G 114; vgl. Cic. nat. deor. [1173] II 105). Der grosse Bär galt allgemein als die unter die Sterne versetzte Kallisto (auch Megisto von Istros frg. 65, und Themisto von Araithos bei Hyg. astr. II 1. 6 genannt), die Mutter des Arkas. Sie war entweder von ihrer Gefährtin Artemis zur Strafe dafür, dass sie sich dem Zeus hingegeben hatte (Hesiod.), oder von diesem selbst, um sie der Eifersucht Heras zu entziehen (Kallimachos), oder von Hera selbst (Apollod. III 8, 2, 2) in eine Bärin verwandelt worden (s. Kallisto und Preller-Robert Gr. Myth. I 304f. Franz in Roschers Myth. Lex. II 931ff.). Das Gestirn hatte zwar schon in ältester Zeit den Namen und die Bedeutung des Bären, wie die homerische Angabe, dass der Bär ängstlich nach dem Jäger Orion hinüber späht, beweist (Il. XVIII 488; Od. V 274, ursprüngliche Bedeutung ἄρκτοι die glänzenden, d. i. Sterne nach Usener Rh. Mus. XXIII 334ff, anders O. Müller Prolegom. 193f.). Aber die Beziehung auf Kallisto, welche Eratosthenes (p. 50ff. Rob. mit anderen Belegstellen) im Anschluss an die hesiodische Sage erzählt, ist jedenfalls späteren Ursprungs, vielleicht erst von Kallimachos eingeführt (Schol. Hom. Il. XVIII 487). Auch für die schon von Homer (a. a. O.) hervorgehobene Thatsache, dass das Sternbild nie ins Meer hinabtaucht, erfand man wohl erst in alexandrinischer Zeit die Erklärung, dass Hera aus Eifersucht Tethys gebeten habe, Kallisto nicht zum Bade im Okeanos zuzulassen (Hyg. fab. 177. Ovid. met. II 508ff.; fast. II 191f.). Der kleine Bär wird (wegen der Kynosura) Schol. Arat. 27 als der Jagdhund der Kallisto bezeichnet, der zugleich mit seiner Herrin umgekommen sei. Von den meisten wurde er Phoinike genannt, angeblich nach einer Nymphe, die ebenfalls von Zeus geliebt, von Artemis verwandelt und schliesslich an den Himmel versetzt worden war (Eratosth. Cat. 2. Schol. Germ. 59). In Wirklichkeit hängt der Name wohl damit zusammen, dass die Phoiniker nach dem kleinen Bären, d. h. dem Nordstern steuerten, auf den die Griechen erst von Thales aufmerksam gemacht worden seien, während die Griechen sich nach dem grossen Bären richteten, dessen erste Beobachtung dem mythischen Seefahrer Nauplios zugeschrieben wurde (Hyg. astr. II 2. Schol. Il. XVIII 487. Schol. Arat. 27).Über die Bezeichnung des grossen Bären als Wagen (griechisch ἅμαξα, römisch plaustrum, currus, temo) vgl. Schol. Arat. 27. Usener a. a. O. Bei den Römern hiess er meist Septemtriones, die sieben Dreschochsen, die wie auf einer Tenne am Himmel im Kreise umhergehen, nach Varro bei Gell. Noct. Att. II 21, anders erklärt von Festus (p. 339 M.), quod ita sunt septem stellae sitae, ut ternae proximae quaeque efficiant tria trigona. Nach M. Müllers Vermutung (Vorles. üb. Sprachwiss. II 344f.) bedeutet auch Septem triones, ähnlich wie ἄρκτοι, ursprünglich nur die sieben Sterne. Beide Bezeichnungen wurden auch auf den kleinen Bären übertragen.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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