ART

15) Ein Athener, in der epikureischen Lehre erzogen (App. Mithr. 28). Im J. 88 v. Chr. schickte ihn Archelaos, der Feldherr des Mithridates, nach der Eroberung von Delos mit der Tempelkasse nach Athen, um die Athener für den König zu gewinnen. Mit Hülfe der 2000 Mann, die ihm Archelaos mitgegeben hatte, machte er sich zum Tyrannen der Stadt – offenbar im Einvernehmen mit Mithridates, der in solchen Tyrannen das beste Werkzeug sah, um das Volk auf seine Seite zu ziehen (vgl. Strab. IX 398: τυράννους ... οὓς ὁ βασιλεὺς ἐβούλετο; vgl. Plut. Sull. 11: τυραννίδας διανέμων τοῖς φίλοις). A. hatte den Auftrag, auch andere griechische Staaten für die Sache des Königs zu gewinnen (Paus. I 20, 5). Über die Münzen, die damals (88) mit der Aufschrift Ἀριστίων Φίλων und in dem J. 87 und 86 mit Βασιλε(ὺς) Μιθραδάτης. Ἀριστίων geprägt wurden, vgl. Weil 324ff. Der neue Tyrann begann eine Schreckensherrschaft. Die römisch Gesinnten wurden getötet, Verdächtige an Mithridates geschickt (App. Mithr. 28. Plut. Sull. 12. 13). A. vereinigte nach der Landung des Archelaos seine Truppen mit jenem und kämpfte im J. 88/7 neben ihm gegen Bruttius Sura in der Schlacht bei Chaironeia, die zwar unentschieden war, aber doch den Erfolg hatte, dass die Lakonier und Achaeer, die sich schon vorher für Archelaos erklärt hatten, eine Symmachie [901] mit Archelaos und A. schlossen (App. Mithr. 29). Bald war Bruttius auch aus dem Peiraieus verdrängt, den nun die pontische Flotte occupierte (ebd.). Als dann Sulla siegreich vordrang, zog sich A. nach Athen zurück und wurde hier von den Truppen Sullas belagert, während Archelaos sich zunächst im Peiraieus hielt (App. Mithr. 30. Plut. Sull. 12. Paus. I 20, 5; vgl. Plut. Num. 9). Die Belagerung zog sich bis ins nächste Jahr, 86, hinein. Die Ratsherren und Priester, die A. baten, mit Sulla eine Verständigung zu suchen, wurden auseinander gesprengt (Plut. Sull. 13). Sullas Zorn wurde durch die Beleidigungen, mit denen A. von den Mauern aus ihn und seine Frau beschimpfte, aufs höchste gesteigert (Plut. Sull. 13. Dio frg. 103 Bekk.). Die Friedensanerbietungen, die A. schliesslich machte, wurden daher schroff zurückgewiesen (Plut. Sull. 13). Am 1. März 86 fiel Athen in die Hand Sullas. A. floh mit wenigen auf die Akropolis, wo er von C. Scribonius Curio belagert, sich nur noch kurze Zeit hielt (App. Mithr. 38. Plut. Sull. 14; vgl. Vellei. Paterc. II 23). Wegen Wassermangels musste er sich ergeben. Sulla tötete ihn und seine Spiessgesellen (App. Mithr. 39. Strab. IX 398). Nach Plut. Sull. 23 hätte ihn Sulla erst später (85/4) dem Archelaos zuliebe mit Gift umgebracht. Strabon IX 398 sagt von ihm, dass unter den Tyrannen, die Mithridates den Athenern schickte, A. der gewaltigste gewesen sei. Mit Unrecht ist dieser A. mit dem früheren Tyrannen Athenion (s. d.) zusammengeworfen worden. So Hertzberg Gesch. Griechenl. unt. d. Herrsch. d. Röm. I 348ff. Mommsen R. G. II⁶ 286ff. Weil Athen. Mitt. VI 315ff. Erst Niese Rh. Mus. XLII 574ff. hat die Verschiedenheit der beiden Persönlichkeiten erwiesen. Trotzdem hält Th. Reinach (Mithrid. Eupator 139, 1) gegen Niese an der Identität fest. Ihm folgt Holm Griech. Gesch. IV 695ff.
[Wilcken.]

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