8) A. wird der Verfasser einer Sammlung von Liebesbriefen in zwei Büchern, aber nicht mit voller Sicherheit (s. Boissonade Praef. ed. p. VII), genannt; er hat frühestens Ende des 5. Jhdts. gelebt (ep. I 26 mit der Note von Mercier in Boissonades Ausg. p. 581f.). Die Sammlung, nur in der einen Hs. Vindobonensis nr. 310 (über diese s. Hercher Herm. V 281) erhalten, ist am Schluss verstümmelt. Ep. II 23 will der Neugrieche Πολυζώης Κόντου in einer Hs. des Alexios Spanos auf der Insel Acherusia bei Jannina gefunden haben. Dem Inhalt nach beruhen die Briefe teils auf alexandrinischer Poesie (I 10, worüber C. Dilthey De Callimachi Cydippa 1863), teils auf der jüngeren attischen Komödie (Th. Kock Herm. XXI 380ff.), teils auf Anekdoten aus Historikern oder Novellen (E. Rohde Griech. Rom. 343); der Form nach sind sie eine nicht ungeschickt zusammengesetzte Blumenlese von Eleganzen, besonders aus Platon, Lukian, Alkiphron, mehr vereinzelt aus Xenophon, Demosthenes, Aischines, den Romanschreibern Xenophon von Ephesos, Heliodoros, Longos, Achilleus Tatios (Rohde a. a. O. 473, 1) und aus Musaios (Dilthey a. a. O. 31). Die Briefe, in welchen es sich nur um Frauenliebe handelt, sind teils Auseinandersetzungen in Liebesangelegenheiten (I 14. 17. 18. 24. 28. II 1–3. 6. 9. 13–17. 21), teils enkomiastische Ekphrasen weiblicher Schönheit (I 1. 3. 12. 26), teils lyrisch gehaltene Erzählungen von selbsterlebten (I 7. 8. 16. 20. 23. 25. II 4. 5. 8. 10–12) oder fremden (I 2. 4. 5. 6. 9–11. 13. 15. 19. 21. 22. 27. II 7. 18–20. 22) Liebesgeschichten. Neu ist die letztgenannte Gattung, bei welcher die Einkleidung novellistischer Gegenstände in Briefform ganz äusserlich ist. Nachdem J. Sambucus 1566 aus der damals in seinem Besitz befindlichen Hs. den Text zuerst herausgegeben hatte, sind die Briefe in Frankreich sehr beliebt geworden. Ausgaben von J. Mercier, Paris 1595. 1600. 1610. 1639; Übersetzungen von de la Coudrière, Poitiers 1597, von Lesage (Lettres galantes d'Aristénète. trad. du grec, Paris [Rotterdam] 1695); Ausgabe mit lateinischer Übersetzung und den Noten Merciers von J. C. de Pauw, Utrecht 1737; cum notis varior. von F. L. Abresch, Zwolle 1749, dazu dessen Lectionum Aristaenetear. libri duo und Viror. aliquot eruditor. in Aristaeneti epist. coniecturae, Amsterdam 1752; von F. J. Basts Plan [852] einer neuen Ausgabe kam nur ein Specimen edit. novae epistolar. Arist. (enth. I 6. 7), Wien 1796 (vgl. desselben Epistola critica ad Boissonade, Leipz. 1809) zur Ausführung; es folgt die Ausgabe von Polyzois, Wien 1803, dann die cum notis var. von L. F. Boissonade, Paris 1822; I 10 ist von Dilthey a. a. O. 127ff. besonders herausgegeben, die ganze Sammlung zuletzt von R. Hercher Epistolographi Graeci 1873 p. 133–171. Zur Kritik des A.: Valckenaer Opusc. philol. II 165ff. Cobet Mnem. IX 148–170. Naber Mnem. N. S. VI 238ff. F. W. Schmidt Neue Jahrb. f. Phil. CXXV 201ff. Im allgemeinen s. F. Passow in Ersch u. Grubers Encyklop. s. v. (= vermischte Schr. 94–96).
[W. Schmid.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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