ART

Arena, auch area genannt (z. B. Liv. XXXIII 32 cod. Bamberg.), ist der ebene Kampfplatz des Amphitheaters, des Circus und des bei den Römern seltenen Stadiums. Das Wort bedeutet auch pars pro toto das ganze Amphitheater, niemals aber den ganzen Circus oder das ganze Stadium. Am bekanntesten ist dieser Gebrauch, der im Mittelalter immer häufiger wurde (Du Cange s. v.), für das Amphitheater in Verona. Schliesslich wird auch jeder andere Kampf- oder Tummelplatz damit bezeichnet (Flor. epit. IV 2, 18: prima civis belli arena Italia fuit. Plin. ep. VI 12). Öfter steht A. im Gegensatze zu scaena (Suet. Tib. 35; Calig. 30). Die Form der A. war im Circus und Stadium die eines langen Rechtecks, dessen eine kurze Seite halbkreisförmig abgerundet ist; im Amphitheater war sie meist elliptisch, selten kreisrund, wie wahrscheinlich in Kyrene und Ptolemais. Auf italischem Boden kennt man nur ein Amphitheater mit kreisrunder A. das von S. Germano. Bei Friedländer S.–G.⁶ II 618ff. sind die Masse von 71 Amphitheatern zusammengestellt. Daraus ergiebt sich, daß die Gestalt der Ellipse sehr mannigfaltig war und sich mehr oder weniger dem Kreise näherte. Die längste große Axe der A., 140 m., findet sich in Iulia Caesarea, die kürzeste, 38 m., im Amphitheatrum Castrense zu Rom, die längste kleine Axe, 68 m., in Augustomagus und Pictavi, die kürzeste, 19, 5 m., in Leuci. Der größte Unterschied der Axen beträgt 80 m. (in Iulia Caesarea), der kleinste 2, 60 m. (in Grumentum). Die kleinste Verhältniszahl aus beiden 1 3 , 76 {\displaystyle \textstyle {\frac {1}{3,76}}} findet sich in Alba Fucentia, die grösste 1 1 , 04 {\displaystyle \textstyle {\frac {1}{1,04}}} in Grumentum. Der Boden war in der Regel mit gewöhnlichem Sande bestreut, woher der Name. Der Sand sollte im Circus, ähnlich der Grasnarbe auf unseren Rennbahnen, den damals stets unbeschlagenen Pferdehufen einen weichen Aufschlag verschaffen, so sehr auch die Schnelligkeit des Fahrens dadurch beeinträchtigt werden mochte; im Amphitheater sollte er das reichlich vergossene Blut aufsaugen, damit der Boden nicht schlüpfrig würde. Um besondere Farbenwirkungen zu erzielen, benutzte man im Circus zur Bestreuung ausser dem gemeinen Sande ausnahmsweise auch Marienglasschuppen (Plin. n. h. XXXVI 162) oder den roten Mennig oder Kupfergrün [639] (Suet. Calig. 18. Plin. n. h. XXXIII 90). In den Kampfpausen ward der Sand von Knaben mit Harken glattgerecht (renovare, Mart. II 75, 6) und von Mohren aus kleinen Schläuchen frischer aufgeschüttet (Petron. 34). Der Raum der A. war frei, im Circus durch die Spina (s. d.) der Länge nach in zwei Teile geteilt, im Circus maximus von Caesar bis Nero aussen an der Ablaufsseite von einem 10 Fuss tiefen und ebenso breiten euripus (s. d.) umgeben. Auch im Amphitheater zu Forum Iulii war das Podium von der A. durch einen tiefen Graben getrennt. Wo der Altar, den man mit Lipsius De amphit. c. 4 (Antwerpen 1585) auf Grund von Prud. in Symm. 596–599 im Amphitheater annehmen muss, gestanden hat, lässt sich nicht ermitteln; unwahrscheinlich ist, dass er in der Mitte der A. gestanden habe, weil er hier den Spielen im Wege gewesen wäre. Als besondere Überraschung wurde hin und wieder die A. plötzlich in einen Wald verwandelt, Felsen, ja bewaldete Berge ragten in die Luft (Hist. Aug. Prob. 19; Gordian. 3. Mart. spect. 21. Apul. met. X 30. Calp. ecl. VII 49) oder ein zerlegbares Schiff erschien als Behälter allerhand Getiers (Dio LXXVI 1. LXI 1). Sehr beliebt war die Anfüllung der A. mit Wasser für Naumachien (s. d.). Legte man durch Ausgrabung die A. tiefer als die umliegende Erdoberfläche und die benachbarten Wasserspiegel, so geschah das wohl zu diesem Zwecke. Diese Senkung bot zugleich für den ganzen Aufbau des Amphitheaters wesentliche Vorteile: um wieviel man die A. senkte, soviel ersparte man an Höhe der kostpieligen Aussenmauer (in Pompeii z. B. beträgt dieser Unterschied 3–4 m.). Um die vorgenannten scenischen Wirkungen zu erzielen, bedurfte es mehr oder weniger ausgedehnter unterirdischer Anlagen. Die A. bestand dann entweder aus einem von Mauern und Gerüsten getragenen Bretterboden, oder sie war massiv. In diesem Falle liefen in der Richtung der grossen, seltener der kleinen Axe ein oder mehrere Gänge unter ihr hin, offen oder überwölbt, und dann hie und da mit Öffnungen versehen. In der Regel stellte ein unter der cavea herumlaufender unterirdischer Gang die Verbindung der anderen her. Diese Gänge dienten teils zur Aufnahme des Maschinenapparates und der Maschinisten, teils wurden in ihnen wilde Tiere oder Verbrecher aufbewahrt, die dann, namentlich in den mythologischen Pantomimen (Friedländer 406ff.), plötzlich aus dem Boden auftauchen und wieder darin verschwinden sollten. Als Kanäle sorgten sie für die Überschwemmung der A. oder, wie in Verona, für Aufnahme des herabfliessenden Unrates und des Regenwassers. Emil Braun Sulle sostruzioni del Colosseo (Annali d. Inst. 1854, 70ff.) hält für den Hauptzweck der Unterbauten die Ausübung eines Gegendrucks gegen den Druck, den die ganze Peripherie des Gebäudes nach der Mitte hin ausübte. Nicht jedes Amphitheater enthält solche Unterbauten. Die bedeutendsten hat man im römischen Colosseum, in Capua und Puteoli gefunden, ausserdem gab es welche in Verona, Venusia, Tusculum, Sutrium, Interamnia Praetutiorum, Caralis auf Sardinien, Salonae in Dalmatien, Lugdunum, Vesunna in Aquitanien, Pergamus u. s. w., auch in dem von Calpurnius [640] beschriebenen des Nero (ecl. VII 47–50). Rucca Dell’ uso de’ sotterranei anfiteatri (Napoli 1851); Capua vetere 1828, 272–280; Sull’ ipogeo dell’ antit. Puteolano 1851, 11f. Hirschfeld Verwaltungsgesch. 182–184 über das summum choragium (s. d.) und Dio LXIX 4.
[Pollak.]

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