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11) Arius, geboren um 260 in Libyen, Schüler Lucians von Antiochien, nach 300 in den höheren Klerus zu Alexandria aufgenommen und um 315 sehr beliebter Prediger an der dortigen Baukaliskirche. Die öffentliche Vertretung lucianischer Theologumena über die Gottheit des Sohnes in zugespitzter Form (der Logos κτίσμα τέλειον aber ἐξ οὐκ ὄντων, Weltschöpfer, aber nur durch den Willen Gottes aus Nichtseiendem entstanden, τρεπτὸς τῇ φύσει: consequenter Subordinatianismus) durch A. erregte 318 jenen Streit mit seinem Bischof Alexander, der die Kirche fast 100 Jahre lang zerfleischen sollte. Aus Alexandria vertrieben fand A. im übrigen Orient um so mehr Freunde; aber die grosse Synode von Nicaea 325, wo Kaiser Constantin die Majorität nach den Wünschen der Bischöfe von Alexandria und Rom zu lenken wusste, verdammte die Sätze des A. Er selber wurde nebst ein paar treuen Anhängern unter den Synodalen nach Illyrien verbannt. Eine geringe Nachgiebigkeit im Ausdruck verschaffte ihm bei dem allmählich zu Ungunsten der Alexandriner – besonders auch durch seine Schwester Constantia – umgestimmten Constantin die Erlaubnis zur Rückkehr; aber er starb – spätestens 336! – wenige Stunden, ehe seine feierliche Wiederaufnahme in die Kirche stattfinden sollte, in Constantinopel. Der Kampf wurde dadurch nicht schwächer; nur zerteilen sich unter Constantius 337–361, einem entschiedenen Gegner des Athanasianismus, die Arianer in mehrere Parteien, Anomoeer – die Extremsten, Aëtios und Eunomios an der Spitze, – Homoeer, Homoeusianer, daneben bleiben Conservative, die am liebsten jeden Terminus technicus für das Verhältnis des Logos zum Gottvater vermieden hätten, und so gelingt es dem Athanasius, auf dessen Seite fast das ganze Abendland steht, trotz des erbitterten Widerstandes des Kaisers Valens, die arianischen Gedanken aus den Bekenntnissen der morgenländischen Kirche zu verdrängen. Vollendet hat das Werk Theodosius der Grosse 379–395, von ihm an sind die Arianer innerhalb des römischen Reichs wenig beachtete Sectirer. Allein sie hatten die Jahrzehnte ihrer Blüte zur Missionsarbeit benutzt; die germanischen Stämme haben das Christentum fast alle in arianischer Form kennen gelernt und dann auch treu mitten unter den katholischen Römern festgehalten, die Vandalen in Africa und die Ostgothen in Italien bis zu ihrem Untergang 534 bezw. 554; die Burgunder treten langsam von 500 an, die Sueven ca. 559, die Westgothen 589 zum Katholicismus über. Natürlich ist von den schriftstellerischen Erzeugnissen der arianischen Kreise, so begabte und thätige Männer ihnen angehörten, wenig auf uns gekommen. Von A. selber haben wir ein paar Briefreste und wissen, dass er Müller-, Schiffer- und Wanderlieder zu Hülfe genommen [626] hat, um seine Lieblingsgedanken unter das Volk zu bringen (Philostorg. h. eccl. II 2), auch sein Hauptwerk Θάλεια betitelt und um 322 verfasst, scheint überwiegend singbar gehalten gewesen zu sein. Sonst ist das Originellste aus arianischer Feder – den ungemeinen Wert der Überreste von des Philostorgios Kirchengeschichte unangetastet – das sog. Opus imperfectum in Matthaeum, ein unter des Chrysostomos Werken (ed. Montfaucon tom. VI 2) herausgegebener, nicht mehr vollständiger lateinischer Commentar zu Matthaeus (im 5. Jhdt. geschrieben). Über die alten Quellen orientiert Chr. W. F. Walch Historie der Ketzereien II 1764, 385ff. Sonst vgl. Fr. Böhringer Die Kirche Christi und ihre Zeugen VI², Athanasius und Arius 54–589 und Gwatkin Studies on Arianism 1882. Harnack Dogmengesch. II 1887, 182ff.
[Jülicher.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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