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12) Feldherr des Mithridates VI. Eupator von Pontos, Bruder des Neptolemos (App. Mithr. 17), von griechischer Herkunft (wenn Sulla ihn bei Plut. Sull. 22 einen Kappadokier nennt, so bezieht sich das nur auf seine politische Zugehörigkeit). Als die Verwicklungen mit den Römern ausbrachen, kämpfte A. zunächst gegen Nikomedes III. von Bithynien und brachte ihm am Amnias eine Niederlage bei (Frühling 88 v. Chr. Strab. XII 562. App. Mithr. 18). Bei den weiteren Kämpfen in Kleinasien wurde er bei einem Angriff auf Magnesia am Sipylos abgewiesen und verwundet (App. Mithr. 21. Paus. I 20, 5). Etwa in der Mitte des J. 88 v. Chr. fuhr A. auf Befehl des Königs mit grosser Flotte und starkem Heere nach Griechenland hinüber, da Mithridates, wie einst Antiochos d. Gr., die Entscheidung in Griechenland suchte. Die Kykladen fielen ihm zu, auch Delos, wo der römische Einfluss den Abfall von Athen bewirkt hatte, wurde erobert, und durch Überlassung der Insel an die Athener wurden diese durch Vermittlung des Aristion für Mithridates gewonnen (vgl. Nr. 15). Auch die Achaeer und Lakonier schlossen sich A. an. Von Athen aus nach Boiotien vorrückend, gewann [449] er auch dieses Land für sich, mit Ausnahme von Thespiai, dessen Belagerung er begann (App. Mithr. 28. 29. Plut. Sull. 11. Flor. III 5. Oros. VI 2, 4). Hier in Boiotien stiess er, von Aristion unterstützt, mit Bruttius Sura, dem Legaten des makedonischen Statthalters Sentius, bei Chaironeia zusammen. Drei Tage lang wurde ohne Entscheidung gefochten, worauf sich A. nach Athen zurückzog und den Bruttius aus dem Peiraieus verdrängte (App. Mithr. 29. Plut. Sull. 11). Im Frühling 87 marschierte Sulla, der von Rom für den mithridatischen Krieg erwählte Feldherr, nach seiner Landung in Epeiros gegen A. vor. Einen Teil seines Heeres sandte er gegen Athen, wo Aristion commandierte, Sulla selbst zog gegen A. im Peiraieus. Hier hielt A. eine lange und hartnäckige Belagerung mit Geschick und Ausdauer aus. Nach wiederholten vergeblichen Angriffen wandte sich Sulla zunächst gegen Athen, das am 1. März 86 genommen wurde (App. Mithr. 30–37. Plut. Sull. 12). Nun wurde A. von neuem im Peiraieus berannt, und zwar mit solchem Ungestüm, dass er sich auf Munychia zurückzog (App. Mithr. 40. Plut. Sull. 14. 15). Bald aber verliess er auch diese Stellung, begab sich mit der Flotte nach Chalkis und vereinigte sich mit den Verstärkungen, die von Mithridates unter Taxiles geschickt waren (App. Mithr. 41. Plut. Sull. 15). Nun kam es bei Chaironeia zur Schlacht (App. 42–45. Plut. 16–19), in der die Römer einen vollständigen Sieg errangen. Von den 120 000 Mann des A. sammelten sich bei Chalkis nicht mehr als 10 000 (App. 45. Plut. 19. Eutrop. V 6, 3. Oros. VI 2, 5). Sulla verfolgte den A. an den Euripos. Da er aber ohne Flotte war, so zog A. unbehindert in den griechischen Gewässern umher und plünderte. Bei Zakynthos landete er, wurde aber von den dort wohnenden Römern verjagt und fuhr nach Chalkis zurück (App. Mithr. 45). Inzwischen hatte Mithridates ein neues Heer von 80 000 Mann gesammelt und unter Dorylaos nach Griechenland geschickt. A. vereinigte sich mit diesem, scheute sich aber anfangs, die Römer anzugreifen. Erst durch das für seine Reiterei günstige Terrain bei Orchomenos in Boiotien wurde er bestimmt, die Schlacht zu wagen. Ende 86 oder Anfang 85 kann es zu einer zweitägigen Schlacht. Am ersten Tage stellte die persönliche Tapferkeit des Sulla den Sieg der Römer her. Diogenes, der Sohn des A., blieb mit 15 000 Mann auf dem Schlachtfelde. Am zweiten Tage stürmte Sulla das feindliche Lager. Fast das ganze pontische Heer fand einen Untergang, entweder in dem Lager selbst oder in dem nahen See Kopais und den anschliessenden Sümpfen. A. selbst war zwei Tage in einem Sumpfe versteckt, bis er endlich sich nach Chalkis rettete (Vell. Paterc. II 23. App. Mithr. 49. 50. Plut. Sull. 20–22. Flor. III 5. Paus. I 20, 5–6. Front. strat. II 3, 17. Aurel. Vict. de v. ill. 75. 76. Eutrop. V 6. Oros. VI 2; vgl. Liv. per. LXXXI. LXXXII). Mithridates, in Asien selbst von Fimbria bedrängt, trug auf die Nachricht von der Niederlage bei Orchomenos dem A. auf, mit Sulla einen Frieden einzuleiten (App. Mithr. 54). Bei Delion in Boiotien kam A. mit Sulla zu diesem Zweck zusammen. Die Zumutung, seinen König zu verraten, wies A. von [450] sich und vereinbarte die Friedenspräliminarien, die Mithridates bestätigen sollte (Strab. IX 403. App. 55. Plut. 22). Hierauf begleitete A. den Sulla, als dieser zum Hellespont zog, und wurde sehr ehrenvoll von ihm behandelt, während einer Krankheit von ihm gepflegt (Plut. Sull. 23). Als von Mithridates Botschaft kam, dass er nicht Lust habe, auf jene Bedingungen einzugehen, fuhr A. zum König und veranstaltete eine persönliche Zusammenkunft zwischen diesem und Sulla. Zu Dardanos in der Troas wurde im J. 84 der Friede geschlossen, der im wesentlichen den Besitzstand vor dem Ausbruch des Krieges wiederherstellte (App. 56–58. Plut. 23ff. Cass. Dio frg. 105). Wiewohl der Friede viel günstiger ausgefallen war, als Mithridates hätte erwarten können, wurde A. beim König verdächtigt, als habe er schon seit einiger Zeit mit Sulla in verräterischem Einvernehmen gestanden (Sallust. h. IV ep. Mithr. Plut. Sull. 23. App. Mithr. 64; vgl. Liv. per. LXXXII. Aurel. Vict. de v. ill. 76). Die Schuldfrage ist verschieden beantwortet worden. Mommsen R. G. II⁶ 298ff. u. a. halten ihn für unschuldig. Dagegen nimmt Th. Reinach (Mithr. Eupat. 195ff.) und ihm folgend Holm (Griech. Gesch. IV 703ff.) an, dass er schon bei Delion seinen Herrn verraten habe. Durch die Verdächtigungen um das Vertrauen des Königs gebracht, ist er später, als der zweite mithridatische Krieg begann, in das feindliche Lager gegangen und hat auf den Murena eingewirkt, dem Mithridates mit dem Angriff zuvorzukommen (App. Mithr. 64. Plut. Luc. 8. Dio XXXIX 57, 2; vgl. Strab. XVII 796). Nach Plutarch Luc. 8ff. hat A. noch zu Anfang des dritten mithridatischen Krieges dem Lucullus und den Kyzikenern gute Dienste geleistet. Mommsen R. G. II. Hertzberg Gesch. Griechenl. u. d. Röm. I. Th. Reinach Mithrid. VI. Eupator. Holm Griech. Gesch. IV.[Wilcken.]
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