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Apomnemoneumata (E. Köpke Über die Gattung der ἀπομνημονεύματα in der griechischen Litteratur, Progr. der Ritter-Akad. zu Brandenburg 1857) heissen technisch solche Berichte über Handlungen, merkwürdige Einzelheiten, besonders Aussprüche, welche lediglich auf der persönlichen Erinnerung an die Dinge selbst oder an die mündliche Tradition über sie beruhen oder beruhen wollen und bei denen der Erzähler zwar Zeuge, aber nicht das vornehmliche Object des Erzählten ist. Das Wort ist – wir wissen nicht ob zuerst – von Xenophon als Titel gebraucht, als er während seines Aufenthalts in Korinth nach 369 (vgl. Rh. Mus. XLIV 189ff.) seine älteren Concepte zu einem Buch über Sokrates erweiterte. Es entspricht nicht nur aufs Genaueste der Eigenart des Mannes, der nie von etwas anderem als von dem, was ihn persönlich nah berührt hatte, [171] schreiben konnte, sondern ist auch absichtlich gewählt, um die Wahrhaftigkeit der Darstellung zu verbürgen, damit zugleich Sokrates und indirect Xenophon selbst gegen unrichtige Beurteilungen der attischen Demokratie geschützt und der Streit zwischen Platon und Antisthenes, wie Sokrates Persönlichkeit aufzufassen sei, durch ein wahrheitsgetreues Bild des Meisters zu Gunsten des Antisthenes mit einigen unerlässlichen Modificationen entschieden würde: ob die ‚Erinnerungen‘ echt und treu sind, ist selbstverständlich eine Frage für sich. Der Sinn des Titels ist in der Tradition bei Diog. Laert. II 48, so unhistorisch sie ist, richtig aufgefasst und lebt noch im Bewusstsein der christlichen Apologeten des 2. Jhdts., wenn sie die Aufzeichnungen der Evangelisten im Gegensatz zu den lügnerischen Mythen der Heiden ἀπομνημονεύματα nennen (vgl. Tatian. ed. Schwartz p. 67. Usener Weihnachtsfest 95f.). Die alte Stoa, die den Kultus der Persönlichkeit von den Kynikern herübernahm und andererseits für ihre Bestrebungen, die kynische Ethik gesellschaftsfähig zu machen, in Xenophons Buch ein bequemes Hülfsmittel schätzte, setzt wie die kynischen χρεῖαι, so die xenophontischen ἀ. fort. Zenon stellte die Tradition über Krates zusammen (ἀ. Κράτητος Diog. Laert. VII 4), und Persaios Συμποτικοὶ διάλογοι waren zum guten Teil nichts als ‚Erinnerungen an Zenon und Stilpon‘ (Athen. IV 162 b), so dass Köpke (16) wohl mit Recht die Συμποτικοὶ διάλογοι mit dem Titel Ἀ. bei Diog. Laert. VII 36 identificierte. Dagegen sind die drei Bücher ἀ. des Chiers Ariston bei Diog. Laert. VII 163 nicht von Ariston verfasste Erinnerungen, sondern Erinnerungen an ihn, so wie die bei Stob. flor. IV 58–60. XXIX 84 citierten ἀ. Ἐπικτήτου. Übrigens schrieben nicht nur Stoiker ἀ.: aus der alten Akademie stammen die ἀ. des Diodoros (Diog. Laert. IV 2 über Speusipps Mathematik), jedenfalls desjenigen, an oder gegen den Phanias schrieb (Alex. in Arist. metaphys. I 7). Neben diesen ernsthaften ἀ. nehmen sich die Sammlungen von Bonmots attischer Hetaeren und Parasiten, die in der corrupt geistreichen athenischen Gesellschaft der Epoche Menanders und Theophrasts entstanden – uns sind solche von Lynkeus (s. d.) und Aristodemos (s. d.) bekannt –, so seltsam aus, dass man versucht ist, zu denken, parodische Absicht habe zur Wahl des Titels geführt. Spätere Vielschreiber, wie Dioskurides (s. d.) und Favorin (s. d.) brauchen das Wort katachrestisch ungefähr im Sinne von Lesefrüchten. Von Empodos oder Empedos (Athen. IX 370 b) lässt sich nichts Bestimmtes sagen.
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