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Apokalypsen, eine Litteraturgattung jüdischen Ursprungs, aber wenn nicht schon durch die jüdische Diaspora, so durch das Christentum auch in die griechische Welt eingedrungen und in den Jahrhunderten um den Beginn unserer Zeitrechnung her zur Darstellung religiöser Gedanken besonders beliebt. Mitteilungen, die der Verfasser seinen Zeitgenossen machen will, Mahnungen wie Belehrungen, die letzteren vorwiegend über den zu erwartenden Umschwung der Dinge, über das Ende der Welt und seine Vorzeichen, kleidet er ein als überirdische Offenbarungen, die irgend ein grosser Mann der Vorzeit von einem himmlischen Wesen empfangen hat und die er anscheinend wörtlich hier aufzeichnet. Dabei bedient er sich einer dunklen, Bilder und symbolische Handlungen, Allegorien und Rätsel aneinanderreihenden Darstellungsweise, so dass erst eine Deutung das Verständnis ermöglicht. Erleichtert wird solche durch die Gleichförmigkeit des Bildermaterials in den verschiedenen Producten dieser Gattung. Nirgends enthalten die A. wirklich erlebte Visionen; in allem verraten sie die künstliche Composition; der zeitliche Standpunkt des Verfassers wird meistens dadurch klar, dass bis zu diesem Punkte hin die geschichtlichen Thatsachen der Wirklichkeit oder dem Bilde, das man damals von dieser Wirklichkeit hatte, entsprechen, während sich dann ganz allgemeine phantastisch ausgemalte Bilder von den letzten Dingen anschliessen. Es ist begreiflich, dass die A. fast sämtlich spätere Zusätze und Umarbeitungen aufweisen; die Hoffnung wurde von der Erfahrung corrigiert. Der Einfluss, den die jüdischen A. auf die Stimmung der Juden in den letzten Zeiten ihrer politischen Existenz geübt haben, kann kaum überschätzt werden; die christlichen sind nicht weniger die Lieblingslectüre der altchristlichen Gemeinden gewesen, bis der [2836] verfeinerte Geschmack der Theologen des 3. und 4. Jhdts. an ihnen Anstoss nahm und es erreichte, dass diese litterarische Form verschwand. Die älteste bekannte A. ist das Danielbuch, hebraeisch und aramaeisch um 166 v. Chr. in Palaestina geschrieben und alsbald in griechischer Überarbeitung weit verbreitet. Die Grundlagen des Henochbuches sind nicht viel jünger. Unter den christlichen A. dürfte die den Namen des Johannes tragende dem 1. Jhdt., die des Petrus dem 2. zuzurechnen sein. Auch der in Rom um 130 geschriebene Ποιμήν des Hermas gehört hieher, die einzige nicht pseudepigraphische A. Die Oracula Sibyllina und der Hermes trismegistos beweisen, dass auch auf eigentlich hellenistischem Boden die Apokalyptik Liebhaber gefunden hat. Vgl. Schürer Gesch. d. jüd. Volkes II 609ff. und den Art. Apokryphen.
[Jülicher.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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