Aorsoi (Ἄορσοι), ein im 1. Jhdt. vor und nach Chr. mächtiges sarmatisches Wandervolk, das in mehrere Stämme geteilt das Flachgebiet vom maiotischen Flusse Achardeos an, wo die Sirakoi sassen, bis zur West- und Nordküste des kaspischen Meeres und bis zum Unterlauf des Tanaïs inne hatte; zu ihnen gehörten auch wohl die Alan-orsoi (s. d.), welcher Name sie mit den Alanoi in Verbindung setzt. Sie betrieben einen lebhaften Handel mit Armenien und Medien, wohin sie auf Kamelen zogen, um indische, persische und babylonische Waren für nordische Felle und Metalle einzutauschen; daher wurden sie reich und trugen Goldschmuck. Ihr König Spadines soll dem Pharnakes 200000 Reiter gestellt haben; im J. 50 n. Chr. erscheint Eunones [2660] Avorsorum princeps als Bundesgenosse der Römer in deren Kriege mit den Sirakoi; vgl. Strabo XI 506. 492. Tac. ann. XIII 15; Marinos bei Ptolem. VI 14, 10 rückt sie zu weit östlich gegen die Iaxartai, an anderer Stelle III 5, 22 zu weit in den europäischen Norden hinauf; Plin. VI 39 verbindet Uti und Aorsi. VI 38 bietet er die Form Arzoae (ed. Abzoae), wie denn auch die Tab. Peut. zweimal Arsoae über dem Kaukasus verzeichnet. Wie alle Sarmaten, gehörten auch die Aorser der westarischen Völkerfamilie an; ihr Name lässt sich aus oset. uors ‚weiss, hellfarbig‘ deuten. Die sinischen Annalen kennen das Volk unter dem Namen An-tsai als Nachbaren des römischen Reiches ‚im Gebiet der Sümpfe und Seen, welche keine bestimmten Ufer haben‘; seit dem Einbruche der Hunnen soll sich das Volk, dessen Kaufleute das Zweistromland und selbst das Reich der Mitte besuchten, ’O-lan-na (Alanoi) genannt haben; vgl. Ritter Asien V 626.
[Tomaschek.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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