ART

19) Antonina war um das J. 484 (vgl. Procop. anecd. 4 p. 35 B.) als Tochter einer Dirne und eines Wagenlenkers, der seine Kunst in Byzanz und Thessalonich ausübte (ebd. 1) geboren; vor ihrer Ehe mit Belisar hatte sie einen Sohn Photios (ebd. 2 p. 19 B.; Goth. I 5 p. 26. I 18 p. 89 B. Liberat. brev. 22) und eine Tochter, die mit Ildiger vermählt war (Procop. Vand. II 8 p. 444 B.). Nach ihrer Vermählung mit Belisar, mit dem sie eine Tochter Ioannina hatte (Procop. anecd. 4f.), wusste sie die Gunst der Kaiserin Theodora zu gewinnen, mit deren Einverständnis sie den Praefecten Iohannes stürzte (ebd. 1; Pers. I 25 p. 131ff.). Sie begleitete ihren Mann auf fast allen seinen Feldzügen, so nach Africa (Vand. [2574] I 13 p. 369); dann bei der ersten italienischen Expedition, während deren sie in dem belagerten Rom bei ihm war (Goth. I 19 p. 93) und dann in Neapel mit Procop für die Ausrüstung der Getreideflotte sorgte (ebd. II 4 p. 160. 162); sowie bei dem zweiten, unglücklichen Gotenkriege Belisars (ebd. III 19 p. 355. III 28 p. 395; anecd. 4). Von hier aus ging sie allein nach Byzanz zurück, um bei der Kaiserin Verstärkungen zu erbitten; da sie aber Theodora nicht mehr am Leben fand, setzte sie wenigstens die Rückberufung Belisars durch (Goth. III 30 p. 401. 405; anecd. 5 p. 38. 40). In der Geheimgeschichte schildert Procop die A. in den schwärzesten Farben und schildert grell ihren Einfluss auf die Kaiserin und auf den Pantoffelhelden Belisar, der sich ganz von ihr habe leiten lassen. Ausser dem Stürze des Praefecten Iohannes wirft er ihr Ehebruch mit ihrem Adoptivsohne Theodosius vor und legt ihr die Beseitigung des Constantinus (anecd. 1) und ihres eigenen Sohnes Photios, der es mit Belisar hielt (ebd. 3), zur Last. Auch soll sie den Papst Silverius beiseite geschafft haben (ebd. 1 p. 13. 16). Die Glaubwürdigkeit dieser Berichte, mögen sie auch im einzelnen übertrieben und böswillig sein, wird erhöht durch den Vergleich mit unabhängigen Quellen, der Vita des Papstes Silverius im Lib. pont. (c. 8) und dem Breviarium des Liberatus (c. 22), in welchen ebenfalls der Einfluss nicht nur der Kaiserin, sondern auch der A. auf die Vorgänge bei der Absetzung des Papstes Silverius hervortritt.
[Hartmann.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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