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23) A. von Thessalonike, einer der fruchtbarsten Epigrammdichter des Philipposkranzes, Client des L. Calpurnius Piso (Consul 15 v. Chr.), welcher in den J. 12–9 v. Chr. erfolgreich gegen die Besser kämpfte. Mit Piso, welchen der Dichter vielleicht schon früher kennen gelernt hatte (Anth. Pal. X 25), kam A. später nach Rom, wo er als Lehrer thätig war (vgl. V 3, 4 nach Kallimachos; Rubensohn Krinagoras 13, 2). Dass er Rhetor war, darf aus dem Haschen nach pointiertem Ausdruck (besonders im Schluss der Epigramme), welches stark an die bei Seneca erhaltenen Sätze aus jüngeren asianischen Rhetoren erinnert, sowie aus seiner Feindschaft gegen die Alexandriner und Liebhaber seltener Wörter gefolgert werden. Selbst Improvisator (IX 93) verspottet er immer wieder die in langer Arbeit ,marmorglatt‘ gefeilten Werke und die ,nüchterne Begeisterung‘ des ,Wassertrinkers‘ Kallimachos (Dilthey De Callim. Cydippa 15. Rubensohn Hermes XXV 153) und preist Metrik und Sprache des Antimachos (VII 409). In beiden meidet er daher selbst, wie die meisten seiner Zeitgenossen, die Feinheit der Alexandriner mit Absicht. Die Sprache, welche sich manchmal der des täglichen Lebens nähert, zeigt viel Flickwörter und breite, dem Epos entlehnte Wendungen, in den zahlreichen Ausrufen und den meist kurzen, bisweilen asyndetischen Sätzen das Streben nach Lebhaftigkeit, und überaus zahlreiche Anklänge an die verschiedensten älteren oder gleichzeitigen Dichter oder eigene frühere Gedichte. Auf die Wahl der Stoffe wirken am meisten Leonidas von Tarent und Antipater von Sidon; die wenigen erotischen und sympotischen Epigramme heben sich durch derbe Realistik und leicht parodierenden Ton scharf von ihren (alexandrinischen) Vorbildern ab. Dass A. ein mässiger Vertreter derselben Kunstrichtung, von welcher Ovid ausging, ist, betont richtig Knaack (Wochenschr. für kl. Phil. 1891, 921); Einwirkung Ovids selbst ist nicht zu erweisen. Das letzte datierbare Gedicht ist XVI 75 auf König Kotys kurz nach 12 n. Chr. (Mommsen Ephem. epigr. II p. 254); mit Hillscher (Jahrb. f. Phil. Suppl. XVIII 410) eine längere Thätigkeit unter Tiberius anzunehmen, bietet weder XI 24, noch das in die Jugendzeit des A. fallende Gedicht an Seleukos (XI 23, vgl. IX 112) einen Anhalt. Über die Scheidung seiner Epigramme von denen des Sidoniers vgl. oben Nr. 22.
[Reitzenstein.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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