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31) Antiochos VIII. Epiphanes Philometor Kallinikos, genannt Grypos (nach seiner Habichtsnase). Er war als jüngerer Sohn des Demetrios II. Nikator und der ägyptischen Prinzessin Kleopatra Thea im J. 141 geboren (denn nach Jos. ant. XIII 365 starb er im J. 96 im Alter von 45 Jahren). Seine Jugenderziehung genoss er auf Wunsch der Mutter in Athen (Appian. Syr. 68). Nachdem Kleopatra nach dem Tode des Vaters (125), ägyptischem Rechte folgend, den Thron bestiegen und darauf den Seleukos V., den älteren Bruder A.s, der ohne ihren Willen das Diadem genommen, ermordet hatte, nahm sie noch in demselben Jahr 125 den A. als Mitregenten an und herrschte mit ihm zusammen von 125 bis 121 (daher sein Beiname Philometor nach v. Gutschmid Kl. Schriften IV. Iust. XXXIX 1, 9). Münzen aus der Zeit der gemeinsamen Regierung mit der Umschrift Βασιλίσσης Κλεοπάτρας καὶ βασιλέως Άντιόχου) und den Daten sel. 187-192 = 126/5—121/0 [2481] bei Babelon 172ff. A. hatte zunächst die Aufgabe, im Kampfe gegen den von Ägypten schon gegen seinen Vater Demetrios aufgestellten Praetendenten Alexandros Zabinas (s. S. 1438), Syrien, das zum grossen Teil jenem anhing, zu gewinnen. Als Ptolemaios Euergetes II. von Ägypten bald darauf diesem seine Gunst entzog und dem A. gewaltige Streitkräfte zur Hülfe sendete, auch seine Tochter Kleopatra Tryphaina ihm zur Gemahlin schickte, da schlossen sich die syrischen Städte nach und nach dem A. an. Im J. 123 kam es zur Entscheidungsschlacht zwischen A. und Alexandros, die den Untergang des letzteren zur Folge hatte (Jos. ant. XIII 269. Iust. XXXIX 2, 2-6. Trog. Prol. 39. Euseb. chron. I 257). Nach Eckhel III 239ff. hätte A. schon im J. sel. 190 = 123/2 allein ohne die Mutter geprägt (Polytonisch|βασιλέως Άντιόχου Ἐπιφανοῦς). Dies würde auf den Sieg über Alexandros zurückzuführen sein, und würde Iustins Worte XXXIX 2, 7 illustrieren: (Cleopatra cum) huius (scil. Antiochi) quoque victoria inferiorem dignitatem suam factam doleret. Doch bezweifelt Babelon (CLV) die Vollständigkeit der Lesung. Im J. 121 versuchte Kleopatra, die sich durch A. immer mehr in den Schatten gestellt glaubte, diesen zu vergiften, wurde aber von ihm gezwungen, das Gift selbst zu trinken (Iust. XXXIX 2, 7-8. Appian. Syr. 69). Nun regierte A. allein. Bald erstand ihm in seinem Stiefbruder und Vetter A. IX. Kyzikenos (vgl. Nr. 32) ein Rival. Mit einem Heer, das er in Kyzikos geworben hatte, war er nach Syrien gezogen, um den Thron zu gewinnen (Jos. ant. XIII 270ff.). Durch den missglückten Versuch A.s, sich durch Gift seines Nebenbuhlers zu entledigen, wurde der Ausbruch des Kampfes beschleunigt (Iust. XXXIX 2, 10; ungenau Appian. Syr. 69). Dennoch trifft den Kyzikener allein die Schuld, durch Entfachung dieses unseligen Bruderkrieges dem syrischen Reiche den Todesstoss gegeben zu haben. Denn nach syrischem Erbrecht steht das Anrecht des A. auf den Thron ausser Zweifel, da er der Sohn des älteren Bruders war. Schon 117/6 spätestens begannen die Feindseligkeiten (nach Liv. per. 62 Streitigkeiten der syrischen Könige zwischen 119-114; Münzen des Kyzikeners mit sel. 196. 197 = 117/6, 116/5; Lesung freilich verdächtigt von Babelon CLXII). Nach Jos. ant. XIII 272 kämpften sie viele Jahre mit einander, und zwar (nach Trog. Prol. 39) in Syrien und Kilikien. Der Kyzikener erhielt dadurch grosse Verstärkung, dass Kleopatra, die von der Mutter gezwungen ihren Mann Ptolemaios Soter II. hatte verlassen müssen und nach Syrien kam, um A. zu heiraten, ihm als Mitgift Truppen mitbrachte, die sie dem A. abspenstig gemacht hatte (etwa 116, Iust. XXXIX 3, 3; nach der herrschenden Lesung Cypri nicht Grypi würde sie sie auf Kypros dem Ptolemaios Alexandros abspenstig gemacht haben; vgl. Wilcken Hermes XXIX). Nun kam es zur Schlacht, in der A. einen Sieg errang. Er rückte vor Antiocheia, wo Kleopatra, die Frau des Kyzikeners, sich aufhielt, und eroberte nach einer Belagerung die Stadt. Kleopatra wurde auf Befehl der Schwester Tryphaina, der Gemahlin A.s, im Tempel umgebracht (Iust. XXXIX 3, 4-11). Bald kam es zu einer neuen Schlacht (113/2). Diesmal siegte [2482] der Kyzikener. Tryphaina wurde ermordet und A. ging in die Verbannung nach Aspendos (Euseb. I 257, 38: Ol. 166, 4 = 113/2; vgl. Iust. XXXIX 2, 9: octo annis, d. h. 121-113). Im J. 111 (Euseb. 259, 2: Ol. 167, 2 = 111/0) kehrte er aus Aspendos heim und gewann den nördlichen Teil Syriens zurück. Wieder einmal kam es zu einer Reichsteilung (wie unter Demetrios II.), indem A. das eigentliche Syrien, der Kyzikener Koilesyrien erhielt (Euseb. 260). Eine paphische Inschrift (Journ. of Hell. Stud. IX 230), die u. a. einen Brief des A. an Ptolemaios Alexandros, König von Kypros, enthält, lehrt, dass A. im J. 111 seine Regierungsjahre (scil. über ‚Syrien‘) von neuem zu zählen begann: der Brief, im Gorpiaios des 3. Jahres datiert, ist im August 108 v. Chr. geschrieben. Dieselbe Inschrift lehrt, dass A. im J. 108 der Stadt Seleukeia in Pieria zur Belohnung dafür, dass sie seinem Vater Demetrios und ihm selbst, namentlich auch in Zeiten der Not, Treue bewiesen, die ‚Freiheit‘ verliehen habe, was andererseits durch Münzen und das Chron. paschal. zu Ol. 167, 4 = 109/8 (Σελευκεῖς οἱ πρὸς Άντιόχειαν τῆς Συρίας ἀπ’ἐντεῦθεν τοῦς ἑαυτῶν χρόνους ἀριθμοῦσι) bestätigt wird (vgl. Wilcken a. O.). Ähnlich sind damals noch mehrere Städte, deren Gunst die rivalisierenden Brüder sich gewinnen oder erhalten wollten, zur Autonomie gelangt (vgl. Kuhn a. O. 25). Genaueres über die langwierigen Kämpfe, die nach 111 nur wenige Jahre geruht zu haben scheinen, ist nicht bekannt. Spätestens im J. 104 ist der Bruderkampf wieder im Gange (Jos. ant. XIII 325; vgl. Nr. 32). Für 102/1 vgl. Liv. per. 68. In diesen syrischen Erbfolgekrieg haben auch die Wirren im Ptolemaeerhause hineingespielt. Auch dort waren zwei rivalisierende Brüder. A. hielt es mit Ptolemaios Alexandros (vgl. die paphische Inschrift), der Kyzikener dagegen mit dem älteren Bruder, Ptolemaios Soter II. (vgl. Nr. 32). Als die ägyptische Königinmutter Kleopatra fürchtete, dass der von ihr vertriebene Soter II. vom Kyzikener nach Ägypten zurückgeführt werden könnte, schickte sie dem A. ein starkes Hülfscorps und dazu ihre Tochter Selene als Gemahlin (Iust. XXXIX 4, 4). Iustin nennt bei dieser Gelegenheit den A. ausdrücklich den hostis prioris mariti, d. h. den Feind des Soter II. Während Syrien durch den Bruderkrieg geschwächt wurde, benützten die Römer die Gelegenheit, im J. 103 durch den Praetor M. Antonius behufs der Bekämpfung der kilikischen Seeräuber in Kilikien (also einem Teile des Seleukidenreiches!) festen Fuss zu fassen und den Grund zur provincia Cilicia zu legen (vgl. Mommsen R. G. II6 113). Andererseits wurde Syrien damals durch die Einfälle des Nabataeers Herotimos verwüstet (Iust. XXXIX 5, 6). Bedeutungsvoll ist die Verbindung geworden, die A. seine Tochter Laodike Thea Philadelphos mit Mithridates I. Kallinikos eingehen liess, insofern sie zur Abtrennung Kommagenes führte. Laodike erhielt (nach Mommsens Vermutung Athen. Mitt. I 1876, 27ff.) Kommagene als Mitgift und wurde die Stammmutter der kommagenischen Dynastie. Im J. 96 ist A. gestorben (Euseb. 259), nach Jos. ant. XIII 365 durch die Nachstellungen des Herakleon (vgl. Poseidon. FHG III 265). Über seinen Luxus vgl. Poseidon. FHG III 263. [2483]

Litteratur. Flathe Gesch. Macedoniens II 672. Ad. Kuhn Beiträge zur Geschichte der Seleukiden vom Tode A.s VII., 1871, 14ff. Schürer Gesch. d. jüd. Volk. I 209ff. Babelon Rois de Syrie CLIVff. Wilcken Ein Beitrag z. Seleukidengeschichte, Hermes XXIX.
[Wilcken.]

Antiochos Philometor gehörte zu den Fürsten, die sich mit der Bereitung von Giften und Gegengiften beschäftigten. Von ihm rührte ein Theriak her, das in Versen an der Thür des Asklepiostempels in Kos gestanden hat (Gal. XIV 183. Plin. n. h. XX 264; vgl. Gal. XIV 184).
[M. Wellmann.]

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