.
25) Antiochos III. der Grosse. A. wurde als Sohn des Seleukos II. Kallinikos (Polyb. V 40, 5) und der Laodike, der Tochter des Achaios I. (vgl. Achaios Nr. 3), etwa im J. 242 v. Chr. geboren (vgl. Polyb. XX 8, 1, wonach er bei seiner Hochzeit in Chalkis Anfang 191 50 Jahre alt war; s. auch Diod. XXIX 2. Appian. Syr. 16). Während sein älterer Bruder Seleukos III. Soter nach dem Tode des Vaters die Herrschaft führte (226–223), hielt sich A. in den östlichen Provinzen, namentlich in Babylon, auf (Polyb. V 40, 5). Auf eine Mitregentschaft, etwa nach dem Beispiel A.s I. und II., darf hieraus nicht geschlossen werden, denn babylonische Keilschriftdaten aus den seleuk. J. 86. 87. 89 = 226. 225. 223 v. Chr. nennen lediglich den Seleukos als König (Ztschr. f. Assyriol. VIII 109). Dass er überhaupt irgend eine amtliche Stellung (Satrap oder dgl.) eingenommen habe (Droysen Hell. III 2, 122. v. Gutschmid Iran 34), ist nicht überliefert, aber auch nicht unwahrscheinlich. Als Seleukos III. durch Mörderhand gefallen war, übernahm A. im Alter von noch nicht 20 Jahren die Regierung (223–187), vom syrischen Heere aus Babylon herbeigerufen (Euseb. chron. I 253. Hieron. ad Daniel. XI). Der junge König übertrug seinem Vetter Achaios (vgl. Achaios Nr. 4) die Ordnung Kleinasiens (vor allem den Kampf gegen Attalos), dem medischen Satrapen Molon und dessen Bruder Alexandros, dem Satrapen der Persis, die Verwaltung der oberen Satrapien (Polyb. V 40, 7). Er selbst plante, aufgereizt von seinem Reichsverweser (προεστὼς τῶν ὅλων πραγμάτων Polyb. V 41, 1), dem ränkevollen Karier [2460] Hermeias, unter dessen Einfluss er völlig stand, einen Feldzug gegen Ägypten, um Koilesyrien und Phoinikien wiederzugewinnen (vgl. Polyb. V 42, 5–6). An diesem Plan hielt Hermeias auch fest, als die Nachricht kam, dass Molon und Alexandros einen Aufstand in den oberen Satrapien erregt hätten. Er wusste im Synhedrion, namentlich gegen den Feldherrn Epigenes, durchzusetzen, dass gegen die Empörer die Strategen Xenon und Theodotos entsendet wurden, während der König, der inzwischen Hochzeit mit Laodike, der Tochter des Mithridates II. von Pontos gemacht hatte, in den Rüstungen zum ägyptischen Feldzuge fortfuhr (Polyb. V 41–43, 4). Auf die Kunde, dass die Strategen zurückgedrängt seien, Molon die Apolloniatis besetzt habe, wurde Xenoitas als στρατηγὸς αὐτοκράτωρ gegen ihn entsendet. Der König, dem Zwange des Hermeias folgend, rückte (Frühling 221) über Apamea am Libanon nach Süden vor, wurde aber bei Gerrha, das vom ägyptischen Befehlshaber Theodotos gehalten wurde, am Weitermarsch verhindert (Polyb. V 45, 5–46, 4). Da Xenoitas inzwischen von Molon überwunden war (Polyb. V 46, 6–48, 16), musste Hermeias endlich, im Kriegsrat überstimmt, einwilligen, dass A. nunmehr selbst die Führung des Kampfes gegen die Empörer übernahm (Polyb. V 49). Um die Wintersonnenwende des J. 221 stand A. bereits mit seinem Heere in Antiocheia in Mygdonia. Jenseits des Tigris, in der Apolloniatis, kam es im J. 220 zur Entscheidungsschlacht, in der A. einen vollständigen Sieg errang, Molon sich selbst den Tod gab. Der Leichnam des Empörers wurde in Medien ans Kreuz geschlagen. Der Aufstand war beendet. Durch die weise Mässigung des Königs in der Verfolgung seines Sieges beruhigten sich bald die Gemüter (Polyb. V 51–54). Artabazanes, der Fürst von Atropatene, der es mit Molon gehalten hatte, schloss mit A. einen für diesen günstigen Vertrag, sobald A. in sein Land eingefallen war (Polyb. V 55). Mit der Ermordung des allmächtigen Hermeias, die von Freunden A.s herbeigeführt war, endete die Periode der Unselbständigkeit des Königs (Polyb. V 56). Nach Syrien (Ende 220) zurückgekehrt, gab sich A. ganz den Rüstungen zum ägyptischen Feldzug hin, der ihm um so notwendiger erschien, als Achaios, der sich in seiner Abwesenheit zum König von Kleinasien aufgeworfen hatte (vgl. Achaios Nr. 4), mit Ägypten im Bunde zu stehen schien (Polyb. V 57). Der Krieg wurde im J. 219 mit einem Angriff auf Seleukeia in Pieria, das seit Euergetes I. Zeiten den Ägyptern gehörte, eröffnet. Durch Verrat fiel die wichtige Seefestung in seine Hand (Polyb. V 58–61, 2). Auf die Meldung, dass der ägyptische Stratege Koilesyriens Theodotos der Aitolier zu ihm übergehen und ihm Ptolemais und Tyros ausliefern wolle, brach er nach Süden auf, erzwang siegreich den von den Ägyptern gesperrten Durchzug durch den Pass bei Berytos und empfing Tyros und Ptolemais mit allen Vorräten (auch 40 Schiffen) aus der Hand des Überläufers. Auch zahlreiche andere Städte ergaben sich ihm. Trotzdem wurde von einem Angriff auf Ägypten selbst Abstand genommen (Polyb. V 61, 3-62). Dies war ein strategischer Fehler, da Ägypten damals zum Krieg absolut [2461] unvorbereitet war (Polyb. V 62, 8). A. scheint namentlich mit Rücksicht auf Achaios, den er hätte im Rücken lassen müssen, den Weitermarsch gescheut zu haben (Polyb. V 66, 3). Die schlauen Ratgeber des Ptolemaios, Agathokles und Sosibios, nutzten die Unerfahrenheit des Dreiundzwanzigjährigen aus, hielten ihn, während sie gewaltige Rüstungen machten, mit Gesandtschaften hin (auch Rhodos, Byzanz, Kyzikos und Aitolien liessen sie für einen Frieden intervenieren) und erreichten zu Winters Anfang 219 sogar den Abschluss eines viermonatlichen Waffenstillstandes, der ihnen erwünschte Musse für weitere Rüstungen gab. A. zog nach Seleukeia zurück, entliess das Heer in die Winterquartiere, ohne für seine militärische Weiterbildung zu sorgen, und schien zunächst mit dem teilweisen Besitz von Koilesyrien und Phoinikien befriedigt. Der Winter verging mit erfolglosen diplomatischen Verhandlungen. Der Versuch des Ptolemaios, für Achaios ein gutes Wort einzulegen, wurde schroff abgewiesen (Polyb. V 63–67). Im Frühling 218 rückte A. über Arados, mit dem er Symmachie schloss, bis nach Berytos ungestört vor, stiess südwärts hiervon auf die Ägypter, schlug sie zu Wasser und zu Lande und warf sie auf Sidon zurück. Während die Flotte nach Tyros fuhr, schlug A. sich ins Binnenland, rückte vom See Genezareth nach Süden vor, den Jordan abwärts und besetzte zahlreiche Städte (Polyb. V 68–70). Seine Aussichten müssen damals glänzende gewesen sein, denn mehrere Feldherren der Ägypter gingen mit ihren Truppen zu ihm über. Zu den von Polybios genannten Überläufern Κεραίας und Ἱππόλοχος kommt noch Ptolemaios, des Thraseas Sohn, hinzu, der nach Polyb. V 65, 3 im J. 219 noch Officier des Ägypters war, nach der Inschrift Bull. hell. XIV 587 aber vom ‚Grosskönig (μέγας βασιλεύς) A.‘ zum στραταγὸς καὶ ἀρχιερεὺς Συρίας Κοιλᾶς καὶ Φοινίκας gemacht wurde. Dies kann nur im J. 218 geschehen sein. Nach einem Winterquartier in Ptolemais (Polyb. V 71, 12) rückte A. im Frühling 217 gegen Ptolemaios, der persönlich sein Heer über Pelusion ihm entgegenführte. Bei Raphia, der südlichsten syrischen Stadt, kam es zur Entscheidungsschlacht. Trotz der Überlegenheit seiner indischen Elephanten über die africanischen des Ägypters erlitt A. eine schwere Niederlage, die er zum Teil seiner eigenen Unerfahrenheit (Polyb. V 85, 11: ὡς ἂν ἄπειρος καὶ νέος) zuzuschreiben hatte. Die Folge war, dass Koilesyrien, Palaestina und Phoinikien wieder Ägypten zufielen. Ein Waffenstillstand auf ein Jahr beschloss diesen Feldzug (Iust. XXX 1, 7 spricht von Frieden). A. verdankte es nur der Schlaffheit des Philopator, dass dieser seinen Sieg nicht weiter ausnützte und auch im Folgenden den Achaios nicht weiter unterstützte (Polyb. V 79–87. Iust. XXX 1). Nach Antiocheia zurückgekehrt, rüstete A. sofort gegen diesen Rebellen, dessen Macht inzwischen sich immer mehr befestigt hatte (vgl. Achaios Nr. 4). Im Sommer 216 zog A. über den Tauros und schloss mit Attalos von Pergamon ein Bündnis zum gemeinsamen Kampf gegen Achaios (Polyb. V 87, 8. 107, 4), der nun nach seiner Residenz Sardes zurückgedrängt wurde. Nach zweijähriger Belagerung (also frühestens 214) gelang es A., durch List Herr der Stadt zu [2462] werden, während Achaios sich noch auf der Burg hielt (Polyb. VII 15–18). Bald darauf bemächtigte er sich, gleichfalls durch die List eines Kreters, der Person des Achaios und liess ihn mit orientalischer Grausamkeit hinrichten, worauf auch die Burg sich ergab (Polyb. VIII 17–23). Damit war Kleinasien, soweit A. überhaupt Anspruch erheben konnte, dem Seleukidenreich wiedergewonnen. Über die nächsten Jahre liegen nur vereinzelte Angaben vor. Im J. 212 (Nissen Rh. Mus. XXVI 1871, 255, 2) stand A. im nördlichen Mesopotamien, bereit, die Stadt Armosata des armenischen Fürsten Xerxes zu belagern. Es kam aber zu einem friedlichen Ausgleich, der in der Vermählung des Fürsten mit Antiochis, der Schwester des A., seinen Abschluss fand (Polyb. VIII 25). Später liess A. den Xerxes durch eben diese Antiochis ermorden (Joh. Antioch. FHG IV 557, 53). Aus dem J. 209 liegen die ersten Nachrichten über den grossen Feldzug nach dem Osten vor. Babylonische Keilschrifttafeln lehren, dass während dieses Zuges der älteste Sohn des Königs, mit Namen Antiochos (vgl. Nr. 26) als Mitregent mit dem Königstitel fungierte und nun auch weiter bis zu seinem Tode (193) diese Stellung behielt. Während sie für seleuk. 100 = 212 v. Chr. noch A. allein als König nennen, datieren sie seleuk. 104. 110. 112. 114. 115 = 208. 202. 200. 198. 197 v. Chr. nach ,A. und A., seinem Sohne, den Königen‘ (Ztschr. f. Assyr. VIII 109). Im J. 209 stand A. in Medien und liess in Ekbatana aus dem Goldschatz des Ainetempels 4000 Talente prägen (Polyb. X 27). Mit 100 000 Mann zu Fuss und 20 000 Reitern (Iust. XLI 5, 7) rückte er darauf ins parthische Gebiet ein, zwang die Parther (unter Arsakes II.), sich zurückzuziehen und besetzte Hekatompylos. Nachdem er den Pass über den Labos erzwungen hatte, stieg er nach Hyrkanien hinab und eroberte nach kurzer Gegenwehr die Festung Sirynka (Polyb. X 28–31). Der weitere Gang des Kampfes ist unbekannt. Nach Iustin a. O. kämpfte Arsakes II. mit bewunderungswürdiger Tapferkeit gegen A. und machte schliesslich ein Bündnis mit ihm. Wahrscheinlich musste er aber doch die syrische Oberhoheit anerkennen. Im J. 208 wendete sich A. gegen das baktrische Reich, das damals unter dem Usurpator Euthydemos stand (vgl. Polyb. XI 34, 2). Vergeblich suchte dieser die Arioslinie zu halten. Durch eine hitzige Schlacht daselbst, in der A. hervorragende persönliche Tapferkeit bewies, wurde Euthydemos nach Zariaspa zurückgeworfen (Polyb. X 48–49). Nach einer, wie es scheint, langwierigen Belagerung von Baktra (vgl. Polyb. XXIX 12, 8) leitete A. selbst Unterhandlungen ein. Die Drohung des Euthydemos, er werde die Nomaden ins Land rufen, wodurch die hellenistische Kultur daselbst preisgegeben wäre, verfehlte ihren Eindruck auf den Makedonier nicht. Im J. 206 kam es zum Friedensschluss. Euthydemos wurde die Königswürde gesichert, sein Sohn Demetrios mit einer Tochter des A. verlobt. Eine beschworene Symmachie vereinigte die beiden Könige. Nach Auslieferung der Kriegselephanten des Euthydemos zog A. mit dem wohlverpflegten Heere über den Hindukusch ins Kabulthal, erneuerte die alte Freundschaft mit dem indischen König Sophagasenos (Subhagasêna), und mit Proviant [2463] und Kriegselephanten (im ganzen jetzt 150) reich beschenkt, trat er unter Zurücklassung des Androsthenes den Rückweg über Arachosien, Drangiana nach Karmanien an, wo er Winterquartiere bezog (Polyb. XI 34). Von dort machte er, offenbar aus handelspolitischen Rücksichten (vgl. Stark Gaza 391ff.), im J. 205 einen Abstecher nach der gegenüberliegenden arabischen Küste, bestätigte den reichen Gerrhaeern ihre Freiheit und erhielt dafür 500 Talente Silber und andere Kostbarkeiten. Über Tylis kehrte er in demselben Jahre nach Seleukeia am Tigris heim (Polyb. XIII 9). Dieser Feldzug nach dem Osten, der den seleukidischen Namen daselbst wieder zu Ehren brachte, muss zu den energischesten Leistungen der späteren Seleukiden gerechnet werden (vgl. Polyb. XI 34, 14ff. Trog. Prol. 30) und hat auch auf die Zeitgenossen einen derartigen Eindruck gemacht, dass er ihm den Beinamen des Grossen einbrachte (Appian. Syr. 1). Vgl. A. v. Gutschmid Gesch. Irans 34ff. Nach Syrien zurückgekehrt, mischte sich A. sofort in die westlichen Angelegenheiten. Der Tod des Philopator von Ägypten und die Thronbesteigung des unmündigen Ptolemaios V. Epiphanes (205) veranlassten ihn, mit Philipp V. von Makedonien ein Bündnis zu schliessen, das auf gemeinsame Vernichtung des Ptolemaeerreiches abzielte; und zwar sollte Philipp die ägyptischen Besitzungen im aegaeischen Meere, Karien und Samos, A. aber Koilesyrien und Phoinikien erhalten (Polyb. III 2, 8. XV 20, 1ff. Liv. XXXI 14, 5. Iust. XXX 2, 8. Trog. Prol. 30). Man sprach sogar davon, A. wolle Ägypten selbst und Kypros, Philipp aber Kyrene, die Kykladen und die ionischen Städte haben (Appian. Mak. 4, 1). Nur dürftige Zeugnisse liegen für die nächsten Jahre vor. Während Philipp im Norden gegen die ägyptischen Besitzungen vorging und sich allmählich mit den Römern verwickelte, rückte A. nach Süden in Koilesyrien, Phoinikien und Palaestina ein (vgl. Iust. XXXI 1, 1). Soweit bekannt, hat nur Gaza ihm energischen Widerstand geleistet. Die Stadt wurde erst nach langwieriger Belagerung, die die Bewunderung des Polybios hervorrief, im J. 201 (Heyden Beiträge 22ff.) genommen (Polyb. XVI 18, 2. 22 a, 5; vgl. XXIX 12, 8). Diesen Kriegszug meint wohl Josephos (Ant. XII 131), wenn er Iudaea von A. erobert werden lässt (freilich fälschlich unter Philopator). Inzwischen hatten die Römer auf Bitten der ägyptischen Regierung die Vormundschaft für den unmündigen König übernommen und hatten bei Philipp und A. zu seinen Gunsten interveniert (Polyb. XVI 27, 5. Iust. XXX 3, 3–4. XXXI 1, 2), ohne jedoch an ein ernstliches Einschreiten zu denken. Die ägyptische Regierung erkannte denn auch, dass eigene Kraft not sei, und liess eifrig rüsten (Polyb. XV 25, 16. Liv. XXXI 43, 5ff.). Im Winter 199 rückte Skopas, der ägyptische Feldherr, in Syrien ein, unterwarf Iudaea und eroberte zahlreiche Städte Syriens (Polyb. XVI 39, 1. Jos. Ant. XII 131). Dieser Erfolg war dadurch erleichtert, dass A. damals in das von Truppen entblösste Reich des Attalos, der in Kleinasien sein natürlicher Gegner war, eingefallen war (Liv. XXXII 8, 10). So hatte Skopas nur mit den von A. zurückgelassenen Besatzungen zu thun. Wohl weniger durch die höfliche Bitte des römischen [2464] Senates, das Gebiet seines Verbündeten Attalos zu verlassen (Liv. XXXII 8, 16. 27, 1) als durch die Nachricht vom Einfall des Skopas bewogen, zog A. im Frühling 198 seine Truppen aus dem pergamenischen Reiche zurück, eilte nach Syrien und brachte dem Skopas beim Panion an den Jordanquellen eine vollständige Niederlage bei (Polyb. XVI 18ff. 39, 3. XXVIII 1, 4. Jos. ant. XII 132. Hieron. ad Daniel. XI 14). Skopas floh nach Sidon, wurde hier belagert and musste sich trotz des von Epiphanes geschickten Entsatzes ergeben (Hieron. ad Daniel. XI 15). A. eroberte nun auch die anderen von Skopas vorher genommenen Städte Syriens wieder, gewann die Batanaia, Samaria, Abila und Gadara und empfing darauf die Unterwerfung der Juden, die für die Auslieferung der auf der Burg befindlichen ägyptischen Besatzung reich belohnt wurden (Polyb. XVI 39, 3ff. Liv. XXXIII 19, 8. Jos. ant. XII 133ff. Hieron. a. O.). So waren die syrischen Länder wieder seleukidisch geworden. Statt Ägypten selbst anzugreifen, führte A. sein Heer ins Winterquartier nach Antiocheia (Liv. a. O.) und schloss sogar mit Epiphanes ein Freundschaftsbündnis, das bald darauf (wann?) durch die Verlobung desselben mit seiner Tochter Kleopatra besiegelt wurde (Jos. ant. XII 154; nach Hieron. a. O. schon 199; vgl. Polyb. XVIII 51, 10. Liv. XXXIII 40, 3, wonach der Friede 196 jedenfalls schon bestand). Wenn A. in so auffallender Weise dem besiegten Ägypten entgegenkam, so wird er dabei den Zweck verfolgt haben, möglichst freie Hand in Kleinasien, eventuell in Europa zu gewinnen. Der Einfall des Skopas vom J. 199 mag ihm in dieser Hinsicht lehrreich gewesen sein. Holm (Griech. Gesch. IV 471ff.) glaubt, gestützt auf Livius XXXIII 43, 3 u. a., Ptolemaios habe damals in einem geheimen Vertrage auf die kleinasiatischen und thrakischen Besitzungen zu A.s Gunsten verzichtet. Jedenfalls können diese Besitzungen in dem Freundschaftsbündnis nicht geschützt gewesen sein, sonst hätte A. bei ihrer Besetzung nicht an die Freundschaft erinnern können. Nach gewaltigen Rüstungen entsandte A. im Frühling 197 seine Söhne Ardys und Mithridates mit dem Landheer nach Kleinasien, mit dem Auftrage, ihn in Sardes zu erwarten. Er selbst brach mit der Flotte (100 Kriegsschiffen, 200 leichten Schiffen) auf, um zunächst die bisher ägyptischen Städte in Kilikien, Lykien, Karien zu gewinnen. Zugleich wollte er dem mit Rom kämpfenden Philipp Hülfe bringen (Liv. XXXIII 19, 9ff.; vgl. Polyb. XVIII 39, 3). Als A. vor Korakesion (an der kilikischen Küste) lagerte, kamen Gesandte von Rhodos, die ihm im Interesse der von Philipp bedräuten griechischen Freiheit den Krieg erklärten für den Fall, dass er über die chelidonischen Inseln hinausfahre. A. nahm die schroffe Forderung mit Mässigung entgegen und suchte sie durch den Hinweis auf seine offizielle Freundschaft mit Rom (noch im J. 198 hatte ihn der römische Senat amicum et socium populi Romani genannt, Liv. XXXII 8, 13) zu beruhigen. Stärker wirkte die Nachricht von der Niederlage Philipps bei Kynoskephalai. Die Rhodier gaben nun ihre Kriegsgedanken auf, unterstützten aber viele dem Ägypter befreundete Städte Kleinasiens und retteten so den Kauniern, Myndiern, [2465] Halikarnassiern und Samiern die Freiheit (Liv. XXXIII 20). Trotzdem gelang es A., viele der ionischen und aeolischen Städte zu gewinnen (Appian. Syr. 1). In Ephesos hielt er Winterquartier (Liv. XXXIII 38, 1). Nach der Schlacht von Kynoskephalai änderte sich der Ton der Römer gegenüber dem König. Seiner nach Korinth zum Flamininus geschickten Gesandtschaft wurde geantwortet, er solle alle autonomen Gemeinden Kleinasiens freilassen, desgleichen alle Städte, die Philipp oder Ptolemaios gehört hätten, vor allem solle er nicht daran denken, nach Europa überzusetzen (Polyb. XVIII 47, 1–2. Liv. XXXIII 34, 2–4). Nichtsdestoweniger begann A. im Frühling 196 die Unterwerfung aller kleinasiatischen Griechenstädte in Angriff zu nehmen. Smyrna und Lampsakos, die sich widersetzten, wurden belagert. Er selbst setzte über den Hellespont, gewann ohne Mühe den Chersonnes und begann den Wiederaufbau und die Befestigung von Lysimacheia. Gegen die thrakischen Barbaren wurde ein Streifzug unternommen. Nunmehr glaubten die Römer ihn nicht länger ungehindert vorgehen lassen zu dürfen. Eine römische Gesandtschaft, an ihrer Spitze L. Cornelius Scipio, forderte in Lysimacheia von A., er solle alle Eroberungen, soweit sie Philipp gehört hätten, herausgeben, sowie dem Ägypter seine Besitzungen zurückerstatten. A. lehnte jede Einmischung der Römer ab, indem er den Sieg des Seleukos I. über Lysimachos (281) als Rechtstitel für die seleukidische Herrschaft über Thrakien geltend machte, andererseits auf seine Freundschaft, ja bevorstehende Verschwägerung mit Ptolemaios hinwies (Polyb. XVIII 49–51. Liv. XXXIII 38–40. Appian. Syr. 2–3. Iust. XXXI 1, 3. Plut. Flamin. 12). Man trennte sich ohne Verständigung. Auf das Gerücht vom Tode des Epiphanes stach A. sofort in See, um Ägypten zu besetzen. Als er in Patara (Lykien) erfuhr, dass das Gerücht falsch sei, wollte er nach Kypros fahren, wurde aber durch eine Meuterei unter den Ruderern in Pamphylien festgehalten und fuhr, nachdem er an der kilikischen Küste Schiffbruch gelitten hatte, mit dem Rest der Flotte nach Seleukeia in Pieria. Den Winter verbrachte er in Antiocheia. Hier vermählte er seine beiden Kinder A. und Laodike mit einander (Liv. XXXIII 41. Appian. Syr. 4). Im Frühling 195 brach A., nachdem die Flotte repariert war, wieder nach dem Chersonnes auf. In Ephesos stiess der flüchtige Hannibal zu ihm, den er so demonstrativ ehrte, dass kein Zweifel mehr war, dass das Schwert gegen Rom gezogen werden solle und müsse (Liv. XXXIII 49, 5ff. XXXIV 60, 1ff. Iust. XXXI 2, 5. Plut. Flamin. 9. Eutrop. IV 3. Oros. IV 20, 13; nach Appian. Syr. 4. Nepos Hannib. 7, 6 traf er ihn schon 196; vgl. Zonar. IX 18, auch Liv. XXX 37, 13). Auf dem Chersonnes mit noch grösseren Truppenmassen als im Vorjahr angelangt (Liv. XXXIV 33, 12), unternahm er erfolgreiche Streifzüge ins thrakische Gebiet, befreite die unter thrakischer Herrschaft stehenden Hellenen, gewährte den Byzantiern Privilegien und warb Galater für sein Heer (Appian. Syr. 6). Nach Ephesos zurückgekehrt, schickte er eine Gesandtschaft an die Römer, die aber zu keiner Verständigung führte (Liv. XXXIV 57, 4ff. Appian. Syr. 6). [2466] Inzwischen traf A. weitere Vorbereitungen zu dem unvermeidlichen Kampfe mit Rom. Im Verfolg des genialen Vorschlages Hannibals, die Römer in Italien anzugreifen, wurde der Tyrier Ariston nach Karthago entsandt, um auch hier zum Kampf gegen Rom zu schüren. Seine Mission war ohne Erfolg (Liv. XXXIV 60ff. Appian. Syr. 7. 8. Iust. XXXI 3. 4. Zonar. IX 18). Leichter war die Freundschaft des Ariarathes von Kappadokien zu gewinnen, dem er seine Tochter Antiochis zur Ehe gab (Diod. XXXI 19, 7. Appian. Syr. 5. Zonar. a. O.). Eine andere Tochter bot er vergeblich Eumenes von Pergamon an, der aus Rücksicht gegen Rom die Verbindung ausschlug (Appian. a. O.). Im Winter 194/3 vermählte er in Raphia dem früheren Versprechen gemäss seine Tochter Kleopatra dem ägyptischen Könige Epiphanes (Liv. XXXV 13, 4). Als Mitgift erhielt sie die Gefälle mehrerer Städte in Koilesyrien, Samaria, Iudaea und Phoinikien (Jos. ant. XII 154–155). Alexandrinische Schlauberger (Pol. XXVIII 20, 9; vgl. Appian. Syr. 4. Hieron. ad Daniel. XI 16), denen sich moderne Gelehrte anschlossen (Droysen De regno Lagid. 8ff. Flathe II 405. 580. Holm Griech. Gesch. IV 434 u. a.), haben fälschlich hieraus abgeleitet, dass A. damals die syrischen Länder selbst dem Ägvpter als Mitgift übermittelt habe (vgl. Nr. 27). Nach der Hochzeit begab sich A. noch im Winter 194/3 über Antiocheia nach Ephesos. Im Frühling 193 zog er zum Kampf gegen die pisidischen Selgenser. Auf die Nachricht von der Ankunft einer römischen Gesandtschaft in Ephesos kam er ihr bis Apamea (Kibotos) entgegen. Die Verhandlungen mit P. Villius wurden durch den unerwarteten Tod des Mitregenten A., der damals ein Commando in Syrien hatte, gestört. A. gab den Kampf mit den Selgensern auf und ging nach Ephesos zurück. Die Verhandlungen, die er hier durch den Ersten seiner ,Freunde‘, Minnion, führen liess, blieben eben so erfolglos wie die in Rom von seinen Gesandten geführten (Liv. XXXV 13, 4–17. Appian. Syr. 12). In demselben Jahre schickte der aitolische Bund den Dikaiarchos zum König, der ihn durch die lügnerische Vorspiegelung, dass er im Falle der Landung in Hellas ausser ihnen in Philipp und Nabis von Sparta Verbündete finden werde, zum Kampf mit Rom aufreizen sollte (Liv. XXXV 12, 6ff.). Mit denselben Gründen trieb auch die starke Kriegspartei in seiner Umgebung mit Erfolg zum Kriege (Liv. XXXV 17, 3–19). Als im folgenden Jahr (192) der Aitoler Thoas die Bitte des aitolischen Bundes unter denselben Vorspiegelungen wiederholte, entliess ihn A. mit der Botschaft, er werde als Befreier Griechenlands kommen (Liv. XXXV 32). Dies wurde zum festen Beschluss, als Thoas ihm bald darauf die Gewinnung von Demetrias melden konnte (Liv. XXXV 43, 2). Von dem ursprünglichen Plan, die Flotte unter Hannibals Leitung gegen Italien zu schicken, wurde zum Teil durch Thoas Einfluss Abstand genommen (Liv. XXXV 42, 3ff). So fuhr der König noch im Winter 192 in der Erwartung, den grössten Teil Griechenlands auf seiner Seite zu finden, mit einem völlig unzureichenden Heere, das nur die Stärke etwa eines halben consularischen Heeres hatte (10 000 Mann zu Fuss, 500 Reitern, 6 Elephanten auf 40 gedeckten, 60 offenen [2467] Kriegsschiffen, gefolgt von 200 Transportschiffen), hinüber nach Griechenland und segelte in den Hafen von Demetrias (Liv. XXXV 43, 3–6; vgl. Polyb. III 7, 2–3. Appian. Syr. 12). Die aitolische Bundesversammlung zu Lamia ernannte ihn zum στρατηγὸς αὐτοκράτωρ (Appian. Syr. 12. Liv. XXXV 45, 9: imperator) und gab ihm einen Beirat von 30 Apokleten (Pol. XX 1. Liv. a. O.; vgl. oben S. 1119ff.). Zunächst versuchte A. die Zahl der Bundesgenossen zu mehren. Wohl gelang es ihm, Chalkis auf Euboea und damit die ganze Insel trotz der ihr gewährten Unterstützung der Achaier und des Eumenes von Pergamon zu gewinnen (Liv. XXXV 46ff.), wohl schlossen die Eleer sich ihm an (Pol. XX 3. Liv. XXXVI 5), und meldeten die Epeiroten bedingungsweise ihren Beitritt (Pol. Liv. a. O.), auch die Boiotier schlossen sich nach einigem Zögern (Pol. XX 2. Liv. XXXV 50, 5) ihm an (Pol. XX 7, 3ff. Liv. XXXVI 6. Appian. Syr. 13; nach Liv. XXXVI 20, 3 wurde eine Statue des A. aufgestellt im Tempel der Minerva Itonia bei Koroneia; über die von griechischen Gemeinden damals geprägten Münzen mit dem Kopf des A. vgl. Babelon Rois de Syrie LXXXII). Doch war es ein schwerer Schlag für ihn, dass er Philipp von Makedonien nicht auf seine Seite zu ziehen vermochte. Durch das Bündnis A.s mit Amynandros von Athamanien gereizt, wies Philipp, der schon vorher mit den Römern unterhandelt hatte (Liv. XXXVI 4, 1ff.), das Anerbieten A.s (3000 Tal., 50 Kriegsschiffe und alle griechischen Städte, die er vorher gehabt) zurück (Liv. XXXIX 28, 6). Auch die Spartaner, deren Unterstützung ihm verheissen war, hatten sich inzwischen dem achaeischen Bunde und damit seinen Feinden angeschlossen. Zu spät wies Hannibal, dessen Rat vorher nicht gehört worden war, in der Versammlung zu Demetrias, wo der König mit den Aitolern und Amynandros beriet, darauf hin, dass Philipps Bundesgenossenschaft die Hauptsorge des Königs sein müsse (Liv. XXXVI 6, 6ff. Appian. Syr. 13, 14). A. liess sich sogar, als er bald darauf nach Thessalien einfiel, auf dem Schlachtfelde von Kynoskephalai zu einer unklugen Demonstration fortreissen, die Philipp so empörte, dass er sich ganz den Römern zusagte und den Propraetor M. Baebius aufforderte, mit ihm zusammen A. aus Thessalien hinauszuschlagen (Liv. XXXVI 8). Als nach Vereinigung der Beiden Appius Claudius zum Entsatz von Larissa ausgeschickt wurde, zog sich A., der inzwischen eine Reihe thessalischer Städte erobert hatte, nach Demetrias und von hier nach Chalkis zurück, wo er, ohne an die verheissene ‚Befreiung Griechenlands‘ und an den römischen Krieg viel zu denken, sich trotz seiner 50 Jahre mit einer jungen Chalkidierin vermählte und den Rest des Winters (Anfang 191) mit seinen Officieren zusammen verprasste (Polyb. XX 8. Liv. XXXVI 9–11. Diod. XXIX 2. Iust. XXXI 6, 3. Appian. Syr. 16. Plut. Flamin. 16; Philop. 17). Mit Frühlings Anfang unternahm A. einen Streifzug westwärts bis nach Akarnanien (Liv. XXXVI 11, 5ff.), kehrte jedoch auf die Nachricht, dass der Consul M’. Acilius Glabrio bereits gelandet sei, unverrichteter Sache nach Chalkis zurück, während inzwischen Baebius und Philipp grosse Fortschritte in Thessalien gemacht hatten, die sich nun nach Vereinigung mit [2468] Acilius noch vergrösserten. Athamanien wurde von Philipp besetzt (Liv. XXXVI 13–14. Iust. XXXI 6, 4. Appian. Syr. 16–17). A., der von Asien her nur mässigen Zuzug bekam und auch von den Aitolern ganz ungenügende Unterstützung fand, verschanzte sich im Thermopylenpass, wo es im Sommer 191 zum Entscheidungskampf kam. M. Porcius Cato, der die Aitoler von der Kallidromoshöhe vertrieb und so dem A. in den Rücken fiel, entschied die Schlacht. Das syrische Heer wurde völlig aufgerieben, der König selbst entkam mit etwa 500 Mann über Elatea nach Chalkis und fuhr von hier sofort nach Ephesos. So fand die hellenische Episode ein schnelles Ende (Liv. XXXVI 15–21. Appian. Syr. 17–20. Iust. XXXI 6, 5). Während die Römer zunächst durch den Widerstand der Aitoler in Europa, festgehalten wurden, verbrachte A., der an den Übergang der Römer nach Asien nicht glauben wollte, die kostbare Zeit nutzlos zu Ephesos, bis er, durch Hannibals Ermahnungen beunruhigt zur Befestigung des Chersonnes aufbrach, die Führung der übrigen Flotte dem Polyxenidas anvertrauend (Liv. XXXVI 41; vgl. Iust. XXXI 6, 6). Nachdem er Sestos und Abydos gewonnen und Lysimacheia zum Hauptwaffenplatz gemacht hatte (Appian. Syr. 21), kehrte er auf die Nachricht von der Ankunft der römischen Flotte bei Delos nach Ephesos zurück. Hier wurde beschlossen, eine Seeschlacht zu wagen. A. selbst zog sich nach Magnesia am Sipylos zurück. Seine Flotte aber unter Polyxenidas erlitt (Herbst 191) bei Korykos (an der kleinasiatischen Küste) durch C. Livius Salinator eine Niederlage (Liv. XXXVI 42-45. Appian. Syr. 22; vgl. Iust. XXXI 6, 7ff.). A. benutzte iie nächste Zeit namentlich zur Wiederherstellung der Flotte. Hannibal sollte aus Phoinikien neue Schiffe heranführen sowie die alten ausbessern lassen. Seinen Sohn Seleukos schickte er in die Aeolis, um die Seestädte gegen Eumenes und die Römer (die im Winterquartier in Canae lagen) zu halten. Er selbst überwinterte in Phrygien, mit dem Heranziehen der Truppen beschäftigt (Liv. XXXVII 8). Im Frühling 190 fiel A. plündernd in das pergamenische Gebiet ein, wohin auch Seleukos gezogen war. Als er aber hörte, dass der Consul L. Cornelius Scipio, von Philipp geführt, schon in Makedonien stehe und den Vormarsch zum Hellespont vorbereite, bot er dem Praetor L. Aemilius Regillus einen Frieden an, den dieser aber ablehnte. A. kehrte, nachdem er das pergamenische Gebiet geplündert und mehrere aeolische Städte genommen hatte, nach Sardes zurück. Seleukos Angriff auf Pergamon war namentlich durch die achaeischen Bundestruppen zurückgeschlagen worden (Liv. XXXVII 18, 6–21, 6). Die Niederlagen, die seine Flotten im Sommer 190 unter Hannibal beim Eurymedon, unter Polyxenidas bei Myonnesos erlitten, bewogen den König, der auch seinen Bundesgenossen Prusias von Bithynien an die Römer verloren hatte (Polyb. XXI 11), zu dem verhängnisvollen Entschluss, den Chersonnes ohne Schwertstreich zu räumen (Liv. XXXVII 22–31, 4. Diod. XXIX 5. Appian. Syr. 27. 28; vgl. Iust. XXXI 6, 8ff. Sobald die Scipionen, von Eumenes unterstützt das römische Heer über den Hellespont geführt hatten (Herbst 190), machte A., an allem verzweifelnd, [2469] Friedensvorschläge. Da die Gegenvorschläge der Römer ihm zu hart erschienen (Polyb. XXI 13–15. Iust. XXXI 7, 4–9), wagte er noch einmal die Entscheidung mit den Waffen. Er zog sich über den Fluss Phrygios auf Magnesia am Sipylos zurück und verschanzte sich. Hier kam es Ende 190 zu der grossen Entscheidungsschlacht, in der A. trotz numerischer Überlegenheit, zum Teil durch eigene Fehler, eine völlige Niederlage erlitt (Liv. XXXVII 34–44. Appian. Syr. 29-36. Iust. XXXI 8. Flor. II 8. Eutrop. IV 4; vgl. Fraenkel Inschr. v. Pergam. nr. 64 = Dittenberger Syll. 208). Von Apamea aus (in Phrygien), wohin A. mit seiner Familie geflohen war, schickte er Unterhändler an die Römer. Scipio Africanus stellte folgende Bedingungen: A. solle auf alle Ansprüche in Europa sowie in Asien diesseits des Tauros verzichten, 15 000 euboeische Talente als Kriegsentschädigung an die Römer zahlen (500 sogleich, 2500 nach Bestätigung des Friedens, je 1000 in den nächsten zwölf Jahren), ferner die alten Verpflichtungen Eumenes gegenüber lösen (400 Talente und Getreide), endlich Hannibal und andere Feinde der Römer ausliefern und 20 Geiseln stellen (Polyb. XXI 17. Liv. XXXVII 45. Diod. XXIX 10. Appian. Syr. 38. Iust. XXXI 8, 8; vgl. 6, 8). Anfang 189 wurde der Friede vom Senat und Volk in Rom angenommen (Polyb. XXI 24. Liv. XXXVII 55). Die definitiven Bestimmungen wurden dem König im Speciellen erst im Sommer 188 durch die Zehnmännercommission in Apamea eröffnet (Polyb. XXI 45. Liv. XXXVIII 38. Appian. Syr. 39). Die kleinasiatischen Besitzungen der Seleukiden wurden an Roms Bundesgenossen verteilt: Eumenes erhielt den Chersonnes mit Lysimacheia, die beiden Phrygien, Mysien, Lykaonien, Milyas, Lydien, Tralleis, Ephesos, Telmissos. Rhodos erhielt Lykien und Karien bis zum Maiandros ausser Telmissos. Viele Griechenstädte in Kleinasien wurden für frei erklärt (Polyb. XXI 48. Liv. XXXVIII 39, 13ff. Appian. Syr. 44. Iust. XXXI 8, 9). Eine Folge dieser Niederlage A.s war, dass Grossarmenien und Sophene sich vom Reiche losrissen und unter den früheren Strategen des Königs Artaxias und Zadriades sich als selbständige Königreiche constituierten (Strab. XI 528). A. hat seine Niederlage, durch die das Seleukidenreich zu einer Macht zweiten Ranges herabgedrückt war, nicht lange überlebt. Im J. 187 wurde er bei einem Versuch, in der Elymais einen Beltempel zu plündern, von den Eingeborenen erschlagen (Diod. XXVIII 3. XXIX 15. Iust. XXXII 2. 1–2. Strab. XVI 744. Euseb. chron. I 253). Kurz vorher (187) hatte er seinen Sohn Seleukos zum Mitregenten gemacht, nachdem er seit dem Tode des älteren A. (193) allein regiert hatte (Ztschr. f. Assyr. VIII 109).
Litteratur: Flathe Gesch. Makedoniens II. Stark Gaza und die philistaeische Küste. Droysen Hell. III. Sharpe Geschichte Ägyptens (deutsch von Jolowicz 1862). Hertzberg Gesch. Griechenlands unter der Herrschaft der Römer 1866, I. Mommsen Röm. Gesch. I. Wutzdorf Antiochos d. Grosse. Progr. Görlitz 1868. Aander Heyden Beiträge zur Gesch. Antiochos d. Grossen, Emmerich 1873; Res ab Antiocho III Magno gest. ad regnum Syr. reficiend., Diss. Gött. 1877. Tetzlaff [2470] De Ant. III Magni reb. gestis., Diss. Münster 1874. A. v. Gutschmid Geschichte Irans 34ff. Die Münzen bei Babelon Rois de Syrie LXXVII 45, Pl. IX. X. Anc. Gr. Inscr. in the British Mus. III nr. 485. Homolle Bull. hell. III 360 nr. 1 = Dittenberger Syll. 205.
[Wilcken.]
S. zum Art. Antiochos:
25) (Zu S. 2469, 58): Nach seinen Münzen ist ein Bildnis des A. mit Recht von H. de Villefosse in einer Marmobüste des Louvre erkannt worden, Catal. de sculpture du Louvre 1890 nr. 2396. Brunn und Arndt Griech. u. röm. Porträts Taf. 103/4.
[O. Rossbach.]
25) A. III. Megas, König des Seleukidenreiches in den J. 223–187 v. Chr. (L) S I.
[Hans Gärtner.]
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