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Antiochenische Schule. So nennt man, im Gegensatz zur alexandrinischen Schule (s. d.), einen Kreis von Theologen des 4. und 5. Jhdts., die in Antiochien ihre Bildung erhalten oder doch den von dort ausgehenden Einflüssen sich unterworfen haben. Allen gemeinsam ist die Vorliebe für Aristoteles, in Behandlung der biblischen Schriften ein nüchterner Sinn, philologische Schulung und Verständnis für das Historische, im Dogma das Interesse an klaren Definitionen, speciell in der Christologie scharfe Unterscheidung des Göttlichen von dem Menschlichen, so dass weder der Gottheit unpassende Prädikate, wie geboren werden und sterben, beigelegt werden, noch die volle menschliche Entwicklung beeinträchtigt wird. Man kann zwei Reihen von Antiochenern unterscheiden, eine ältere (ca. 280–350) – noch stark von Origenes beeinflusst, den Märtyrer Lucian († 311) als ihr [2448] Haupt verehrend, selbst dem Ketzer Paulus von Samosata nicht ganz fernstehend; Eusebius von Emesa ist der bedeutendste Exeget dieser Klasse, zu der auch fast alle orientalischen Arianer gehören – und eine jüngere von ca. 360 an, in entschiedenerem Gegensatz zu den Alexandrinern, aber mehr um kirchliche Correctheit besorgt und besser discipliniert, beginnend mit Diodor von Tarsus († 378); ihr gehören so unsterbliche Namen an wie Theodor von Mopsuestia, Theodoret von Cyrus und vor allem der glänzendste und beredteste Schriftausleger der griechischen Kirche, Johannes Chrysostomus († 407). Die Theologie der nestorianischen Nebenkirche (Schule zu Edessa, später zu Nisibis), seit 431, ruht wesentlich auf antiochenischen Gedanken; in der orientalischen Reichskirche hat der Kampf mit dem Monophysitismus die ruhige Weiterentwicklung individueller theologischer Richtungen, wie die antiochenische Schule es ist, unmöglich gemacht; ihre Hauptführer stehen schon vor der Synode von 553 bei der Majorität im Geruche der Ketzerei. Die meisten Arbeiten der älteren Antiochener sind verloren; die jüngeren haben ausgezeichnete Commentare zu biblischen Büchern hinterlassen, namentlich beim Alten Testament der kirchlichen Ausdeutungssucht erfolgreich widersprochen und teilweis überraschend gesunde und scharfsinnige Kritik geübt; streng methodisch wollte man auslegen (Diodor schreibt ein Buch über διαφορὰ θεωρίας καὶ ἀλληγορίας; und wenn man auch noch nicht die Alleingültigkeit des einfachen Schriftsinnes zu proclamieren wagte, so war es immer ein grosser Fortschritt, dass für geschichtliche Abschnitte der Bibel die buchstäbliche, zeitgeschichtliche Erklärung als das erste gefordert und nur neben derselben resp. auf ihrem Grunde eine nicht allegorische, aber typologische zugelassen wurde, wonach das geschichtliche Ereignis zugleich eine Vorausdarstellung eines grösseren gleichartigen Ereignisses der Zukunft sein kann. Die Mängel der antiochenischen Exegese treten am schärfsten in Theodors Commentaren zu den Paulusbriefen hervor; er bleibt am Einzelnen haften, verliert sich in grammatischen Beobachtungen; zu einer congenialen, warmen Reproduction der Vorlage bringt er es nicht, auch abgesehen von der selbstverständlichen Unfähigkeit, die Differenz zwischen paulinischen Ideen oder Interessen und der eigenen Dogmatik zu begreifen. Vgl. die einzelnen Artikel.
[Jülicher.]

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