Anteros (Ἀντέρως). 1) Personification der Gegenliebe, und zwar vorzugsweise mit Beziehung auf die Knabenliebe, eine Vorstellung, deren Wurzel wahrscheinlich in den Gymnasien zu suchen ist. So hatten Eros und A. im alten Gymnasion zu Elis Altäre (Paus. VI 23, 3); in diesem Sinne ist auch das Märchen bei Themist. or. XXIV 304 Dff. aufzufassen. Nichterwiderung treuer Liebe rächt A. als Alastor (s. d. Nr. 1); als solcher hatte er in Athen einen Altar (Paus. I 30, 1, vgl. Suid. s. Μέλητος), und man dichtete wohl, er sei von Nemesis erschaffen (Anth. Plan. 251). Sohn des [2355] Mars und der Venus nennt ihn Cic. nat. deor. III 23. Eros und A. als Name zweier warmer Quellen in Gadara (Eunap. vit. Iambl. 26).
Dargestellt war A. im Streite mit Eros um einen Palmenzweig auf einem Relief in einer Palaistra zu Elis (Paus. VI 23, 5); ferner im Relief eines metallenen Bechers im Amphiaraïon, als Gegenstück eines Bechers mit Eros (Dittenberger IGS I 3498, 16). Mit der Benennung zweier Eroten als Eros und A. wird bei erhaltenen Darstellungen häufig Missbrauch getrieben; sicher ist sie nur da, wo beide ausdrücklich unterschieden sind, indem man z. B. dem A. aufgebogene Flügel gab; so auf zwei Marmorreliefs in Neapel (Mus. Borb. XIV 34. Braun Ant. Marmorw. II 5 b: Nachbildung des Reliefs in Elis) und in Rom, Pal. Colonna (Braun a. a. O. 5 a, Matz-Duhn 3586: Eros und A. im Fackelwettlauf); ferner in einigen Terracottagruppen, z. B. Pottier-Reinach La Nécrop. de Myrina pl. XVII 4. Unsicher ist die Deutung schon in dem Wandgemälde Helbig 827 (Ann. d. Inst. 1866 E F 1), vgl. die von Hinck Ann. d. Inst. 1866, 91f. dazu angeführten Gemmen. Ob bei der häufigen Darstellung eines Erotenringerpaares ohne Unterscheidungszeichen an A. zu denken ist, erscheint zweifelhaft.
[Wernicke.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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