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Amyklai (αἱ Ἀμύκλαι, eigentlich ‚die Anmutige‘, vgl. Hesych. s. ἀμυκλής; Ἀμύκλα Sosib. bei Zenob. I 54), altachaeische (Il. II 584) vielerwähnte Stadt im mittleren Eurotasthale, ziemlich eine Stunde südlich von Sparta in einer fruchtbaren, mit reichen Baumgruppen besetzten Ebene (vgl. Polyb. V 19), in der Gegend des jetzigen Sklavochori gelegen; doch entspricht dieser neuere Ort, in dessen Kirchen sich zahlreiche architektonische Fragmente und Inschriften vorfinden, offenbar nicht ganz der alten Stadt, sondern die Burg derselben stand eine halbe Stunde weiter nördlich auf einem mässigen Hügel nahe dem rechten Eurotasufer, der jetzt eine Kapelle der heiligen Kyriaki trägt und noch bedeutende Reste der aus gewaltigen Werkstücken errichteten alten Burgmauern aufzuweisen hat; am südlichen Fusse desselben, gegen Sklavochori zu, scheint die untere Stadt gelegen zu haben, die freilich immer noch nicht ganz sicher bestimmt werden kann. Nach der Eroberung behauptete A. anfangs unter achaeischen Fürsten eine gewisse Selbständigkeit und bestand später als κώμη fort. Es hatten nämlich nach der gewöhnlichen Tradition die dorischen Eroberer das Gebiet von A. dem Achaeer Philonomos, dessen Verrat sie bei der Eroberung Lakoniens unterstützt hatte, als eine Art Lehensfürstentum übergeben; dieser hatte durch Aufnahme von Minyern von den Inseln Imbros und Lemnos, deren Nachkommen freilich schon in der dritten Generation wieder ausgewandert sein sollen, die Bevölkerung vermehrt (Strab. VIII 364. Conon narrat. 36). Und wie man hier Bildsäulen des Agamemnon und der Klytaimnestra zeigte und das Heiligtum und Bild der Kassandra, die unter dem Namen Alexandra verehrt wurde, so sind neuerdings in der That höchst wichtige Reste ‚mykenischer‘ Kultur in dieser Gegend, zumal in einem Kuppelgrabe im nahen Vaphio (s. Pharis) gefunden worden, so wie Otfr. Müller schon früh vorausgesagt (Die Minyer 1820, 319, vgl. Ἐφημ. ἀρχαιολ. 1889, 129). Die Stadt behauptete dann noch etwa zwei Jahrhunderte lang unter fortwährenden [1997] Kämpfen gegen die Dorier ihre Unabhängigkeit, bis sie durch den spartanischen König Teleklos und den Aegiden Timomachos erobert und die Burg geschleift wurde (Paus. III 2, 6. Schol. Pond. Isthm. VII 18). Über die näheren Umstände der Eroberung findet sich bei Servius (Aen. X 564) eine Nachricht, die freilich durchaus nicht das Gepräge historischer Wahrheit trägt. Die Amyklaeer hätten, berichtet er, da sie oft durch falsche Meldungen vom angeblichen Heranrücken der Spartiaten beunruhigt worden seien, ein Gesetz gegen die Erregung solchen blinden Lärms erlassen; als nun die Feinde einst wirklich herangezogen seien, habe aus Furcht vor jenem Gesetze niemand ihre Ankunft zu melden gewagt, und so sei die Stadt durch Schweigen zu Grunde gegangen. Jedenfalls ist die ganze Geschichte nur erfunden zur Erklärung des bei römischen Dichtern sprüchwörtlich gebrauchten Ausdrucks ‚das schweigende Amyklae‘ (Otto Sprichw. d. Röm. nr. 103), der sich aber ursprünglich gewiss nicht auf das lakonische A., sondern auf die latinische Stadt Amunclae bezieht. Das bedeutendste Heiligtum des Orts war das des Apollon Amyklaios mit dem Grabe des Hyakinthos, in welchem alljährlich das Fest der Hyakinthien gefeiert wurde; eine Feststrasse (die ὁδὸς Ὑακινθίς, Athen. IV 173 f) führte von Sparta aus dahin. Ausser diesem etwas abseits von der Ortschaft selbst gelegenen Heiligtume, das neben dem Erzcolosse des Gottes mit dem von Bathykles gefertigten Thronsessel noch zahlreiche Weihgeschenke zierten (s. Paus. II 18, 7ff.), und abgesehen von den oben schon erwähnten führt Pausanias (I 19, 6) ein Heiligtum des geflügelten Dionysos (Dionysos Psilax) an. Vgl. Curtius Pelop. II 245ff.
[Hirschfeld.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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