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95) A. aus Kotyaeion, ὁ Κοτυαεύς, wie er sich selber in seinen Schriften nach seiner Vaterstadt zu nennen pflegte (Aristid. I 141 Dind.) und meist auch in den Citaten genannt wird, der Sohn des Asklepiades (Steph. Byz. s. Κοτιάειον. Et. M. 276, 26. Meineke Anal. Al. 16, 1. Schrader Porphyr. quaest. ad Iliad. pertin. 379), berühmter griechischer Grammatiker des 2. nachchristlichen Jhdts. Hauptquelle für sein Leben ist die zwölfte Rede seines Schülers, des Rhetors Aristeides, der sich der vertrauten Freundschaft des A. rühmt (I 134 Dind.) und von ihm zu Rom während seiner Krankheit gepflegt ward (I 148 Dind.). A. genoss eine sorgfältige Erziehung (Aristid. I 135. 136 Dind.). Als Grammatiker gelangte er bald zu so hohem Ansehen, dass er der Erzieher des Marc Aurel ward (Aristid. I 138. Marc. Ant. comment. I 10. Hist. Aug. Ant. 2). Seine Stellung am Hofe scheint er beibehalten zu haben, der Verkehr mit dem kaiserlichen Hause dauerte fort (Aristid. I 138. 139. 144). Seinen Einfluss benutzte er dazu, um Zunftgenossen thunlichst mit Stellen zu versorgen (Aristid. I 137–139). Für seine Lehrthätigkeit nahm er Honorar (Aristid. I 140) und gelangte daher zu einem ansehnlichen Vermögen (Aristid. I 144). Besondere Verdienste erwarb er sich um seine Vaterstadt durch Errichtung von Bauten (Aristid. I 140). Als er in hohem Greisenalter (Aristid. I 143. 145. 147) plötzlich und schmerzlos starb (Aristid. I 145), da bedachte ihn Kotyaeion als ἀρχηγέτης und οἰκιστής mit heroischen Ehren (Aristid. I 141) und übernahm die Versorgung einer Hinterbliebenen (Aristid. I 147. 148). Aristeides [1456] sandte als Trostbrief seine zwölfte Rede nach Kotyaeion. Er rühmt in Übereinstimmung mit dem Kaiser Marc Aurel die Milde seines Charakters. Er hebt besonders die Allseitigkeit seines Wissens hervor. Die grammatische Thätigkeit des A. umfasste nach ihm alle griechischen Dichter und Prosaiker (I 136. 137. 142. 143. 146); auch Steph. Byz. a. a. O. nennt A. einen πολυμαθέστατος γραμματικός. Aber nach Aristeides trat seine Schriftstellerei zurück gegenüber Lehrvorträgen, seinen διατριβαί (I 143). Er hielt sie herumreisend an verschiedenen Ort, teils vor Erwachsenen, teils vor Knaben (Aristid. I 136. 137. 138. 139). Aristeides citiert eine einzige Schrift von ihm, eine ὁμηρικὴ συγγραφή (I 143). Sie hatte den Titel Ἐξηγητικά, Porphyr. zu Il. XVIII 509 p. 227 Schrader. Schol. Α Il. I 1. XIII 158. XIX 29 (Ludwich Aristarchs hom. Textkritik I 74). Etym. Μ. 294, 7. 664, 39. Von seiner Behandlung anderer Autoren ist nur durch Porphyrios (p. 288 Schrader) ein längeres Bruchstück textkritischen Inhalts zu Herodot erhalten. Ausserdem citiert Steph. Byz. a. a. O. παντοδαπῆς ὕλης κδ’ βίβλους. Sie waren gleichfalls grammatischen Inhaltes. Et. M. 276, 26. Herodian. II 385, 21 Lentz. Schol. Il. XIV 241 (Ludwich a. a. O. Ι 374. Herodian. I 469, 10 adnot. Lentz). Ausserdem Eustath. zu Il. 859, 50. Etym. M. 77, 9. 145, 42. 253, 13. Wissenschaftliche Bedeutung zeigt A. in keinem dieser Bruchstücke. Vgl. Lehrs Quaest. epicae 8–16.
[Wentzel.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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