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100) A. von Myndos, aus der 1. Hälfte des 1. Jhdts. n. Chr. (vor Ptolemaios Chennos, von [1460] dem er einmal citiert wird, Phot. bibl. cod. 190, 147 b 23ff., und nach Iuba, dessen Λιβυκά er benützte). Dass er von dem Polyhistor A. verschieden ist, hat Freudenthal Hell. Stud. I 204 bewiesen. Die Bedeutung dieses Mannes liegt auf zoologischem, paradoxographischem und mythologischem Gebiete. Seine Tiergeschichte (Περὶ ζῴων), die bis zum 3. Buch citiert wird (Schol. Il. X 274) und in deren 2. Buch er ausführlich von den Vögeln handelte (Athen. IX 388–397), eine Compilation in grossem Stil voll ausgesuchter Gelehrsamkeit, ist für die Folgezeit das massgebende zoologische Compendium geworden, dem Plutarch de sollertia anim., Dionys in seinen Ὀρνιθιακά, Aelian, Athenaeus, die Scholiasten zu Theokrit und Homer und später noch Basilius aus Caesarea ihre zoologische Gelehrsamkeit verdanken. Seiner Compilation hat A. die aristophanische Überarbeitung des Aristoteles zu Grunde gelegt; die Zusätze und Erweiterungen stammen aus den verschiedensten Schriftstellern: Herodot, Charon von Lampsakos, Antiphon, Xenophon, Eudoxos von Knidos, Boios, Phanodem, Theophrast, Daimachos, Klearch von Soloi, Kallimachos, Hegesianax, Polemon, Sokrates, Basilis, Menekles, Istros, Agatharchides, Sostratos u. s. w. Ausserdem verfasste er einen θηριακός, d. h. eine Schrift über den Biss giftiger Tiere und dessen Heilmittel (Schol. Nic. Ther. 932), in der er vornehmlich des Sostratos Werk Περὶ βλητῶν καὶ δακέτων benützt zu haben scheint, ebenfalls eine wichtige Quelle des Aelian. Seine paradoxographischen Schriften, von denen die erstere noch zu Photios Zeiten erhalten war, sind betitelt Θαυμασίων συναγωγή (Phot. cod. 188, 145 b 8) und Περίπλους τῆς ἐρυθρᾶς θαλάττης (Ael. h. a. XVII 1), beide ebenfalls Compilationen und beide von Aelian benützt. In seiner mythologischen Schrift μυθικά, die mindestens 9 Bücher umfasste (Diog. Laert. I 29), scheint er mit Vorliebe die Tiersagen behandelt zu haben, für die ihm die Ὀρνιθιακά des Boios und die Metamorphosen des Nikandros willkommenes Material boten. Die Bedeutung dieser Schrift liegt darin, dass sie eine Hauptquelle der Bearbeiter von Verwandlungssagen in der späteren Zeit, so z. Β. der μεταμορφώσεων συναγωγή des Antoninus Liberalis, gewesen ist. Endlich ist A. Verfasser eines Traumbuches (Ὀνειροκριτικά), das von Artemidor allerdings nur an drei Stellen (Oneir. I 67, 62. II 9, 92. II 66, 157) ausdrücklich erwähnt wird, aber sicher weit öfter benützt ist, und das ohne Zweifel wie seine übrigen litterarischen Erzeugnisse in erster Linie Compilation gewesen ist: vgl. Oder Rh. Mus. XLV 637f. M. Wellmann Herm. XXVI 481f.
[M. Wellmann.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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