Albanus ager, die Gegend zwischen dem Albanersee, Aricia und Bovillae (s. Karte S. 1309), ursprünglich Stadtgebiet von Alba Longa, später, wie es scheint, keiner der benachbarten Ortschaften zugeteilt. Sie wird schon in der republicanischen Zeit häufig genannt, da sie wegen ihrer Fruchtbarkeit (über den Albaner Wein vgl. Plin. XIV 30. 64. XXIII 33. 35. Horat. od. IV 11, 2; sat. II 8, 16) berühmt und als Landaufenthalt beliebt war. Hier lagen die Villen des Juristen M. Iunius Brutus (Cic. pro Cluentio 141. de or. II 224), eines Q. Aurelius (Plut. Sulla 31), des Pompeius (Cic. ad Att. IV 11, 1. VII 5, 3; in Pison. 77; pro Rabir. Post. 6), welche später vielleicht in Dolabellas Besitz überging (Cic. Phil. XIII 11), des Clodius (Cic. pro Milone 27. 46, wo Asconius zu vergl.), des Curio (Cic. Att. IX 15). In der Kaiserzeit [1308] scheint der ager A. fast ganz in kaiserlichen Besitz übergegangen zu sein (Ulpian Dig. XXX 39, 8), so dass für grosse Privatbesitzungen kein Platz übrig blieb; nur kleine Gütchen, wie das des Statius (silv. III 1, 61. IV 5, 2. V 3, 37), bestanden daneben. Schon die Kaiser der ersten Dynastie hielten sich häufig hier auf (Dio LIII 32. LVIII 24. Seneca ad Polyb. de consol. XVII 4. Sueton. Nero 25), besonders aber liebte Domitian dieselbe, so dass er jahrelang hier (in arce Albana, Tacit. Agr. 45. Iuven. IV 145; vgl. Dio LXVII 1) residierte. Die kaiserliche Villa scheint am Westrande des Sees bei Castel Gandolfo, wo die moderne Villa Barberini, gelegen zu haben; hier sind Wasserleitungsröhren mit dem Namen des Domitian gefunden (CIL XIV 2304. 2305) und bedeutende Baureste noch vorhanden. In Albano ist das Schreiben an die Einwohner von Falerio vom 22. Juli 82 n. Chr. (CIL IX 5420) datiert. Sonst gedenken des Aufenthalts daselbst Sueton. Domit. 4. 19. Stat. silv. V 2, 168. Martial XI 8, 3. Iuven. IV 60ff. Plin. ep. IV 11, 6. Cass. Dio LXVII 14. Auch Marc Aurel scheint hier eine Villa besessen zu haben (Hist. Aug. Avid. Cass. 9; vgl. CIL XIV 2307[WS 1]). Seit Septimius Severus war im Albanergebiet die legio II Parthica stationiert, deren Soldaten daher auch Ἀλβάνοι heissen (Cass. Dio LXXVII 13. 34. LXXIX 2). Von ihrer Anwesenheit zeugen Ziegel mit dem Legionsnamen (CIL XIV 4090, 2) und das grosse Begräbnisfeld im parco Chigi zwischen Albano und Ariccia (Inschriften CIL VI 3367–3400; vgl. XIV p. 217. Henzen Annali 1867, 83ff.). Die bedeutenden Ruinen, welche innerhalb der jetzigen Stadt Albano bestehen, weist man den Kasernements der legio II zu (Piranesi antichità Albane tav. 12. Tocco Il Buonarotti 1870, 15ff.; aber das angebliche Lager der Praetorianer auf dem Mons Albanus beruht auf Missverständnis von Hist. Aug. Maxim. duo 23, wo von den Albii montes bei Aemona die Rede ist). Aus derselben erwuchs in später Zeit eine kleine Ortschaft, die im Itin. Hierosolym. p. 612 Albana civitas, bei Procop. b. Goth. II 4 τὸ Ἀλβανὸν πόλισμα heisst; schon frühe wurde es Bischofssitz und wuchs, als wegen Unsicherheit und Ungesundheit die in der Campagna gelegenen benachbarten Orte (Bovillae, Castrimoenium) verlassen wurden. Vgl. Piranesi Antichità di Albano e Castel Gandolfo, Rom 1762 fol. Gell Topogr. of Rome 30. Nibby Dintorni I 88–97. Canina Edifizj di Roma VI tav. 55–61. Dessau CIL XIV p. 216. 217.
[Hülsen.]
Nachträge und Berichtigungen
S. 1307, 52 zum Art. Albanus ager:
Neuere Ausgrabungen Not. d. scavi 1889, 113. 163. 227. 247 (Reste der Domitiansvilla im Giardino Barberini). 1891, 132. 252. 1895, 461. 1896, 292. Über die altchristlichen Monumente von Albano s. de Rossi Bull. arch. crist. 1869, 76–78. 1873, 102ff.
[Hülsen.]
Albanus ager
(L) S I.
[Hans Gärtner.]
Anmerkungen (Wikisource)
Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 02307
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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