2) Der Name Albania steht in der Tabula Peutingeriana am äussersten östlichen Rande des elften Segments (XI 5 ed. K. Miller) über den in derselben zur Bezeichnung einer grösseren Stadt dienenden zwei Türmchen; darunter die Zahl XX. In der Nähe, östlich davon, ist ein Gebirge eingezeichnet, das den Zagros vorstellen soll. A. erscheint als der Endpunkt einer Strasse, die von Hatra (Tab. Hatris), jetzt Ruinen von Al-Ḥaḍr, zunächst nach Peloriarca (Geogr. Rav. p. 67, 5 P. Pelloriarcha) geht, wo der Weg sich gabelt. Der rechte, südliche Zweig führt nach Ktesiphon (Tab. Cesiphun, Geogr. Rav. 67, 1 Ctesiphontem), jetzt Ṭâq i Kisrâ, während der linke, nördlichere nach einer scharfen Umbiegung nach links bei A. endet. Der Ravennate verzeichnet ebenfalls (67, 11) den Namen, aber im Ablativ, Albanis. Lage wie Name von A. weisen mit Bestimmtheit auf seine Identität mit Chala (s. d.) oder Kelonai (Κέλωναι, s. d.), der Hauptstadt der Landschaft Chalonitis (Χαλωνῖτις, s. d.) oder Kallonitis (Καλλωνῖτις, s. d.), dem mittelalterlichen Ḥulvân (gewöhnlich Holvân geschrieben). Die Ruinen dieser Stadt liegen unweit Sär Pul, vollständiger Sär Pul i Zuhâb (Breite N. 34° 26′, Länge O. Greenw. 45° 46′), am Ufer des sich mit dem Âb i Šîrvân (Dijâlâ) vereinigenden Ḥulvânflusses, den die anwohnenden Kurden Älvân oder Älvänd nennen. Wie im Altertum führt noch jetzt die grosse Strasse aus dem Tieflande nach dem îrânischen Gebirgslande an ihnen vorbei (s. das Nähere unter Chala[WS 1] und Chalonitis[WS 2]). Der Namensform A. liegt offenbar ein griechisches Ἁλβανία (eigentlich wohl Ἁλβανά) zu Grunde mit ursprünglichem Spiritus asper (vgl. Tac. ann. VI 41 Halum s. d. = Ἅλον = Ḥulvân), an dessen Stelle, wie so oft in der Überlieferung orientalischer Namen bei den Griechen, fälschlich der lenis getreten ist (vgl. z. B. Οὔξιοι für das richtigere Οὕξιοι und darüber Nöldeke in Nachr. Gesellsch. d. Wissensch. Göttingen 1874, 185). Bereits d’Anville (Géographie ancienne abrégée, in Oeuvres II 474; l’Euphrate et le Tigre 108f.) hat A. mit Ḥulvân identificiert, ohne jedoch zu sehen (s. a. a. O. 120), dass es nur eine andere Wiedergabe desselben einheimischen Namens ist, den auch die Formen Chala, Kelonai etc. widerspiegeln. In beiden Beziehungen schliesst sich an ihn an Mannert (Geogr. d. Griech. u. Röm. V 2, 340). Auch Forbiger (Handb. d. alt. Geogr. II 614f.), obgleich er A. als unstreitig zur Chalonitis gehörig betrachtet und es in Ḥulvân wiedererkennt, trennt es noch, trotz der ihm bereits zugänglichen Erörterungen H. Rawlinsons über Ḥulvân (Journ. Roy. Geogr. Soc. London IX 35f.), von Chala-Kelonai. Erst Ritter hat es in der Erdkunde von Asien (VIII 116) ausgesprochen, dass mit A. und Chala ein und derselbe Ort, und zwar Ḥulvân, gemeint ist. Dieselbe Ansicht vertreten auch J. G. Droysen (Hellenism. III 2, 241) und Tomaschek (S.-Ber. Akad. Wien CII 1883, 148. 150). Letzterer hat auch erkannt (a. a. O. 147), dass A. mit dem auf der Tabula weiter ostwärts (Segm. XII 1) verzeichneten [1305] Onoadas (s. d.) verknüpft werden muss, dass dieses nur durch einen Irrtum der Abzeichner mit Ecbatanis Partiorum anstatt mit A. in Verbindung gebracht worden ist. Dadurch erhält das Itinerar, das scheinbar mit A. abschliesst, eine Fortsetzung bis Ekbatana (in der Tabula verschrieben in Hecantopolis, s. Tomaschek a. a. O. 147), die in dem Original der Tabula sicherlich nicht hat fehlen können. Einen Beweis dafür, dass dort das Routier in der That über A. hinaus geführt war, liefert der Ablativ Albanis, in dem der Name der Station von dem Ravennaten überliefert wird. Dies lässt sich nur daraus erklären, dass A. als Ausgangspunkt für ein dahinter zu nennendes Ziel bezeichnet werden sollte, dass also die Angabe des Itinerars in Bezug auf A. ursprünglich gelautet hat: Albania (oder Albana) – ab Albanis Onoadas XX (vgl. die Erklärung des Gebrauchs der verschiedenen Casus aus der ursprünglichen Anordnung der in der Tabula wiedergegebenen Itinerare bei F. Philippi De Tabula Peutingeriana 21, 36 und K. Miller Weltkarte des Castorius 103. 106f.).
[Andreas.]
Nachträge und Berichtigungen
2) Vgl. den Nachtrag zum Art. Chalonitis in diesem Suppl.
[Streck.]
2) Station in der Landschaft Chalonitis (III 2099. S I 281 [vgl. d.]) / Kallonitis (X 1755 [vgl. d.]). = Chala (III 2036. S I 281 [vgl. d.]). = Halus (VII 2879 Nr. [2] [vgl. d.]).
Anmerkungen (Wikisource)
Vgl. auch Halus.
Vgl. auch Kallonitis.
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