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3) In der historischen Zeit verstand man unter diesem Namen gewöhnlich die Niederlassungen, welche Aioler, nach dem Zeugnis der Dialekte aus Boiotien (vgl. Thuk. III 2. VII 57. 100. Strab. IX 402) und Thessalien im nördlicheren Teile des westlichen Kleinasiens, an den Küsten von Troas, Mysien (Teuthranien) und Lydien, vom Hellespont bis zum Flusse Hermos, sowie auf den vor dieser Küstenstrecke gelegenen Inseln Tenedos und Lesbos gegründet hatten. Strab. XIII 582f. 586. 600. Plin. n. h. V 121ff. Die Sage freilich liess die Ansiedler nach dem Einbruch der Dorier in zwei Zügen aus dem Peloponnes kommen. Vgl. Busolt Griech. Gesch. I 220. Diese Niederlassungen, deren Gesamtzahl etwa dreissig betrug (Strab. XIII 622), zerfallen, abgesehen von den Städten auf der durch Macht und Reichtum sowie durch erfolgreiche Pflege der Musik und Poesie hochberühmten Insel Lesbos, in zwei grössere Gruppen. Die südlichere Gruppe bildeten zwölf in der Nähe des Flusses Hermos und des elaeischen Meerbusens gelegene Städte, welche unter sich zu einem Bunde, ähnlich dem der ionischen Städte Kleinasiens, vereinigt gewesen zu sein scheinen: Smyrna (das aber schon frühzeitig von Kolophon erobert und zum Beitritt zu dem Bunde der ionischen Städte genötigt wurde), Kyme (zum Unterschiede von andern Städten gleichen Namens ἡ Φρικωνίς genannt), Larisa, Neonteichos, Temnos, Killa, Notion, Aigeirusa, Pitane, Aigaiai (oder Aigai), Myrina und Gryneia (oder Gryneion): ausser Smyrna und Kyme fast lauter unbedeutende Ortschaften, die aber in ihrem Gebiete vortreffliches Ackerland besassen und ausserdem eifrig Schifffahrt und Handel betrieben. Herod. I 149f.; vgl. Strab. XIII 621f. Die nördlichere Gruppe bildeten die am Fusse des Idagebirges in Troas, vom Vorgebirge Lekton bis zum innersten Winkel des adramyttischen Meerbusens gelegenen Städte: Aesos, Gargara und Antandros an der Küste, Kebren, Skepsis, Neandreia und Pityeia (?) im Innern des Landes. Skyl. 96 mit C. Müllers Anm. Herod. I 151. Phileas bei Macrob. Sat. V 20. Eine weitere Ausdehnung des Namens nach Norden bis Kebrene bei Skyl. 196, bis Abydos bei Ephoros (Strab. XIII 583. 600. Mela I 90), bis zum Aisepos bei Strab. XIII 582. Diese sämtlichen aiolischen Städte, deren Bevölkerung offenbar zum nicht geringen Teile aus Resten der früheren Landeseinwohner, besonders der Leleger und Pelasger, bestand, wurden schon von Kroisos unterworfen und zur Zahlung von Tribut genötigt (Herod. I 6. 26. 28); nach dem Sturze desselben und der Vernichtung des lydischen Reiches gerieten sie in ein ähnliches Unterthänigkeitsverhältnis zum persischen Reiche (Herod. I 141. III 90) und mussten sich auch an dem Zuge des Xerxes gegen Hellas mit 60 Schiffen beteiligen (Herod. VII 95. Diod. XI 3 giebt nur 40 an). Nachdem der unglückliche Ausgang dieses Krieges die persische Herrschaft über Kleinasien vernichtet hatte, traten sie zum [1036] grössten Teile der athenischen Bundesgenossenschaft bei, deren Auflösung sie wieder in die Gewalt der persischen Satrapen brachte. Nach dem Zerfalle des persischen Reiches und dem Tode Alexanders d. Gr. gehörten sie bald zum pergamenischen, bald zum syrischen Reiche; nachdem beide vom römischen Reiche annectiert worden waren, zur römischen Provinz Asia. Über die einzelnen Städte vgl. die betreffenden Artikel.
[Hirschfeld.]
Anmerkungen (Wikisource)
Siehe auch Aiolis 3a im Supplementband I.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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