2) König von Sparta, Eurypontide, Sohn des Archidamos und der Lampido. Plut. Ages. 1. Er kam 427 oder 426 v. Chr. zur Regierung und führte im Frühjahr 426 zum ersten Male die Peloponnesier gegen Athen, kehrte aber wegen eines Erdbebens am Isthmos um; im nächsten Jahre (425) rückte er verwüstend in Attika ein (Thuk. III 89, 1. IV 2, 1. 6) und ist seitdem fast ausschliesslich der Führer des peloponnesischen Aufgebotes. Im J. 421 beschwor er an erster Stelle das Bündnis mit Athen, wahrscheinlich auch den Frieden des Nikias. Thuk. V 19, 2. 24, 1. Im Sommer 419, während des mantineisch-epidaurischen Krieges, führte er das lakedaemonische Heer ins Feld, ohne jedoch die Grenze zu überschreiten. Thuk. V 54, 1. 55, 3. Im nächsten Sommer (418) wiederholte er den Auszug. Die verbündeten Argiver, Mantineer und Eleer traten ihm bei Methydrion entgegen; er wich ihnen aus, vereinigte sich in Phlius mit den Bundesgenossen und drang auf drei verschiedenen Wegen in Argos ein, schnitt das argivische Heer von der Stadt Argos ab und hatte es fast eingeschlossen, liess sich jedoch, ehe es zur Schlacht kam, durch zwei befreundete Argiver, die ihm Friedensaussichten machten, bewegen, einen viermonatlichen Waffenstillstand zu schliessen, und führte das verbündete Heer wieder aus Argos hinaus. Er hatte dieses kraft seiner Amtsgewalt allein und auf eigene Hand gethan und zog sich schwere Vorwürfe zu, weil er die günstige Gelegenheit, die Feinde zu vernichten, aus der Hand gegeben habe. Da ferner die Argiver, die nicht weniger erbittert waren, da auch sie eine günstige Gelegenheit zur Schlacht verloren zu haben glaubten, von den Athenern bewogen, den Waffenstillstand brachen, mit den Athenern Orchomenos eroberten und auf Tegea zogen, so wollte man in Sparta sein Haus zerstören und ihn mit einer Busse von 100 000 Drachmen belegen. Er erbat sich eine Frist und verhiess eine gute That, worauf die Bestrafung aufgeschoben, dem A. aber zehn Spartiaten beigegeben wurden, ohne deren Rat er das Heer nicht hinausführen dürfe. Als dann gemeldet ward, Tegea sei von den Verbündeten bedroht, führte A. das Heer rasch ins Feld, vereinigte sich in Tegea mit den arkadischen Bundesgenossen und rückte ins Gebiet von Mantineia ein, traf hier die Verbündeten in einer festen Stellung und griff sie an, zog sich aber auf den warnenden Zuruf eines Spartiaten, ehe es zum Handgemenge kam, ins Tegeatische zurück. Er veranlasste die Verbündeten, ihre feste Stellung zu verlassen; sie rüsteten sich zur Schlacht und A. kehrte ins Gebiet von Mantineia zurück. Er [818] wurde hier von den wohl vorbereiteten Verbündeten plötzlich überrascht, nahm aber schnell Aufstellung und erfocht in der Schlacht, die von ihm mit besonnener Umsicht geleitet ward, einen vollständigen Sieg, 418 v. Chr. Thuk. V 57–74. Im Winter 417/6 führte er das Heer nochmals nach Argos und zerstörte die mit Hülfe der Athener begonnenen langen Mauern, die Argos mit dem Meere verbinden sollten. Thuk. V 83, 1. Im Frühjahr 413, bei der Erneuerung des Krieges gegen Athen, führte er die Peloponnesier wiederum nach Attika und besetzte und befestigte Dekeleia, wo er bis zum Ende des Krieges als Befehlshaber blieb und den Krieg eifrig betrieb. Thuk. VII 19, 1. 27, 4ff. Er nahm eine sehr bedeutende Stellung ein; als Führer des peloponnesischen Heeres hatte er fast mehr Gewicht als die spartanischen Behörden daheim. Im Winter 413/2 half er bei der Vorbereitung des Seekrieges und zog gegen die Oetaeer und phthiotischen Achaeer zu Felde. An ihn wandten sich die zum Abfall von Athen bereiten Euboeer und Lesbier. Thuk. VIII 3, 1. 5. 7f. 11, 2. Mit Alkibiades war er dagegen verfeindet, wahrscheinlich weil dieser sich seinen Widersachern in Sparta angeschlossen hatte; denn die Nachricht, dass Alkibiades mit der Timaia, der Gattin des A., in Ehebruch gelebt habe, verdient schwerlich Glauben. Er veranlasste 412 des Alkibiades Flucht zu den Persern. Thuk. VIII 12, 2. 45, 1. Plut. Alk. 23ff. 39; Ages. 3. Im J. 411 setzten sich die athenischen Oligarchen mit ihm in Verbindung; er unternahm damals einen vergeblichen Angriff auf Athen. Thuk. VIII 70, 2f. Auch ein zweiter Angriff auf Athen im J. 410 oder 409 hatte keinen Erfolg (Xenoph. Hell. I 1, 33ff. Diod. XIII 72, 3ff.); damals war es, dass er den Klearchos nach Byzanz sandte. Xenoph. Hell. I 1, 35. Erst 405, nach der Schlacht bei Aigospotamoi, begann die eigentliche Einschliessung Athens, die A. zuerst gemeinsam mit Pausanias, dann während des Winters 405/4 allein leitete, bis im Frühjahr 404 Athen fiel und A. das Heer entliess und nach Hause zurückkehrte. Xenoph. Hell. II 2, 17ff. 3, 3. Diod. XIII 107, 2. Plut. Lys. 9. 14; Lyc. 12.
Der letzte Kriegszug des A. war (nach Diodors wahrscheinlich richtiger Angabe 402 v. Chr.) gegen Elis gerichtet, das gedemütigt werden sollte. Er rückte erst von Achaia her ein, kehrte aber durch ein Erdbeben bewogen wieder zurück. Aber noch in demselben Jahre erfolgte ein neuer Angriff von Süden her; A. brachte die eleischen Perioeken zum Abfall, plünderte Elis bis nahe an die Stadt heran und hinterliess eine Besatzung im Lande. Als er im nächsten Jahre den Feldzug zu erneuern drohte, fügte sich Elis den Forderungen Spartas. In Delphi opferte A. den Zehnten der Kriegsbeute, erkrankte auf dem Heimwege in Heraia, ward nach Sparta gebracht und starb bald darnach. Xenoph. Hell. III 2, 22ff. 3, 1ff. Paus. III 8, 3. Er gehört zu den besten Königen, die Sparta gehabt hat, und war einer der ersten und angesehensten Männer seiner Zeit. Plut. de tranq. an. 6; an seni 27, 4. Sein Todesjahr ist nicht ganz sicher. Er folgte dem Archidamos zwischen dem Feldzuge [819] von 427 und 426, und Diodor (XII 35, 4) giebt ihm (aber unter dem falschen Jahre Ol. 86, 3 = 434) 27 Jahre; er würde darnach 400/399 gestorben sein. Aber auf diese Zahl, die an falscher Stelle eingetragen ist, ist kein Verlass. Mit Rücksicht auf die Zeit seines Nachfolgers Agesilaos wird sein Todesjahr ins J. 402/1 zu setzen sein; s. Agesilaos Nr. 4.
Sein Name stand auf einem Weihgeschenk in Delphi (Plut. de tranq. an. 6) und ist noch erhalten auf einer delischen Inschrift vom J. 402. Dittenberger Syll. 50.
[Niese.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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