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Agathodaimon. 1) Ἀγαθοδαίμων, in Arkadien Ἀγαθὸς θεός (Paus. VIII 36, 5), meist Ἀγαθὸς δαίμων, eine an verschiedenen Orten verehrte Gottheit des ländlichen Natursegens; in Boiotien stand er zur Weinkultur in Beziehung: der 6. Prostaterios (= att. Anthesterion) war ihm geheiligt; an diesem trank man zuerst vom heurigen Most (Plut. Qu. Symp. III 7, 1. VIII 10, 3). Nach anderen Nachrichten war dem A. überhaupt der 2. Monatstag heilig (Suid. s. ἀγαθοῦ δαίμονος [= Apostol. I 10. Hesych. s. ἀγ. δαίμ. πόμα]). Die Beziehung zum Wein spricht sich auch in der Sitte aus, nach dem Mahl, wenn die Tische entfernt waren (Ael. V. Η. I 20, 4. Athen. XV 693c), einen kleinen Becher ungemischten Weines, den Trunk des Α., zu schlürfen (Aristoph. Ri. 1051; Wesp. 523 u. Schol.; Fried. 300 u. Schol. Philoch. b. Athen. II 38d. Diod. IV 3, 4. Athen. XV 692f. 693bc. Schol. Pind. Isthm. V 10. Dion. Hal. lex. ed. Schwartz. Hesych. s. ἀγ. δαίμ. πόμα und τρίτος κρατήρ. Suid. Apostol. I 10. X 5a. 77a. XVII 28; vgl. Hug zu Plat. Symp. 176A.). Daher nennen sich mässige Trinker ungemischten Weines Ἀγαθοδαιμονιασταί (Ross Inscr. Gr. III p. 34. Hesych. s. v.).
Die chthonische Bedeutung des Gottes geht auch aus der Verbindung mit Trophonios in Lebadeia hervor (Paus. IX 39, 5. Diels Sibyll. Bl. 44 Anm.). Mit Dionysos identificiert ihn Philonides b. Athen. XV 675b; sophistisch mit Zeus Paus. VIII 36, 5; über die Beziehungen zu Hades und Sarapis vgl. Michaelis Journ. Hell. Stud. VI (1885) 307ff.
Ins ethische Gebiet übertragen gilt A. als Schutzgeist a) des Gemeinwesens (Dio Chrys. or. III p. 115R.); daher weiht ihm Timoleon sein Haus, Plut. de se ips. laud. 11; oft ist er in diesem Sinne mit Ἀγαθὴ Τύχη vereint, so in Lebadeia, in Elis als Sosipolis, Paus. VI 25, 4; Heroon in Theben (Suid.), Heiligtum zwischen Megalopolis und Mainalos, Paus. VI 25, 4. Im römischen Kulturkreise floss er mit dem Bonus Eventus (s. d.) zusammen; Nero liess sich δαίμων ἀγαθὸς τῆς οἰκουμένης nennen, CIG III 4699, vgl. 3886 (Philippus); Antinoos als Α., Statue Berl. Mus. 361. Auch eine Nilmündung hat den Namen A. bei Ptol. IV 5, 10. b) der Einzelnen, vgl. Welcker Griech. Götterl. III 213; im Gegensatz zum Alastor (s. d.) Orph. hymn. prooem. 31; Serv. Georg. III 417 identificiert ihn mit dem italischen Genius, doch deckt sich A. nur teilweise mit diesem; andererseits ist er vielmehr dem Bonus Eventus der Römer gleich zu setzen, der in demselben Typus dargestellt wird, vgl. das Relief Brit. Mus. Marbles III Vignette.
Häufig kommt A. auf Inschriften vor (CIG II 371. II 2510. 2700bc. 2884. 3074. III 691.[1] 5967. Kaibel IGI 1123. 2406. Add. 5a. Arch Ztg. XXVI 113; Grenzstein Bull. d. Inst. 1841, 57; Elfenbeintessera CIG IV l, 8586 = Kaibel 2414, 1; Grabschrift CIG III 6414 u. ö.).
Dargestellt ward er häufig in Schlangengestall (vgl. A. Marx Märch. v. dankb. Tieren 102), abei auch in menschlicher Gestalt, bald jugendlich, bald bejahrt: so als Jüngling mit Schale, Ähren [747] und Mohn von Euphranor, Plin. n. h. XXXIV 77; jugendlich wohl auch von Praxiteles (Rom, Capitol), Plin. n. h. XXXVI 23; Relief aus Kyrene in Edinburgh, Michaelis Anc. Marbl. in Gr. Brit. 298, 3. Journ. Hell. Stud. V (1884) 157; bärtig auf einem athenischen Votivrelief, Schöne Gr. Rel. Tf. XXVI 109 (inschriftlich gesichert); ferner auf einem Relief des Berl. Mus. 679, abg. Furtwängler Samml. Sabouroff Tf. XXVII. Die Deutung eines bärtigen Mannes mit Scepter und Füllhorn auf der Triptolemosvase Elite III 58 ist unsicher, vgl. Overbeck KM Demeter 550. Im allgemeinen vgl. Gerhard Ak. Abh. II 21ff. Beachtenswert ist die abweichende Auffassung von Rohde Psyche 232, 2.
[Wernicke.]
Nachträge und Berichtigungen
S. 746 zum Art. Agathodaimon Nr. 1:
Agathodaimon. Bei Betrachtung dieser Gottheit darf man nicht von dem spätern Befunde oder den spätern Spekulationen ausgehen. etc. etc.
[Ganschinietz.]
Agathodaimon
1) Allg. Bezeichnung eines persönlich unbestimmten namenlosen Numens. (K) S III.
[Hans Gärtner.]
Anmerkungen (Wikisource)
WS: IG III 691 = IG II/III² 3/1, 3703.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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