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Agamedes (Ἀγαμήδης), spielt eine Rolle im Trophonioskult von Lebadeia in Boeotien. Nach Pausanias (IX 37, 7. 39, 6) gab es dort im Haine des Trophonios eine Grube, welche den Namen des A. trug (βόθρος Ἀγαμήδους καλούμενος) und bei der eine Säule (wohl Votivstele) stand. Sie diente zu einem Widderopfer, das die Orakelsuchenden in der Nacht, in welcher sie zum Trophonios hinabstiegen, dem A. darbrachten. Diese Grube glaubte H. N. Ulrichs (Reisen und Forschungen in Griechenland I 167) in einer tiefen Grotte wiederzuerkennen, die sich am Eingang der Herkynaschlucht in der steilen Felswand neben einer grossen Felskammer befindet. Ihm hat Goettling (Ges. Abhdlgn. I 160) – und mit ihm wohl jeder, der den Ort aus eigener Anschauung kennt – widersprochen, da eine Grotte nimmermehr eine Felsgrube darstellen kann. Über dieser Grotte las nun Ulrichs (169) Εὐβούλου und spricht geradezu von dem A. Eubulos, vgl. aber über diese Inschrift ausser Goettling a. a. O. Conze-Michaelis Ann. d. Inst. 1861, 84. Über A. als Kultfigur ist also weiter nichts zu wissen, als das, was sein Name besagt. Es ist aber jedenfalls ein dem Zeus Eubuleus sehr ähnlicher Gott, welchem ein nächtliches Opfer dargebracht wurde: der ‘sehr’ Ratende. Cicero (de nat. deor. III 55) identificiert ihn mit Hermes.

Besser unterrichtet sind wir über den A. der [720] Poesie. Eugammon von Kyrene erwähnte in der Telegonie als Geschenk des Königs Polyxenos an Odysseus einen Mischkrug mit Reliefs, welche die Geschichte des Trophonios, A. und Augeias darstellten (Proklos Exc. Jahn-Michaelis Bilderchroniken 121; jede andere Erklärung des ἐπὶ τούτῳ unzulässig, darnach zu corrigieren Svoronos Gazette archéol. XIII 1889, 273; s. Studniczka Kyrene 120). Es ist dies offenbar folgende Erzählung, für die unser Gewährsmann Charax von Pergamon ist. Derselbe erzählte nach Schol. Aristophan. Wolk. 508 (FHG III 637 fr. 6): A., Sohn des Stymphalos, König von Arkadien, hat von seiner Gemahlin Epikaste einen Sohn Kerkyon und einen Stiefsohn Trophonios, mit welchem letzteren er ein Schatzhaus des Königs Augeias in Elis baut. Sie fügen einen Stein so ein, dass er heimlich herausgenommen werden kann, und bestehlen auf diese Weise in Gemeinschaft mit Kerkyon den Schatz des Königs. Daidalos verfertigt Schlingen, welche die Diebe fangen sollen. A. fängt sich in denselben und Trophonios haut ihm den Kopf ab, damit nicht mit der Entdeckung des Vaters auch er für schuldig erkannt werde. Kerkyon flieht nach Athen, Trophonios nach Lebadeia, wo er sich eine unterirdische Wohnung baut. Nach seinem Tode erschien hier ein Orakel, und dem Trophonios wird von jetzt an wie einem Gotte geopfert. Er hinterlässt einen Sohn Namens Alkandros. Als arkadischen König kennt den A. auch Pausanias (VIII 4, 8) in seiner arkadischen Königsliste, die F. Hiller v. Gaertringen (Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Gymnasiums zu Jauer 1890, 53) auf Rhianos als Quelle zurückgeführt hat. Eine andere Tradition weist nach Boeotien. Pausanias IX 37, 5 (Quelle Kallippos von Orchomenos, Robert Comm. Momms. 145) erzählt dieselbe Geschichte als geschehen im Schatzhause des Königs Hyrieus. Bei ihm sind Trophonios und A. Brüder, und zwar Söhne des Königs Erginos von Orchomenos. Kerkyon und Daidalos werden hier nicht genannt, der König Hyrieus stellt selbst die Schlingen. Das Ende der beiden Brüder wird ebenso erzählt. Vgl. auch die Aristophanesscholien a. a. O., welche Trophonios und A. auch als Söhne des Apollon und der Epikaste oder des Zeus und der Iokaste kennen. Die Erzählung von dem Diebstahl im königlichen Schatzhaus ist uns aus Herodot II 121 bekannt, der sie in anmutiger Novelle vom Schatz des Königs Rhampsinit berichtet. Die Ansichten der Gelehrten über die Frage, wie sich unsere beiden Versionen zu dieser dritten verhalten, stehen einander schroff gegenüber. K. O. Müller (Orchomenos 90) sucht nachzuweisen, dass diese Sage altes Eigentum der Minyer, von diesen auf Augeias übertragen und früher in Griechenland vorhanden gewesen sei, als dieses Ägypten durch Psammetich kennen lernte (vgl. jetzt auch Studniczka Kyrene 6. 120). Buttmann (Mythologus II 228) betrachtet die Sache nach aller mythologischen Analogie so, dass ein altes orientalisches Geschichtchen, das sich in der ägyptischen Sage des Königs Rhampsinit einfügte, auch mit viel tausend anderen in die griechische Mythologie gekommen ist.

Wahrscheinlich ist, dass die ägyptische Sage [721] durch Eugammon, in dessen Vaterstadt Griechisches und Ägyptisches zusammenfloss, in die griechische Sagenwelt übertragen worden ist, und zwar auf Trophonios und A. als die berühmten Baumeister unterirdischer Schatzhäuser in der mythischen Zeit (s. v. Wilamowitz-Moellendorff Homerische Untersuchungen 186. v. Hiller a. a. O. 61). Denn die Sage, welche sicherlich an den unterirdischen Kult von Lebadeia anknüpft, kennt die beiden Brüder vor allem als Baumeister. Ausser den Schatzhäusern des Hyrieus und Augeias und dem unterirdischen Heiligtum in Lebadeia bauen sie vor allem den Apollotempel in Delphi. Schon der homerische Hymnus auf Apollo (V. 294) sagt, dass Apollo das Fundament des Tempels gebaut habe und Trophonios und A., die Söhne des Erginos, die Schwelle (λάϊνον οὐδόν s. Gemoll S. 163) darauf gelegt hätten. Vom Bau des delphischen Tempels durch Trophonios und A. sprechen ferner Pindar in Schol. Lukian Dial. Mort. III ex cod. Pal. 73 (Rohde Philol. XXXV 199) und bei Plutarch Consol. ad Apollon. 14 (Bergk PLG I 374 fr. 2. 3 und p. 485). [Plato] Axiochos p. 367 C. Cicero Tuscul. I 114. Strab. IX 421. Paus. X 5, 13. Steph. Byz. s. Δελφοί und die Scholien zu Aristoph. a. a. O. Ferner wurde auf ihre baumeisterliche Thätigkeit zurückgeführt ein Thalamos der Alkmene in Theben (Paus. IX 11, 1) und ein Tempel des Poseidon auf dem Wege von Tegea nach Mantineia (Paus. VIII 10, 2). Diese Baumeister erhalten für ihr der Gottheit wohlgefälliges Thun ein seliges Lebensende. Schon im homerischen Hymnus 298 sind sie φίλοι ἀθανάτοισι θεοῖσιν. Nach Pindar (Rohde a. a. O. 200) bitten sie Apollo nach der Vollendung des Tempels um Lohn für ihre Arbeit. Derselbe antwortet ihnen, dass sie bis zum siebenten Tage warten und sich dem Genuss des Lebens hingeben sollten. Am siebenten Tage (Cicero post eius diei diem tertium) sind sie dann eines sanften Todes gestorben. Gleich Kleobis und Biton werden sie dann oft als Beispiele für ein seliges Lebensende angeführt ([Plato] Axioch. Cic. Tuscul. a. a. O.).
[Kern.]

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