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Aedicula (aedicla) bezeichnet ein (Wohn- oder Schlaf-) Zimmerchen (Plaut. Epid. III 3, 21), auch ein kleines Gebäude, Häuschen, in dieser Bedeutung aber gewöhnlich im Plural (Ter. Phorm. 663. Cic. parad. 50. Petr. 90 extr. u. a.). Häufig, besonders auf stadtrömischen Inschriften, bedeutet a. die Grabkammer (sepulcrum) oder die Nische (loculus) in der Grabkammer, welche die Aschenurne (olla) oder die Porträtstatue der Verstorbenen aufnahm: aedicla et ollaria fructuariorum CIL VI 10275, aedicula cum ollis ossuaris 9189, aedicula ossuaria 16624, a. columbarum, aed. ollarum Not. d. scavi 1887, 21. Bull. com. 1890, 478. CIL VI 15593, dazu Uhden in Wolfs Mus. d. Alterth.-Wiss. I 534ff. CIL VI 4889. 5206. 9910. 15547. 15551. 17653. 18019. 18329. X 3099. Marquardt Privatleben I 257f. 350ff. In religiöser Beziehung ist der Gebrauch des Wortes ein doppelter:
a) Gotteshäuschen, deren Typus von den cellae der Tempel entlehnt ist, vielleicht immer durch valvae verschlossen, welche an den Festtagen der Götter geöffnet wurden (a. publica und privata). Jordan (im Herm. XIV 575) erklärt: „Die aediculae, anspruchsvoller aedes genannt, sind nichts weiter als die allmählich zur Ausschmückung von sacella, das heisst von loca diis sacrata sine tecto (Fest. p. 319) [446] hinzu-, bezw. an die Stelle solcher einfachen consecrierten saepta und arae tretenden ornamentalen und monumentalen Zierrathe, deren Aufstellung mit der weiteren Verbreitung von bildlichen Darstellungen der Götter wuchs und erst durch diese veranlasst worden ist“. Unter diesen kleinen Staatsheiligtümern waren die ältesten und heiligsten Kultstätten. Cic. pro dom. 53. Liv. XXXV 9 a. Victoriae Virginis. Plin. n. h. XXXV 108 a. Iuventatis. XXXVI 36 a. columnis adornata. Dig. XLVIII 13, 19, 1. CIL VI 27. 56. 10234. 15593. V 3634. VIII 5297; vgl. die Indices des CIL, z. B. I S. 618. Diese Capellen (a. publicae) gehörten teils als Nebenbauten zu einem Hauptbau (aedes, templum), in dessen unmittelbarer Nähe sie standen, teils waren sie ein Heiligtum für sich mit einem eigenen Bilde ihrer Gottheit und einem Altar.
b) Nischen (meist a. privatae) an den Wänden der Tempel, Häuser, Grab- und anderer Denkmäler, in welchen Standbilder (signa) der Götter, Penaten und Laren aufgestellt wurden, CIL V 3634. Liv. XXXV 41, 10. Plin. n. h. XXXIII 19. XXXV 108. XXXVI 87. Apul. met. III 27. Petron. 29. Besonders am Hausherde befanden sich a. für die Penaten und Laren bestimmt. Auch jeder vicus in Rom hatte seine a. (Larencapelle oder -nische, bei Plinius compita Larum), welche an den compita (Kreuzwegen) der vici standen (aedicula vici Salutaris(?) Röm. Mitth. VI 123). Die Zahl der vici und a. wuchs von Vespasianus bis Constantinus von 265 auf 324 oder mehr an; Preller Die Regionen der Stadt Rom (1846) 79ff. Jordan Topograph. II 96.
Endlich heissen a. auch tragbare, für den häuslichen Privatkult bestimmte, tabernakelartige Gehäuse von kleineren Dimensionen, eine Art Heiligenschreine, wie Polyb. VI 53 von ξύλινα ναΐδια für die imagines spricht. Das inschriftliche Material bei Ruggiero Diz. epigr. I 139ff. Litteratur nebst Abbildungen (von pompejanischen Wandgemälden) bei Daremberg et Saglio Dictionnaire I 92ff.; vgl. ausserdem Ritschl im Rhein. Mus. XIV 296ff. (= Opusc. IV 352ff.). Marquardt Staatsverw. III 152f.
[Habel.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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