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Abaris (zur Etymologie des Namens vgl. Boeckh CIG 112b),
1) ein fabelhafter Wundermann, gehört mit Zamolxis (Plat. Charmid. 158 b), Orpheus (Pausan. III 13, 3), Epimenides u. s. w. zusammen (vgl. Lobeck Aglaopham. 314 pp) und verdankt wohl Existenz, sicherlich Ruhm jener religiös-mystischen Richtung, welche im 6. Jhdt. aus innerem Bedürfnis und als Reaction gegen die beginnende Aufklärung hervortritt. Demgemäss wird er vom ältesten Zeugen Pindar (frg. 270) Zeitgenosse des Kroisos genannt. Doch wird er auch wie Epimenides höher hinaufgeschoben: nach Harpokration von Hippostratos (so für Nikostratos die Handschriften AFK, auch E) in die 3. (=768), von andern in die 21. (=696) Olympiade. Bei Eusebios Chron. ist A. als Zeitgenosse des Phalaris oder Kroisos zu Ol. 53 (=568) und zu Ol. 82, 4 (=449) notiert. Vgl. Bentley de Phalarid. respons. ad Boyle: de aetate Phalaridis. Lobeck Aglaopham. 314.
A. kommt zuerst bei Pindar (frg. 270) und Herodot IV 36 vor. Doch lehnt dieser ab, von ihm, der Hyperboreer sein solle, zu sprechen, und bemerkt nur, er habe „den Pfeil“ über die ganze Erde umhergetragen, ohne Nahrung zu sich zu nehmen. Dann erwähnt ihn Platon Charmid. 158b auch als Hyperboreer und neben Zamolxis als Verfasser von Zaubersprüchen zur Abwehr von Krankheit. Mehr giebt erst der Redner Lykurgos (κατὰ Μενεσαίχμου frg. 86, Sauppe Orat. Attici II 271; aus dieser Stelle: Harpokration, Schol. Aristoph. Eq. 729, Suidas): bei einer allgemeinen Pest sei der Hyperboreer A. nach Athen gekommen, das die Welt durch Opfer von diesem Übel erlöst hatte, habe von Apollon Orakel gelernt und sei mit dem Pfeile des Gottes wahrsagend umhergezogen.
Von Heraldeides Pontikos werden mehrere λόγοι τῶν εἰς Ἄβαριν ἀναφερομένων citiert: Bekker Anecd. Gr. I 145. 178. Plut. quomodo adulesc. poetas audire debeat 1. FHG II 197. Lobeck [17] Aglaoph. 314 macht Herakleides für die A.-Legende verantwortlich. Hekataios von Abdera scheint den A. in seinen Hyperboreerroman verflochten zu haben (Rohde Griech. Roman 208), doch ist nur die Notiz erhalten, A. sei von den Hyperboreern nach Hellas gekommen, um die alte Freundschaft und Verwandtschaft mit den Deliern wieder aufzufrischen (Diodor II 47). Der Mendesier Bolos, ein Zeitgenosse des Kallimachos (aus ihm Apollon. Mirabil. 4, s. Diels S.-Ber. der Berl. Akad. 1891, 393) hat den A. wie Epimenides, Aristeas u. s. w. als Vorläufer des Pythagoras dargestellt (vielleicht nach Theopomp: Diels 394). A., ein hyperboreischer Theolog, habe umherwandernd Erdbeben, Pest, himmlische Wunderzeichen vorausgesagt, noch erhaltene Orakel geschrieben und durch Opfer (κωλυτήρια) eine Pest von Lakedaimon abgewendet. Vgl. Pausan. III 13, 3, nach dem A. in Sparta den Tempel der Κόρη Σώτειρα gegründet, und Iambl. V. Pyth. 92. 141. Die Verbindung des A. mit Pythagoras ist später noch enger geworden durch die Neuplatoniker: Porphyrios V. Pyth. 28 und Iamblichos V. Pyth. 90. 135. 275 (vgL Brief 56 des Phalaris). Hyperboreischer Apollonpriester habe sich A. an Pythagoras, den menschgewordenen Apollon, angeschlossen, Wunder gethan, mit dem Meister vor Phalaris bestanden; auf Apollons Pfeil sei er über Meere und Berge durch die Luft gefahren (Celsus bei Origenes c. Cels. III 31. Nonnos Dionys. XI 132. Gregor Naz. Orat. 43 p. 787 a. Procop. Epist. 96, welche ihn beide mit Perseus zusammenstellen, Suidas – Lobeck vergleicht Musaios bei Pausan. I 22, 7 und Triptolemos).
Skythe wird A. genannt von Himerius orat. 25 bei Photius bibl. cod. 243 p. 374 Bekker, Procop. Epist. 96 und Suidas. VgL Preller-Robert Griech. Mythol. I 243.
Zaubersprüche und Orakel des A. sind früh umgelaufen. Über einen Briefwechsel mit Phalaris (Phalarid. Epist. 56. 57; vgl. Iambl. V. Pyth. 215ff.) s. Bentley Phalarid. 48. Die dem A. von Suidas beigelegten weiteren Schriften haben schwerlich je existiert; ihre Titel sind vielleicht von Lobon von Arges erfunden. Vgl. Hiller Rh. Mus. XXXIII 518.
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