Meriones (griechisch Μηριόνης) ist in der griechischen Mythologie ein kretischer Heerführer im Trojanischen Krieg und Gefährte des kretischen Königs Idomeneus. In der Ilias Homers wird er häufig erwähnt.
Idomeneus und Meriones, Tabula Iliaca
Meriones war der Sohn von Molos und somit ein Verwandter von Idomeneus. Dares Phrygius beschreibt ihn als rothaarig und von mittlerer Größe und charakterisiert ihn als zäh, unbarmherzig und ungeduldig.[1] Er gehörte zu den Freiern der Helena.[2]
Menelaos und Meriones mit dem toten Patroklos, MAN Firenze
Homer nennt ihn im Schiffskatalog gemeinsam mit Idomeneus als Anführer des 80 Schiffe umfassenden kretischen Kontingents im Trojanischen Krieg und beschreibt ihn als tapferen Krieger und treuen Freund seines Königs, an dessen Seite er oft kämpfte. Meriones kämpfte sowohl im Nahkampf als auch mit dem Bogen, manchmal lenkte er aber stattdessen selbst den Wagen von Idomeneus.[3] Er tötete im Kampf den Phereklos, Adamas, Harpalion, Hippotion, Morys, Akamas und Laogonos und kämpfte zweimal vergeblich gegen Deiphobos sowie einmal gegen Aineias. Einen Eberzahnhelm, den er von seinem Vater erhalten hatte, schenkte er dem Odysseus. Sein Wagenlenker Koiranos wurde von Hektor getötet. Gemeinsam mit Aias dem Großen verteidigte er den Leichnam des Patroklos und trug ihn gemeinsam mit Menelaos vom Schlachtfeld. Von Hektor wurde er dabei verfolgt und verwundet.[4] Bei den Leichenspielen für Patroklos belegte er den vierten Platz im Wagenrennen, wofür er zwei Talente Gold erhielt, siegte beim Bogenschießen, wofür er zehn Äxte bekam, und wurde Zweiter im Speerwurf.
Meriones wunderbarer Schuss.
Über seine weiteren Taten berichtet Quintus von Smyrna. Meriones tötete die Amazonen Euandra und Thermodosa und den Laophoon, Chlemos, Phylodamas und Lykon und schoss vergeblich auf den Priamossohn Polites. Er befand sich auch unter den Helden im Trojanischen Pferd.
Über sein weiteres Leben nach dem Fall Trojas gibt es zwei Versionen: Der einen Variante zufolge landete er auf Sizilien und wurde mit seinen Männern von bereits dort lebenden Kretern, die eine Stadt gegründet hatten, aufgenommen.[5] Der anderen Variante zufolge kehrte er mit Idomeneus unversehrt nach Kreta zurück. Eventuell folgte er ihm nach seinem Tod auf dem Thron.[6] Nach ihrem Tod wurden sie in Knossos in einem gemeinsamen Grabmal bestattet.[7]
Auch Meriones dann, Idomeneus' tapferer Kriegsfreund.
Beid' itzt nahmen sich Los', und schüttelten; aber des Teukros'
Sprang aus dem ehernen Helm. Sogleich von gespanneter Senne
Schnellt' er den Pfeil mit Gewalt; doch nicht gelobt' er dem Herrscher
Feirend die Dankhekatombe der Erstlingslämmer zu opfern.
Siehe den Vogel verfehlt' er; denn ihm mißgönnt' es Apollon;
Aber er traf den Faden am Fuß des gebundenen Vogels,
Und es durchschnitt den Faden das Erz des herben Geschosses.
Aufwärts schwang die Taub' in die Lüfte sich, aber herunter
Hing der Faden zur Erd'; und laut aufschrien die Achaier.
Eilend nunmehr entriß Meriones jenem den Bogen
Aus der Hand; denn den Pfeil hielt längst er bereit, um zu schnellen.
Alsobald gelobt' er dem treffenden Phöbos Apollon
Feirend die Dankhekatombe der Erstlingslämmer zu opfern.
Hoch nun unter den Wolken ersah er die schüchterne Taube;
Und wie im Kreise sie flog, durchschoß er sie unter dem Flügel:
Ganz hindurch drang stürmend der Pfeil, und zurück auf die Erde
Bohrt' er hinab vor den Fuß des Meriones; aber der Vogel
Ließ auf den Mast sich nieder des schwarzgeschnäbelten Meerschiffs,
Saß, und senkte den Hals, und die ausgebreiteten Flügel.
Bald entfloh aus den Gliedern der Geist, und ferne vom Mastbaum
Sank er hinab: rings schauten erstaunt und wundernd die Völker.
Ilias Buch 23
Quellen
Homer, Ilias
Quintus von Smyrna, Posthomerica
Hyginus, Fabulae
Dares Phrygius, Acta diurna belli Troiani
Dictys Cretensis, Ephemeris belli Troiani
Diodor, Bibliothéke historiké
Einzelnachweise
Dares Phrygius, Acta diurna belli Troiani 14
Hyginus, Fabulae 81
Dictys Cretensis, Ephemeris belli Troiani 3,4
Dares Phrygius, Acta diurna belli Troiani 19
Diodor, Bibliothéke historiké 4,79
So laut Dictys Cretensis, Ephemeris belli Troiani 6,6. Einer anderen Version zufolge wurde Idomeneus jedoch von Leukos, der ihm dann folgte, gestürzt.
Diodor, Bibliothéke historiké 5,79
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Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen - Die Heroen-Geschichten, dtv, ISBN 3-423-30031-0
Michael Grant und John Hazel, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, dtv, ISBN 3-423-32508-9
Robert von Ranke-Graves: "Griechische Mythologie - Quellen und Deutung", rororo, ISBN 3-499-55404-6
Bilder der Griechischen / Römischen Mythologie chronologisch sortiert.. (Englisch)
Lexikon der Griechischen Mythologie
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