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Ursprung
Der Ausdruck Epigonen (griech. epigonos Nachgeborener) bezeichnet in der griechischen Mythologie die "Nachkommen" der Sieben gegen Theben. Sie zogen 10 Jahre nach dem fehlgeschlagenen Versuch ihrer Väter gegen Theben, zerstörten es und töteten Eteokles' Sohn und Nachfolger Laodamas. Die Epigonen waren: Aigealeus, Alkmaion, Diomedes, Thersander, Euryalos, Amphilochos, Promachos, Polydoros und Sthenelos
In der Geschichtswissenschaft werden so auch die Nachfolger der Diadochen bezeichnet (nach Gustav Droysen).
Kulturgeschichte
Davon ausgehend bezeichnet man in der Geistes- und Kulturgeschichte die Generationen, die auf eine rückblickend als klassisch angesehene Epoche besonderer geistiger und kultureller Blüte folgen. Die abwertende Einstufung einer Epoche als epigonal setzt als Gegensatz die Annahme einer vorangehenden Epoche voraus, der besonders überragende Kulturleistungen von bleibendem Wert zugeschrieben werden. Bekannte Gegenüberstellungen klassischer und epigonaler Epochen sind beispielsweise das klassische Griechenland - das hellenistische Griechenland, die Goldene Latinität - die Silberne Latinität, die Weimarer Klassik - das Biedermeier.
Albert Schweitzer gibt im ersten Teil seiner Kulturphilosophie - 'Verfall und Wiederaufbau der Kultur' - der Philosophie die Schuld am Niedergang der Kultur und bezeichnet sie daher als "gelehrte Epigonenphilosophie":
"Aus einem Arbeiter am Werden einer allgemeinen Kulturgesinnung war die Philosophie nach dem Zusammenbruch in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ein Rentner geworden, der sich fern von der Welt mit dem, was er sich gerettet hatte, beschäftigte. ... Fast wurde die Philosophie zur Geschichte der Philosophie. Der schöpferische Geist hatte sie verlassen. ... Auf Schulen und Hochschulen spielte sie noch eine Rolle, aber der Welt hatte sie nichts mehr zu sagen." (Albert Schweitzer, Kultur und Ethik, S. 19 f.)
Deutschland
Epigonen werden vielfach als unbedeutende Nachahmer ohne eigene Ideen angesehen. Diese Geringschätzung der bloßen kunstfertigen Reproduktion früherer Entwürfe geht u.a. zurück auf den in der deutschen Aufbruchphase des Sturm und Drang entstandenen Geniekult. So lässt Johann Wolfgang von Goethe im Faust I den Mephisto sagen (Vers 1977): Weh dir, daß du ein Enkel bist!. Darin drückt sich ein zweifaches Bedauern aus. Die von den Vorgängern angehäuften Kulturschöpfungen sind ihm (Goethe) eine Bürde, weil er sie sich aneignen, sie sichten, ordnen, das Wertlose aussondern muss, um selber Besseres leisten zu können. Andererseits muss er als Spätgeborener fürchten, dass nach den Großtaten der Alten schon alles Wesentliche getan ist und er selbst nichts neues Vortreffliches mehr hervorbringen kann.
Dieses Gefühl des Epigonentums, die beängstigende Vorstellung, den klassischen Schöpfungen der Vorgänger, insbesondere der griechischen Antike, nichts wesentlich Neues mehr hinzufügen zu können, ist ein charakteristisches Merkmal der Weimarer Klassik. Auch der Altphilologe und Philosoph Friedrich Nietzsche steht noch ganz im Bann dieser Vorstellung, aus der er sich nur durch die Konstruktion eines Neuen Menschen erlösen kann. Dabei ist es eine merkwürdige Erscheinung, dass gerade die Epoche, die sich und ihre Zeit als epigonal empfand und schmerzlich darunter litt, nur Enkel zu sein, Geistesschöpfungen hinterlassen hat, denen die Enkel der Enkel den Rang des Klassischen zuerkannt haben.
Ausland
Außerhalb Deutschlands, insbesondere in Frankreich, war die Geringschätzung des Epigonalen viel weniger ausgeprägt. Im Gegenteil, die gekonnte, vollendete Nachahmung des klassischen Ideals (dort eher der römischen Antike) galt als hinreichend schwierige und daher im Erfolgsfall anzuerkennende, kulturelle Großleistung für sich. In der französischen Klassik kam es weniger auf den genial-originellen Einfall an, mehr auf die formvollendete Ausführung und Gestaltung des Sujets. In den anderen romanisierten Ländern Europas verhielt es sich ähnlich.
In England, das nach dem Befund T.S. Eliots keine neuzeitliche Klassik hervorgebracht hat, ist der Begriff des Epigonentums, der den Maßstab des Klassischen voraussetzt, weitgehend bedeutungslos. Auf dieser geistigen Unbefangenheit und der damit einhergehenden historischen Unbekümmertheit beruht möglicherweise die auch heute wieder zu beobachtende besondere Durchschlagskraft des englisch-amerikanischen Kulturschaffens.
Literatur
Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen - Die Heroen-Geschichten, dtv, ISBN 3-423-30031-0
Michael Grant und John Hazel, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, dtv, ISBN 3-423-32508-9
Robert von Ranke-Graves: "Griechische Mythologie - Quellen und Deutung", rororo, ISBN 3-499-55404-6
Bilder der Griechischen / Römischen Mythologie chronologisch sortiert.. (Englisch)
Antikes Griechenland
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Referenz: "http://de.wikipedia.org/"
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