Dardanos (altgriechisch Δάρδανος, lateinisch Dardanus), nach der griechischen Mythologie ein Sohn des Zeus[1] und der Atlantide Elektra, einer Tochter des Atlas.[2] Er gründete in der Troas an den Dardanellen die sagenhafte Stadt Dardania (Δαρδανία)[1][3] oder Dardanos[4] und gilt als der mythische Stammvater und Eponymos ebenso der troischen Dardaner wie der aus diesen hervorgegangenen Trojaner, schließlich durch Aeneas auch der Römer. Sein Heimatland war Arkadien, wo er mit seiner ersten Gattin, Chryse, die bei ihrer Vermählung von Pallas Athene das Palladion und die Heiligtümer (sacra) der großen Götter als Mitgift erhalten hatte,[5] den Deimas und Idaios gezeugt haben soll.
Er ist neben Deukalion und Ogygos einer der griechischen Fluthelden, welche jeweils eine große Sintflut überlebt haben sollen.
In uralten Zeiten herrschten zwei Brüder, Iasion (auch Iasios, Iasos, Iason oder gleichzusetzen mit Eëtion[6]) mit seinem jüngeren Bruder Dardanos (auch Polyarches genannt[6]), Söhne des Zeus und einer Nymphe, Fürsten des Landes, welche den Atlas verehrten. Von diesen wagte Iasion, als ein Göttersohn, seine Augen zu einer Tochter des Olymp zu erheben, warf eine ungestüme Neigung auf die Göttin Demeter und wurde zur Strafe seiner Kühnheit von seinem eigenen Vater mit dem Blitze erschlagen. Dardanos verließ, tief betrübt über den Tod seines Bruders, Reich und Heimat, wobei seine – zunächst wohl durch Wasser- und Hungersnot veranlasste – Auswanderung über unruhige See, als Sühne begründet werden muss. Auf der Wanderung war die Insel Samothrake (das früher Dardania geheißen haben soll)[7] im Ägäischen Meere, für Dardanos und seinen Sohn Idaios angeblich nur Station, obgleich Dardanos auch mit dem Kabiren Kadmilos identifiziert wurde.
Auch von hier durch Überschwemmung vertrieben, wandten sie sich nach dem asiatischen Festland Phrygien, wo Dardanos am Fuß des Idabergs, vom König Teukros freundlich aufgenommen und durch die Gnade, die der Sohn bei der „idäischen“ Göttermutter fand, nun aufs Neue dem Schutz der Götter befohlen, die feste, noch in vorhistorischer Zeit zu Grunde gegangene Stadt Dardania am gründete. Mit seiner zweiten Gattin, Bateia, der Tochter des Teukros[8] (oder auch Arisbe von Kreta),[9] zeugte er den Zakynthos,[10] den Ilos und den Erichthonios, dessen Sohn Tros der Vater des Ilos, des Gründers von Troja, werden sollte. Dardanos wurde so zum Stammvater des troischen Königshauses, von dem Priamos sein Geschlecht ableitete, das auch Dardaniden genannt wird.[11]
Nach späterer Sage stammte Dardanos aus der etruskischen Stadt Cortona, so dass Aeneas nach Italien als der Urheimat seines Geschlechts zurückkehrte.
Bearbeitungen des Mythos
Dardanus (1739), Oper von Jean-Philippe Rameau
Dardanus (1784), eine Oper in vier Akten von Antonio Sacchini
Literatur
Eduard Thraemer: Dardanos 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 2164–2178.
Ludwig von Sybel: Dardanos 1. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 962 f. (Digitalisat).
Einzelnachweise
Homer Ilias 20, 215.
Apollodor 3, 12, 1.2; Scholion zu Lykophron 72; Athenikon b; Scholion zu Apollonios von Rhodos 1, 916.
Skymn. 689; Apollodor 8, 12; Strabo 13, 606; Hyginus f. 275; Diodorus 4, 75; Schol. Lyk. 29; Nonn. Dion. 3, 191; Preller-Plew.
Diodorus 4, 75; Mnaseas.
Dionysios von Halikarnasssos 1, 68.
Bei Scholion zu Apollonios von Rhodos 1, 916.
Pausanias 7, 4, 3; Kallim. frg. 397 bei Plin. 4, 73.
Vgl. Ilias 2, 813: Batieia-Hügel; Apollodor 3, 12; Diodorus Siculus 4, 76.
Lykophr. 1308.
Pausanias 8, 24, 3; Steph. Byz. Ζάκυνθος; Dionysios von Halikarnassos 1, 50.
Ilias 20, 219; Dionysios von Halikarnassos 1, 61. 68. 69; Apollodor 3, 12.
Siehe auch : Dardanos
Bilder der Griechischen / Römischen Mythologie chronologisch sortiert.. (Englisch)
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