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Ödipus und die Sphinx
König Ödipus (griechisch Οιδιπους Τυραννος, Oidípous Týrannos) ist Sophokles' dramatische Bearbeitung des Ödipus-Mythos (436–433 v. Chr.) und neben den weiteren Bearbeitungen (durch Aischylos, Euripides, Xenokles, Meletos, Friedrich Hölderlin u.a.) die einzige in die Gegenwart überlieferte Fassung.
Vorgeschichte zum Drama
Ödipus begibt sich nach dem Felsen, auf dem die Sphinx (drachenartiges Ungeheuer) ihren Sitz genommen hat, und lässt sich von ihr ein Rätsel vorlegen. Das Wesen gedenkt dem kühnen Fremdling ein recht unauflösliches aufzugeben, das so lautete: "Es ist am Morgen vierfüssig, am Mittag zweifüssig und am Abend dreifüssig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein mit seiner Zahl seiner Füsse; aber wenn es die meissten Füsse bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder am geringsten." Ödipus findet das Rätsel selber jedoch nicht schwierig. "Dein Rätsel ist der Mensch", sagt er, "der am Morgen seines Lebens, solang er ein schwaches und kraftloses Kind ist, auf allen Vieren geht; ist er stark, so geht er am Mittag seines Lebens aufrecht auf zwei Füssen; ist er endlich am Lebensabend als ein Greis angekommen, so nimmt er den Stock als dritten Fuss zu Hilfe." Mit der Lösung des Rätsels besiegt er die Sphinx und wird zum neuen König Thebens gekührt, da Laϊos, der alte König, vor kurzem ermordet wurde.
Im Zentrum der Tragödie stehen drei Konflikte:
- das Problem menschlicher Erkenntnisfähigkeit (die Frage, wie der Mensch die Welt sieht und versteht),
- das Verhältnis von Menschen und Göttern (bei Sophokles ist der Mensch hilflos einem unerbittlichen und grausamen Schicksal ausgeliefert, das – wie der Chor betont (ió geneaí brotón ...) – auf seine Hybris zurück geht) sowie
- die Ambiguität von subjektiver und objektiver Schuld. Sowohl der Vatermord als auch die Blutschande machen Ödipus zu einem Verbrecher. Dennoch ist er subjektiv unschuldig. Denn unwissend beging er Taten, die er wissentlich nie begangen hätte. Ödipus ist das tragische Opfer einer von Missverständnissen und Verblendungen getragenen Fabel.
Sophokles' Bearbeitung des Mythos erfuhr bereits in der griechischen Antike höchste Wertschätzung. So erklärt Aristoteles in seiner Poetik (4. Jh. v. Chr.) das sophokleische Drama zum Musterfall der Tragödie, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Handlungsführung, des Umschlagens von Glück in Unglück (Peripetie) sowie von Verblendung zur Selbsterkenntnis (anagnorisis). König Ödipus reflektiert das Unvermögen des Menschen, sein Schicksal voraussehen zu können.
Vielfache Neubearbeitungen des Stoffes bestehen; hervor zu heben ist der Oedipus Rex von Strawinsky.
Ödipus der König, 1967 GB, Philip Saville
Sophokles' Oidipus
Personen
Oidipus: König von Theben, regiert und hat zwei Töchter und zwei Söhne. Die Pest liegt über dem Land, allgemeines Elend. Wurde als Kind ausgesetzt und von dem König und der Königin von Korinth aufgezogen, im Glauben, es seien seine richtigen Eltern.
Iokaste: Königin, Frau von Oidipus und zugleich Mutter. Erhängt sich bevor das ganze Rätsel gelöst ist, warum im Land das Elend herrscht. Vermutet schon vorhin, dass es ihr Sohn war, der sie zur Frau nahm.
Kreon: Ist Iokastes Bruder und König Oidipus Begleiter und Berater. Allerdings auch Laufbote, wobei er nach seiner Nachrichtenüberbringung als Feind angesehen wird, da er Oidipus den zwangsläufigen Tod erklärt.
Teiresias: Blinder Seher, der die Nachricht von Kreon bewahrheitet. Bezeichnet Oidipus als Blutschänder und Mörder.
Bote: aus Korinth, gesandt um das Königsamt von Oidipus auch über Korinth zu erbitten. Allerdings stellt er sich als damaliger Überbringer des Findelkindes heraus.
Hirte: angestellt von Laïos, früherer König, der erschlagen wurde. Bekam von Iokaste ein Kind, nach einer Prophezeiung, um es zu töten. Brachte es aber nicht übers Herz und übergab es dem Boten.
Chorführer und Chor: Leitet die ganze Geschichte, führt den Zuschauer anregend und belehrend durch den Vorgang. Erwähnt immer wieder Gesagtes und stellt es in Frage. Dazu kommentiert er Dialoge oder steht als neutraler Betrachter zwischen zwei Fronten. Er dient zudem als hinzugezogener Ratgeber, seine Meinung wird geschätzt. Die Zwischenszenen werden jeweils vom Chor gesungen, der auf Rätsel und Hinweise aufmerksam macht, oder die Götter preist, welche das Schicksal bereits bestimmt haben.
Priester: Bittet Oidipus um Hilfe, um das Volk vor dem schlimmsten Grauen zu befreien. Schildert den ganzen Zustand der erkrankten Stadt in Not.
Diener: In der Schlussszene kriegt er mit, wie sich Iokaste umgebracht hatte und schildert den ganzen Vorgang. Er erzählt, was sich in ihrem Schlafgemach zugetragen und wie sich Oidipus die Augen ausgestochen hat.
Ödipus, Albert Greiner sr. & jr
Inhalt
Der Priester macht Oidipus darauf aufmerksam, wie schlecht es um sein Land steht. Dieser beschwichtigt, bereits jemanden nach Delphi zum Orakel geschickt zu haben. Kreon, der Bruder seiner Gattin, kehrt zurück und verkündet ihm, dass der Blutsünder, der Laïos (früherer König) getötet hat, vom Land verwiesen sein muss. So kann das Unheil abgewendet werden. Allerdings möchte nun Oidipus den Sünder aufspüren. Kreon bezeichnet mit seiner Prophezeiung Oidipus indirekt als Mörder, was aber Teiresias sagt. Der Seher wirft Oidipus an den Kopf, er selbst sei der Mörder, suchen müsse man nicht mehr. Oidipus wünscht Kreon nun den Tod, weil er aus Neid einen Bund mit dem Seher geschworen hätte.
Danach spricht Iokaste mit Oidipus, ihm wurde ein Orakelspruch mitgeteilt: Er würde sein Vater umbringen und Blutsünde betreiben. Um diesen Spruch nicht bewahrheiten zu lassen verliess er das Land. Auf einer Kreuzung wurde er angefahren von einem Wagen. Darin war Laïos gewesen, der König von Theben. Er hat ihn und alle anderen, bis auf einen, erstochen. Dieser eine, der entkam kann Wahrheit in die Sache bringen, denn es war bis anhin von einer Räuberbande und nicht einem einzelnen Mann die Rede.
Ein Bote aus Korinth eilt herbei um Oidipus zu bitten in seinem Lande König zu werden. Zudem überbringt er die Nachricht von Oidipus vermeintlichen Vaters. Die Urteilssprüche haben sich demnach nicht bewahrheitet. Der König wurde nicht durch seines Sohnes Hand getötet. Oidipus beginnt an Apollon zu zweifeln. Allerdings erkennt der Bote das Findelkind, das ihm einst übergeben wurde in Oidipus. Der Bote teilt Oidipus mit, dass er gar nicht der leibliche Sohn, seines Vaters gewesen war. Er erhielt das Findelkind von einem Hirten des Königs von Theben (Laïos). Der Hirte erzählt, dass er das Kind von der Königin erhalten hat, nachdem auch ihr ein Orakelspruch zuteil wurde: Ihr Sohn würde ihren Gatten umbringen. Um dies zu vermeiden übergab sie das Kind seinem Untergang in den Bergen. Der Hirte brachte das nicht übers Herz und gab es an de Boten weiter, der es zu dem schon lange kinderlos gewesenen Königspaar nach Korinth brachte, wo es als Königssohn aufgezogen wurde. Oidipus wird der vollen Wahrheit bewusst und sticht sich in seinem Schlafgemach mit den Stecknadeln seiner Frau und Mutter die Augen aus. Diese hatte sich mit Leinen erhängt. Das alles wird vom Diener geschildert. Oidipus verstösst sich selbst aus dem Land, verwünscht seine Söhne und Töchter und übergibt das Königsamt Kreon.
Nachwort
Alle Prophezeiungen bewahrheiten sich am Schluss, die des Kreon, die von Iokaste und die des Oidipus. Obwohl sie sich lächerlich über die Götter gemacht haben, zeigt dieses Schicksal, dass eben genau nicht an solchem zu rütteln ist. Es ergibt sich alles so, wie es sein muss, wie es vorherbestimmt wurde. Oidipus kehrt zu seinem Glauben zurück. (Parallele zu Hiob) allerdings auf genau gegenseitige Weise. Durch das Elend werden die Orakelsprüche bestätigt und so wird der Glaube niederschmetternd aufgedrungen. Bei Hiob führen die Schicksalsschläge zur Entfremdung des Glaubens.
Antikes Griechenland
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